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Man hat zu vermeiden, von Bechsteins Bildinhalten auf die der Fünftigen Ausstellungen voreilige Schlüsse zu ziehen. Er ist zunächst der erste und entschiedenste Vertreter dieser Malerei, und erst durch Reifere, Umfassendere, Größere wird das Bild seine Ergänzung finden. Deutlicher wird dann auch zutage treten, wie sehr die neue Sezession von der Vorarbeit der alten abhing und wie überflüssig es ist, aus dieser Teilung der Arbeit Gegenfäße zu konstruieren.
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Kleines feuilleton.
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P. G.
Die breußische Geschichtsschreibung und die Volksschule. Wie bie Hohenzollern alle Herrlichkeiten dieser Welt zuerst erfunden Haben, so ist auch Preußen und sein Herrschergeschlecht allen vorangegangen mit der Einführung des Schulzwangs. So erzählen die preußischen Geschichtsschreiber einer nach dem anderen. Und die Ehre dieser Neuerung wird gerade dem sonderbaren Liebling Heinrich v. Treitschkes, dem längenwahnsinnigen Soldatennarren Friedrich Wilhelm I. zugeschrieben, der durch sein Schulgesetz von 1717 jedem Hausvater kurzab die Pflicht auferlegt habe, seine Kinder in die Schule zu schicken erzählt Treitschke . In seinem Ende des Reichs" hat ihm Kurt Eisner diese Lüge zerstört. Die Schulverordnung hielt nämlich nur die Eltern in den Orten an, ihre Kinder zur Schule zu schicken, wo Schulen seynd"; zumeist waren aber feine Schulen da. Dann wurde die Verordnung überhaupt nicht beachtet, was durch ihre Wiederholung bewiesen und in ihr ausgesprochen wird. Außerdem waren die vorhandenen Vortehrungen überhaupt keine Schulen, sondern Anstalten, in denen ausgediente Soldaten für einen Hungerlohn zu Lasten der Ein wohner eine jämmerliche Versorgung fanden, indem sie den Winter über den Kindern den Katechismus einbläuten.
Die preußischen Geschichtsschreiber haben sich mit dieser merkwürdigen allgemeinen Schulpflicht ohne Schulen auf die bequemste Weise abgefunden. Drohsen hat in der Geschichte der preußischen Politik bei der Besprechung des Editts die lästigen drei Worte: .wo Schulen seynd" fortgelassen. Dasselbe tat Rönne .
Kürzlich hat nun ein junger Gelehrter, Ferdinand Vollmer ( Friedrich Wilhelm I. und die Volksschule", Göttingen 1909) der preußischen Voltsschullegende endgültig das papierne Gedärm se giert, und Mag Lehmann, der Verfasser der trefflichen Stein- Biographie, zeigt den Befund in den Preußischen Jahrbüchern an.
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religiösen Drill, höchstens in etwas Lesen; des Schreibens und Rechnens waren die Schulmeister selbst gar nicht oder nur höchst mangelhaft kundig.
Wie sehr diese Hohenzollernschule hinter der Zeit zurückstand, zeigt die Tatsache, daß schon ein Jahrhundert früher Ernst von Sachsen das Mindesteinkommen der Lehrer auf 50 Gulden bar, 8 Malter Korn( zu 4 Talern), freie Wohnung, Gartengenuß und freies Holz festsette. Friedrich Wilhelm I. aber fezte bei einer Regulierung der Gehälter in Pillau das Einkommen der Schulbedienten" von 2% auf 2412 Taler herab, während der Ruderknecht seine monatlichen 4 Taler behalten durfte.
