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berbrängt ober im Aussehen doch beeinflußt wird. Dber es tritt ein gegen die Pracht der Flora im Ghetto braußen zwischen den Feldfluren bestimmtes neues Unfraut auf, das dem Ghetto des Feldes seinen fich versteden muß. Die Heimat der Ruderalpflanzen ist der infizierte speziellen Stempel aufprägt, um im nächsten Jahre bielleicht schon Boden um Jauchegruben, Aborte, Düngerhaufen, Hausabfallagerungs­wieder zurückzutreten oder gar ganz zu berichwinden. Die Bodenplägen", und hier sorgen sie, daß nichts umfommt im Kreislauf der berhältnisse sprechen hier gar sehr mit; selbst die Unfräuter find Natur. Der Standort der Ruderalpflanzen ist durchtränkt von den oft gar wählerisch, und wo einem Kraute die gegebenen Lebensver- Ueberresten organischen Lebens, und das sind die Lockmittel, die die hältnisse nicht zusagen, da fiebt es fich das Leben wohl einmal ein Ruderalflora derart in die sonst wenig einladende Umgebung hinzog, Jahr mit an, aber es verzichtet mehr oder minder vollständig auf wo nun die Abfälle menschlichen Lebens dem Leben wieder zugängig bas Wiederkommen. Manche Kräuter erscheinen an gewijsen Stellen gemacht werden. Als die charakteristischen Formen dieser auch nur deshalb alljährlich wieder, weil sie alljährlich mit dem eigenartigen Flora betrachtet Francé die folgenden meist all­Saatgut aufs neue eingeschleppt werden. Mancherlei andere Um bekannten Pflanzengeſtalten: Gäniefuß, Ruderaltreffe, Erigeron, stände tragen weiter dazu bei, die Flora der Brachländer Melde, Kazenminze, Amarant, Rumeg, Distel, Ballote, Glass in ihrem Charakter zu bestimmen, die Grundwasserverhältnisse, traut, Taubnessel, Ehrenpreis, Raufe, Brennessel, Klee, Stechapfel, Verteilung von Licht und Schatten u. a. mehr. Immerhin gibt es Nachtschatten, Bilsentraut, Nachtkerze, Hundsfamille und Gänsedistel. Pflanzen, die so ziemlich jeden Abraumplaz beleben, das sind die Im ganzen zählt eine besondere Botanik für die Unkräuter und Rosmopoliten, Pflanzen, die fast überall auf der Erde ihre Dajeins- Abraumpflanzen an 200 Arten. Manche der genannten Pflanzen berechtigung erwiesen haben. Zu solchen Allerweltspflanzen zählen einige Streffearten, das Hornkraut, Brennessel, Wegerich, Aderivinde, Aderspargel, Eisenkraut und manche Gräser. Aber auch Pflanzen, die nur in unseren Zonen Heimaterecht haben, find zum Teil ständig bertreten. Manchmal ist hier die Flora eine recht buntgemischte Bflanzengemeinschaft, ein andermal tritt wieder eine bestimmte Pflanzenart in den Vordergrund.

Ueberall vertreten ist das Gras, richtiger gesagt: das Heer der Gräser, denn was wir gemeinhin als Gras bezeichnen, das ist zu meist eine Ansammlung der verschiedensten Gräserarten, deren Unter­fcheidung allerdings nur dem Spezialisten interefiant erscheint. Ber als Nichtbotanifer vernimmt, daß das, was er einfach Gras nennt, fich aus vielen Duizenden von einzelnen Arten zufammenicht, dem mag es unmöglich erscheinen, all diese Arten auseinander zu kennen. Und doch ist es gar nicht so schwierig, die Grasarten zu unterscheiden, wenigstens zur Blütezeit nicht. Nur Beharrlichkeit und Urteilsschärfe sind neben einer guten Lupe erforderlich; dann weichen die Schwierigkeiten, hinter denen die Erkennungsmerkmale der Grasarten verschanzt liegen. Wer da hört, day reichlich andert­halb hundert Grasarten in der deutschen Flora befamut find, dem wird es auch nicht mehr wunderlich erscheinen, daß das Gras im Ghetto des Feldes nicht überall das gleiche ist. Aber das Gras als Familie ist vertreten, selbst manche Gattungen und Arten sind ziemlich all­gemein.

