vuNanischen Gegenden der Erde geHort, wird man die weiteren Nachrichten über die neue Eruption mit besonderer Aufmerksamkeit erwarten. Anthropologisches. Ungleichheiten im Bau deS menschlichen Körpers. Wenn man einen normalen, gesunden Menschen be- trachtet, hat man zunächst den Eindruck, dag er vollständig shm- metrisch ist, das heißt, daß die rechte Körperhälfte genau gleich ist der linken; genauere Messungen zeigen aber, daß dies durchaus nicht der Fall ist. Schon das Gesicht zeigt Ungleichheiten auf; das «ine Auge steht gewöhnlich ein wenig tiefer als das andere, und die Nase ist auch bei Menschen, die nicht den Eindruck machen, als Hätten sie eine schiefe Nase, wirklich schief. Der Künstler, be- IsonderS der Bildhauer, muß naturgemäß seine Modelle und über- Haupt die MenfcheirTIm ihn her genauer betrachten, als andere Leute zu tun pflegen, und es spricht für die genaue Veobachtungs- gäbe der altgriechischen Künstler, daß sie solche Ungleichheiten in menschlichen Gesichtern bemerkten, die sonst im allgemeinen nicht auffallen. Denn sorgfältige Messungen an klassischen Statuen zeigen, daß bei ihnen in der Tat die eine Gesichtshälfte sich von der anderen unterscheidet; wir haben hier also eine streng naturalistische DarstellungSwcise schon im klassischen Altertum. Aber die Ungleichheiten im Bau des menschlichen Körpers be- schränken sich nicht auf Gesicht und Kopf, sondern zeigen sich, unter Umständen sogar in recht beträchtlichem Maße, auch bei anderen Körperteilen. Es handelt sich dabei aber nicht etwa um angeborene Ungleichheiten. Die Messungen an normalen neugeborenen Kindern zeigen, daß ihr rechtes Bein eben so groß ist wie ihr linkes, und daß auch zwischen den Längen der Arme kein Unter- schied besteht. Als aber erwachsene Menschen gemessen wurden, zeigte sich, daß bei mehr als neunzig Prozent der rechte Arm länger ist als der linke. Ohne Zweifel hängt dies zusammen mit der Rechtshändigkeit der Menschen: überall wird ein Körperteil, der häufiger und angestrengter benutzt wird als die anderen, auch eine stärkere EntWickelung erfahren, beim Schmied sind die Muskeln der Arme stärker entwickelt, bei Leuten, die berufsmäßig viel marschieren, zeigt sich eine stärkere Ausbildung der unteren Extremitäten— und so ergibt sich aus der häufigeren Benutzung der rechten Hand und damit auch des ganzen rechten Armes ihre stärkere EntWickelung. Auffällig bleibt freilich, daß diese stärkere Ausbildung einen Grad erreicht, den man so ohne weiteres kaum hätte für möglich halten sollen. Denn die Messungen der Arme einer größeren Zahl von Männern, bei denen der bloße Augenschein ckeine Ungleichheiten erkennen ließ, zeigte, daß der rechte Arm ge- tvöhnlich um einen bis drei Zentimeter länger ist als der linke. Man kann hier auch wieder sehen, wie unaufmerksam wir Menschen tm allgemeinen sind. Es ist selbstverständlich, wenn ein normal gebauter Mensch sich vom Schneider einen Anzug anfertigen läßt, daß dann der Schneider den rechten Rockärmel ebenso lang macht wie den linken, und bei der Anprobe findet der Besteller wohl oft, daß die Aermel zu lang oder zu kurz geraten sind und deshalb geändert werden müssen. Aber im allgemeinen bezieht sich der Vorwurf auf beide Aermel, und beide müssen eben auch gleichmäßig verkürzt oder verlängert werden. Da aber der rechte Arm meistens, und zwar bis zu drei Zentimetern, länger ist als der linke, müßte doch bei gleichen Aermellängen der Besteller des Rockes findest/ daß sein rechter Rockärmel beträchtlich zu kurz ist; ein solcher Vorwurf wird aber dem Schneider kaum jemals gemacht, und zwar auch von Leuten nicht, die bei der Abnahme eines Anzuges heikel