— 448— in Frost und Hitze für einen Groschen den Tag. Der kleine Land- mann führt und zieht und gibt, und die Grotzen rühren sich nicht und spotten über ihn." 1803 veröffentlichte Seume sein Drama„Miltiades ": sein letztes größeres Werk. Vorher hatte er unter dem Titel„A p o- k r h p h e n" seine heldenhaften Betrachtungen über die damaligen Zeitzustände geschrieben, die erst nach seinem Tode in verstümmelter Form veröffentlicht wurden. 1806/1807 wagte es kein Verleger, sie zu drucken! Mit diesen kühnen und kräftigen Sprüchen hat sich Seume in die Ruhmeshalle der revolutionären Vorkämpfer beut- scher Freiheit eingeschrieben. Männer wie er richten immer wieder den Glauben an"die Menschheit auf. der beim Anblick ihrer Er- niedrigung zu erlahmen droht. Anfang 1810 war Seume ntoch Weimar gereist und hatte dort Wicland und den großen Wolfgang lGocthe) besucht. Zu jener Zeit litt Seume schrecklich an der Gicht, daher sein Ausspruch: Früher machte ich einen Spaziergang nach Syrakus und jetzt eine Reise nach Weimar . Nach Leipzig zurückgekehrt, fand er seine Freunde, den Dichter Ticdge und die"Schriftstellerin Elise v. d. Recke , im Begriff, nach Teplitz ins Bad zu reisen. Er schloß sich ihnen an. Ende Mai >1810 traf er dort ein: doch leider ging es nun mit Riesenschritten der Auflösung entgegen. Am Bormittag des 13. Juni erlag Seume seinen Leiden, 48 Jahre alt. Am 15. Juni wurde er beerdigt. Unter den Leidtragenden befand sich auch Johann Göttlich Fichte. Wie dieser war auch Seume ein echter Freiheitsheld, dessen Schriften den modernen freigesinnten Arbeitern sicher noch manchen Genuß bereiten. William Bromme . »» Ans Seumes„Apokryphen". Und wenn Freiheit und Gerechtigkeit in Ewigkeit nichts als eine schöne Morgenröte wäre, so will ich lieber mit der Morgen- röte sterben als den glühenden ehernen Himmel der Despotie über meinem Schädel brennen lassen. Glaubst du-denn, die Fürsten werden die besten Mittel ein- schlagen, das Volk aufzuklären? Dazu find sie selbst zu klug oder zu wenig weise! Wenn ich von jemand höre, er sei fromm, so nehme ich mich gleich bor seiner Gottlosigkeit in acht. * Privatdiebe fesselt man auf Lebenszeit im Kerker, und öffent» liche gehen in Gold und Purpur, sagt schon Kato... Schlechte Kerle stehlen, aber die Könige rauben. Der König von Preußen soll für diesen Krieg den Unteroffizieren und Gemeinen das Avancement zugefiNnden haben. Da muß freilich Holland sehr in Nöten sein. Aber docb nur für diesen Krieg. Ist die Krise vorbei, wird der Adel wieder Besitz von seinen Privilegien nehmen und den Glimmer Vernunft ver- tilgen. Das ist deutsch und erklärt den Zustandder Nation. Dem gewöhnlichen Menschen