Auch Gänseblümchen , Ehrenpreis und Sternmiere find fast überall vertreten, felten finden wir einen Rain oder sonst ein Stüd Land, auf dem nicht zum mindesten eins von diesen Kräutern feme Blüten den ersten wärmenden Frühlingssonnenstrahlen entgegenstreckt, und nun unausgesezt den ganzen Sommer hindurch bis in den Winter hinein Blüten treibt und fruchtet. Ja selbst im Winter find, beim Gänseblümchen zumal, Blüten feine Seltenheit. Die Rogelmiere ist wohl das verbreitetste und lästigste Unfraut, da es fast ununterbrochen reife Früchte produziert und durch diese immer wieder in den Kulturboden einwandert. Vereinzelt schieben sich zwischen diese Allerwelts- Frübjabrsblüber das grünlich blühende Bisamfraut mit feinem Moidusduft, das schon im März blühend zu finden ist, die Hainanemone, die etwas später folgt, das Scharbodstrant mit seinen hübichen gelben aber unfruchtbaren Blumen und seinen kleinen Knöllchen, die Anlaß gaben zu der Fabel vom Getreideregen; ein feltener Gait ist die schwarze Nieswurz, die bei günstiger Witterung schon un die Jahreswende blüht Huflattich, Langenfraut, Hundsveilchen und noch mand anderes Gewächs gibt bald hier bald da der gekenn zeichneten Sippe Gesellschaft.

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Auch Hirtentäschel, gemeines Kreuzkraut, Hederich, Aderhorn­fraut und andere mehr, die weit verbreitet sind, zählen zu den früheren Blühern, von denen man aber während des ganzen Sommers neben Pflanzen mit reifen Früchten jüngere Pflanzen in der Blüte findet. Etwas weniger häufig, aber doch noch ziemlich allgemein tritt der Reiberichnabel mit seinen explosiven Früchten auf; auch diese Pflanze blüht vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Der Hahnenfuß prägt im Mai manchem Ghetto des Feldes seinen weithin glänzenden gelben Stempel auf und daneben erblüht zu gleicher Zeit eine große Zahl gedrungen wachsender Kreuzblütler, bei denen es heißt: die Masse muß es bringen, so unschein bar sind die einzelnen Blütchen. Und nun erfolgt ein wechselreiches buntes Blühen ohne Unterlaß viele Wochen hindurch. Da kommen der Gundermann, die Kleearten, der Salbei, die Kamillen, die Lab­fräuter, die hübsche Beanelfe, Kornblume, Mohn, Distelu, die Fingerfräuter und viele andere mehr, die hier und dort fehlen, an anderer Stelle in bescheidener Anzahl vorhanden sind und manchen Drts auch bestimmend für den Gesamteindruck werden. Ist der Sommer nicht gar zu troden, so wird dem Blühen erst mit dem Froste ein Ende bereitet, sonst schiebt sich zwischen Frühsommer­flor und Herbstflor auch wohl eine kurze Spanne der Dürre, namentlich wenn der Boden recht wasserdurchlässig ist und Brinzessin Erika, die Heide, mit ihrem Basallenstaat sich nicht an fiedeln fonnte.

begegnen uns auch draußen im freien Felde, aber nie in der bestimmenden Weise wie auf den Mistplätzen der Städte". Häufiger als in dem weit bor den Toren der Stadt gelegenen Ghetto des Feldes siedeln sich allerlei Gartenflüchtlinge unter den Ruderalpflanzen in der Nähe menschlicher Wohnungen an. Diese sind es, die dann der sonst ziemlich triste ausschauenden Flora einiges blumiges Leben im Ausiehen verleihen. Jene farbenfrohe Buntheit, wie sie der eintretende Sommer zwischen den Aeckern und Feldfluren des weit draußen liegenden bebauten Landes antrifft, die sucht man aber stets vergebens an jenen Stätten, die die eigentliche Heimat der Nuderalpflanzen find. Herm. Krafft.

Kleines feuilleton.

Literarisches.

