waZ von ihrem Sohn übriggeblieben Kar. Vor der Hinrichtung hatte er eine Schere verlangt, sich ein Büschel Haare abgeschnitten und sie für die Mutter übergeben. Sein letzter Wille wurde ge- toissenhaft erfüllt." Im vorigen Jahre berichteten die Zeitungen von einem noch weit traurigeren Vorfall. Der zum Tode verurteilte Gefangene Schurimow in Balaschow schrieb dem Vater einen Brief mit der Bitte, zu ihm zu kommen, um sich vor dem Tode von ihm zu ver- abschieden.Die elementare Humanität, wenn von Humanität angesichts des Galgen überhaupt die Rede sein kann so schrieb der Korrespondent, der darüber in den Zeitungen berichtete, ver­langte entweder, daß die Bestellung des Briefes verweigert oder die Genehmigung für den letzten Besuch getoährt würde. Es schien, daß es eine dritte Möglichkeit hier nicht geben könne.... Aber gerade diese letzte Möglichkeit, die in ihrer Itnmeiischlichkeit qual­voll und widrig war, wurde zur Wirklichkeit." Der Vater, ein armer, kranker Greis, suchte seine letzten Groschen zusammen und begab sich nach Saratow , wohin er auch den jüngeren Sohn mit- genommen hatte. Hier wandte er sich natürlich zuerst ans Ge- richt. Man gab ihm den Rat, bei dem Kommandierenden der TruppenErkundigungen einzuziehen". Auf die Frage, ob sein Sohn noch lebe, wurde ihm trocken geantwortet: wir wissen es nicht. Der alte Mann fuhr nach Kasan , aber auch hier wurden ihm die Angaben verweigert. Er kehrt« nach Saratow zurück und versuchte, sich an verschiedenen Stellen Eingang zu verschaffen. Er ging zum Staatsanwalt, zum Gefängnisgeistlichen, ins Gefängnis- bureau. Endlich hatte jemand(«ine gute Seele!) Mitleid mit dem Schmerz und den Tränen des alten Vaters und teilte ihm mit, daß sein Sohn schon gehenkt sei...." Dieser Greis so schloß der Korrespondent wird nach Hause zurückkehren, zu seiner Familie, in den Kreis seiner nächsten Bekannten und Freunde... Und von ihm, von zahlreichen solchen Greisen, von allen ihren Anverwandten wird man verlangen, daß sie das Vaterland lieben, ihre Institutionen achten, patriotische Gefühle hegen."(Kiewer Nachrichten", 8. März 1309, Nr. 66.) Natürlich... Indessen, kehren wir zurück zu unsereralltäglichen Erschei- nung". Das Gefängnisbureau, in dem den Todeskandidaten die letzte Zusammenkunft mit den Verwandten gewährt wird, ist durch eine hölzerne Scheidewand von halber Mannshöhe in zwei ungleiche Teile geteilt. Der Todeskandidat wird hinter die Scheidewand gc- führt und die Tür hinter ihm geschloffen. Zu beiden Seiten des Gefangenen stellen sich Aufseher hin. Die Verwandten, die zum Besuch gekommen sind, bleiben auf der anderen Seite der Scheide» wand. Die Aufseher hören gleichmütig dem Gespräch zu. Der Mensch gewöhnt sich an alles, und sie haben schon viele Gefangene zu dieser Gitterwand und zum Galgen geführt. Ihre Pflicht ist, dar- auf zu achten, daß dem Todeskandidaten nichts übergeben werde, vor allem kein Messer und kein Gift, und sie stieren gleichmütig und leidenschaftslos vor sich hin. Aber auf einen ungewohnten Menschen üben diese Zusammenkünfte einen unverwischbaren Ein- druck aus, wie alles, wo die Fragen des Lebens und des Todes in so greifbarer Form vor uns treten. Unser Korrespondent be- fand sich zufällig im Gefängniskontor, als derselbe Gefangene, der so mutig seinem Leben ein Ende machte, den letzten Besuch seiner Mutter empfing. Das war kurz vor seinem Selbstmord. Von hohem Wuchs, mit krankhaft gelbem Gesicht und fieberhaft glän- zenden Augen stand er an der Scheidewand, hinter der sich zwei Frauen befanden. Die