So blieben die preußischen Schulverhältnisse bis zum großen Alle Hohenzollern , Friedrich II. , Zusammenbruch von 1808. Friedrich Wilhelm II. und., taten nichts für die Volksschule, land bereits ins klassische Zeitalter der Kunst und Philosophie einsondern hemmten im Gegenteil ihre Entwickelung. Als Deutschgetreten war, erließ der große" Friedrich eine Verordnung gegen die Schulbildung:„ Es ist auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bißchen lesen und schreiben lernen; wissen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte und wollen Sekretärs und so was werden." Fast noch schlimmer trieb es der dumpfe und bösartige Geist des Jena - Hohenzollern . Zornig flagt ein wohlmeinender Geistlicher: " Man glaubt, je dümmer ein Untertan ist, desto cher wird er sich alles wie ein Vieh gefallen lassen, man macht mit ihm, was man will. Schreiben aber muß der Bauer durchaus nicht können; denn wenn der Bauer nicht schreiben kann und ohne des Edelmanns Willen nicht verreisen darf, so bleibt die in unserem Lande be findliche Barbarei noch am fichersten verborgen." Damit jedoch auch die zukünftigen Geschichtsschreiber etwas zu preisen hätten, traf einmal das Geistliche Departement die Anordnung, daß das Schulwesen hauptsächlich auf solchen Straßen verbessert werden solle, wo der König auf seinen militärischen Revuereisen passiere, im Umkreise von einer halben Meile. Noch in den zwanziger Jahren namentlich in den Dörfern, wo der Vorspann gewechselt werde ,,, und des 19. Jahrhunderts gab es in Preußen 323 Landlehrer, die unter 10, 857, die zwischen 10 und 20, 2287, die zwischen 20 und 40 Taler jährliches Einkommen hatten. Und schließlich ist noch heute Preußen 1848 Wähler und Abgeordnete gab, die nicht schreiben konnten, das Vorland in der Mißhandlung der Volksschule. Wenn es noch so ist auch heute der preußische Volksschulzweck, die Masse in Untertanenniedrigkeit zu erhalten.
Die preußische Schullegende ist tot, aber sie wird in den Die Wahrheit ist, daß in dem Hohenzollern - Staate das Schul- sich doch sogar in der neuen Weltgeschichte" der demokratischen preußischen Geschichtsbüchern immer wieder auferstehen. Findet wefen weit hinter den meisten anderen deutschen Ländern insbesondere hinter Württemberg , Sachsen und Braunschweig - Wolfen - Beitalter Friedrich des Großen" Friedrich Wilhelm I. als Firma Ullstein in dem von W. Onden und E. Hehch bearbeiteten büttel zurückblieb. Die brandenburgische Schulordnung von 1573," Schöpfer der preußischen Volksschule und des Schulzwanges" ge die weder Schreiben, noch Rechnen, noch Lesen als Lehrstoff kannte, feiert; und in der Zeittafel" des Bandes ist wirklich unter die fondern nur die Einprägung von Katechismussprüchen und Kirchen- weltgeschichtlichen Daten aufgenommen: Liedern, wurde beträchtlich überholt durch die ungefähr gleichzeitigen württembergischen und tursächsischen Ordnungen. Der Schulbesuch war in preußischen Landen so gering, daß 1638 verfügt wurde: jedes Dorf solle im Winter wenigstens einen Knaben zur Schule senden und ihn für die Woche mit Lebensmitteln ausrüsten, damit er recht beten lerne und durch diese Gabe seinem ganzen Heimatsorte zum Segen gereiche.
1717. Das Prinzip der allgemeinen Schulpflight in Preußen."
Aus dem Gebiete der Chemie.
Was hat nun Friedrich Wilhelm I. , der Volksschulbauer" und Bater der allgemeinen Schulpflicht", geleistet? Er hat 1717 auf Klagen von Geistlichen angeordnet, daß Eltern ihre Kinder in die etwa existierenden Schulen schicken und dafür Schulgeld beobachtung mit dem Spektroskop leisten. Im Spektroskop der Sonne zahlen sollten, und er hat dieses Editt, da es nicht gehalten wurde, später noch einmal wiederholt. Außerdem hat er nach unendlichen Berhandlungen jährlich 2000 Taler für Schulbauten in Ostpreußen bewilligt bei Gesamteinnahmen des Staates von immerhin schon 6/10 Millionen. Es wurden denn wirklich allmählich 1160 Schulen gebaut, aber auf föniglichen Generalbefehl so schlecht, daß sie bereits vor der Fertigstellung baufällig waren. Außerhalb Ostpreußens wurden überhaupt so gut wie gar keine Schulen gebaut. Aber auch diese Spende wird nur einem zufälligen Einfluß und einer vorgefunden, in einer Bunsenflamme erhitzt und in ihren Dämpfen übergehenden Laune verdankt. Bleibend aber war der tiefe Haß des Königs gegen jede Bildung und alles wirkliche Schulwesen, wie er denn selbst ein Analphabet war.
