knechte?, Schritt auf der Diele des Brauhauses und weiß, wo er gewesen ist. Sie macht unwillkürlich eine Bewegung, kehrt sich plötzlich um, als ob etwas sie unbehaglich berührte. Sie mag das Verhältnis, das er und Boel haben, nicht. Gegen Morgen, nachdem sie geschlafen hat, wird sie davon wach, daß Anders wirklich zu ihr hineinkommt. Sie erhebt sich, wie eine Feder. Er beugt sich über sie; sie schlingt die Arme um seinen Hals und drückt ihn an sich. Er setzt sich auf die Bettkante und will seine Stiefel aus- ziehen, verliert dabei jedoch das Gleichgewicht. Da begreift sie, daß er berauscht ist, und sagt zärtlich:Du solltest hinein gehen und Dich schlafen legen, Anders!" Aber er lacht nur und greift nach ihr. Anders!" ruft sie im Flüsterton, und es ist zitternde Angst In ihrer Stimme. Sie wehrt sich. Er stößt sie beinahe von sich, flucht und stolpert auf die Tür los. Da ruft sie ihn so innig und weich. Es klingt fast nicht wie Worte, sondern wie Töne, die durch Dunkelheit und nächtliche Stille dringen und ihrer Seele entströmen. Anders komm hierher!" Und es ist eine ergreifende Zärtlichkeit im Klang, daß es wohl einen berauschten Mann ernüchtern könnte. Er geht auch zu ihr hin. Sie streichelt seine Wange und flüstert:Geh nun hübsch zu Bett, Anders, dann bist Du lieb!" Er vermag ihr nicht zu widerstehen. Er lacht leise und gut- wütig, küßt sie und geht. --- Bald darauf ruft Boel Sara zum Melken; der Wagen der Meierei kommt so zeitig. Die vielen Räder der Tagesarbeit setzen sich in Bewegung. (Fortsetzung folgt.); Der fünfte Internationale Ornitbologenkongreß» Der Kongreß fand vor einigen Tagen in Berlin statt; er brachte neben einer Anzahl von Vorträgen, die nur für den Vogelkundigen und Vogelliebhaber bestimmt waren, auch verschiedene Referate, die für wehere Kreise von Interesse sein dürsten. Profesior R ö ß I e r (Agram) berichtete von einer Sumpfvogelkolonie, die in einem alten versumpften Save-Arm ein wahres Paradies für den Ornithologen bietet und verständigerweise von der österreichischen Regierung als Naturschutzpark gehütet wird. Es muß ein wunder- bares, kaleidoskopartig wechselndes Bild sein, die in den der- schiedensten Farben prangenden Vögel durcheinanderschwirren zu sehen, und ein ohrenbetäubender, infernalischer Lärm: sie alle durch- einanderkrcischen zu hören. Besonders Reiher haben jeden Ast im Sumpfwald mit Horsten besetzt: Löffelreiher. Sichler, mürrische Nachtreiher, Purpurreiher, die ihre Kinderstube bescheiden im Busch verstecken usw., daneben Wasser- und Bläßhühner, Haubentaucher, Zwergsteißfüße, Ohrentaucher, Rohrsänger und Enten aller Art. Milan und Weihe, See« und Schreiadler finden da reichlich ihren Tisch gedeckt, vermögen aber eine Ver- Minderung des Bestandes kaum herbeizuführen, denn zurzeit nisten dort etwa SSOO Reiherbrutpaare auf verhältnismäßig kleinem Raum, und die Kolonie ist noch im Wachsen begriffen... Prof. Eckstein(Eberswalde ) sprach über das Vorkommen des bei uns immer seltener werdenden schwarzen Storche» in Preußen. Aus seinen Ausführungen, in denen er sich nebenbei auch in launiger Weise über postalischen BureaukratiSmuS und landrätliche Ignoranz zu beklagen hatte, ging hervor, daß der schwarze Storch in der Mark nur noch an drei Stellen horstet; die meisten Horste befinden sich im Regierungsbezirk Frankfurt a. O. in einer Anzahl> von 13, im Regierungsbezirk KöSlin in einer Anzahl von IS Stück, doch müssen die Nester sehr geschont und ihr Standort darf nicht