eine, gebeutst, in einen Schal gehüllt, weinte in einem fort und wischte sich beständig die Augen. Die andere weinte nicht; ihre Augen waren trocken und brannten in hellem Feuer. Sie wandte kein Auge vonihm ab, aber Worte fand sie für ihn nicht, Worte, die ihn rühren, erweichen, trösten konnten, Worte, die hier einfach am Platz gewesen wären. Nun, wie steht's jetzt mit Dir," fragte sie mit trauriger Stimme,wie ist die Gesundheit?" Was Gesundheit? Bald wird man mich aufhängen!" er- widerte der Sohn mit heiserer Stimme und versuchte, zu lachen. Aber das Lachen mißlang und brach schrill ab. Wieder trat Schweigen ein. Du siehst wohl furchtbare Träume?" fragte die Alte. Ja, man sieht verschiedenes im Traum," entgegnete er nach- denklich. Dann sagte er leicht und einfach:Dort ist ein Wamms von mir geblieben, man müßte es verkaufen..." (Fortsetzung folgt, j, Der Sanäbaufen. Ist die Sonne die beste Kinderwärterin, so ist der Sandhaufen des Kindes liebster Spielkamerad. Mehr als dies: man hat ihn sogar den größten Pädagogen genannt. In der Tat gehen von ihm ganz außerordentliche erzieherische Wirkungen aus. Er trägt dem Beschäftigungstriebe, der das Lebenselement des Kindes ausmacht, im weitesten Matze Rechnung und lehrt un- vermerkt, aber eindringlich den Gebrauch der Sinne. Besonders der für die Gewinnung klarer Empfindungen und scharf ausge- prägter Eindrücke so wichtige Tastsinn erfährt erhöhte Förderung. Das Kind gelangt zu einer frischen und unmittelbaren Auffassung des Körperlichen und wird zur Aktivität tatkräftig angeleitet. Sein« Welt liegt dort, wo es sich mit seinen Fingern und Händen be- tätigen, wo es aus eigener Kraft schaffen, bauen, produzieren kann. Nicht bloß, daß es dabei die Gesundheit stärkt und Muskelkräfte entwickelt, es entfaltet auch seine Phantasie und eignet sich unwill- kürlich und mühelos eine große Anzahl von physikalischen und mathematischen Grundsätzen an. Ein Reichtum von Gestalten und Formen tut sich auf dem Sandhaufen dem kindlichen Geiste auf, eine Fülle von Tatsachen und Wahrheiten, Erscheinungen und Er- eignissen tritt seiner Vorstellungswelt entgegen. Und wahre Ströms von Glück quellen aus den Seelen der Kinder hervor! Willst dl» heitere, schaffende, glückliche Kinder sehen, suche sie auf den Sande häufen der Gärten und Spielplätze, dort findest du sie, wenn nirgends sonst. So ungeheuer fruchtbar die Bücherproduktion auf dem Gebiets der Pädagogik ist, über das SpielenderKinderimSandg gab es bisher noch kein Buch, das in theoretischer wie praktischen Hinsicht ausreichend und zuverlässig orientiert hätte. Nun hat dev dänische Schulmann Hans Dragehjelm mit einer überaus instruktiven Publikation diese Lücke ausgefüllt.*) Er behandelt zunächst die pädagogische Seite des Themas, indem er die Be- deutung des Sandspiesens für die Entwicklung der körper- lichen und intellektuellen Anlagen des Kindes erörtert. Dann wendet er sich dem praktischen Teile zu: wie Sandspielplätze angelegt werden müssen, was im Hause und von den Frauen für die im Sande spielenden Kinder zu tun ist, wie Sand, Spieltische, Unter- lagen und Ueberdachungen beschaffen sein sollen usw. Einige all- gemeine interessierende Angaben und Ausführungen seien hiep wiedergegeben. Der einfache Sondhaufen ohne irgendeine Einrichtung ist nicht zu empfehlen. Ist er zu groß, kann er für die kleinen ge- fährlich werden, da der Sand nachgeben und sie verschütten kann. Ist er zu klein, wird er bald breitgetreten und beim Zusammen- bringen mit Erde und Schmutz vermischt. Zweckmäßig