hervor, während er sich auch das Gesicht abrubbelte?„Nurnicht»u früh hängen bleiben, mein Junc�. So ein Kerl wieDu. der ein große Zukunft hatl Wenn Du nur willst, dannkannst Du schon was. Was für Feinheiten siehst Du, ver-flucht noch mall Wenn Du nur endlich Deine Schwäche lassenkönntest! Sieh den Kunstgegenstand im Weibe, weiter nichts.das allein führt zur Größe. Schlimm genug, daß wir Künstlerohne sie nicht fertig werden. Na, ich meide sie so viel alsmöglich, das weißt Du ja. Das habe ich immer Dir über-lassen."„Jasaja," war alles, was Lorensen, nun schon gähnendbeim Auskleiden, hervorstieß. Er kannte diese ewigen Redens-orten des sonderbaren Menschen, der in seiner Jugend nie-mals Freude gehabt hatte, dessen ganzes Leben Entbehrunggewesen war und der die Enthaltsamkeit eines Spartanersbesaß.Beide kannten sich schon aus ihrer Knabenzeit. Loren-sens Vater war ein kleiner Beamter in Neumünster mitguten«, ehrlichem Auskommen. Kempens Mutter hatte alsarme Witwe lange in demselben Hause gewohnt, bis siewieder nach Hainburg zog. wo sie ein besseres Fortkoinmen zuhaben glaubte. Hermann kam in eine Drechslerwerkstatt undmußte sich frei lernen. Zugleich mit ihnen fiedelte Fritz überund wurde als Holzbildhauer in die Lehre gebracht, weil erNeigung dazu hatte. Er lebte einigermaßen gut bei Ver-wandten, während der andere saure Wochen durchmachenmußte. Lorensen hielt es nur ein Jahr aus, dann ging ernach Lübeck zu einem Meister,»vo Gipssachen fabriziertwurden. Kempen dagegen fraß sich glücklich bis zum Gesellendurch. Vier lange Jahre stand er dann in einem Keller unddrechselte immer dasselbe eintönige Zeug, um seine kränklicheMutter mit ernähren zu helfen. Während dieser Zeit aberhatte sein bildnerisches. Talent sich entwickelt. Schon alsJunge war er ein Kneter gewesen, der aus Brotkrumen undWachs allerlei Figuren formte, bis er zum ersten Mal tveichenTon in die Hände bekam, wodurch ihm ein neuer Horizontaufging. Mit der Zähigkeit des begabten Menschen, dem derVater weiter nichts als den gesunden Organismus hinter-lassen hatte, stabl er sich die Freistunden ab, um feinenbrennenden Kunstdurst zu stillen und zugleich die Lücken seinerBildung zu überbrücken. Er besuchte die Fortbildungsschuleam Sonntag, saß dein« Lichtstnmpf die halben Nächte überBüchern und sah in trostloser Einsamkeit ein fernes Paradiesvor Augen.Eines Tages tauchte Lorensen wieder vor ihm auf, derendlich seinen Vater breit geschlagen hatte und nun zu seinerweiteren Ausbildung auf dem Wege nach Berlin war. Alser die Kunstversuche des Freundes erblickte, in denen bereitsdie Klaue des Löwen sich zeigte, fand er zuerst vor Erstaunenweiter nichts als sein berühmtes:„Das ist furchtbar echt":dann aber war es für ihn eine ausgemachte Sache, daß Her-mann sofort die Tretinühle verlassen müsse, um mit ihm zufahren. Es wäre eine Sünde, ein Verbrechen an der heiligenKunst, wenn er sein Talent verküminern ließe! In Berlinwürden sie sich schon durchstümpern, und er leiste einenSchlvur. alles mit ihm zu teilen.Er hatte bare dreihundert Mark in der Tasche, und somachte er mit seinein Versprechen gleich den Anfang. Für dieMutter Kempens wurde der Unterhalt auf einen Monat imvoraus bestritten, was Hermann gern annahm, denn er hattesich im Augenblick auch ferner sein festes Ziel gesteckt:�inBerlin neben der Kunst die Arbeit nicht zu vergessen. Sowürde er dem Freunde bald alles vergelten können.Sie fuhren also los, hinein in die verschleierteZukunft.Ein Jahr lang besuchten sie die Modellierklasse der Ber-liner Akademie, bis dann Lorensen in ein Meisteratelier ging,während Kempen der Gehilfe eiiles alten Bildhauers wnrde,der zeitweilig von seinen vielgenannten Kollegen Aufträgeerhielt, die er allein in seiner Scheune aber nicht bewältigenkonnte. Der verschlossene Hamburger, der bereits bärtia wieein Vierzigjähriger war und sich ein wenig unter den Jüng-lingcn genierte, hatte bald herausbekommen, daß die aka-deniischen Formen nicht für ihn geschaffen seien, und so klopfteer bei Walzmann an, dem halb verkommenen Genie, der nurarbeitete, wenn er Geld brauchte, die übrige Zeit jedoch sichdem Alkohol ergab. Hier konnte Kempen lernen und