«rt lassen oder berkauM. Aber jcht hat fie ihrem Herrn einen Buben geboren und damit ihm so viele Freude verursacht; wäre es nun am Platze, daß sie noch länger Tscharie bleibe? Wäre es nicht gerecht, wenn er fie auch, neben Hatusch-Hanuma noch, zum Weibe nehmen wollte? Denn selten kam es bor  , dah einer, dem eine Tscharie ein ftind geooren, diese nicht zum Wieibe nahm. Ob Halil-Efendi auch so handeln wird? Das ist es, über was Seliha Tag und Nacht nachsinnt. Pascha aber, Hudavery-Pascha, wächst zusehends. Zieht man ihm ein paar Höschen aus und will man fie beim nächsten Male ihm wieder anziehen, siehe, da sind sie ihm schon zu klein. Und dann dieses Köpfchen I Es ist eigentlich schon kein Köpfchen mehr, vielmehr ein Kopf; man sieht, nur zum Pascha ist er geboren. Prachtvolle Augen bat er, Selihas Augen; alles andere an ihm ähnelt aber Halil-Efendi. Wenn Hatusch-Hanuma ihrem Efendi eine besondere Freude machen will, so sagt sie ihm nur folgendes: Efend'm, der Mund, die Stirne, die Nase, alles, alles ähnelt Dir." Im übrigen lebt der kleine Mann so recht wie ein Pascha. Man weiß nicht, wer ihn mehr hätschelt, ob Seliha oder ob Hatusch- Hanuma; förmlich streiten sie darum, wer ihn wickeln oder ihm etwas reichen wird. Und diese beiden Frauen, die nicht eine Se- künde selbstsüchtig gewesen, als es sich darum handelte, die stiebe ein und desselben Mannes zu teilen, wurden wahrhaft egoistisch, wenn es hi est, sich die Liebe dieses Kindes zu erwerben. Es gab Stunden, in denen Seliha schwer darunter litt. Wenn sie manchmal den kleinen Pascha in Schlaf wiegte und ihn küsiend liebloste, flüsterte die Arme ihm schmerzlich zu: »Dich nehmen sie mir. Du gehörst ihnen, Deine Mutter aber ist noch immer Tscharie." So verging ein Jahr und zwei und drei. Pascha lernte gehen. springen, sprechen. Er konnte auch schon kleine Kunststückchen vor- machen, konnte recht herzig grüsten und was noch alles mehr. Alle im Hause lausen nach ihm, passen auf. dast ihm kein Dorn steche, dast ihn kein Nagel verwunde, dast er nicht falle. So wächst Pascha, wächst und erreicht das schulpflichtige Alter. Wieder eins, zwei, drei Jahre und Pascha schreibt und liest, be. endigt auch die Mittelschule und ist nun ein fertiger Bursch von zwölf Jahren.... Zwölf Jahre find kein Spast; Halil-Efendi trägt schon eine schöne Zahl.auf dem Rücken. Hatusch-Hanuma ist immer noch schön und prächtig von Gestalt; doch zählt sie schon zu den reifen Frauen. Seliha aber, jenes schwächliche, arme Mädchen, das im sechzehnten Lebensjahre Halil-Efendi einen Sohn geboren, sie ist zu einer blühenden Schönheit herangewachsen. Sie hat sich entfaltet, ist kräftig geworden hat vollere Formen erhalten. Ihr dichtes Haar. ihre schwellende Büste, ihre frischen Wangen und die Augen! Diese wunderbaren Augen, die Seliha schon früher geziert, die zünden jetzt wie feurige Kohlen, wenn sie in der Flamme bersten. Ob es Selihas Schönheit ist, die Halil-Efendi in letzter Zeit so düster und sorgenvoll stimmt? Die Sorgen lagern ihm auf der Stirne, sie drücken ihm den Kopf tief aus die Brust, den er. seit er einen Sohn besitzt, so hoch getragen! Schwerlich ist Selihas Schönheit an den, schuld, denn er liebt noch immer nur Hawsch- Hanuma, die ihn immer aufs neue durch ihre selbstlose, aufopfernde stiebe gegen den kleinen Pascha fest gefangen hält. Sind es vielleicht die Jahre, die