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ber Pflanzen. Jeber hat wohl schon beobachtet, daß zahl-| berüidfichtigen, daß die Witterung diefes Sommers nicht gar fo reiche Pflanzenarten bei Einbruch der Dunkelheit ihre Fiederblättchen schlimm ist, als wie sie in überschwenglichen Klagen oft zufammenfalten, während sie bei Tage auseinandergespreizt stehen. hingestellt wurde. Im Vergleich zu den beiden schlechtesten der legten Jahre, den von 1907 und bon In erster Linie sind diese Bewegungen als unmittelbare Antworten Sommern auf den Einfluß oder den Fortfall des Lichtreizes zu betrachten. Bei 1909, ist der gegenwärtige Sommer selbst in seinen regenreichsten einigen besonders empfindlichen Pflanzen kann man schon bei Tage Bericden noch ziemlich warm gewesen, und der Vorsommer, die Zeit durch Verdunkelung die Schlafbewegungen hervorrufen. Aber der von der zweiten Maiwoche bis Mitte Juni, hat sich durch große durch Tag und Nachtwechsel bedingte regelmäßige Turnus hat sich Hige und dauernden Sonnenschein ausgezeichnet. Die Gestaltung im Laufe der Jahrtausende erblich befestigt und erfolgt auch dann des Herbstwetters ist aber feine zufällige, sondern sie hängt ursäch noch längere Zeit, wenn man die Pflanzen in ständiger Helligkeit lich von dem Verlaufe der Witterung in den vorhergegangenen oder in ständiger Dunkelheit züchtet. Ich möchte hier nur beiläufig Monaten ab. Waren die Sommermonate ungewöhnlich fühl, so erwähnen, daß Semon in dieser Periodizität einen der wichtigsten entsteht schon daraus bei beginnendem Herbst über dem Zentral­Beweise für die Vererbung erworbener Eigenschaften erblickt. Auf und osteuropäischen Festlande die Tendenz zur Ausbildung hohen feine Beweisführung näher einzugehen fehlt es mir hier leider an Luftdrucks, der sich dann infolge Fehlens gewitterhaften Luftauf Play. triebes oft wochenlang unverändert erhält. Infolgedessen Nächten Diefer durch den Wechsel von Tag und Nacht bedingte Rhythmus bildet sich nach zunächst sehr fühlen Tagen und warmes und sonniges, macht sich auch bei vielen Tieren der Meeresfüsten geltend, wird aber wieder febr beständiges Hoch hier sehr häufig von dem Rhythmus von Ebbe und Flut verdeckt. Druckwetter aus. War dagegen der Sommer sehr warm, so bevor­Im Aquarium dagegen, in dem der Meeresrhythmus sich nur ab- zugen die zur Zeit der Aequinoftien an Tiefe beträchtlich zunehmenden geichwächt äußert, fann er flar zutage treten. Auch hierüber ver atlantischen Minima die quer durch Europa ostwärts führenden Zug­danken wir Bohn und Anna Drzewina zahlreiche sehr be- straßen, was zur Folge hat, daß in solchen Jahren der Herbst ab­merkenswerte Beobachtungen. Namentlich in den südlicheren wechselnd regnerisch und rauh bei nordwestlichen Windeu ist. Lagert Gegenden, in denen die Sonnenstrablen eine größere Energie ent- dagegen hoher Drud über dem Kontinent, so schlagen die Des falten, gibt sich diese