Magen; eS gab eine Zeit. So fie meiner See! Sohl Süßte, SaSmodern war und was nicht.Jalob bemerkte still:„Ich Hab eS gern, Kinder, wenn ihr aufgutes Aussehen haltet; denn wer sich nicht selbst ehrt, den ehrenandere auch nicht, aber— ich— ich— weiß--"„Ja, Gott mag wissen, für wen sie sich so herausstaffiert l"spottet Anine gereizt.Sara wird puterrot und antwortet hastig:„ES hat wohl eineZeit gegeben, wo Du Dich auch gerne putzen mochtest; eS ist aller-dings lange Herl"„P— hl" zischt Anine.„Aber Kinder, Kinderl" beschwichtigt Jakob.„Mo bleibt dennder Kaffee, Mutter?"Der Tisch wird gedeckt. Die alte Zuckerschale und der Sahnen-topf aus blauem Glas, di« nur bei solchen Gelegenheiten hervor-geholt werden, stehen bereit. Zu beiden Seiten des blauen Kaffee-geschirrs wird ein bis oben mit Weichbrot gehäufter Teller gestellt,und der feine würzige Duft des Kaffeekeffels zieht über das weißeTischtuch hin und verleiht allem einen festlichen und lebhaftenGlanz. Es herrscht heute Ueberfluß im Weidenhäuschen. Mansteht es auch Jakob an, wenn er den Blick auf dem ganzenFalilienkreise ruhen läßt, daß er das Gefühl des Ungewohntenhat, wie an den großen Tagen unseres Lebens.„Ja, Kinder, nun geniert euch nicht, greift zul" sagt er undgießt sich selbst ein Gläschen vom alten Rum ein.In dieseiA Augenblick zählt Jakob WeidenhäuSler nicht zu denkleinen Leuten.Er lehnt sich zurück in seinem Stuhl:„Ihr habt eS ja gut.alle miteinander, nun laßt mich sehen, daß Ihr Euch auch in Zu-kunft gut führt!" Er räuspert sich; denn der Rum kratzt imHalse. Jakob ist solch starke Getränke nicht gewohnt.Es sind alles Menschen, die zuzulangen verstehen.Mit einem Mal fängt Sara laut an zu lachen. Der kleinePaul sitzt nämlich so ernsthaft da und stopft einen Kuchen nach demandern in sich hinein. Kaum hat er das letzte Stück im Munde,so haften die Augen schon begehrlich am nächsten. Er ist ganz über-wältigt von all den Herrlichkeiten. Das sieht sehr komisch aus.(Fortsetzung folgt.)Von der(fteltausCteUungIn BrülTel.i.Di« Brüsseler Weltausstellung wird, obwohl ihre offizielle Er-öffnung nun schon sechs Wochen zurückliegt noch imnier und bisauf weiteres„eröffnet". Nach der Totenstille der ersten Wochengibt es jetzt fast alle acht Tage ein Eröffnungsbankett, und wennes in diesem Tempo so weiter geht, kann die Weltausstellung EndeJuli glücklich fertig werden. Kürzlich öffneten sich die Pfortender hol ländischen und englischen Ausstellung, dannkam das„Rubenshaus" der Stadt Antwerpen an die Reihe,ihm folgten die Pavillons von Gent, L ü t t i ch und Brüssel.Schließlich wurde auch die Kolonialausstellung zugänglich,und sogar das säumige Frankreich bereitet sich für diese Wochevor... Aber während selbst Monaco und Persien den Ehrgeizchatten, im Mai fertig zu werden, hat der Gastgeber all dieserRationen, Belgien, noch immer nicht sein Haus bestellt...Was denn eigentlich in den ersten Wochen auf ein Entree-billett zu sehen war, lieber Leser? Je nun. Belgien ist ein fröh-kiches Land und Brüssel eine fröhliche Stadt. Da erhebt sich, gleichlinks vom Eingang der Weltausstellung, die durch zwei dürftigeObelisken nicht eben imponierend angekündigt wird, eine Kolonievon buntbemalten giebeligcn Häuschen, mit engen Gäßchen, Stiegen,Krücken, einem kleinen Wasserlauf und vielen, vielen Wirts-Häusern... Die Gäßchen haben alte liebe Namen die Häuschentrauliche Schilder, und der kleine Wasserlauf heißt