i,'©te haben recht, und ich verstehe Sie. Zch war selbst ann, und ich weist, wie das ist. Reden wir wie gute Freunde. Es kann sein, dast es das beste wäre, wie Sie es meinen. Es ist auf jeden Fall der rascheste Weg. Aber hören Sie ein- mal ich habe auch schou über Ihr Zukunft nachgedacht. Sehen Sie, wenn ich mein Werk vollenden kann, werde ich Autorität genug haben, bei der Regierung eine psychiatrische Klinik an der Univertät durchzusetzen. Das ist mein Traum und Plan. Dann lieste sich arbeiten. Theorie ohne Praxis ist einfach Unsinn. Genügt den Leuten am grünen Tisch, aber uns nicht. Es ist purer Egoismus von mir, dast ich nicht Ihren Plan ausgeführt sehen möchte, sondern meinen." Ja, aber. Herr Professor" warf Philipp ein. Warten Sie nur einmal. Mein Werk müstte möglichst bald fertig werden. Die ersten Bogen könnte ich schon in Druck geben. Helfen Sie mir weiter. Die psychiatrische Klinik muß kommen, auf jeden Fall. Werden Sie Psychiater statt Landarzt. Wie?" Philipp wußte nicht. jFch will Sie nicht beeinflussen. Man muß Lust dazu haben. Wozu hätten Sie die meiste Lust?" Zur Chirurgie, glaube ich." Zur Chirurgie! Ist ja vortrefflich sie ist in einer psychiatrischen Klinik so notwendig wie jede andere Behand- lung. Aber Sie haben keine Abneigung gegen die Psychiatrie?" Nein, das nicht, im Gegenteil, sie interessiert mich sogar sehr." Also. Hören Sie, was ich Ihnen vorschlage: schieben Sie das Examen noch hinaus bis zur Vollendung meines Werkes. Wir arbeiten tüchtig zusammen, mit ein oder zwei Semestern ist's getan. Dann schließen Sie Ihr Studium ab. Gehen ein wenig in Praxis, gehen vielleicht in eine Land- Praxis oder in eine Klinik, je nachdem vielleicht findet sich ein Sanatorium und dann, wenn ich die psychiatrische Universitätsklinik durchgesetzt habe, werden Sie mein erster Assistenzarzt." Aber," sagte Philipp,die pekuniäre Frage." Die pekuniäre Frage! Sehen wir die Sache ganz vor- urteilslos an: es muß Ihnen eine Summe geschafft werden. Ein Darlehen von ein paar tausend Mark. Das findet sich. Ich werde sorgen. Sie haben gar keine Verpflichtung, keine Erkenntlichkeit. Der Erkenntliche bin nur ich. Ueberlegen Sie sich meinen Vorschlag. Es springt vielleicht bei unserer ge- meinsamen Arbeit gleich ein Doktorthema für Sie heraus. Und wenn Sie hier fertig sind, fühlen Sie sich ganz frei. Sie wollen sich ja nicht gebunden fühlen. Wollen Sie eine andere Karriere einschlagen, gut wollen Sie nicht, gehen Sie den Weg, den ich Ihnen gezeigt habe." Philipp sann nach. .Sie brauchen sich nicht gleich zu entschließen!" Doch. Ich gehe auf Ihren Vorschlag ein. Herr Pro- fessor." So war's gut und abgemacht. Sie saßen noch lange beisammen und unterhielten sich. Als Philipp nach Hause ging, war ihm, jetzt sei sein Weg ganz gerade und sicher. Aber wie er durch die Gassen schritt, deren Häuser ihm so festgefügt und Wetter- und zeiten- widerständig vorkamen, kroch leise ein Bangen in sein Herz hinauf. Es war so leicht alles, er war an das Schwere ge- wöhnt. Es war ein Glück, das ihm in den Schoß fiel. Er war daran gewöhnt, das Kleinste zu erarbeiten und sich ab- zuquälen. Er traute nicht. Er traute dem geraden und sicheren Wege nicht, der so klar war. Es mußte doch wo eine scharfe Biegung in ihm kommen, um die er nicht sehen konnte. Und er dachte, daß das in seinem Leben so sein müsse. Er konnte fich's nicht anders mehr denken als Ringen und Zwingen, als Not und Müh. Das war die arme Herkunft, das war das geringe Besitztum an Eigenwertgefühl, und das waren die harten Studienjahre, die seine Energie gerade da verbraucht hatten, wo die Kommilitonen von aller Schwere und Enge befreit waren. Er fühlte es bitter: sie hatten die Jugend genießen können und ihre Leichtigkeit. Er hatte sie versitzen und verschwitzen müssen. So kam er in seine Bude. Er war übellaunig, gedrückt. Aber dann hatte er von seinem Fenster aus den Blick über die Dächer der Stadt hinweg nach dem Walde, der immer mehr grünte, nach der Burg, auf der die Fahne wehte und über die die Wolken hinzogen in lustigen wechselnden Haufen fast so, wie er sie früher in den Schlostruinen gesehen hatte, als der Sommer über dem Lande stand. ilLortfetzung folgtOs 4J Der fucbs."w*«4 Ein Tiermärchen von Karl Ewald  . '(Autorisierte Uebersetzung von Hermann Kih.)' Der Fuchs überlegte, daß es das Allervernünftigfie sei, in der Höhle zu bleiben. Bei der Treibjagd wurden keine Dachshunds mitgenommen, so daß er dort unten bis zur Beendigung der Jagd am besten aufgehoben war. Allerdings war er sehr hungrig; aber das würde schon vorübergehen, er hatte schon mehr als