Erscheinung deutlich zu erkennen. Während der pressionen die Zugstraße ein, die längs dem Golfstrom an der Flut sind die Tiere durch die dicke Wafierdecke vor der Ein- norwegischen Küste in die Polarregion führt. Dadurch wehen in wirkung der Strahlen geschützt, und sie fürchten dann das Licht Deutichland gewöhnlich Südostwinde; die Witterung bleibt heiter, weit weniger als zur Zeit der Ebbe. Bohu stellte seine Unter- trocken und sehr mild. In diesem Jahre ist, wie schon erwähnt, suchungen an den Tieren der Bucht von Arcachon am Mittelmeere die Sommertemperatur in Mittel- und Osteuropa nicht außergewöhn­an. Etwa zwischen 12 und 6 Uhr nachmittags wird das Wasser an lich niedrig; die Verhältnisse sind somit der Ausbildung eines fon­der Landungsbrüde der Bucht am intensivsten von der Sonne betinentalen Maximums im Herbst auch nicht außergewöhnlich günstig. strahlt, und gerade während dieser Stunden ist zur Zeit der Spring- Es tommt hinzu, daß in diesem Jahre im hohen Norden sehr un­flut Flut und zur Zeit der Nippflut Ebbe. Man müßte also er günstige Eisverhältnisse herrschen, und es ist möglich, daß dadurch warten, daß die Tiere während der Springflut, da die dice die herbstlichen Zyklonen weiter als sonst nach Süden abgelenkt Wasserschicht sie vor der Bestrahlung schützt, zu dieser Zeit aus werden. Sollte das der Fall sein, so würde der Herbst eher ihren Verstecken hervortriechen, dagegen bei der Nippflut, wenn regnerisch und zeitweilig mehr raub als warm und beständig werden. dieser Schuß fehlt, sich verbergen. In der Tat konnte Sind somit die Wetteraussichten für die kommenden Monate auch A. Drzewin a diese Vermutung bestätigen, und sie zeigte, nicht besonders ungünstig, so wird man doch gut tun, wenn man fich daß z. B. die hier lebenden Einsiedlerkrebse eine 14tägige Periodizität nicht allzu großen Erwartungen im Hinblid auf das Herbstwetter besitzen, die sich durch einen Wechsel des positiven in einen nega hingibt. Man wird wohl das Richtige treffen, wenn man vermutet, tiven Heliotropismus zu erkennen gibt. Die Forscherin fezte cine daß sich der Herbst 1910 weder in guter noch in schlechter Hinsicht Anzahl an dem Landungsplatz gefangene Einsiedlerkrebse in ein besonders hervortun wird. Aquarium, dessen eine Hälfte verdunkelt war. Mehrere Tage lang zeigten die Tiere einen ausgesprochen positiven Heliotropismus, d. h fie wanderten, in den verdunkelten Teil gesezt, sofort wieder ins Helle. Nach einiger Zeit änderte sich jedoch ihr Heliotropismus nach der nega­tiven Seite, die Tiere hielten sich nur noch in dem dunklen Teile des Aquariums auf und wanderten sofort wieder dahin zurück, wenn man fie zwangsweise ins Licht setzte. Diese Lichtschen hielt acht Tage an, dann wurden die Einsiedlerkrebse von neuem pofitiv Heliotropisch. Ein Vergleich zeigte, daß diese Wandlungen in den Lebensgewohnheiten der Tiere genau parallel zu den Meeres­schwankungen berliefen.

