erste Stimme,.der erste geht so stramm, aber der zweite, der zweite..... Zum Totlachen! Wie ein blindes Kätzchen.... Bald hierhin, bald dorthin.... Man sollte ihm lieber gleich die Schlinge um den Hals gezogen haben, aber so war es wirtlich ein blindes Kätzchen."... Wahrscheinlich schien dieser Vergleich dem Sprecher sehr gut gewählt. Er wiederholte ihn noch einmal und brach dann in Lachen aus. Und in diesem Lachen war so viel Sinnlosigkeit und unbe- greifliche Grausamkeit, daß ich einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte, nicht weiter zuhören konnte und von der Tür- öffnung fortging..Man mutz hinuntergehen, fragen," hörte man wieder eine Stimme,.vielleicht erlaubt man es; es ist Zeit zu schlafen!" Wir begriffen, datz alles zu Ende war. Aber nur für dieses Mal, nur damit der Gefängnisgang in einer der fol- genden Nächte von neuem Geschrei widerhallen sollte. Und wenn man denkt, datz noch viele solcher Nächte bevorstehen, so erscheint es unbegreiflich, datz Menschen, die sich als klug und achtungswürdig halten, dort, in der kalten, gleichgültigen Stecht, ruhig schlafen und schmachvoll schweigen können!" Vor t>6 Jahren wandte sich Victor Hugo   aus Anlatz der bevor- stehenden, Hinrichtung eines Menschen, nach einer gerichtlichen Verhandlung, die dreizehn Dage gewährt hatte und mit allen Gv- rantien für die Verteidigung, bei vollständigster Klarheit über die Tat selbst, geführt wurde, an die Bewohner der Insel Guernseh an der Südküste Englands, wo er damals in, Exil lebte. Der edle Appell des französischen   Flüchtlings fand Widerhall in den Herzen der Seeleute und Matrosen, und auf der Fischerinsel erhob sich ein Sturm von Petitionen, Versammlungen, Protesten gegen die Hin- richtung.... Was hätte der grotze Dichter und Humanist gesagt, wenn er die Periode der heutigen.Wiedergeburt" RutzlandS miterlebt, wenn er ein ganzes Land gesehen hätte, wo nicht ein einzelner Mensch, sondern Hunderte und Tausende von Menschen den Blick auf ihren letzten Ziag gerichtet haben, während alle frei atmen. sprechen und lachen.... Wo schon seit einigen Jahren fast keine Nacht ohne Hinrichtung verläuft.... Wo der Morgenwind auf seinem Wege Galgen. Stricke, baumelnde Leichen streift und das letzte Gestöhn der Hingerichteten in die Felder, Dörfer und Städte des heiligen Rutzlands trägt. Wo Väter in den Eisenbahnwagen .ruhig" von dem Untergange ihrer im Knabenalter stehenden Söhne erzählen und von der Unbeugsamkeit des Generals Kaul- bars berichten. Wo die Hinrichtung selbst schon die finstere Feier- lichkeit des Todes verloren und sich in«ine Alltagserscheinung, in prosaische Werktagsarbeit verwandelt hat. Wo es schon an Galgen mangelt und die Menschen so ganz nebenbei, im beschleunigten, der- einfachten Tempo, ohne Formalitäten, auf Feuerleitern mit den ersten besten verfaulten Stricken gehenkt werden.... Und wo die Leichen ebenso schnell in die Erde verscharrt werden, eilig mit zynischer Nachlässigkeit, gleichsam wie nach einer das ganze Land erfüllenden Pest.... Im Juni vorigen Jahres ging«ine kurze Notiz durch die Zei- tungen, die keine besondere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. In Jekaterinoslaw wurden am Rande der Stadt Kasernen gebaut. Kauni hatten die Arbeiter begonnen, das Fundament zu legen, als sie auf die Leichen von Hingerichteten stietzen. Mvn konnte sie unschwer erkennen: sie trugen noch in der Erde eiserne Fesseln.