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Aber nun tam ein Ehepaar, beide noch ziemlich fung, herbei, Eine folche großzügige Organisation war allerdings auch erf das selbst unter diesen armseligen Eifelbauern noch durch seine Arm- dann möglich, als der Kampf der neuen und der alten Richtung in feligkeit auffiel. Sie überhäuften die beiden Fremden mit Bor - den eigenen Reihen beigelegt war. Und soweit find wir heute glüdwürfen, weil sie ihr Kind totgefahren hätten. Erst zweieinhalb Jahre lich gelangt. Zwar führt in Berlin und Dresden noch immer eine sei es alt gewesen. Und nun Ein Rad war über den kleinen vertrocknete, reaktionäre Hofkunst ein klägliches Treibhausdasein, Schädel gegangen, daß das Gehirn heraustam. Und in den Bauch aber auch nicht mehr als das. Die besten Elemente in unserer hatte sich ein Huf eingegraben. Künstlerschaft haben sich zu einem deutschen Künstlerbund, in WeiDer brutale Riese im Reitanzug, barhaupt, mit blutigen mar begründet, zusammengetan, dessen engerem Vorstand Graf Händen, brüllte die Eltern an:" Maul halten! Es soll Euch Kaldreuth, Mar Klinger, Mag Liebermann, Friz v. Uhde, Mar schon nicht gereuen. Der Schmißgen aus Cues läßt sich nicht Slevogt , Franz v. Struck und Louis Tuaillon angehören. Da lumpen 1" werden keine Richtungen" gezüchtet und kein Autoritätenkultus getrieben. Längst anerkannte Meister, wie L. Corinth , L. v. Hofmann, Graf Kalkreuth, Slevogt , Trübner , Orlik, haben keinen Vorzug bor jüngeren, weniger bekannten Talenten, wie Amandus Faure , Richard Dreher , Karl Caspar ; gerade durch die Förderung der Jüngeren, noch Ringenden, erwirbt sich der Bund ein soziales Verdienst.
Den Pfarrer, der wieder vermitteln wollte, wies er energisch ab und verlangte etwas zu essen. Dann fiel ihm seine Frau ein. Wieder schalt er die Leute. Was sie denn wollten? Vielleicht sei seine Frau auch tot. Den Schaden, den sie erlitten hätten, würde er schon mit Geld aufwiegen.
Jezt kam Lord , die riesige Dogge, mit hängender Zunge an. Lord konnte sonst stundenlang mit, selbst das Automobil berlor er nicht, wenn es nicht gar zu schnell ging. Aber hier war ihm der Atem ausgegangen.
„ Na, die Familie sammelt sich!" rief sein Herr, etwas besser gelaunt. Dann begann er zu essen und zu trinken.
Nach einer halben Stunde tamen im Leiterwagen die gnädige Frau, die Diener und der Kutscher . Sie hatten den Wagen requiriert, unterwegs, den Spuren folgend, in Feldern und Gräben die verIorenen Gegenstände gesammelt und waren so schnell wie möglich hinter den Durchgängern hergeeilt. Der Kutscher hatte einen Arm gebrochen. Die Frau Weinhändler konnte sich nicht setzen. Ihr Mann fragte jeden, wo er sich verletzt habe. Sie antwortete: Hier."
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" Na, wenn Du bloß' nen schwarzen Hintern Haft!" Die Bauern lachten grunzend.
Nach einer Weile kam der Eigentümer des Leiterwagens zu Fuß an. Die Diener hatten ihn gewaltsam abgesezt, weil er die Pferde nicht schnell genug laufen ließ. Er schimpfte unbändig, bekam fünfzig Mart und war wie umgewandelt. Sie könnten die Pferde noch länger haben wenn sie wollten!
Unterdessen war einer der Diener auf dem Leitpferde ins Nachbardorf geeilt, von wo bald der Arzt in einem biederen Wägelchen angerollt fam. Er verband Menschen und Tiere.
