mm einmal getroffen und der Matador augmblicklich nichtsDringendes zu tun hatte.Gallardo willigte ein, und sie begaben sich nach einerSchenke, die sich in einer noch nicht fertigen Straße befandund wie alle übrigen Schenken aussah. Die Außenseitewar rot angestrichen, die Fenstervorhänge von derselbenFarbe, und in der Auslage befanden sich, auf staubigenTellern, in geriebenem Brot gebackene Koteletten, gebrateneVögel und Flaschen mit eingemachtem Gemüse. Im Innernstand ein Schenktisch mit Zink ausgelegt, Fässer und Flaschen,runde Tische mit hölzernen Sitzen herum, und an den Wändenhingen zahlreiche farbige Bilder, die berühmte Stierfechterund die hervorragendsten Kampfszenen darstellten.„Bring' einige Gläser Montilla", sagte Pescadero zueinem Burschen, der hinter dem Schenktisch stand und lächelte,als er Gallardo erblickte.Dieser sah ihm ins Gesicht und nach einem gänzlich leeren,auf der rechten Seite seiner Jacke aufgerollten Aermel.„Ich glaube. Dich zu kennen", sagte der Matador.„Jawohl kennst Du ihn", unterbrach Pescadero,„es istPipi".Der Beiname rief Gallardo sofort seine Geschichte in dasGedächtnis zurück. Ein mutiger Bursche, der meisterhaftBandenllas anbrachte und den eine Anzahl Kenner bereitsals den„Stierfechter der Zukunft" bezeichnet hatte. EinesTages erhielt er im Madrjder Zirkus einen Hornstoß in denArm, so daß dieser amputiert werden mußte und der Burschekampfunfähig blieb.„Ich habe ihn aufgenommen, Juan", fuhr Pescaderofort.„Familie habe ich keine, meine Frau starb, und ich be-trachte ihn wie einen Sohn.... Nicht der Mühe wert,davon zu reden I Aber wenn man zu allem Elend dem Men-schen das gute Herz nimmt, was bleibt ihm dann übrig?Glaube nicht, daß wir, Pipi und ich, im Uebersluß leben.Wir schlagen uns durch, so gut wir können, aber was meinist, gehört ihm, und dank den alten Kameraden, die vonZeit zu Zeit zum Essen oder zu einem Kartenspiel kommen,und namentlich dank der Schule, reicht es zum Leben."Gallardo lächelte. Er hatte von der Stierfechterschulegehört, die Pescadero in der Nähe seiner Wirtschaft errichtethatte.„Was willst Du, mein Sohn?" rief dieser wie zur Entschuldigung aus.„Man muß sich zu helfen wissen, und ander Schule verdiene ich mehr als an allen Gästen. Eskommen viele Leute aus besseren Ständen, junge Herren,die lernen wollten, um sich beim Kampf mit Stierkälbernauszuzeichnen: Ausländer, die beim Anblick eines Stiergefechtsin Enthusiasmus gerieten und närrisch genug waren, in ihremAlter Stierfechter werden zu wollen. Jetzt", sagte Pescadero,„nimmt einer Stunden, der alle Nachmittage kommt; Tuwirst gleich sehen."Sie gingen über die Straße nach einem von hoher Ein-friedigung umgebenen Grundstück. Ueber der Brettertür be-fand sich ein großes Schild, auf dem in Teerschrift: Stier-fechterschule" zu lesen war.Sie traten ein, und Gallardos Aufmerksamkeit wurdezuerst durch den Stier in Anspruch genommen, ein auf Rädernlaufendes, aus Holz und Weiden angefertigtes Tier mit einemSchwanz aus Werg, einem aus Stroh geflochtenen Kops,einer Scheibe Kork an Stelle des Halses, und mit einem Paarwirklicher, gewaltiger Hörner, die den Zöglingen Schreckeneinflößten.Ein Bursche mit entblößter Brust, einer kleinen Mützeaus dem Kopf und zwei Haarbüscheln über den Ohren, teiltesein Wissen der Bestie mit, indem er sie vorwärts stieß, wenndie Schüler mit dem Mantel in der Hand sich ihr entgegen-stellten.In der Mitte des freien Raumes stand ein alter, unter-fetzter, stark korpulenter Herr, mit gerötetem Gesicht, undweißem, steifem Schnurrbart in Hemdsärmeln und mit einemPaar Banderialls in den Händen. An der Umzäumung lehnteeine Frau von fast demselben Alter und Leibesumfang ineinem Sessel, die Arme auf einen andern gestützt und miteinem von Blumen überladenen Hut aus dem Kopfe. Jedes-mal, wenn ihr Begleiter einen Angriff geschickt ausführte,erheiterte sich ihr helles, mit gelben, kleiensarbenen Fleckengesprenkeltes Gesicht wohlgefällig und sie brach in Lachenaus, wodurch die Rosen aus dem Hut und die falschen, grell-blonden Locken in Bewegung gerieten. Sie klatschte Beifallaus Leibeskräften, wodurch die Röcke in die Höhe gehobenwurden und einen Teil ihrer verwelkten voluminösen Reizeenthüllten,Pescadero erklärte am Eingang seinem Begleiter hieHerkunst dieser Leute. Sie müßten aus Frankreich oder sonstwoher sein, genau wüßte er es nicht und er kehre sich auchnicht daran: es sei ein reisendes Ehepaar, das schon überallin der Welt herumgekommen sei. Der Beruf des Mannessei, nach seinen Erzählungen zu schließen, sehr mannigfaltiggewesen: Minenbesitzer in Afrika. Ansiedler auf fernen Inseln,Pferdejäger und-fänger in den Steppen Amerikas. Jetztwolle er mit Stieren kämpfen, um, wie die Spanier, Geldzu verdienen, und jeden Nachmittag komme er zur Schulemit dem Willen eines eigenfinnigen Kindes, und seine Lek«tionen bezahle er in freigebiger Weise.