*) Es ersteht die alte Legende und erwacht der finstere Aberglaube der grauen Vorzeit, wo die Fundamente der Gebäude.zur Festig- keit" auf Leichen gebaut wurden.... Sind nicht genügend, sind nicht schon zu viel Leichen für das Fundament des sich.erneuernden" Rutzlands verwendet worden?Wer weitz es? Wer hat das Rätsel gelöst?" sagen wir mit'dem grotzen französischen   Dichter. Es gibt Abgründe in den gesellschafUichen Bewegungen wie in den Weltmeeren. Der russische Staat stand schon einmal vor der furchtbaren Sturmflut, die sich unerwartet in dem Lande derge- priesenen, jahrhundertealten Ruhe" erhoben hatte. Es gelang ihm, die Sturmflut durch Versprechungen zu besänftigen, aber wer weitz es, wer hat das Rätsel gelöst", das die Ebbe und die Flut des geheimnisvollen menschlichen Ozeans beherrscht? Wer bürgt dafür, datz die Sturmflut sich nicht wieder ebenso unerwartet und noch weit stärker erhebt? Ist es denn notwendig, datz sich das Gestöhn von Tausenden, die in der Periode derBeruhigung" zu- gründe gingen, zugleich mit dem Gestöhn ihrer Väter, Witter und Brüder, die ihre furchtbaren Schuldforderungen in der Brust zurück- halten, zu dem elementaren Brausen der Sturmflut gesellt? Hub dem Arbeitsgebiet der Blektrotecbmk. Ende Mai dieses Jahres fand in Braunschweig   die achtzehnte Jahresversammlung des Verbandes deutscher Elektro- t e ch n i k e r, des grötzten Verbandes dieser Art in Deutschland  , statt. Bei der Bedeutung, die die Elektrotechnik sowohl für unser ganzes ),.Kijcwskija Westi", 1909, 27, Juni, Nr. 169 Wirtschaftsleven als auch für unsere persönliche Levensfühnmg hat, dürfte es wohl von Interesse sein, auch an dieser Stelle über die Verhandlungen und Vorträge, die auf dieser Versammlung gehalten wurden, zu berichten.*) Die Verhandlungen wurden vom Verbandsvorsitzenden Professor GörgeS mit einem knappen umfassenden Ueberblick über den heutigen Stand der Elektrotechnik eingeleitet. Er betonte, datz die Wärme- Wirkungen des elektrischen Stromes in dem mehr und mehr zur Aufnahme kommenden elektrischen Kochen, in dem elektrischen Schweißen sowie in der Stahl-Aluminium-Calziumkarbid- und Salpetersäuregewinnung Verwertung finden. Ein besonders hervor- tretender Gesichtspunkt in dem Bau der elektrischen Maschinen, Stromerzeuger und Motoren liegt darin, datz die Leistung der Ein- Heiken immer mehr zunimmt und heute schon Werte von 10060 bis 14000 KVA(Kilovoltampere, Einheit der elektrischen Leistung) ent- sprechend ungefähr 15000 Pferdestärken in einer Maschine erreicht werden. Die Beherrschung der zur Arbeitsverteilung über grotze Gebiete erforderlichen Hohen Spannungen hat weitere Fortschritte gemacht. Im Vordergrunde der elektrischen Anlagen stehe ferner heute die Ueberlandzentralen, die ausgedehnte Gebiete mit elektrischer Energie versorgen sollen. Die Reihe der eigentlichen Vorträge wurde durch einen Vortrag von Behrens, dem künstlerischen Beirat der A. E.-G., über .Kunst und Technik" eingeleitet, ein Thema, das eigentlich etwas aus dem Rahmen der reinen Elektrotechnik fällt. Wie der Vortragende ausführte, find die imposantesten Aeutze- rungen unsere» Könnens die Resultate moderner Technik.Die Industrie hat es in der Hand, durch das Zusammenführen von Kunst und Technik Kultur zu schaffen, hat es aber bis jetzt noch nicht ge- tan. weil sie einem solchen Ziel nicht gemeinsam mit der Kunst zu- strebte. Durch die Massenherstellung von Gebrauchsgegenständen, die einer ästhetisch verfeinerten Anordnung entsprächen, würde nicht allein dem künstlerisch empfindenden Menschen eine Wohltat erwiesen, sondern Geickmack und Anstand l?) in die weiteste» Schichten der ganzen