Es ist eines der schwierigsten Kapitel der Biologie, in das ich den Leser heute einzuführen versuchte. Aber ich hoffe, es ist mir gelungen, zu zeigen, welche weittragende Bedeutung die Tropismen für das Leben der Tiere und ihr genaues Studium für eine gerechte Beurteilung der tierischen Handlungen befizen.

Kleines feuilleton.

Medizinisches.

Die Wiener Erfolge mit Ehrlich hata. An die zahlreichen Veröffentlichungen über die Veriuche mit der Anwendung des neuen Heilmittels gegen Syphilis schließt sich ein im neuesten Heft der Wiener Klinischen Wochenschrift" erschienener Aufsatz von Dr. Walter Pick an, der ein Material von 120 Fällen aus der Rudolph- Stiftung" in Wien bespricht. Die Abhandlung geht mit größter Gründlichkeit auf einzelne Fälle verschiedener Grade und Formen der Krankheit ein, die mit dem neuen Mittel behandelt wurden. An diese nur für den Fachmann zugängliche Auseinander­fezung Inüpit Dr. Pick einen zusammenfassenden Schluß, worin er geradezu jagt, daß die Welt in dem Präparat von Ehrlich Hata ein Mittel von derart spezifischer Wirkung befize, wie sie bis­

Steht ein fchöner Herbft bevor? ber noch von feinem für die Behandlung dieser Strankheit an­

gewandten Mittel zu beobachten gewesen sei. Er vergleicht die Wirkung in ihrer Schnelligkeit, die sich auch in wirklich wunderbarer Weise in den Fällen zeigt, wo bereits hochgradige Schädigungen der Gewebe vorliegen, mit der Wirkung des Chinin bei Malaria. Auch der Umstand, daß gewisse Formen der Krankheit bei den Versuchen in dem Wiener Krankenhause nur eine unvollkommene Heilung erfahren und daß sich noch Rückfälle gezeigt haben, erscheint Dr. Pick in Anbetracht der allgemeinen verhältnismäßig unwesentlich Erfolge und der vorläufig noch gebrauchten Vorsicht bei der Dosierung des Mittels. Besonders hebt er die Tatsache hervor, daß sich das Mittel in höchstem Grade bewährt habe bei solchen bösartigen Fällen, an deren Heilung oder auch nur Besserung der Arzt bisher voll­fommen verzweifeln mußte. Hier hat das Präparat eine Wirkung gezeigt, die zu völligem Berschwinden der Krankheitserscheinungen führte. Auch in diesem Fall treten Rückfälle auf, tönnen aber den Dr. Bid meint zwar, Eindruck des Gesamterfolgs nicht trüben. daß der Gebrauch des Quecksilbers vorläufig noch nicht ganz zu entbehren sein werde, so lange das neue Mittel nur in fleinen Dosen angewandt werden kann. Der außerordentliche und überraschende Fortschritt, der durch das Präparat gewährleistet ist, liegt nach diesem Gutachten darin, daß diese Behandlung zur Verhütung einer stärkeren Entwickelung der Krankheit und zur Heilung der herigen Arten der Behandlung den zähesten Widerstand leisteten. Dr. Bid schließt seinen Auffas folgendermaßen: Jedenfalls find wir durch das Präparat in der Syphilistherapie einen gewaltigen Schritt vorwärts gekommen, und wenn auch das Ehrlichsche Ideal der Therapia sterilisans magna( die Syphilisteime völlig ver nichtende Therapie) noch nicht erreicht ist, so legen die mit diesem Präparat erreichten glänzenden Rejultate uns allen die Hoffnung nahe, daß wir uns auf dem Wege dahin befinden."

Es ist eine Eigentümlichkeit unseres Klimas, daß einem ver­änderlichen, fühlen und regnerischen Sommer in der Regel ein warmer, sonniger und beständiger Herbst folgt. Ja, nach der Er fahrung der letzten Jahre kann man fogar jagen, daß der Herbst um so schöner wird, je schlechter der vorangegangene Sommer ge­wesen ist. Denn den wärmsten und beständigsten Herbst, den es feit Menschengedenken in Deutschland gegeben hat, hatten wir im Jahre 1907, in dem der Sommer besonders in Norddeutschland über alle Maßen fühl und naß gewesen war. Der Hauptherbstmonat des genannten Jahres, der Oktober, war der wärmite Oftober geweien, der feit Zweijahrhunderten in Mitteleuropa beobachtet worden war. Hatte er doch in Ostdeutschland einen mittleren Wärmeüberschuß von stellenweise mehr als 5 Grad, in Mitteldeutschland einen Wärme überschuß von vollen 4 Grad, im Westen des Landes von mindestens 82 Grad aufzuweisen gehabt. Auch im Jahre 1909, dessen Sommer einen wenig erfreulichen Verlauf genommen hatte, war der Herbst sehr schön und beständig; das Gleiche war zu einem gewissen Teile 1908 der Fall, in welchem Jahre nur die erste Sommerhälfte warm, die zweite, vom 1. August bis Ende September, jedoch fühl und ver­änderlich gewesen war. In jenem Jahre war merkwürdigerweise auch der Herbst in seiner ersten Hälfte, bis in die dritte Oktoberwoche hinein recht warm und sonnig, während dann eine außerordentlich Affektionen der Schleimhäute berufen ist, welch letztere den bis frühe Frostperiode begann, bei der sogar beträchtliche Schnee­fälle nicht fehlten. Nicht besonders angenehm war dagegen der Herbst im Jahre 1906. Außerordentlich rauh und naß war schließ lich der Herbst von 1905, einem während der Sommermonate recht warmen Jahre. Der Oftober 1905 war der fälteste, der seit vielen Jahrzehnten in Deutschland erlebt worden ist. Zieht man nun aus den Erfahrungen diefer letzten fünf Jahre Schlüsse auf die mutmaß­liche Gestaltung des Herbstwetters im laufenden Jahre, so muß man Berantwortl. Rebatteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Borwärts Bucheruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlim SW