„Stelle Dir vor, Stierfechter und diese Gestalt I Und beivollen fünfzig Jahren!Als die beiden Männer eintraten, ließ der Schüler sein«mit Banderillas bewaffneten Arme sinken, während die Frauihre Kleider und den blumenbedeckten Hut wieder in Ordnungbrachte.„Od, oder mattre!"lgortsetzung solgt.ZVon der Meltaus stellungin BrülTeUDaS deutsche Kunstgewerbe in der Raumkunst-AuS«st e l l u n g hat denn auch, neben dem Interesse und der Be«wunderung des einen Teils, ebenso Befremden und Kopsichüttelnerregt. Selbst die edle Pracht der.Bornehme Wohnung" getauftenRäume, die wahrlich elegantes, reichgearbeitetes Material und be-stechende Ausstattung aufweisen, erscheinen dem an die Ueberladen«heit, die Gold- und Marmorsülle und gezierten Formen der stanzöst«Ichen Stile gewöhnten Auge nüchtern, arm— ebenso wie es denStimmungszauber gedämpfter, gar dunkler Töne, dt» einfachen Liniender Möbel, der Beleuchtungsgegenstände als.sombre", düsterempfindet. Gleichwohl findet das deutsche Kunstgewerbe hier vielBewunderung, und auch in der Presse haben sich reichlich Stimmengefunden, die den Interieurs der.Raumkunst" einen glücklich ge«fundenen Einklang des Stils mit den modernen Lebensformen,Intimität und Farbenstimmung nachrühmen.Die„Raumkunst" bringt eine Reihe bis ins Detail ausgestatteter,durchwegs in echtem Material gehaltener Wohnungen, die der Katalogals„Räume eines Kunstfreundes", als„Vornehme Wohnung" undals„Einfache Wohnung" bezeichnet. Die Räume eine? Kunstfreundes— nach Entwürfen von Bruno Paul— sind eigentlich fein ab-gestimmte Bildersäle, die eine Sammlung enthalten, die für einen„Kunststeund" geschmackvoll und respektabel genannt werden kann;für eine Ausstellung steilich, die in stemdem Land die heimischeKunst repräsentieren soll, ist fie weder reich noch zwingend genugin ihren Beispielen. Es ist das um so mehr zu bedauern, alsDeutschland auf der„Internationalen Kunstausstellung" in Brüsselüberhaupt fehlt.In die vornehme Wohnung tritt der gewöhnliche Sterblichenur mit stommem Schauder ein l Eine„vornehme" Wohnung kKlingt das nicht kommerzienrätlich und nach Börse? Dennoch mögenwir uns in diese„vornehme" Wohnung keinen Kommerzicnrat etwaFontanescher Faktur hineindenken.... Denn bei aller Raffiniertheitdes Materials sind die Räume in ihren diskreten Farbenesfekten fasteinfach, jedenfalls unprotzig zu nennen. In ihnen wie in der„ein-fachen" Wohnung(man mutz dabei immer noch an einen einfachen—Millionär denken) ist das Charakteristische: ein Zauber der Intimität,der alles umweht; eine Harmonie der Dinge untereinander, diemanches Bedenken gegen die eine und andere allzu absichtliche undquälerisch-„originelle" Form, wie mancherlei dekoratwe Gewaltsam-keit besiegt. Die Beleuchtungskörper, die blumengeschmückten Fensterund die Fensterverhüllungen z die Schränke, die FauteuilS und Tischein den eingebauten Erkern und Ecken; die schlanken Vasen undmatten Zmngefätze auf den Gesimsen; das Porzellan und Glas inden Büfetts; die Bilder und Skulpturen und Teppiche— alles indieser raffinierten Harmonie— scheint miteinander eine leise Zwie-spräche zu halten, die wie eine sanfte Musik klingt. ES sind Räume,zum Glücklichsein und zum Träumen geschaffen— nüchtern aus-gedrückt und in die Praxis der kapitalistischen Gesellschaftübersetzt: Räume für Leute, die Geld haben.... Die modernenKünstler schaffen„Heimstätten", statt der alten Maffenware un-individueller„Wohnungen". Aber achl Die moderne Gesellschaftselbst hat noch nicht einmal das Problem der.Arbeiterwohnungen"oder der— Obdachlosigkeit gelöst.Ausgeführt wurden die Zimmer in der Raumkunst von den„Vereinigten Werkstätten" in München, Berlin usw. und an Künstlernhaben mitgewirkt: Profeffor Billing, Riemerschmied,Schulze-Naumburg, Vogeler, Profeffor Länger,W a ck e r I e, Professor Kreis, der Direktor der DüsseldorferKunstgewerbeschule, Professor Thiers ch, Profeffor Birken»holz und andere.Nutzer den genannten Räumen umfatzt die Raumkunst noch„Oeffentliche Räume", darunter ein stimmungsvolles.Lesekabinett",das daS Publikum nicht vergebens zum Lesen und Blättern in denZeitschriften lockt,«wen vornehm« einfachen Sitzungssaal eines