..Bast genug? Willst Dich jetzt packen, für i—"*. Und Deiner Lebtag nit mehr's Haus betreten?" Er aber bekam einen neuen �"lanfall und sprang wieder gegen sie auf,. «Ha, hal" y H"b,�Ja"Äe"mchr diel Widerstandskraft...'s ist das I-dt- Mal ��Leut." rief sie...'s ist Schluß. Kehraus! dick. Wird nix vertragen mehr, und wenn Ihr Jägermeister und Gendarm, und Gericht und den Groß- f<rzog selbst holen wollt. Nun und nimmer, er bleibt mir draus.— Willst jetzt draus bleiben, Alterchen? Hast genug, mein Schepper? Dann pack Dich, und nit mehr über die Schwell. Ich will Ruh vor Dir haben!" Da sprang er aber wieder gegen sie an. Aber kraftlos fiel er ab. Da nahm ihn die Klar auf wie ein Bündel und warf ihn hinaus. „Und wenn Du Hals und Bein brichst," sagte sie. Und vls er unten lag und sie oben auf der Treppe stand, da richtete sie sich auf und sprach zu den Leuten, die immer mehr geworden waren: „Hier bin ich Herr. Und hier bleib ich Herr? Es soll mir einer kommen. Und wenn er die Courage haben sollt, noch mal zu kommen, dann gibt's noch mehr wie heut. So, daß Jhr's wißt!" Sie schlug die Türe zu. Da guckten sich die Leut an, und die Weiber lächelten. Ein paar Männer aber sagten:„'s is ne Schand, einen Mann so zu behandeln." Es gab ein Hin und Her. Ein Für und Wider. Eine Stimme rief:„Klar, da hast Dein Mann, und er will auch schön brav sein." Die Klar öffnete das Fenster und lächelte mit ihrem zerkratzten Gesicht heraus: „Ich schenk ihn Euch. Behalt ihn. Wann ihm sein Haut lieb ist, so soll er sich packen. Merkt das Euch, lang duld ich ihn vor meiner Trepp auch nit mehr. Auch vor meiner Trepp nit. Und Ihr, Ihr könnt jetzt auch gehn. Ihr hatt ja Euer Freudchen." Dann schlug sie das Fenster zu und riegelte die Tür von innen. Der Kaiser hatte sich indessen aufgerichtet und hielt sich die Seiten. Erst stöhnte er ein paarmal, aber als er merkte, daß er kein rechtes Mitleid fand, da rief er:„Mein Bub— mein Bub will ich!" Aber drin schlug's nur einen Lacher. Langsam verliefen sich die Leute. Es blieben aber immer noch genug. Der Kaiser konnte sich noch nicht zum Gehen entschließen. Da flogen ihm seine Kleider, seine Stiefel, fem Sonntagshut, was er so besaß, durchs Fenster vor die Füße. „Pack Dich, sag ich Dir!" Er hob alles auf und wollte damit die Treppe herauf gehen. Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen, und die Klar kam mit dem Besen, so wie man eine Katze oder einen Hund jagt. „Willst Du, willst Du!" schoß sie ein wenig gebückt vor und drohte ihm mit dem Besen, der vor seinem Gesicht herum- fuchtelte. Er wich erst zurück.„Willst Du— willst Du!"— Die Klar hinter ihm her mit dem Reiserbesen. Die Leute lachten. Das war ja zum Kugeln. Und der Kaiser lief nun. Er nahm richtig Reißaus. Er vergaß fast seinen Hinkefuß. Die Klar hinter ihm her. Er trug sein Kleiderbündel.„Willst Du— willst Du!" Sie trieb ihn durch den Hof, auf die Straße, zum Gaudium der Leute. Er schämte sich und wollte sich verdrücken. Aber wohin? Es war nicht möglich. Er mußte, von allen Leuten gesehen, i>ie ganze Gasse vorlaufen. Und er hinkte dahin, so schnell er konnte, seiner Schmerzen nicht achtend. Die Klar stand als Siegerin an ihrem Tor und drohte ihm mit dem Besen nach. An allen Fenstern steckten sich Köpfe heraus. Und das Lachen lief die Gasse vor fort. Endlich, vorn am Thomas sein Haus. verschwand der Kaiser um die runde Ecke. „Bravo , Klar," hieß es jetzt. „Was bravo." sagte sie.„Er soll sich nur nit unterstehen. wieder zu kommen. Nur nit. Ich will Ruh vor ihm haben." Dann ging sie hinein und wusch sich ihr blutiges Ge- ficht ab. �.(Fortsetzung folgt.)? Fontanes Briefe* IL Das bezeichnende seelische Mal der Künstlerschast, den Wider» st reit zwischen Kunst und Leben, zwischen den Welten des Scheins und des SeinS, trug auch Fontane ununterbrochen und unverlierbar an sich. Seine Briefe haben eigentlich darin ihre schwerwiegendste Bedeutung. Sein ewiges Klöhnen, das selten zum wetternden Zorn, häufiger zur spöttischen, höhnischen Resignation wird, dreht sich immer und immer wieder um den Mangel an materieller, moralischer, ästhetischer Belohnung für seine Leistungen, die er aus innerstem Drange, fremd jedem Spekulationssinne, voller Wahrhaftigkeit und mit dem gewissenhaftesten Fleitze hervorgebracht hat. Und gerade in diesem verzweifelten Ringen lediglich um den Erfolg zeigt sich am nacktesten dieser ewige Konflitt des Schaffenden zwischen Leben und Kunst. Hier steht ein menschliches Wesen, dessen erstes und einziges Streben es scheint, die Dinge des Da- seins einzig dadurch zu genießen, daß fie, neugeschaffen von seinem Herzen und von seiner Hand, in die Welt des Daseins eintreten; doch wandelt sich dasselbe Wesen plötzlich