Gegen Mittag tar man so weit, daß die gnädige Frau und der Kutscher in einem Bauerngespann, die anderen zu Pferde sich auf den Heimweg machen konnten. Einer der Diener mußte mit Satan und Kastor bis zum Abend bleiben. Die Tiere waren zu sehr zerschunden. Dem ängstlichen Diener, der die Rache der Bauern fürchtete, gab Herr Schmißgen Geld.
Das ist die beste Waffe gegen das Bad." Am Abend, als alles wieder daheim war, bekam Satan noch einmal eine Tracht Prügel.
Andern Tages fuhr der Weinhändler wieder ins Dorf, wo er zuerst den Pfarrer aufsuchte. Er bezahlte den Schaden, der in der Kirche angerichtet war, stiftete Geld zu ihrer weiteren Ausschmüdung und sah sich dann die Wohnung der Eltern des Opfers an, um danach seine Entschädigung zu bemeffen. Auch verabredete er das nötige für Begräbnis, Leichenrede usw. Er wolle mit seinen Damen selbst herüberkommen. Auch einen Sarg würde er mitbringen. Und für ein Kreuzchen auf das Grab sorgen.
Am Nachmittag schickte Herr Schmitzgen mit seinen Arbeitspferden einen ganzen Hausstand. Die Leute wohnten ja wie Schweine in dem Dorf. Vom Boden seines Hauses ließ er die aufgestapelten Möbel seiner Großeltern herunterholen, lauter polierte Sachen, mit rotem Rips überzogen. Da war ein Sofa, zwei Tische, eine Bank, sechs Stühle, zwei Betten, ein Waschtisch, eine ganze Küche und schließlich auch zwei Petroleumlampen. Denn der Weinhändler war ein gründlicher Mann, der keine halbe Arbeit leiden fonnte. Die Beleuchtungsverhältnisse bei dem Bauernpaar waren freilich besonders reformbedürftig. Ein Wasserglas wurde zu drei Bierteln mit Wasser gefüllt, darauf fam eine dünne Delschicht, und auf der schwamm ein jämmerliches Stearinlicht.
( Schluß folgt.)
Die Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Darmstadt .
Von Dr. Hermann Hieber Dresden . In Deutschland scheint sich allmählich etwas wie eine Künstlerrepublik herausbilden zu wollen. Von Gelehrtenrepubliken hat man ja schon längst gewußt, z. B. von dem Bestreben der Wissenschaft, ihre Unabhängigkeit den kirchlichen und weltlichen Mächten gegenüber zu wahren. Die bildenden Künstler haben nicht weniger Grund, sich zu organisieren. Einmal müssen sie dafür sorgen, daß der Zwischenhandel sich nicht übermäßig zwischen Produzenten und Konsumenten eindränge, und das durch eine unmittelbare Fühlung mit dem Publikum, und zweitens wollen sie selber die Entscheidung über die Beschickung fremder Ausstellungen haben und sich nicht mehr wie früher von außen her kommandieren lassen.
Für die diesjährige Ausstellung wäre schwerlich eine vorteil Haftere Unterkunft zu finden gewesen als das prächtige Gebäude von Olbrich auf der Mathildenhöhe in Darmstadt . Nicht in Riesenhallen, sondern in mäßig großen, niedrigen Räumen, die auch bei losem Hängen der Bilder keine leeren Wände zeigen, sind drei hundert Gemälde, Zeichnungen und Radierungen und etwas über hundert Bildwerke untergebracht. Bilder und Statuen wechseln miteinander ab und sind nicht, wie früher wohl, getrennt. Aus hohen Fenstern blickt man, ist das Auge ermüdet von den Lein wänden, von Marmor, Gips und Bronze, auf die sanft gewellten, frischgrünen Buchenwälder herab, die die hessische Hauptstadt rings einschließen; nach der anderen Seite öffnet sich ein freundlicher Wirtschaftsgarten mit Terrasse. Es ist ein rechter Feiertagsaufenthalt da oben.
