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Daß weiß man immer," fagte fest das kleine Herzchen, das merkt man einem auf zehn Schritte an. Wenn wir nicht arm wären, was glaubst Dude stünden wir ganz anders da. Und so wird's später gerad einmal sein. Man steht immer als armer Teufel da, und die Leute schnüffeln es einem an, wie die Hunde, wo sie hinpissen sollen. Und sie find ja nur Hunde, diese reichen Leute. Ihre fetten Knochen bergraben sie vor uns ihren Unrat legen sie bei uns ab. fonntagmorgen. Weißt Du, was ich einmal will: ich will einmal kämpfen für die Armen und gegen die Reichen. Gar nicht aus Haß und Rachenein, weil wir uns das so schuldig sind." Wie meinst?"
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Wir sind das uns so schuldig, uns Armen, weil wir auch Menschen sind. Das ist alle Religion, daß wir auch Menschen find mögen Eure Pfaffen und unsere Rabbiner sagen, was fie wollen. Was hilft uns Gott? Nichts! Wir wollen Menschen sein!"
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Ueber den Rhein fuhr der schwarze Rauch des Bootes. Hinter den Taunusbergen ging die Sonne unter und goß ihr Gold über die alte Römerstadt. Der Fluß glänzte in der Ferne.
Der kleine Herz hinkte vor an den Kiel .
,, Weil wir beide so arm sind, drum müssen wir beide zufammen halten- und müssen auch uns zusammen halten, daß wir was leisten können. Rechne nur, daß es so viel mehr Arme gibt als Reiche. Rechne, die hielten alle zusammen. Rechne, die besten Köpfe, die darunter sind und wo find denn die besten Köpfe? Bei den Reichen nicht!- die führten sie, stärkten fie und dann fäme ein Napoleon der Revolution was glaubst Du, was dann geschehen würde! Dann fäme unser Messias- und ihr verstündet euren Jesus anders und was über dem Menschen steht, und was man Gott nennt, das würde Mensch. Denn Mensch ist nicht, ob wir gerade sind oder Krüppel, Juden oder Christen, Mensch ist Erfüllung."
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Der Philipp sprach ihm das Wort nach.
Der kleine Herz schaute mit weiten Augen, die stark herbortraten, in den Abend.
Dann frümmte sich plötzlich seine schmächtige Gestalt zusammen, und er lag in Krämpfen. Der Philipp hob ihn auf, und ein Matrose strich ihm rasch Wasser über die Stirne. Der Anfall ging rasch vorbei. Das Boot landete. ,, Kannst Du wieder gehen, Herz?"
" Ja. O, das kommt öfter. Du erzählst keinem Menschen davon. Und sagst niemand, was ich Dir gesagt habe." Der Philipp versprach es.
Sie gingen zur Bahn, der kleine Herz hing an seinem Arm.
einen Satz nach vorn. Durch den Ruc fiel der Oberlutscher, der die Schlagriemen hielt, vom Bod, und heidi ging die Jagd los. was halfen dem Weingroßhändler, der selbst lenkte, seine Athletenmustein! Das Fünfergespann ließ sich nicht halten. Und Wasserwage, dieses Faultier, war die ärgste, wenn sie erst einmal in schwung fam. Schon bei den ersten Galoppsprüngen trafen ihre Hufe das Schutzbrett, das krachend in Trümmer ging. Und nun begann die Raserei über die blanke Eifelchauffee durch den HerbstAn der ersten Biegung waren sich die Tiere nicht einig. Ritsch ging es in den Chauffeegraben, aufs Feld, quer durch und wieder auf die Chauffee zu. Aber diesmal forderte der Graben ein Opfer. Die gnädige Frau fiel herunter wie eine reife Birne. Für ihre 230 Bfund hatte man die Wasserwage" eigens anschaffen müssen. Nun saß sie im Graben. Die beiden Bedienten, die hinten am Wagen ihre Pläge hatten, sprangen herunter und bemühten sich um die gnädige Frau. Der Rest wurde von den Rassegäulen weitergeriffen. Der Weinhändler stand aufrecht und hielt die Zügel, er wollte die Tiere austoben lassen. Hinter ihm, im Wagen, war nur noch eine Insassin, seine Nichte, die den Riefen von rückwärts umflammerte, sich und ihm zugleich Halt gebend. So ging es etwa fünf Minuten, mehr als einmal querfeldein. aber immer wieder auf die baumlose Chaussee zurück. Polster, Decken, Schirme, Pakete, Handtaschen flogen hier und da aus dem Wagen. Der Weinhändler verlor die Müze, seine starken Wildlederhandschuhe wurden durchgescheuert und die Hände fingen an zu bluten. Aber er ließ nicht locker. In der Ferne tauchte ein Automobil auf, das rasch näher fam. Plöglich hielt es, machte lehrt und jagte davon, Die Insassen hatten die Unmöglichkeit erkannt, dem rasenden Geſpann auf der engen Eifelstraße auszuweichen.
Von Zeit zu Zeit rief der Lenker seiner Nichte zu, wenn er merkte, daß ihre Hand sich an seinem Gürtel Ioderte; Nicht los laffen! Wieder ging's über einen Ader, der schon Wintersaat trug, durch einen Bach, zurück auf die baumlose Chaussee und auf eine Biegung los, hinter der ein Dorf lauerte.