ist das Vaterland, wo ihn sein Vater gezeugt, seine Mutter'gesäugt und sein Pastor gefirmelt hat: dem Kaufmann, wo er die höchsten Prozente ergaunern kann, ohne von dem Staate gepflückt zu werden: dem Soldaten, wo der Finpe- «rtor den besten Sold zahlt: dem Gelehrten, wo er für seine Schmeicheleien am meisten Gold und Weihrauch erntet; dem ehrlichen vernünftigen Mann, wo am meisten Freiheit und Gerechtig- keit ist. Also findet der letztere nur selten ein Vaterland. » Ein Glück für die Despoten, daß die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die ander« nicht fühlt. Mit wenig Ausnahmen sind die großen Helden die Schanh. flecken de? Menschengeschlechts. Der Himmel hat unS die Erde veichorben. Wer da? erste Privilegium erfunden hat, verdient vorzugsweise so lange im Fegefeuer in Oel gesotten oder mit Nesseln gepeitscht zu werden, bis das letzte Privilegium vertilgt ist. Schach. Unter Leitung von S. Alapin. Schachnachrichtcn. ES wird gegenwärtig ein kleiner Wettkampf in München ziviichen den Herren Spielmann und Fahrni a»Sge- fochten. Nachstehend die Eröffnungsphasen der bisherigen drei Partien. Erste Partie, eine Französische(Spielmann Weiß) nahm folgenden Verlauf: 1. e4, e6: 2. ck4, d5: 3. Sc3, Sf6; 4. Lg5, LeT; B. ob, Sfd?; 6. LXoV, DXo7; 7. SbB , Sb6; 8. a4, a6; v. a5, Sc4.(Das richtige Verfahren besteht in 9...... aXbBI: 10. aXbO, TXT; 11. DXT, 0—0;— droht c7— c6 nebst Ld3— d7XH6— 12. bXo7, Sc6; 13. Sf3, t'6;c. Schwarz steht bedeutend besser.) 10. I-Xot. Perantw. Redakteur: Richard Barth « Berlin.— Druck u. Verlag: aXbö?(Ein inkorrektes Bauernopfer, statt besten 10. ÄXo4! 11. Lo3, bB vorzuziehen war) 11. LXbBf, c6; 12. LdSh c5;(Bei 12...... Db4t; 18. c3, DXb2; 14. Se2 2C. hätte die schwarze Dame keinen Rückzug) 13. o3(I,bos, Ld7; LXLt. SXL; c3 hätte den Bauer behaupwn können) 13...... oXd4; 14. oXd4, Sc6; 15. Se2,Db4t; 16. Dd2,TXa5; 17. TXa5(Stärker war 17. VXb4. TXalf; 18. Kd2, SXb4!; 19. TXal, 0-0; 20. Lb5 je.) 17...... DXaB; 18. DXD, SXD; 19. b4, Sc6; 20. b5, Sbl; 21. Kd2, SXL; 22. KXS, Ld7; 23. So3 , Ke7; 24. Tal, Tb8 zc. Die Partie wurde Remis. Zweite Partie, Spanisch(Fahrni Weiß): 1. v4, e5; 2. Sf3, Se6; 3. Lbö, a61; 4. LXc6,(La41) 4...... dXcö; 5. d4, Lg41(von Alapin herrührend) 6. o3(Bei 6. dXoS. DXDf; 7. KXD, 0— 0— Of; 8. Kel,£61; 9. eX£6, SXf6; 10. Lg5, TeS zc. ist Schwarz auch im Vorteil) 6...... LXf31; 7. gXk3. Df6; 8.£4,(Das Bauernopfer ist nicht korrekt. Verhältnismäßig verdiente 8. ckXob, vXoö; 9. Ddl, DhB; 10. Do3 den Vorzug) 8...... eXd4(Der Bauer konnte mit 8...... oXkll; 9. Dg4, g5; 10. h4, h6 genommen und behauptet werden. Z. B. 11. hXgö, bXgB; 12. TXb8, DXbS; 13. DXgB, Dhlf; 14. Kd2, Se7; 15. eB. 0—0; 16. Kc2, c5; 17. DX£4, cXd4; 18. oXd4, Sc6; 19. Le3, Lc5-c.) 9. DXd4, Td8; 10. VX£6, SX£6: 11.