Er fing an, den Hasen zu verspeisen, doch nach kurzer Zeit hob er den Kopf und lauschte. Draußen hörte er Stimmen. Er kroch mit seiner Beute so nahe an den Eingang heran, daß er hören konnte, was dort vor sich ging, und entdeckte sogleich, daß die Jäger gerade vor seiner Höhle versammelt waren. Sie standen um den erlegten Hasen herum und betrachteten ihn eine Weile. Dann pfiff einer von ihnen, es kamen Leute mit den Frühstücks. körben; und man setzte sich und begann zu essen. Einer streckte seinen Stiefel in die Fuchshöhle hinein und stieß die Erde los. Du Schwein!" schalt der Fuchs. Du beschmutzt mir meinen Hasenbraten. Ich möcht' Dich in den Stiefel beißen." Ich bin überzeugt, daß hier ein Fuchs ist", sagte einer der Jäger.Gerade als ich auf den Hasen schoß, sah ich einen Fuchs im Sprunge. Vielleicht ist er in der Höhle." Das ist nicht unwahrscheinlich", entgegnete der Förster. Hier wohnt ein alter Fuchs, der klügste im ganzen Walde. Ich Hab' ihn nie zur Strecke bringen können, und er hat mir manch schönes Küchlein gestohlen. Mit seinen Jungen hat es jetzt ein Ende genommen. Die beiden letzten haben wir heut morgen beim ersten Treiben geschossen. Aber ich halte es für recht wohl möglich, daß der Alte klug genug ist, heute in seiner Höhle zu bleiben." Wie gut Du Bescheid weißt!" sagte der Fuchs.Und wie genau Du meine Familienverhältnisse kennst! Ob Du wohl auch riechen kannst, daß ich Hasenbraten esse, Du alter Förster, dem ich schon so oft einen Schabernack gespielt habe? Ich muß allerdings gestehen, daß Deine Hühnchen besser schmecken." Hier im Walde find zu viele Füchse", sagte der Förster. Wir haben auf der heutigen Treibjagd nur zwei erwischt und werden diesmal auch kaum mehr zu fassen kriegen. Die Burschen sind zu klug. Aber den Kerl hier muß ich haben. Ich habe zwei neue Dachshunde bekommen, die ganz ausgezeichnet sein sollen. Morgen werd' ich in aller Frühe hierher gehen; dann werden wir hoffentlich den schlauen Burschen erwischen. Die Höhle hat vier Ausgänge. Die beiden Hunde postieren wir in zwei dieser Oeff» nungen, während mein Gehilfe und ich auf die andern beiden achtgeben. Aber wir müssen früh aus den Federn, wenn wir den Kerl überlisten wollen." Allerdings", sagte der Fuchs.Ich fürchte, Du mußt lieber gar nicht zu Bett gehen, wenn Dir Dein schöner Plan Vergnügen machen soll. Ich kenne einen alten Fuchs, der heut nacht nicht zu Hause schläft." Die Jäger verzehrten in Ruhe ihr Frühstück, und der Fuchs verzehrte seinen Hasen. Als die Jager fertig waren, war auch der Fuchs fertig. Und nachdem die Jäger fortgegangen waren, ver- ließ der Fuchs seine Höhle, legte sich in die Sonne und schlief vergnügt ein. Er wußte, daß die Gefahr für diesmal vorüber war. Als nach beendeter Jagd im Wald« wieder alles still geworden war, erwachte der Fuchs und reckte und streckte sich gähnend. Dann setzte er sich auf seinen Schwanz und dachte darüber nach, was jetzt zu tun sei. Er war fest davon überzeugt, daß der Förster wie er eS gesagt hatte, sich mit seinen beiden neuen Hunden, die so ausge» zeichnet sein sollten, und mit dem Forstgrhilfen am nächsten Morgen einfinden würde. Er ja freilich heute auf dem Gut zu Mittag, und das zog sich immer ziemlich lange hin. Aber der rüstige alte Herr war der Mann dazu, trotzdem beizeiten auf den Beinen zu sein; wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann führte er es auch aus. Während der Nacht würde er jedenfalls nicht kommen; denn er wußte, daß dann der Fuchs nicht zu Hause war. Dessen Lebensweise kannte er ja ebensogut wie der Fuchs