Die Bes
Man kennt diese schrecklich armseligen Eifeldörfer. wohner sind so arm, daß es in manchen Dörfern gar keine Kühe gibt. Wo man aber eine hat, da fehlt es an guter Weide. Dann gehen die glücklichen Besitzer Sonntags mit dem Tier am Seil spazieren und lassen es am Weg grasen. Dabei streicheln sie das magere Gestell, liebkosen es und reden ihm gut zu.
Die Dorfstraße öffnete fich dem Blick. Die fünf Gäule stürmten geradeaus darauf zu. Nun ging es zwischen den schmutzigen kleinen Häusern hindurch. Kreischend stoben überall Kinder auseinander. an der Kirche teilte sich der Weg nach rechts und links. Geradeaus ging es direkt in die große Kirchentür, die sich nach innen öffnete und nur angelehnt war. Auf den zwei oder drei Stufen davor spielte ein Haufe schmutziger Kleiner Kinder. Nicht einmal Sonntags sehen sie appetitlich aus in diesen Nestern.
Der Haufe von schmutzigen Würmern fuhr auseinander, nur das Kleinste blieb ruhig auf der untersten Stufe sizen. Die Tiere stürmten darüber hinweg, den Wagen hinter fich herreißend. Es quietschte etwas, aber schon stampften die schnaufenden Pferde den „ Es gibt keine Gerechtigkeit in der Welt. Daran glaube breiten Mittelgang der Kirche entlang. Vor dem Altar stand der ich nicht. Aber es gibt etwas, das viel schöner ist: daß wir der weißen Gestalt in dem Zwielicht der Dorfkirche brachte die berPriester und breitete juſt ſegnend die Hände aus. Diese Bewegung gut zu einander sind und einander beistehen. Aber nicht, wie bugten Ausreißer zum Stillstand. Bäumend und zitternd tanzten Du jezt natürlich gleich meinst, weil ich den Beistand so nötig fie vor dem Pfarrer umher, der gleichfalls zu verblüfft war, um die hätte. Nein auch wenn ich ihn nicht nötig hätte und Flucht zu ergreifen. Die Gemeinde war schreiend auseinanderbis heute bis Du der erste, der mir je beigestanden auch gefahren und hatte die Bänke beim Drängen nach der Seite mitmein Vater nicht, meine Mutter nicht, fie fanden ja keine geschoben. Jetzt wurden Flüche und Drohungen laut. Aber der Zeit dazu außer so Kleinigkeiten, die sie tun mußten Weinhändler fümmerte fich nicht darum. Er war wie feine Richte die aber kein Verdienst sind. Wozu auch Verdienst! Nein, abgesprungen, ergriff die Beitsche und schlug ganz unsinnig auf die eingeteilten Pferde los. Er spuckte nach ihnen, trat sie in den das Gutsein ist so schön. Und es gibt nichts, was ich mehr Hintern und ließ nicht eher von ihnen ab, bis seine Wut der Erliebe als das Schönsein. Wenn ich's nur ganz hätte! Wenn schöpfung wich. ich's nur einmal ganz befizen dürfte."
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Auf der Bank des Coupés saßen die beiden Freunde schweigend neben einander. Der Philipp hatte seinen rechten Arm dem kleinen Herz über die Schultern gelegt und seinen Kopf dicht an seine Brust gezogen. Da ruhte er.
Und beide besaßen sie jetzt ein wenig von seinem gepriesenen Schönsein und Gutsein. Beide. Der kleine Herz in einem wohligen Besitz der Philipp in unsicherem Weben and drängendem Fragen.
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( Fortsetzung folgt.)]
Glück muß der Mensch baben.
Bon Rudolf Franz.
So fing es an: Das Leitpferd scheute vor einem Stück Papier und machte einen Satz zur Seite. Satan und Kastor, die dahinter tamen, wurden unruhig, und als Lüftern unt Wasserwage( Wasserwage, die kolossale Trakehner Sture) die den Schluß bildeten, sich nicht stören ließen, machte Satan, der schlimmste von den Hengsten,
Berdammte Maulaffen, wollt ihr nicht wenigstens halten!" rief er den Gaffenden zu. Ein paar Burschen faßten die Pferde, und er schlug wieder mit der Peitsche auf die edlen Tiere ein.
Jetzt mischte sich der Pfarrer ein und sagte etwas von Gottesdienst und Gotteslästerung.
"
Maul halten oder Sie kriegen auch welche! Was geht mich Ihr Gottesdienst an! Sie können mich...!"
Und er sprach es aus, während die Peitsche auf den schwarzen Satan niederklatschte, daß fie in Fegen ging. Noch ein paar Tritte, dann gab der Weinhändler sich zufrieden. Er brüllte den Burschen ein paar Weisungen zu. Der eingeklemmte Wagen wurde von hinten her aus der Kirche gezogen, die abgeschirrten, blutenden Pferde hinausgeführt. Alles sollte in die Dorfwirtschaft gebracht werden.
Vor der Kirche erwartete die Heraustretenden eine Schar Dorfbewohner, die unter Drohungen und Schimpfworten nach ihnen spudten. Der Weinhändler zog einen reich versilberten siebenläufigen Revolver aus der Tasche und rief:
„ Der erste, der sich untersteht...!"
Der Pfarrer wandte sich beschwichtigend an beide Teile. Alles drängte jetzt der Wirtschaft zit. Dort wollten sie die Pferde nicht aufnehmen. Der Weinhändler fing wieder an zu toben. Er werde die ganze Gemeinde auf den Hund bringen, wenn sie nicht parierten! Gleichzeitig gab er dem Wirt ein paar Goldstücke und den Burschen Fünfmarkstücke. Das wirkte Wunder!