dabeiauch verdienen, denn in der Heimat saß noch immer dasMütterchen, das von den Sorgen des Sohnes nichts erfahrendurfte. In solchen Arbeitswochen blieb Walzmann durchausnüchtern: er schloß sich dann in seinem„Müllkasten", wie erdas Atelier nannte, gänzlich von der Außenwelt ab, um dieLieferungsverträge punktlich innehalte» zu können, die seineAuftraggeber mit ihm gemacht hatten. Ein gewisser Paragraph bracht? ihn um einen Teil seines Lohnes, sobald errückfällig zu werden drohte; und das gab ihm die jämmer«liche Kraft, in Enthaltsamkeit auszuharren.Während Lorensen zu seinem Professor ging, um sorg-sam eine Sprosse der Kunstleiter nach der andren zu nehmen,machte sich Kempen an jedem Morgen in aller Frühe wie einHandtverker auf den Weg, um erst des Abends auf der ge-meinsamen Bude mit dem Freunde zusammenzutreffen: undgleich einem Scharwerker brachte er an jedem Sonnabendseinen Lohn nach Hause, der dazu beitrug, die beiden not-dürfttg über Wasser zu halten, dernt Lorensens Vater konntenur einen geringen Zuschuß leisten,...� Die familie lfrage.Von Johann Skjoldborg.Autorisierte Uebersetzung von Laura Heidt.„Ich glaube wM. daß ich ebenso weit rumgekommen bin wieDu, Anders Nielsen."— Jens Nön erhob sich von seinem Sitz,—»zum allermindesten! Und ich glaube auch, daß wir ungefähr gleichviel Zeitungen gelesen haben in unserem Leben!"-Du weißt ja nicht einmal, was die dritte Behandlung desFinanzgssetzes überhaupt ist!" tarn es überstürzt und bissig ausAnders heraus-- wie ein Hund, der plötzlich den Leuten an dieBeine springt. Er sprach die Worte: dritte Behandlung desFinanzgesetzes, als ob er vorlese und blickte Ron mit einem nieder-schmetternden Blick an.Die Dünenbewohner sahen bestürzt drein.„Nein,— Ihr schwätzt nur! Aber an der Zeit wäre esjetzt auch für Euch, eine Zeitung zu halten, wenn Ihr es Euchleisten könnt!"„Glaubst Du etwa, daß ich bange davor bin, eine Zeitung zuhalten, Anders. Da irrst Du Dich, meiner Seel." Rön warf sichin die Brust.„Ich bin kein Geizhammel,»venn es darauf an-kommt... � Wollen wir beide halbpart machen, Niels?"„Warum nicht, der Versuch könnte spaßig genug werden,"meinte Malle.In diesem Augenblick trat Jürgen ein. Er schaute sich ver-wundert im Kreise um, grüßte und hing seine Sachen an denBalken.„Willkommen daheim, Jürgen!" sagte Anders.»Sie sagen,daß sie jetzt eine Zeitung halten wollen."„Ja."— Jürgen schritt ein paar Mal hin und hev—„dieSituation ist augenblicklich auch derartig, daß jeder sich wohl vor-sehen sollte! Wir gehen möglicher Weise unruhigen Zeiten ent-gegen!'»Aber auf welche Weise sollen wir sie zu fassen kriegen,"fragte einer.„Die schaffe ich herbeil" antwortete Jürgen schnell, mit ernstenGedanken beschäftigt.„Ward in der Versammlung darüber gesprochen, Jürgen?"kragte der Alte in vertraulichem Ton, der gleichsam alle Anwesen-den ausschloß.„Ja, es sieht bedrohlich aus. Vielleicht gilt es unser Rechtund unsere Freiheit. Vielleicht! Jeder einzelne muß auf seinemPosten sein!"»Schreib auch für m i ch. Jürgen. Ich möchte auch wohl mithineingucken," sagte der stille Peter.„Aber wir können meiner Treu doch nicht alle Tage nach denZeitungen rennen!" höhnte Kirk.„Bald wird ein Landbriefträger hievherkommen in die ToruperDünen." antwortete Jürgen,»und Euch die Zeitungen ins Hausbringen,— dafür werde i ch Sorge tragen!"---„Das wär doch des Teufels! Ob er das wirklich zu-stände bringen wird mit solch einem Briefträger!" rief Jens Rön,als sie draußen waren.„Ja, kann er das, dann kann er meiner Seel auch nochmehr!" pustete Mads Kirk.»Mir ist trotz alledem, als stände irgend etwas bevor," bemerkteNiels Malle ernst.„Ja, mir ist auch etwas wunderlich zu Mute!" fügte der stillePeter hinzu.Schweigend gingen sie weiter, jeder mit seinen eigenen Ge-danken beschäftigt. Hock« oben in den Lüften ertönte über denstillen Dünen der feierliche Sang einer Schar Schwäne. Es klangwie fernes, warnendes Glockenläuten.21.Mit einem Schlage stand Jürgen Krages Autorität fest. Derfichtbare Beweis seiner Macht erschien eines schönen Tages in denDünen. Und wie e r. der- doch ein Häusler«var. wie sie selber.diesen sandhriefträger hqttc herbeizagbern können» das wgr ge,