Senne, gleichjenem Flusse, der, zumeist überwölbt, durch Brüssel führt. Dieseskleine A l t b r ü s s e l aus Pappe, das trotz seiner theaterhaftenDekoration, mit seinen malerischen Winkeln und Durchblicken, seinenTürmchen, seinen zwerghaft-putzigen Läden, den Fensterchen undverschnörkelten Erkern, mit seinen kostümierten Nachtwächtern undden Kellnerinnen in Altbrüsseler Tracht eine romantische Illusionerzeugt, dieses kleine Ältbrüssel, in dem jeden Abend, wenn sichdie Taufende von blauen, roten, grünen und gelben Lichtern, diedie Giebelreihen entlang führen, ein regelrechtes„Kermesse"treibenentwickelt; dieses kleine Altbrüssel ist der Trostbecher— und ach!nicht bloß figürlich!— für den einheimischen Ausstellungsbesucher.Jeden Abend sitzen da die Brüsseler, untermischt mit einem ansehn-lichen Kontingent flotter Provinzler(Belgien ist ja so klein und hatdas dichteste Eisenbahnnetz EuropasI), auf den Terrassen, wo dieverschiedenen„Bräus" geschänkt werden, und trinken mit derselbenInbrunst deutsche Biere wie sonst ihr heimatliches„Faro" oder die„Guenze-Lambic", schäkern mit den deutschen Kellnerinnen, fahrenRutschbahn, stolpern kreischend über die„wackelnde Brücke", essenihre geliebten„Ganfres" und Crevetten(Garnelen und Krabben)vnd tanzen tW ,Rathaus"hof zur Musik der Grenadiere. Undum 11 Uhr. wenn zur Retraite geblasen wird und das Musikkoprsdurch die„Stadt" zieht, dann stürzt alt und jung hinterdrein, undtanzend, singend, scherzend schließt wieder«in Tag in„Kermcsse".Brüssel. � Nein, der richtige Belgier bringt es nicht übers Herz,einer Ausstellungsleitung zu zürnen, die so innig-verständnisvollfür seine innersten Bedürfnisse gesorgt hat. Wohl hat sich amEröffnungstag die Direktion nur mit der deutschen Sektion undmit Kanada vorgestellt. Wochenlang rollten noch zwischen denAusstellungsbesuchern die vollbeladenen Waggons herum; jetztnach sechs Wochen— ist, wie gesagt,„Belgien" noch nicht eröffnet,die seit Monaten auf allen Bahnhöfen angekündigte Heimarbeit-ausstellung nicht fertig und vieles andere dazu: aber„Bruxelles-Kermesse" hat am ersten Tage glatt funktioniert!„Was wollt Ihr von den Meistern mehr?"—Aber steigen wir die Steintreppen Altbrüssels hinab, an denSeehunden und Fabeltieren vorbei, die im Bassin, vor der Fassadedes belgischen Hauptgebäudes, nach den Wasserfrauenschauen und dem Plätschern des Springbrunnens lauschen. Mitder Architektur seines AusstellungSgebäudes hat Belgien übrigenskein Meisterstück geliefert. Kommt man zumal gerade vom beut-scheu Ausstellungsgebäude, das in jedem Detail eine sinnvoll archi»tcktonische Anordnung verrät, dann steht man doppelt betroffenvor diesem verschnörkelten konventionellen Bau, der weder graziös,noch monumental, noch in irgend einem Sinne geschmackvoll genanntwerden kann. Es gibt natürlich Baukünstler in Belgien, die trotzder Schwierigkeiten, die. wie zugegeben werden soll, das Terrainim„Park von Solbosch" bot, ihre Aufgabe besser gelöst hätten.— Mehr Glück hatte Belgien mit dem Renaissancebau der StadtBrüssel, dessen Stil den alten Brüsseler Bauten nachgefühlt ist undder, namentlich wenn das Sonnenlicht auf den Goldzierat derFassade fällt, mit seinem hochragenden ziervollen Turm, seinemGiebelwerk, seinen dekorativen Figuren und Bogenreihen, durchdie der stille grüne Hof schimmert, einen stimmungsvollen undimposanten Eindruck macht.Wendet man sich vom Pavillon der Stadt Brüssel, der eineinteressante städtische Sammlung beherbergt, nach rechts, so gelangtman zum Pavillon für Frauenarbeit.