verraten werden, da die Eiräuber die menschlichen natürlich bald den letzten Rest vernichtet und verjagt hätten. Welche Gründe den schwarzen Storch, der seit fünfzig Jahren etwa hundert Horste im Gebiete der unteren Elbe und Weser verlaffen hat, bewegen, sich anderen Gebieten zuzuwenden, wissen wir nicht; vielleicht ist das Vordringen der menschlichen Kultur, die Forst- und Wasserwirtschast, vielleicht auch find klimatische Veränderungen daran schuld. Jedenfalls find die Wanderungen und Stattonen der Vögel wissenschaftlich von großer Bedeutung, da sie zur Re- konsirukrion früherer geographischer und klimatischer Verhältniffe außerordentlich wertvoll sind, indem fie die Ergebnisse anderer Wissen- schaften ergänzen, wie Past. Klcinschmidt an der Vogelwelt Skandi- naviens und Dr. Helms an der Grönlands nachwies. In der Tierpsychologie stehen sich zurzeit zwei Richtungen gegen- über. Auf der einen Seite wird die Anficht vertreten, die Tiere seien mit Verstand und der Fähigkeit logisch zu denken begabt wie der Mensch, während die andere Seite der Meinung ist, es handele sich beim Tier nur um seelenlose Reflexerscheinungcn. Das richtet aller- dingS noch lange keine Trennungschranke zwischen Mensch und Tier auf. denn ob die Vorstellungsreihe von der Empfindung(die von außen wirst) bis zur Bildung des Begriffs und von da zum logischen Schluß sich bewußt vollzieht oder u n b e w u ß t als T r i e b, das ist doch nur ein gradueller Unterschied. Ueder diesen Gegenstand brachte Hauptmann v. Lueanus einige wertvolle Beobachtungen vor. Wenn der Kuckuck als Junges im fremden Nest die kleinen Vögel heraus- wirft, so kann von Ueberlegung keine Rede sein und nur ein reflektorischer Naturtrieb dabei eine Rolle spielen. Ebenso wie beim Brutgeschäst der Vögel überhaupt; denn fie haben keine Ahnung davon, daß aus den Eiern Junge kommen. Wir muffen uns über- Haupt davor hüten, den Tieren menschliche Einpfindungen unter- zulegen. Viele Vogelfreunde meinen, wenn Stare und Gimpel bei ihrem Eintritt fingen, so geschähe das, um den Pfleger zube- grüßen". Das ist durchaus falsch; denn der Gesang des Vogels ist kein.Gruß, sondern entspringt sexueller Neigung oder dem durch Dar- bietung des Futters erzeugten Lustgefühl, ist also die auto- matisch fich auslösende reflektorische Autwort auf einen Reiz. Von, Papagei weiß man, daß sein Sprechen meist kein Nachplappern ist, sondern von einem gewissen Verständnis zeugt. Aber hat der Vogel dabei die Wsicht, fich zu verständigen? Oder ist seinSprechen" auch nur die reflektorische Antwort auf einen Reiz? v. Lncanus haste einen Papagei, der immer, wenn er Hunger hatte,bittet" sagte; er tat dies aber auch, wenn nie- mand im Zimmer war! Ebenso kann man fragen, ob der Warnungsruf geselliger Vögel geschieht, um zu warnen, oder ob er nur der Ausdruck der Angst ist, die reflektorisch wirkt. Zahmheit und Zutraulichleft dürfen wir ebenfalls nicht nach dem Maßstab menschlichen Fühlens und Denkens betrachten; fie sind nach den Ausführungen des Redners weiter nichts als ein örtliches Sicherheitsgefühl, das sich sofort verliert, wenn das Tier in eine fremde Umgebung gebracht wird; und im allgemeinen dürfte das Tier nur gegen solche Menschen zahm sein, die ihm ent- weder sein Hungergefühl beftiedigen oder sexuelle Erregungen ver- Ursachen; das beweist u. a. das Verhalten von Hund und Katze zum Menschen, und das beweisen die Balz- und Tretbewegungen, die ver- schieden« Vögel beim Anblick des Pflegers machen. Daß