selber. Er wußte, daß Reineke kurz vor Sonnenausgang nach Hause kam. Und gleich danach wollte er mitsamt seinem Gefolge zur Stelle sein. Natürlich konnte keine Rede davon sein, daß der Fuchs so Vornehmen Besuch zu Hause erwartete. Freilich hatte er schon einmal einen der Hunde des Försters zuschanden gebissen, so daß er nie wieder ein rechter Hund wurde, sondern daheim auf dem Hof als armseliger Invalide umherhinkte, der das Gnadenbrot und sich nicht im geringsten nützlich machen konnte. Und um sich beißen konnte der Fuchs ja allerdings immer noch, wenn er auch ein paar Jahre älter war. Aber zwei Hunde waren mehr als einer, und sie sollten ja so ausgezeichnet sein. Und dann die beiden Schützen! Der Forstgehilfe konnte freilich vorbeischießen, er war noch jung und unbedacht. Aber dem Förster konnte das nicht passieren. Nur ein einziges Mal hatte er nicht getroffen, und das war gerade unscrm Fuchs gegenüber gewesen. Dieses Mißgeschick hatte wahrscheinlich viel mehr als die Hühnevdiebstähle den Grimm des Försters entfacht; denn er war nicht dumm und ein sehr ver- nünstiger Herr, der recht gut verstand, daß alle Leute leben und ihr bestimmtes Gewerbe haben müßten. Aber eS hotte, wie gesagt, keinen Sinn, den Besuch zu Hause zu erwarten, und das wollte der Fuchs denn auch nicht. Er war auch ganz im Reinen mit sich, daß eS unmöglich für ihn war, je wieder in seine Höhle zurückzukehren. Das war das Aergerlichste an der Sache. Denn es war eine gute Höhle; er hatte seit langen Jahren darin gewohnt und manchen prächtigen Braten dort unten verspeist. Aber die Hunde würden j-a nun die Höhle ganz ver« schimpficreii. Außerdem würde der Förster natürlich an einem andern Tage wiederkommen," und dann würde der Fuchs wohl kaum wie diesmal vorher gewarnt werden. Also mußte er umziehen. Er loußst., daß sich ein Ende Wald- einwärts eine sehr hübsche Höhle befand, die seinem Vetter ge- hörte. Der hatte sie selber gegraben, aber im vorigen Jahre war er auf der Jagd erschossen worden, und seitdem hatte sein Haus leer gestanden. Nun schlich der Fu hs auf wohlbekannten schattigen Pfaden do:thin und nahm die Höhle in Besitz, was geschah, indem er vo. jedem der drei Eingänge ein kleines Be. dürfnis verrichtete. Nun wußten die andern Füchse, daß der Bau bewohnt war. Und der Dachs wußte es auch; das war not- wendig, weil der Dachs sich selten selber eine Höhle graben mochte und darum die der Füchse stahl. Und wenn ein Dachs bloß einen Tag in einer Höhle gewohnt hatte, dann wollte kein Fuchs sie mehr habeu, des Geruches wegen. Um ganz davon zu schweigen, daß der Dachs gehörig um sich zu beißen wußte, bevor er auszog. (Fortsetzung folgt.)] Me die pflanze auf die 8chwer- feraft reagiert. ES ist eine allgemein bekannte Erscheinung, daß krautartige Pflanzen, die im Garten durch irgendeinen Umstand umgelegt wurden, sich alsbald wieder aufrichten oder zum mindesten doch in ihren Triebspitzen die senkrechte Stellung wieder einehmcn. Selbst bei abgeschnittenen Blumen oder Zweigen, die schräg in ein Wasser- glas gestellt werden, läßt sich diese Erscheinung vielfach feststellen. So richten beispielsweise Löwenmaul und Lupinen, wenn sie schief stehen, in wenigen Stunden ihre Blütentriebspitzen in die senk- rechte Stellung die Pflanze folgt der Schwerkraft, so nennt der Physiologe diese Erscheinung. Jene Bewegung, die die Pflanze ausführt, um aus der anormalen Lage wieder die normale Stellung zu erreichen, wird eine geotropische Krümmung genannt. Wer die Neigung hat zum Experimentieren, kann ohne große Kosten einige