ihm Sorge bereiten? Ja, was gäbe es denn da zu sorgen? Er ist doch noch nicht so alt. dast er (mit Allahs   Willen) es nicht noch erleben könnte, seinen Pascha dem Sultan dienen zu sehen. Zu erleben, wie er hoch steigen und dem Sultan   zur Seite Halil-Esendis Name durch alle sieben Reiche tragen wird! Er sorgt, nennt aber keinen Grund. So einmal vor Sonnen- Untergang sitzen er, Hatusch-Hanuma und Seliha im Vorhaus; Seliha hat das brennende Kohlenbecken herbeigetragen, ist davor niedergekaucrt und bereitet darauf ihrem Efendi und Hatusch- Hanuma den Kaffee. Wenn ihr dann Halil-Efendi es erlaubt, so schenkt sie sich auch ein Tästchen davon ein. Pascha ist brausten vor dem Hause; es haben sich da einige Altersgenossen zum Spiel zu- sammcngefunden, und die schreien und brüllen nun, was ihnen aus der Kehle geht. Hatusch-Hanuma schlürft ihren Kaffee und beobachtet verstohlen Halil-Efendi. Sie sieht, es fehlt ihm etwas, aber sie kann nicht herausfinden, wie sie ihn fragen könnte. Doch als Halil-Efendi eine Zigarette rollt und er bedächtig seine Zigarettenspitze mit einem Federchen ausputzt, rückt Hatusc�Hanuma etwas näher an ihn heran und beginnt: Efend'm, haben wir nicht grössere Sorgen zusammen geteilt, warum verbirgst Du vor-mir das, was Dir auf der Stirne ge- schrieben steht und was Dir die Seele martert?" Halil-Efendi schaut sie zärtlich an, aber dieser Blick sagt ihr zu gleicher Zeit, dast er jetzt nicht willens ist, zu sprechen. Oder..." fährt Hatusch-Hanuma leise fort, Halil-Efendi aber winkt ihr gequält ab, damit dieses peinliche Gespräch auf- höre. Hatusch-Hanuma schweigt, Seliha, welche verstanden hat, dast sie augenblicklich hier störe, stiehlt sich hinaus, um einer Arbeit nachzugehen. Jetzt wartet Halil-Efendi nicht, dast ihn die Hanuma noch ein- mal frage. Mit einer zögernden Handbewegung zieht er stöhnend den Tabaksbeutel aus der Tasche, und leise, fast flüsternd b«, ginnt er: Solange ich keinen Sohn besah,- war mir dies der gröstte Kummer.... Ich dachte mir. wenn mir Allah   ein Knäblein schenken wollte, würde ich dann lauter selige Tage erleben..." Die Hanuma schaut ihm in die Augen, versucht jedoch nicht, ihn zu unterbrechen. Ich dachte mir, nur glückliche Tage würde ich zählen!" wieder« holt Halil. l Schluß folgt.) Oer �aiidenkolomft: als Gärtner und Kleintierzücbtei». Prickle als angehender Imker. Wenn ich jetzt bei Prietzkes vorüberkomme, und er mich vom Garten aus sieht, muß ich rmbedingt hinei»-, ob ich will oder nicht. Ihm geht nun der Fischteich im Kopfe herum. Einen ganz kleinen Teich, der den Anfang bildete, hat er durch einen genialen Durch- stich mit dem später ausgeschaufelten grossen verbunden. Der Durch- stich ist gewissermatzen die kleinste Ausgabe eines Nordostseekanals. Wenn es später Bratfische bei Prietzkes geben soll, jagt er die ganze Bande durch den Kanal in den kleinen Teich und wirtschaftet ia diesem mit dem Schleppnetz herum. Angeln ist nicht seine Sache. Er sagt:Eine Angel ,st ein Stock mit Schnur und Haken. Am einen Ende hängt ein Tagedieb, aui anderen ein Regenwurm." Bisher ist noch nichts gebraten worden, so sehr Frau Prietzke auch zetert, er lästt sich nicht erweichen, die Fische müssen alle noch grösser werden! Natürlich werden sie immer zahlreicher, denn ein Fisch legt mit einem Mal mehr Eier als fünfzig Hühner im ganzen Leben. Die Eier nennt man