zu dem irdischen Geschöpf, das nun ebenso brünstig nach sättigender Nahrung und befriedigendem Sinnengenuß verlangt. Dem einseitig ästhetisch gestimmten Menschen erscheint solch lautes Beklagen der materiellen Not gemeinhin als eine unstatthafte Vergröberung dieses Konflitts. Wir möchten im' Gegenteil hierin eine erfreulich bewußte Ehrlichkeit erblicken— denn auf etwas anderes als materielle Not im weitesten Sinne kommt eS im Grunde bei dieser ganzen Frage gar nicht an l Durch seine zahllosen Selbstbekenntniffe und Selbstcharafteristiken, deren auch die Briefe reichliches bieten, geht ein beständiges Schwanken zwischen trotzigem künstlerischem Selbstbewußtsein, da? daneben auch<in einer Erklärung an Th. Slorm vom Jahre 1854) das Äefühlsrecht individuellen gesellschaftlichen GebahrenS der Konvention gegenüber für sich in Anspruch nimmt, und einer ängstlichen Zweifelsucht an seiner Begabung oder wenigstens an deren Umfang. Diese Gegensätze immer sicherer und ruhiger auS- balanziert zu haben, ist nun der Inhalt von Fontanes ureigenster L e b e n S k u n st gewesen. Leichtfertig oder feig hat er niemals die Flinte ins Korn geworfen und immer erst, wenn von außen die harte Notwendigkeit, von innen der Selbsterhaltungstrieb ihn drängten, die unhaltbare Position aufgegeben, um sich auf die nächste zurückzuziehen. 1893 schrie er an den Amtsrichter Georg Friedlaender :„Ich habe das Leben immer genommen, wie ichP fand, und mich ihm unterworfen. DaS heißt nach außen hin, in meinem Gemüte nicht. Sie wissen so gut wie ich oder bester als ich, daß es in unserem guten Lande Preußen... etablierte Mächte gibt, denen man sich unterwirft. Diese Mächte find ver- schieden:... Jede GesellschastSklaste, jeder Hausstand hat ein be- stimmtes Idol. Im ganzen aber darf man sagen: es gibt in Preußen nur sechs Idole und das Hauptidol, der Vitzliputzli des preußischen Kultus, ist der Leutnant, der Reserveoffizier. Da haben Sie den Salat." Ein narben- und ehrenvolles Menschenleben liegt zwischen Worten der Selbstbescheidung und jenen der Zuversichtlichkeit oder gar der Ueberheblichkeit, wie 1878 bei Ausgabe seines Sekretär- Postens bei der Akademie:„Eine gute Theaterkritik... ist viel, viel bester als diese Reskriptefabrikation, bei der ich noch nichts Erfreu- lickes habe herauskommen sehen" bezw.(1850):„Zum Korrespondenz- artikelfabrikanten bin ich verdorben... ich will kern Neuigkeitskrämer, sondern ein Mensch von Meinung und Urteil sein. In dem Moment gleich dem jetzigen an der Spitze eines einflußreichen Blattes stehen, heißt an der Spitze einer Armee stehen". Das klingt beinahe wie eine Vorwegnahme des neckischen Wortes unserer Tage von den kommandierenden Generalen. Später fteilich(„Von Zwanzig bis Dreißig " S. 83) weiß er gleichgestellten jungen Leuten keine bester? Waffe im Kampfe zwischen Neigung und Beruf anzuraten, als strengste Pflichterfüllung gegen diesen:.es ist das einzige Mttel, sich vor Unliebsamkellen und eigenem Unmut zu bewahren". Damit ist keineswegs einer sinn« und zwecklosen Selbstkasteiung das Wort geredet, sondern nur einem weisen Verzicht mit dem Ziele, dafür an geeigneterem Zeitpunkt wichtigeres und wertvolleres ein- zutauschcn. Ebenso wenig wie seine Anspruchslosigkeit und Be- scheidenheit, sein stet» bewiesener Sinn für Schlichtheit und Einfach» heit, seine Abneigung gegen„alles modern Patente", gegen„so- genannten Komfort, der jedesmal der höchste Diskomfort ist", etwa einer puritanischen Gemütsverfassung bei ihm entsprochen hätte, die vielmehr ein echtes Schönheitsbedürfnis niemals neben sich duldet. Sondern all das entsprang bei ihm einer und derselben Quelle: der Erkenntnis der Notwendigkeit. Seine ganze Stellung zu religiösen Fragen finden wir lediglich mit dem Begriffe Gottes be- rührt und auch dieser Begriff deckt sich völlig mit dem des blinden, unbeirrbaren, vorherbestimmenden Schicksal, mit dem der ehernen Notwendigkeit. Die moralische Ableitung aus diesem Gottesbegriff ist dann jene unerbittliche Pflichterfüllung, die sein individuell- poetisches Gemüt auch in die brandcnburgisch-preußische Geschichte als deren Geist hineininterpretiert hat. Als jedoch sein immer reifer werdender Sinn für Tatsächlichkciten an dieser poetisch-ideologischen Konstruktion Kritik zu üben begann, erfolgte jenes allmähliche, aber energische Abschwenken von der offiziellen preußischen Herrlichkeit, wie weiterhin sich zeigen wird. Dies ist nun auch zum Angriffspunkt gegen Fontane genommen worden: daß ein Schriftsteller, der sich jahrzehntelang hat hart durch- schlagen müssen, nun, da ihm Luft zu holen vergönnt ist, sich für die
Ausgabe
27 (9.7.1910) 132
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