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Der Sonnenstoff auf der Erde. Das Element Helium, das nach dem alten griechischen Sonnengott genannt worden ist, steht insofern in der Reihe der Grundstoffe einzig da, als es früher auf einem anderen Weltkörper als auf der Erde entdeckt worden ist. Dies Kunststüd konnte selbstverständlich nur die Bemußte alsbald eine Linie auffallen, die mit feinem auf der Erde befindlichen Körper zusammengebracht werden konnte. Der Stoff, durch den sie erregt wurde, erhielt daher den Namen Sonnenstoff oder Helium. Es machte ein begreifliches Aufsehen, als Professor Palmieri im Jahre 1881 verkündete, daß es ihm zum erstenmal gelungen sei, diesen Stoff auch auf der Erde nachzuweisen. Er, hatte eine formlose butterartige Masse von gelber Farbe als Nieder schlag am Rande einer Ausströmung in der Nähe des Vesuvkraters die eigentümliche Linie des Helium wahrgenommen. Diese Forschung hat nun Profeffor Piutti wieder aufgenommen und ein besonders feines Verfahren erdacht, um die durch Erhizung der Vesubmineralien entwidelten Gaje zu prüfen. An einem be stimmten Punkt des Experiments wurde auch die Heliumlinie deut lich in der Nachbarschaft der Natriumlinien sichtbar. Wie fein dieser Versuch ausgeflügelt war, zeigt der Nachweis, daß die an wesende Heliummenge nicht größer gewesen zu sein braucht als 0,073 Kubikmillimeter. Damit ist die Angabe des verstorbenen Profeffors Palmieri glänzend bestätigt worden, und jebt wird niemand mehr daran zweifeln, daß der Besub neben unzähligen anderen Gasen auch Helium fpeit". Die Arbeit von Professor Piutti hat noch einen anderen Erfolg, denn der von ihm angewandte Apparat ist so empfindlich, daß man den Gehalt von Helium schon in 3% Rubifgentimetern gewöhnlicher Luft feststellen kann. Ferner hat derselbe Forscher nachgewiesen, daß das Mineral Zirkon, wie es sich in den Laven des Besub findet, Radiumstrahlen aussendet, und daß es auch gerade dieser Zirkon ist, der das Helium entwickelt. Außerdem hat Professor Piutti jeht das Helium in dem gleichen Mineral auch von anderen Dertlichkeiten in Italien und des Aus landes ermittelt.
Dieser Saß zeigte sich in der Bezahlung, Auswahl und Würdigung der Lehrer. Sie erhielten außer kümmerlichen Naturalien die paar Heller Schulgeld, die von den armen Eltern zu tragen waren, den zweiten Klingelbeutel jährlich 10 Groschen, unter mehreren Lehrern zu verteilen und von der Kirche 4 Taler jährlich. Dabei kamen die Gebühren nicht einmal ein und wurden auch von den sonst so brutalen Behörden für diesen Zwed nicht awangsweise eingetrieben. Wir hören von Lehrern, die, weil sie feine Miete aufbringen konnten, sie durch ein paar Frondienste in der Woche abarbeiten mußten. Unser Schulfönig hatte ausdrüdlich befohlen, daß nur Lehrer angestellt werden, die dabei arbeiten und sich was verdienen können, um der Gemeinde nicht ganz und gar à charge( zur Last) zu sein". So trieben sie denn im Haupt amt Ausschank von Bier und Branntwein, schrieben Bittschriften für die Bauern, waren Tagelöhner und Hirten, oder übten ein Handwerk, zumeist die Schneiderei. In den Räumen, die zugleich Wohn-, Schlaf und Werkstätten für die Schulmeister waren, wurden die Kinder unterrichtet". Der Unterricht bestand im Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Berlag: Barwaris Bucheruderet u.Berlagsanyals Haul Singer& To..Berim SW
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