ist deshalb ein H o l z r a h m e n, der den Sand von allen Seiten einfaßt. Noch besser bewährt sich ein Bassin, das beim Spielen den Sand zusammenhält und bei genügender Tiefe auch eine ziemlich große Menge Sand aufnehmen kann. Bezüglich der äußeren Form find alle möglichen Abwechselungen beliebt, wenn sie nur regelrecht und sonst ansprechend sind. Dagegen sind die verschiedensten Systems nicht alle gleichlvertig im Gebrauch. Das Betonkästen-System z B. besitzt den Mangel, daß es bei anhaltend nasser Witterung den Sandbehälter leicht in einem Wasserbehälter verwandelt. Prakti- scher ist da eine Asphalt-, Beton- oder Zementfliesen-Unterlage mit einem aus Pfählen ruhenden Holzrahmen darüber. Die Unterlage: ist in der Mitte etwas erhöht und fällt nach den Seiten zu ab. Zwischen Unterlagen und Holzrahmen bleibt eine Spalte von etwa 25 Zentimeter Höhe, durch die alle Feuchtigkeit hindurchsickern kann. Die Vorzüge eines solchen Sandbehälters bestehen darin, daß bei Regenwetter das Wasser schnell abläuft, dabei eine Waschung d-s Sandes vornimmt und die verbrauchten und zu Staub verwandelten Teile des Sandes durch die Spalte hinwegführt. Um den kleineren Kindern den Zutritt zum Sande leichter zu machen, empfiehlt sich nötigenfalls die Anbringung einer Stufe an einer der äußeren. Seiten. Der Sandkasten soll eine Größe von 6 bis 8 Quadratmeter haben. Ueber dem Rahmen sind in Höhe von 50 bis 66 Zentimeter Spieltische anzubringen, die gelegentlich unterbrochen sJiri müssen, damit der Zugang zum Sande freibleibt. Falls nicht taglich unter dem Tische eine gründliche Reinigung vorgenommen wird, sammelt sich dort soviel Schmutz, Laub, Papier usw. an, daß sich ganze Baktericnherde entwickeln. Dazu kommt, daß diese niedrigen Tische beim Spielen sehr unbequem sind und keine gute Körperhaltung ge- statten, auch bleibt der mittlere Teil der Tischplatte meist unbe» nutzt. Ungleich besser ist es da, wenn sich die Spieltische bankartig den ganzen Holzrahmcn entlang um den Sandhaufen herumziehen. Hat der Sandspielplatz keine Ueberdachung, so sollte dort in der Nähe eine Schutzhütte vorhanden sein, die bei Regenschauern Zu- flucht gewährt. Einen äußerst gefälligen und praktischen Aufent- Haltsort dieser Art gibt es auf dem großen Spielplatze im Humboldt. Hain in Berlin . Im Großen Garten in Dresden liegt in der Nähe des Sandbehälters ein an der Erde gut befestigter Baum- stamm, auf dem die kleinen, wenn sie im Sande genug gearbeitet Haben, von dem einen Ende zum andern balancieren können. Diesy gute Idee verdient Nachahmung. Nicht zu vergessen ist schließlich, daß an heißen Tagen der Spielsand in Anlagen und auf Spiel- Plätzen öfter mit Wasser besprengt werden mutz, da sonst die trocke- nen Staubteilchen den Lungen der Kinder schaoen. In den romanischen Ländern bringt man dem Sandspielen der Kinder noch so gut wie gar kein Interesse entgegen, während es sich in einer Anzahl anderer Länder, besonders in den getwamschen, sorgfältiger Pflege erfreut. Dragehjelm hat auf eitt�:- Wtudien- reise durch Deutschland nach dieser Richtung hin Beödächbtutgeti>H»- sammelt und sich durch die statistischen Kommissionen derstzentschen Lehrerschaft genauere Angahen verschafft. Westerhin ist er durch Anfragen bei Behörden, Schulfachleuten und matzgebenden Persön- lichkeiten im Auslande zu einem reichhaltigen Material an Aus- *) Das Spielen der Kinder im Sande von H a n 3 Dragehjelm. Mit 32 Abbildungen und 2 Skizzen. Ueber- setzung von Alf. Dietrich. Preis 2,50 Mk., kart. 3 Mk. Tillges Verlag Leipzig.->