Laich, nur beim Stör heißen sie Kaviar, dann find sie aber meist mehr oder weniger gesalzen. Wenn ich nun mit Prietzke am Teich stehe, muß ich mich still ver- halten, den Mund zumachen und die Augen ausreihen wie zwei Scheunentore; er zeigt dann überall dahin, wo gerade ein Fisch schwimmt, und wenn ich den nicht sehe und nicht im höchsten Grade verwundert tue, ist er beleidigt. Der Teich ist, wie er sagt, sein Stolz und seine Freude, und die Brotkrusten, die er selbst nicht mehr zerbeißen kann, nimmt er wöchentlich mit heraus, um seine Fische damit gross und fett zu füttern. Verdient wird ja nichts bei der Sache. Prietzke deklamiert:Tauben und Teiche, machen den Herrn nicht reiche, abqr Bienen und Schafe, ernähren ihn im Schlafe." Nun ist Freund Prietzke auf Bienen und Schafe gekommen. Von Schafen hat er aber schliesslich abgesehen. Er meint, Schafe, allerdings nur solche mit zwei Beinen, gibt es in und um Berlin  schon gerade genug. Aber Bienen zu züchten, erklärt er mir be- geistert, das muß eine Lust sein. So kam er denn letzthin am Sonntag auf mein Grundstück, um sich einmal eingehender mit meinen Bienen und mit meinem neuen Bienenstand zu beschäftigen. Natürlich brachte er seine Frau mit. die überall dabei sein muß, aber sich in respektvoller Entfernung von den gerade etwas auf- geregten Bienenvölkern hielt. Auch der Hund, ein Spitz, war mit dabei. Während auf den Ausstellungen die Hunde stolze Namen führen Gau- und Raubgrafen, Barone   und einfache Adlige ge- hören dort schon zum sogenannten Plebs hat Prietzke für seinen Spitz den profaneren NamenFrechdachs" ausgesucht. Unglück. l-che rw eise hat Frau Prietzke hinter dem Rücken ihres Mannes, um ibm eine Ueberraschung zu bereiten, den Spitz wie einen Löwen  scheren lassen, so daß er ausser der Mähne und Schwanzspitze völlig kahl ist. Nun kommt Prietzke mit seinemFrechdachs" an einen Bienenstand, an dem ich gerade hantierte, um die Königin abzu- sperren. Prietzke steckte gleich die Nase in die Beute, und einige der aufgeregten Bienen stachen ihn nicht nur da hinein, sondern auch auf die Glatze; aber nicht nur das. fie fielen auch über jene Stellen des Hundes her, die gerade frisch geschoren waren, so daß sich dieser vor Schmerzen im Kreise drehte, auf dem Boden wälzte, dann die Rute zwischen die Beine nahm und ausriß. Nach dem geschilderten Vorkommnis habe ich Prietzke einen alten Hut aufgesetzt, ihm eine Bienenhaube darüber gezogen, eine Giftnudel", wie er meine Zigarren nennt, in den Mund gesteckt und dann die Hände mit Gummihandschuhen verwahrt, die über die Rockärmel gezogen wurden. So ausgerüstet, konnte ich ihm nun das Leben und Weben im Bienenstock erklären. Ich habe ihm gesagt, daß der Bienenstaat keine Republik  , son- dern ein Königreich sei, in dem sich alles, wie in Holland   und früher in England, um eine Königin dreht. Natürlich hat die Königin auch ihre Verehrer, ohne schlvach zu werden und umzu- fallen, und zwar viel mehr als manche Majorin. Diese Verehrer, die Drohnen(die männlichen Bienen), find gewissermassen ihre Ehemänner, von denen im Sommer immer einige Hundert im Stocke bummeln. Es handelt sich hier also, wenn wir ein Gleichnis mit der Türkei   ziehen, gewissermaßen um einen umgekehrten Harem. Prietzle ist Republikaner   und wollte, wenn er sich einen Bienen- stock anschafft, aus dem Königreich eine Republik macheu, wovaa