Johan Stjoldborg. Unsere Leser erinnern sich gewiß noch mit Vergnügen der prächtigen Erzählung, Sara", die wir im Juni dieses Jahres veröffentlichten. Die Dichtungen des Ver­faffers dieser Novelle, des Tänen Johan Skjoldborg , will nach einer Mitteilung des Buchhändler- Börsenblattes" der Literaturausschuß der bereinigten dänischen Häuslervereine( die einen sehr starken Mitgliederbestand aufzuweisen haben) in den breitesten Kreisen des dänischen Volkes bekannt machen, indem er eine große Bolts­ausgabe der Werke Stjoldborgs herausgibt.

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Wie Sara" so beschäftigen sich die meisten literarischen Arbeiten Sjoldborgs mit den kleinen Freuden und den großen Leiden des dänischen Häusler -( Kleinbauern-) tums, deren Eigenart der Dichter scharf beobachtet hat und deren Verhältnisse, die sich übrigens in wirtschaftlicher Beziehung während der legten fünf Jahre sehr ge­bessert haben sollen, er mit Ernst, Bärme und Frische schildert. Ez ist daher begreiflich, daß die Organisation der Häusler die Heraus­gabe der Werke Skjoldborgs betreibt, zumal da dieser( geboren im Jahre 1861) selber der Sohn eines Häuslers ist und erst über die Station des Landlehrers zur Literatur fam.

Das erste Lieferungsheft der Skjoldborg- Erzählungen ist gerade erschienen, und der Dichter erzählt darin von den großen Schwierig feiten, die sich ihm in den Weg stellten, als er bei Beginn seiner literarischen Laufbahn auf die Suche nach einem Verleger ging.

Paläontologisches.

8 wei merkwürdige ausgestorbene Tiere sind jezt zum erstenmal in der geologischen Abteilung des Britischen Museums in London zur Aufstellung gelangt. Das erste ist ein sogenanntes Diprotodon, ein riesenhaftes Geschöpf, das zu der niedrigsten Gruppe der Säugetiere, also den Beuteltieren nach heutiger Benennung, ge hörte und vor vielen Jahrhunderten in Australien haufte. Das ehe­malige Vorhandensein dieses Tieres ist freilich schon seit langem be­fannt und die erste Beschreibung von Resten stammt von deni be­rühmten Naturforscher Richard Owen . Jetzt aber ist es zum erstenmal gelungen, ein vollständiges Knochengerüft von diesem Ungeheuer zusammen zu bringen, das für die Entwickelung der Säugetiere eins der intereffantesten Schauftücke darstellt, die ein Museum überhaupt befißen fann. Besonders auffällig find an einem so mächtigen Tier die geradezu winzig erscheinenden Zähne. Auch der Schädel, den Owen zur Untersuchung vor sich hatte, ist jetzt wieder hervorgeholt worden, und man hat bei seiner genauen Brüfung erkannt, daß bei seiner damaligen Beschreibung Irrtümer unterlaufen sind, die freilich in jenem Kindesalter der Paläontologie begreiflich und ent­schuldbar sind. Noch größeres Aufiehen unter den Sach­verständigen erregt die Aufstellung der Ueberreste eines aus­gestorbenen Tiers aus Madagaskar , das einen gleichfalls riesenhaften Vertreter der Halbaffen vorstellt, die bekanntlich auf diese Insel gänzlich beschränkt sind. Früher wußte man von diesen Irlemuren nur sehr wenig, während jezt in den Sümpfen der großen Insel durch Dr. Stauding neue Funde gemacht worden sind, die zur Auf­flärung geführt haben. Unter anderem hat sich der überraschende Schluß ergeben, daß dieje Halbaffen wahrscheinlich zum Teil im Eine ganz besondere Stellung unter den Pflanzen, die das Wasser lebten, während die meisten jetzt lebenden Lemurenarten, die Ghetto des Feldes überziehen, nehmen die sogenannten Ruderal- zu den lebhaftesten Infaffen unserer zoologischen Gärten zu gehören pflanzen ein, die sich mit großer Vorliebe auf den unbebauten scheinen, faft ausschließlich auf Bäumen hausen, wo sie durch die Blätzen in nächster Nähe der menschlichen Wohnfige ansiedeln, und starte Entwicklung ihres Greifschwanzes beneidenswerte Klettertünſte hier eine einträchtige, aber wenig schöne Gesellschaft bilden, die auszuüben vermögen. Verantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Bugoruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.