sind. Im Gegensatz zu den Armen ergibt sich an den Beinen zu- meist eine stärkere EntWickelung und größere Länge des linken Beines. Vermutlich hängt dies damit zusammen, daß man sich ganz unwillkürlich bei der stärkeren Anwendung des rechten Armes mehr auf die linke Körperhälfte stützt, um das Gleichgewicht, das oben nach der rechten Seite hin gestört ist, wieder herzustellen, fo daß der Körper wieder zu seiner stabileren Haltung kommt. Wie nun der eine Teil des Körpers durch größere Beanspruchung sich stärker entwickelt, so wird rückwirkend dieser stärker gewordene Körperteil dann, wenn man es nicht durch besondere Aufmerksam- keit hindert, stärkcher arbeiten, und dies ist am ersten dort zu be- merken, wo eine solche ungleiche Arbeitsleistung schließlich störend wirkt. Wenn ein Ruderer auf einer größeren Wasserfläche seinen Kahn im Nebel vorwärts bewegt, wo er sich bei der Aufnahme und Verfolgung einer Richtung nicht nach den Gegenständen am Ufer orientieren kann, wird der rechte, kräftigere Arm stärker rudern als der linke, und da der Ruderer gewöhnlich rückwärts sitzt, wird der Kahn sich nach links bewegen; in der Tat ist es nicht gelten vorgekommen, daß Ruderer, die sich bei starkem Nebel bemühten, schnell ans Land zu gelangen, sich zu ihrem Leidwesen im Kreise nach links bewegten und so statt ans Ufer wieder an die Stelle kamen, an der sie sich schon vor längerer Zeit befunden hatten. Umgekehrt geht es oft dem Fußgänger, der im Dunkeln ohne Pfad und Richtungszeichen sich fortbewegt: der linke Fuß tritt kräftiger auf als der rechte, drängt gleichsam den Körper nach rechts hin und infolgedessen bewegt sich der Marschierende, statt, wie es seine Absicht war, gradlinig zu einem angestrebten Ziel zu gehen, im Kreise nach rechts. Bei allen diesen Erscheinungen handelt es sich nur um Ungleichheiten in der äußeren Gestalt des Menschen; daß in seinem Inneren Ungleichheiten bestehen, ist selbstverständlich, da eine ganze Anzahl größerer Organe unpaarig vorhanden sind und nicht etwa in der Körpermitte gelagert, sondern seitlich, so die Leber rechts, die Milz lmks. Physikalisches. Neues über den Blitz. Von Jahr zu Jahr mehren sich die Nachrichten über Unglücksfälle und Brandschaden, die durch Blitz« schlag verursacht worden sind und besonders im diesjährigen Sommer waren leider diese Meldungen überaus zahlreich. ES ist nun eine nicht wegzuleugnende Tatsache, daß wirklich die Blitzgefahr von Jahr zu Jahr zunimmt, was zuerst die Versicherungsgesellichaften zu ihrem Schaden erfahren haben. Genaue stalistische Berechnungen haben unzweideutig erwiesen, daß Brandschäden infolge von Blitzschäden sich im Verlauf der letzten 50 bis 60 Jahre mehr als verdreifacht haben. Während in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf eine Million Gebäude nur 89 Blitzschläge kamen, betrug diese Zahl im Jahre 1880 schon 189 und ist jetzt sogar bis auf 320 ge- stiegen, also eine ganz bedeutende Zunahme. Diese bedenkliche Vermehrung der Blitzgefahr, deren Ursachen noch nicht ermittelt werden konnten, hat die Forscher veranlaßt, sich mit erhöhtem Eifer der Ergründung der so häufigen Naturerscheinung zu widmen und es sind dabei bis jetzt sehr interessante Resultate herausgekommen. Zunächst ist die Farbe des Blitzes festgestellt worden. Der Blitz ist keineswegs, wie in allen alten Lehrbüchern verzeichnet ist,.schwefelgelb", sondern seine Farbe ist sehr verschieden, sie hängt von der Beschaffenheit der Lust ab, die der elektrische Funke bei der gewaltsamen Entladung durchschlägt. Die Luft ist erfüllt von äußerst fein verteilten, mikroskopisch kleinen Bestandteilen un- organischer und organischer Natur. Wenn