Bevölkerung getragen." Ein Land mutz bestrebt sein, indivi- dualisierte, nicht nachahmbare Arbeit herzustellen, die aus eigener Geschmackskultur, die das beste Zeugnis für die Tüchtigkeit eines Volkes ist, entstanden ist. Deutschland  , wo die Industrie dem Acker- bau gegenüber im Bordergrunde steht, sollte nickt nur für die rein technischen Leistungen, sondern auch für die ästhetische Qualität seiner Erzeugnisse bestrebt sein, aus dem internationalen Wellmarkte eine führende Rolle zu spielen..Kunst und Technik, dem Wesen nach verschieden, gehören dennoch zusammen. Die Kunst soll nicht mehr als Privatsache aufgefatzt werden, der man sich nach Belieben be- dient. Wir wollen keine Lesthetik, die sich in romantischer Träumerei ihre Regeln selbst macht, sondern die in der vollen Gesetzlichkeit des rauschenden LebenS steht. Aber wir wollen auch keine Technik, die ihren Weg für fich geht, sondern die für das Kunstwollen der Zeit offenen Sinn hat." Behrens hatte auch schon Gelegenheit, seine Grundsätze in die Tat umzusetzen. Die Berliner   können die von ihm entworfene Riesenhalle für den Bau großer Dampfturbinen der L. E.-G. in der Huttenstratze sehen, die in ihrer ruhigen Schönheit und Zweck- Mäßigkeit jenem Viertel ein neues Gepräge gegeben hat. Auch einige elekkrische Materialien, Bogenlampen, Ventilatoren. Teekessel usw. sind von ihm entworfen, die ohne aufdringliches Ornament so wie eS Behrens fordert sauber und materialgerecht konstruiert find und bei denen jede Imitation sowohl der alten Stilsormen wie auch der Handwerkssormen vermieden ist, aber die- jenigen Formen verwendet werden, die aus der Maschine und Massenproduktion gewissermaßen von selbst hervorgehen. Im Vordergrund der weiteren Vorträge stand die Frage der Verwendung der Elektrizität in derLandwirtschast und ihrer Beziehungen zu den Ueberlandzentralen. Zunächst sprach H. W a l l e n s über dieses Thema und erörterte in technischer und wirtschastlicker Beziehung die zurzeit vorliegenden und die in nächster Zukunft zu erwartenden Verwendungsmöglichkeiten des elektrischen Betriebes in der Landwirlschaft. Die ersten landwirt- schastlichen Maschinen, die zum größten Teil in England er- funden und verbessert waren, kamen gegen Anfang und Mitte des vorigen Jahrhunderts nach Deutschland  , wo sich erst nach der ersten Weltausstellung in London   im Jahre 1851 eine eigene landwirtschaftliche Majchinenindustrie zu entwickeln begann. Wie schnell fich jedoch dieser Zweig der Industrie, der fich naturgemäß stark an englische Vorbilder anlehme, entwickelt hat, geht daraus hervor, daß zu Anfang des 20. Jahrhunderts Deutsch  - land bereits 1700 Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen mit zusammen 23 000 Arbeitern besaß. Die Einführung der Maschinen »n der Landwirtschaft zum Ersatz menschlicher Arbeitskräfte ermög- lichte auch in Deutschland   mi. Zuhilfenahme der Errungenschaften der Agrarchemie eine intensivere Bewirtschaftung des BodenS. In den letzten 40 Jahren sind infolge dieser Fortschritte die Erträgnisse pro Hektar an Kartoffeln um zirka 75 Proz., an Roggen um zirka 63 Proz. und an Weizen um zirka 52 Proz. gestiegen. Nach ein- gehenden Untersuchungen von Backhaus bilden den Haupttcil der Unkosten der Landwirtschast in Preußen natürlich die Arbeitslöhne mit zirka 49 Proz., den nächst größeren Anteil stellen die Gespann- kosten mit zirka 14 Proz., die aber noch höher werden lönnen und *) Wir benützen dabei in der Hauptsache die Berichte der.Elektrot  . Zeitschrist", des Organs dieses Verbandes.