— nicht zu»er-wechseln mit der ebenfalls von Belgien veranstalteten Heim-arbeitSausstellung. Denn während in dieser nüchternund tatsächlich, ohne Verhüllung und ohne Verschönerung, daSLeben und die Arbeit der Heimarbeiterin vorgeführt werden wird,zeigt sich dort die Frauenarbeit in einem lyrisch zugestutzten Milieu.in dem ein« widerliche Geschäftsreklame den gutgemeinten ernsterenZweck vollends vernichtet. Dieser Zweck war die Vorführung derverschiedensten Arten von Frauenarbeiten samt der lebendigen De-monstration des Arbeitsprozesses. Man sieht in der Tat Federn-schmückerinnen, Lampenschirmnäherinnen, Schneiderinnen und Mo-distinnen, Zigarettenarbeiterinnen, Blumenmacherinnen, Sticke-rinnen, Bettdeckenstepperinnen, Spitzenarbeiterinnen(Nadelarbeit)und etliche andere Kategorien. Man kann da viel Interessantesbeobachten und di« wahre Hexengeschicklichkeit der Frauenhände(wie z. B. bei den zarten, komplizierten und artistischen Sticke-reien auf Seidengeweben) bewundern. Mit ehrfürchtiger Be-wunderung aber wird der Fremde— der Einheimische hat Gelegen-hcit, die Spitzenarbeiterinnen in den Fluren und vor denHaustoren der flandrischen Städte zu sehen— vor diesen altenWeiblein stehen, deren dünne Fingerchen maschinenmäßig die Holz-spulchen werfen und kunstgerecht mit den unzähligen Nadeln anden spinnwebigen Dessins hantieren. Sie sind auch die einzigenin dem Räume, di« ein ungeschminktes Arbeitsbild geben: siesitzen in ihren ärmlichen Blusen und Kitteln da— peinlich sauberallerdings—, aber auch ein Sonntagsgewand hätte die tiefenRunen jahrzehntelanger Arbeit, durchwachter Nächte nicht milderund weniger ergreifend erscheinen lassen können... Bei denanderen Tischen und Maschinen aber sitzt eine Auslese blonder,unverbrauchter Jugend, mit koketten Frisuren und im Sonntags-staat— kaum daß ab und zu das blaffe Gesichtchen einer Stickerinemportaucht... Man hat„das Beste" an Arbeiterinnen aus-gesucht, was„auf Lager" war. und der bürgerliche Besucher kanndas beruhigende Gefühl nach Hause mitnehmen, daß es gar keinso übles Los sei, eine Zigarettenschachtelkleberin oder eine Federn-schmückerin zu sein. Denn die Reklametafeln, Broschüren undProspekte verkünden überdies nur die Vorzüglichkeit und diePreise der Waren, nicht aber die Löhne, Wohnungsverhältnisse unddie Sterblichkeit der Verfertigerinnen. Das wird, wie gesagt, dieander« Ausstellung der Arbeit bringen, die auch sonst zu all dengleißenden Schaustellungen das notwendige Pendant liefern wird.Den einen moralischen Effekt hat indes auch diese Frauenaus-stellung: daß sie aufzeigt, wer di« eigentlichen Schöpferinnen alldes künstlerischen Luxus sind, der die eleganten Auslagen ziertund dessen Ruhm im Geschäftsleben sonst den F i r m e n zu-fällt...Wenden wir uns wieder dem Pavillon der Stadt Brüssel zu.oder vielmehr machen wir ein paar Schritte vorher beim Rubens-haus Halt. Es ist die Kopie des Palastes, den Richens, kurznach seiner Reise in Italien, anfangs des 17. Jahrhunderts, in derrue cku Oinal, der heutigen Rubensstraße in Antwerpen, errichtenließ. Die Autzenarchitektur erscheint für den Grandseigneur. derRubens war, fast einfach, doch zeigt das Atelier überreiche künstle-rische Pracht und mächtige Raumverhältnisse. Namentlich derBlick vom ersten Stock gwt«ine herrliche Perspektive und läßt di«