interessante Versuche über die Schwerkraftwirkung und über die geotropischen Krümmungen anstellen Erbsen- und Bohnenkeimlinge geben das Bersuchsmaterial ab. Weiter ist nur noch eine größere Glasglocke, ein Weißbierglas oder großes Ein- machcglas erforderlich. Die Keimlinge müssen hübsch gerade ge- wachsen sein. Einen solchen Keimling legen wir unter die Glas- glocke, so das der Trieb wagerecht liegt. Innerhalb 24 Stunden wird die Triebspitze wieder senkrecht nach oben stehen und so weiter» wachsen. Wenn wir jetzt das Töpfchen mit dem Keimling wieder aufstellen, so bildet das Pflänzchen einen rechten Winkel; das untere Stück der Pflanze steht senkrecht, das obere, jüngste Stück liegt wagerecht. So bleibt die Pflanze abermals 24 Stunden stehen. Dann sehen wir, daß das wagerechte Triebende sich in seiner Spitze wieder senkrecht aufgerichtet hat und nun so weiter treibt. Der ganze Pflanzenstengel teilt sich nun in drei Teile: zu unterst ein Stück senkrecht, dann ein Stück wagerecht und schließ- lich wieder senkrecht. Dieser Wechsel läßt sich nun durch Umlegen und Aufstellen noch ein paarmal wiederholen. Soll dieser Versuch gut gelingen, so ist notwendig, daß die Glocke feuchte Luft enthält. Dies wird erreicht, wenn die Glocke in eine flache Schale gestellt wurde, deren Boden mit etwas Waffer bedeckt ist. Weiter ist not- wendig, daß die Glocke gleichmäßig vom zerstreuten Tageslicht be- leuchtet wird; einseitige Beleuchtung, wie direkte Sonnen» bestrahlung gefährdet den Versuch. Dieser Versuch kann auch an absolut dunkler Stelle ausgeführt werden, wo kein Lichtstrahl die Pflanze trifft. Hier sehen wir die Erscheinung genau in der- selben Weise vor sich gehen, wie eben beschrieben. Das Licht ist also ohne Einfluß auf die geotropische Krümmung, d. h. diese Krümmung wird nicht durch das Licht hervorgerufen. Da bei Lichtmangel das Leben der Pflanze gefährdet ist, läßt sich der Versuch im Dunkeln nicht so lange fortsetzen. Wie der Stengeltrieb senkrecht nach oben wachst, so hat die Wurzel dai Bestreben, senkrecht nach unten zu wachsen. Auch sie krümmt sich, sobald sie aus der senkrechten Stellung gebracht wurde. Wollen wir eine solche Krümmung beobachten, so müssen wir den Sämling aus der Erde herausnehmen. Mit einem Stückchen Draht können wir einen solchen Sämling in wagerechter Lage schwebend unter der Glasglocke aufstellen. Jetzt beobachten wir beim Stengeltrieb genau die negative geotropische Krümmung. wie vorhin, während wir die Wurzel sich positiv geotropisch krümmen sehen. Das heißt, das wagerecht gelegte Wurzelstück krümmt sich in der Richtung der Schwerkraftwirkung dem Erdmittelpunkte zu. Solange es gelingt, die Pflanze am Leben zu erhalten, so lange lassen sich die Versuche fortsetzen. Daß die Ursache dieser Bewegung in der Schiverkraftwirkung zu suchen ist. haben die Physiologen schon seit langem durch mannigfache andere Versuche festgestellt. Allein man kannte immer nur die Erscheinung, die Wirkung der Ursache. Nicht aber war be» kannt, was die Pflanze eigentlich vermrlaßte, der Schwerkraft- Wirkung Folge zu leisten. Mit anderen Worten: Wodurch erfährt die Pflanze, daß ihre Organe aus der normalen Lage heraus» gebracht wurden und wie sie diese wieder in die Normalstellung hineinbringen kann? In der Zoologie ist die analoge Frage schon längst beanlwortet. Jedermann hat schon einmal beobachtet, daF ein auf den Rücken gelegter Käfer sich solange krümmt und windet, bis er wieder auf den Füßen steht. Das Tier verfügt über mit Flüssigkeit gefüllte kleine Hohlräume, Statozysten genannt. In der