£3, LoB; 12. b4, Lb6; 13. a4, 0—0; 14. a6, La7; 15. Ke2, Tfe8 zc. Schwarz gewann im weiten Endspiel. Dritte Partie, Französisch(Spielmann Weiß). Die ersten steben Züge wie in der ersten Partie. Dann 8. o3, a6; 9. Sa3, o5(Bedeutend stärker ist£6!): 10. Lll2. LoO; 11.£4, Ld?; 12. Sf3, To8; 13. Dd2, cXd4: 14. cXd4, Sa7; 15. Ld3, LbB; 16. 0-0, LXdS; 17. DXdS, 0—0; 18. Se3, Sc4: 19. Sg4(In Betracht kam Sgö) 19...... h6?(Nach 19...... SXb2: 20. Dbl, Sc4; 21. Sgö, k° zc. hätte Schwarz keinen Nachteil); 20. T£2, 806; 21. a3, Do7; 22. f5 (Eine Ueberstürzung. Zuerst sollte b2— b3 geschehen); 22...... eXfB; 23. DX£5. S07; 24. DhB, DbO; 25. Tafl(Auch jetzt war b2— b3 bester): 25...... Dg6; 38. DXg6(Erzwungen, weil auf Db3, h5 der Sg4 verloren geht. Oder Db4, Sfö zc.) 28...... SXg6: 29. Sd2?(Kostet einen Bauer, waS mit b2— h3 zu vermeiden war.) 29...... h5; 30, SXo4, TXc4: 31. Se3, TXd4; 32. Sf5, To4: 33. 866. TXe5: 34. SXb7, d4; 35. b4, TeS; 36. Sc5, 8s5(ES drohte 867 nebst TXiT); 37. a4, 63; 33. Td2, TdS; 39. T£dl, Td4; 40. h3, h4(Um auf Ki2 mit TgS zu antworten); 41. b5, aXb5; 42. aXb6, TdS zc. Die Partie ist abgebrochen und dürfte Von Fahrni wohl gewonnen werden. b c d e£ g 1 Abela 2+, Französische Partie. 31. Schiffet» S. Alapin (Weiß)(Schwarz) 1.«2— e4 o7— e6 2. 62—64 67—65 ' 3. Sbl— c3 Sg8—£6 4.©4— e5...... Wir haben In unseren früheren Spalten dargelan, dah Weih mit Lg5, Le7 nichts ausrichten kann. 4....... Si6— 67 5. Sc3— 62...... Von Stemitz häusig angewendet, um v2— c3 vorzubereiten. 5,»»,»»» o*— c5 6. c2— c3£7—£6 Dieser Angriff aus den LoB ist auch hier das geeignele Spezifilum gegen de» Vorstoß et— o5. 7.£2—£4 fOXeB 8.£4X«ö e5X64 9. 03X64 Dd8— h4f 10. 802— g3 L£8— b4t IL Kel—£1 12. Sgl—£3 13. Lei— c3 O-Of Sb8— c6 Lb4— a5 14. Lfl— e2 15. Kf2— ol 16. g2Xf3 17.£3—£4 18. D61Xo2 19.£4—15 20. nc2— b3 21. Kol— dl LaS-bS TfSXfSt Sc8Xd4 864— c2t Lb6Xe8 806X06 Db4— h6 806— 06 Weiß steht schon längst aus Verlust. ES ist demnach gleichgüllig. was er auch zieht. 22.£5Xo6 L08X0S 23. DbSXb? Ta8— 08 24. Sg3—£1 806—64 25. SflXoS DhÖXeS 26. Tbl— ol 864Xo2 27. TolXe2 Lo6-g4 28. Db7Xd5t Kg8— h8 29. D65-.;2 Lg4Xe2t 30. Dg3Xe2 T08— dSf 31. Kdl-el De3— gif 32. Do2—£1 Td8-e8t Ausgegeben wegen 33. Kd2, De3f; 34. Kc2, TeSf; 35. Kdl, TdÖf; 36. Ko2, TdSf; nebst 34-. Brieflasten. Läsungen: vom 4. Juni Marin 1. Del— a3l von beute Abela 1. D£2— a7l VorwärlSBuch»ri:ckerc> u-VeriagsaniialtMautSniger älEo.,Be>:llu8.�V.
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27 (11.6.1910) 112
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