in der Tierwelt eine Verständigung der Individuen untereinander durch das Geberdenspiel erfolgt, ergibt sich z. B. aus dem Verhalten eines Kakadus, der, wenn er in Wut geriet, fich sofort besänftigen ließ, wenn man seine Zuncigungsbewegungen nachahmte. Einen neuen Beitrag zu den Beweisen für die EntwickelungS- theorie lieferte Pros. Dr. Poll, der über künstliche Bastardierung in der Tier- und Pflanzenwelt sprach. Die Resultate seiner Forschungen bieten ganz ungeahnte Ausblicke. Poll kreuzte verschiedene Pflanzen, z. B. verschiedene Arten von Orchideen miteinander, oder er züchtete aus der Verbindung verschiedener Hühner oder Elitenjunge und untersuchte die so entstehenden Bastarde. Es traten die be- kannten Erscheinungen auf, daß die Bastarde verschiedener Arten Eigenschaften von Bater und Mutter zugleich in fich repräsentieren. Das war weiter nichts Neues. Aber bei der Untersuchung der Bastarde und ihrer Fort- pflanzungSfähigteit fand man, daß die von verwandtschaftlich fern- stehenden Formen erzeugten Bastarde unfähig zur Forlpflanzung waren l Woher aber können wir wissen, welche Formen näher oder entfernter miteinander verwandt find? Die äußeren Merkmale trügen da nur allzu häufig; denn wenn zwei ganz verschiedene Formen unter denselben Bedingungen leben, werden fie einander ähnlich. Auch die chemische Blulreaktion ist nicht immer zuverlässig. Aber die Verwandtschaft läßt fich erkennen, indem nian die Zu- sammensetzung der Keimzelle des Bastards untersucht, in der die Lebenssubstanz in ihrer reinsten Form erhalten ist! Die Keimzellen treten nicht völlig fertig im Körper hervor, sondern müssen eine Entwickelung durchmachen, die sogenannte Spermiogenese, die nach unserer gegenwärtigen Kenntnis in vier Sinsen verläuft. Wenn nun die Keimzell«(E,- oder Samen- zelle) der Bastarde untersucht wurde von Formen, die nahe mitein- ander verwandt waren, zeigte es sich, daß alle vier Stufen der Spermiogenese bei ihr nachweisbar waren. Die Keimzelle war also forrpflanzungSfähig. Stammte der Bastard aber von wenig miteinander verwandten Formen, so war die Entwickelung der Keimzelle etwa aus der ersten oder zweiten Stufe der Spermiogenese stehen geblieben, also nicht vollendet; der Bastard blieb unfrucht- bar. Das gibt natürlich umgekehrt auch ein Mittel an die Hand, die Verwandtschast und damit auch die Abstanunung verschiedener Arten festzustellen._ eg. ßlitzgefabr» Die Katastrophe von Königsbrück , bei der der Blitz in«ins Kompagnie des 177. Jnfanterie-Regiments in Dresden schlug, drei Soldaten tötete und mehrere andere verletzte, lenkt die Aufmerk- samkeit wieder auf die Blitzgefahr, die nach allgemein verbreiteter Anschauung in Deutschland erheblich zugenommen haben soll. Nach den Untersuchungen von Prof. S ü r i n g(Berlin ) ist diese An- schauung, wie zum Trost ängstlicher Naturen gejagt werden mag, irrig. Wie bekannt, ist über das ganze Land eine große Zah! von Gewitterstationen verbreitet, auf denen� regelmäßig die elek­trischen Gleichgewichtsstörungen der Atmosphäre beobachtet tverden. Es wurden nun aus dem Beobachtungsmaterial der preußischen Stationen von 1891 bis 1905, also aus einer zusammenhängenden fünfzehnjährigen Periode, di« Schwankungen der Gewitteryäufig- keit untersucht. Maxima der Gewitterhäufigkeit traten in den Jahren 1391, 1895, 1900 und 1905 auf, während Minima sich in den Jahren 1892, 1898 und 1904 zeigten. Diese Perioden von etwa 4 bis 6 Jahren entsprechen der Hälfte der Sonnen fkckenperiode.