einmal gehungert; ein Tag ohne Nahrung war dem gewissen Tod bei we.tein vorzuziehen. Und er hatte das unheimliche Gefühl, daß er diesmal auf dem Platze bleiben würde, falls er sich der Jagd nicht entzöge. Er war eben nicht mehr ganz jung und auch nicht mehr behend« genug. Den famosen Sprung, der ihm neulich das Leben gerettet hatte, glaubte er nicht noch einmal machen zu können. Wie gedacht, so getan. Kurz darauf saß der Fuchs in seiner Höhle und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Er hörte deutlich den Knall der Schüsse und den Ruf der Tveiber im Walde. Aber das focht ihn nicht an. Den Kopf auf den Vorderpfoten, lag er so nahe am Ausgange, daß er gerade noch die Leffnung sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Und wie er nun wartend dalag und seine Gedärme vor Hunger knurrten, da kamen zwei Hasen und setzten sich dicht vor den Bau. Die müssen ganz verrückt sein", dachte der Fuchs; er rührte sich aber nicht vom Fleck und lag mäuschenstill da. Dasselbe taten die beiden Hasen. Sie hatten sich so lange herumgetummelt, daß sie ganz verwirrt im Kopfe waren. Die Schrotkörner hatten ihre langen Ohren umsaustt, und der«ine von ihnen war so nahe an einem Treiber vorbeigekommen, daß er einen Schlag über den Rücken gekriegt hatte. Vergebens hatten sie versucht, die Kette zu durchbrechen. Ueberall waren sie zurück- gewiesen worden. Und nun saßen sie hier mitten im Getümmel und konnten bloß ihr letztes Stündlein erwarten. Sie saßen auf einem kleinen Hügel, der mit niedrigem Strauchwerk bewachsen war, das noch nicht einmal hoch genug war, ihre langen Ohren zu verdecken. Gott   behüte mich", sagte der eine.Wir haben uns gerade vor den Fuchsbau gesetzt." Es ist wirklich gleichgültig, wo wir fitzen  ", sagte der andere traurig.Findest Du, daß es bester wäre, vom Jager erschossen als vom Fuchs gefressen zu werden? Außerden, ist der Fuchs selber erschossen. Ich habe ihn drüben mausetot liegen sehen." Gott   sei Danl, daß es noch andre Füchse außer mir gibt", sagte der Fuchs vor sich hin.Ich möchte wissen, wie alt die Hasen sind. Wenn sie noch jung wären, möchte ich mir wohl einen von ihnen zu Gemüte führen. Es wäre eine großartige Idee, hier unten Hasenbraten zu essen, während die da oben schießen. Ucbrigens nähern sich die Schüsse meiner Höhle. Vielleicht ist es zu gewagt für mich, mir den Hasen zu holen. Na, jedenfalls können wir mal etwas näher herangehen." Lautlos kroch er auf den Ausgang zu, wo die Hasen saßen. Sie mertten seine Annäherung nicht, so groß war ihre Angst. Außerdem waren sie ja davon überzeugt, daß er tot sei. Je mehr sich die Schüsse näherten, desto eifriger schwatzten sie in ihrer Not. Ach, wer es doch so gut hätte wie der Fuchs", meinte der zweite.Der hat Zähne, womit er um sich beißen kann, und braucht sich vor keinem hier zu fürchten. Und wenn der Jäger Jagd auf ihn macht, dann hat er seine Höhle tief in der Erde, wo er Schutz suchen kann. Die hat zwei Ausgänge oder gar drei." Ich Hobe nun freilich vier", sagte der Fuchs für sich. Aber der Förster kennt sie alle, darum find sie nicht mehr wert als einer." Wie kannst Du nur so etwas sagen!" entgegnete der erste Hase.Möchtest Du wirklich so ein heimtückischer widerwärtiger Fuchs sein, den alle Tiere des Waldes um seiner Boshastigkeit und List willen fürchten und hassen?" Da haben wir wieder die alte Geschichte  ", sagte der Fuchs in seinem Versteck.Genau wie die Nachtigall! Sie find alle gleich verrückt mit ihrem Gerede. Aber warte nur, bis ich Dich zivischen den Zähnen habe, mein kohlfrcssender Freund! Dann sollst Du meine Bosheit schon spüren!" Nein", fuhr der erste Hase fort,da will ich doch lieber ein armer verfolgter Hase sein, der sich redlich von Gemüsen nährt und keiner Mutterseele etwas zuleide tut". Natürlich", höhnte der Fuchs vor sich hin.Der Kohl und die andern Gemüse, die Du frissest, dürfen nach Deiner Anficht nicht am Leben bleiben; und Du bist ein feiner Kerl, wenn Da sie verspeist, bloß darum, weil sie nicht schreien. Ich aber bin ein hinterlistiger Räuber, wenn ich Dich fresse. Warte nur... jetzt hol ich Dich." Der Fuchs sprang hinzu und biß den einen Hasen in den Nacken. Im selben Augenblick erscholl ein Schuß, und der zweite fiel tot hin. Im Nu war der Fuchs mit seiner Beute wieder in der Höhle und schüttelte und streckte sich, um zu sehen, ob ihn nicht eins der Schrotkörner getroffen habe. Aber merkwürdiger« weise war er unversehrt. Es ist gut abgelaufen", sagte er.Und nun habe ich wenig- stens etwas zu fressen, so daß ich die Belagerung aushalten kann, und wenn sie acht Tage dauern sollte."