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Man kann nicht sagen, daß die Impressionisten französischer Richtung tonangebend wären wie in der Berliner Sezession . Sie ist noch nicht einmal vorteilhaft vertreten. Liebermanns Selbstbildnis ist zwar ein ganz vortreffliches Stück, ebenso wie Sle vogts Piqueur", am glänzendsten vielleicht ist das Offiziers porträt von Breyer- Charlottenburg ; Wolfgang Merkels Anatomie dagegen ist nicht mehr als eine geistlose Uebersetzung des Rembrandtschen Werkes ins Modern- Pariserische, ebenso lassen Eugen Spiro und Alfred Sohn- Rethel jede psychologische Be schäftigung mit dem Modell vermissen.
Bekanntlich hassen die Impressionisten nichts so sehr wie die Anekdote", Schriftsteller wie Meier- Graefe haben das längst aus gesprochen. Nun versuchen die Künstler der Sezession, die Historienmalerei auf ihrem eigenen Feld zu schlagen. Viel bemerkt wurde vor einigen Jahren Max Liebermanns leberwältigung des schlafenden Simson", in ähnlichem Sinne hat Lovis Corinth die Kreuzschleppung" behandelt und eine Totenklage". Aber die Theorie, daß auch Geschehnisse in der Malerei lediglich vom artistischen Standpunkt aus zu werten feien, leidet hier gänzlich Schiffbruch. Für einen Christus, der unter dem Kreuz zusammen bricht, genügt eben eine flott heruntergestrichene Lichtstudie nicht, so wenig wie ein paar fraßenhafte Karikaturen für die jammern den Angehörigen des Dulders und die vorwärtstreibenden Kriegsfnechte. Bon irgendeiner durchgehenden Bewegung, von dem Versuch auch nur, eine Handlung wiederzugeben, teine Spur. Auch läßt sich mit ein paar schmutzig erdfarbenen Tönen allein nicht der Schmerz einer Totenflage erschöpfen.
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Es ist ein Trost, zu sehen, wie starke, ernsthafte Talente, namentlich unter den Jüngeren, über diesen toten Bunkt hinausstreben. Ludwig v. Hofmann sett mit seiner fein rhythmisch empfundenen Bewegungsdarstellung ein, und Adolf Hölzel . Stuttgart und Karl Caspar München suchen den Weg vom Momentan- Zufälligen nach dem Monumental- Notwendigen. Hölzels Anbetung" und Caspars Pietà" spricht sich echt religiöses Empfinden aus im Gegensatz zu bloßer Atelierroutine. Ihnen nahe steht im Ernst der Auffassung und im Betonen des Gefühlsmäßigen der Niederdeutsche Frizz Madensen, einer unserer besten Heimatkünstler, der sich spröde Vorwürfe sucht wie eine noch nicht genesene Bauernfrau im Bett mit ihrem neugeborenen Kind oder einen alten Bauern, der durstgequält und abgearbeitet einen tiefen Zug aus dem Kruge tut. Eine Szene von packender Anschaulichkeit ist auch Amandus Faures aus Stuttgart Narrenhaus" und feine Publitspieler".
Wirklich gute Bildnisse sind verhältnismäßig selten, eines der wirksamsten und am besten durchgearbeiteten ist das weibliche in Lebensgröße vom Grafen Kaldreuth. Karl Bauzers hessische Bauern wären ebenfalls zu nennen mit den bereits erwähnten der Liebermann , Slevogt und Breyer, Unger und Sterl dagegen, beide Dresdener, sind nichts mehr als Blender.
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Am meisten gepflegt wird immer noch die Landschaftsmalerei. Wir brauchen uns auf diesem Gebiete vor den Fran3ofen nicht zu schämen. Carlos Grethes in Stuttgart Arevettfischer" und Männer im Boote", das Schloß Hemsbach" von Wil helm Trübner, ein„ Kornfeld" von Hans v. Volkmann sind meisterhafte Bilder bekannter Künstler, und jüngere Genossen schließen sich ihnen würdig an. Da ist der Dresdener Richard Dreher mit vier südlichen, leuchtenden Seestucken und J. V. Cisfarz- Stuttgart mit einer Landungsbrücke im Nebel" von visionärer Stimmungskraft; Fr. Boellmy- Basel und Th. Hagen . Weimar ähneln einander in der ungemein frischen und saftigen