der Blitz durch die so er- füllte Luft hindnrchfährt, dann verbrennen eine Menge dieser Be« standteile und geben dem Blitz eine bestimmte Farbe. So sind die Blitze in einer mit schwebenden Kohlenteilchen erfüllten Luft ge- wöhnlich rot, was von den verbrannten Kohlenteilchen herrührt, wie man experimentell nachweisen kann. Läßt man nämlich starke elektrische Funken einer Elektrisiermaschine durch Kohlenstaub schlagen, dann erscheint er ebenfalls rot. Aus diesem Grunde sind die Blitze in Gegenden mit großer Eisenindustrie ganz weiß in« folge des verbrannten Eisenstaubes, in anderen Gegenden ist die Farbe eine andere, meistens aber rötlich oder bläulich. Dann hat man auch jetzt die Geschwindigkeit deS Blitzes gemessen mit Hilfe von Blitzphotographien auf rofterenden Platten. Dabei hat sich herausgestellt, daß die Dauer eines Blitzes unendlich klein ist. Die kurzen Blitze haben nur eine Vierzigtausendstel-Sekunde Dauer, während die längsten, die unserem Auge als lange Feuer- linie erscheinen, auch nur höchsten» eine Fünfzigstel-Sekunde dauern. Welche Temperatur hat nun ein Blitz? Man weiß ja längst, daß ihm eine ungeheure Hitze innewohnt, da er imstande ist, grüne Bäume mit einmal in Flammen zu setzen, Metall zu schmelzen usw. Aber wie hoch der Hitzegrad war, wußte man nicht und weiß eS auch heute noch nicht genau, wenn man auch näheres darüber erforscht hat. Platin schmilzt bei einer Hitze von 1690 Grad und da der Blitz schon Platinaspitzen aus Blitzableitern geschmolzen hat, so ist seine Tenlperamr also höher. Ja er ist noch viel heißer, denn auf dem Observatorium von St. Eloud bei Paris hat der Blitz die Spitze eines Blitzableiters geschmolzen, die aus Jridiummetall war, dessen Schmelzpunkt erst bei 2100 Grad liegt. Wie groß der Höhepunkt der Hitze ist, die ein Blitz erreichen kann, wissen wir nicht, jedenfalls aber liegt er sehr hoch; die Temperatur der Blitze wird eine verschiedene sein, je nach dem Widerstande, den sie auf ihrem Wege finden. Aus dem Gebiete der Chemie. Die Irrlichter der Leichen. In der.Nawre" teilt der belgische Chemiker Prof. Leon Dumas interessante Ergebnisse seiner chemischen Irrlichter- Untersuchungen mit. Ihm ist es gelungen, die Erscheinung vollständig naturgetreu nachzuahmen. Die anfängliche Ansicht, es handele sich beim Irrlicht um Sumpfgas, korrigierte er bald, da die Selbstentzündung des Sumpfgases unverständlich war. Dumas brachte nachts im Garten unter Wasser einen Schwefelwasserstoffapparat an, in den ein wenig Phosphorkalinm getan wurde, so daß außer Schwefelwasserstoff auch Phoöphorwasser- st off frei werden konnte. Sobald das Gasgemisch an die Luft kam, entstand die typische Erscheinung des Irrlichts, eine bläuliche Flamme. der eine unbestimmte Wolke folgte. Der Schwefelwasserstoff- geruch wie der des PhoSphorwasserstoffcS verschwand voll- ständig; desgleichen waren an der Luft keine Rauchringe bemerkbar. Die Verbrennung erfolgte so, daß ganz fein verteilter Schwefel ftei wurde, der die halbdurchsichtige Wolke bildete. In der Natur, so behauptet Professor Dumas, entsteht das Irrlicht , vom Standpunkt des Chemikers aus betrachtet, genau ebenso und nur an solchen Orten, wo Leichen im Sumpf liegen, und namentlich aus deren Organen, die reich an Schwefel und Phosphor sind, wie Gehirn und Rückenmark . Die freiwerdenden Gase füllen erst die Schädelkapsel an und eiitweichen. wenn ihr Druck zu groß wird, um sich dann an der Luft zu entzünden. verantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwäris Buchdruck«», u.Vcrl«g»anitall Paul«nnger chito..Berlln tiiäi.
Ausgabe
27 (12.8.1910) 156
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