radezu SunietSaf. Dahinter lag etwaS, LaS ihren Augen der-borgen war. Aber gerade aus dem Grunde wuchs Jürgens Gestaltbis ins Unendliche.ES ward ein Wendepunkt in der Geschichte der Toruper Dünen,alS zum ersten Mal der Briefträger mit Ledertasche und blankemWrustschild erschien, auf dem der königliche Namenszug mit Kronein erhabener«chrift prangte. Die Kinder stürzten über Tische undStühle hinweg an das Fenster, um einen Schimmer von ihm zuentdecken. Die Männer standen in den Scheunenluken. Haar undBart übersät mit Strohhalmen und Spinngeweben und folgtenihm mit den Augen von Haus zu Haus. Und die Gesichtszüge indem viereckigen Rahmen der Bodenluke spiegelten deutlich die Ge-danken und Ahnungen wieder, die sich ihnen infolge dieser Be°gebenheit aufdrängten. Sie dachten an das. was Jürgen frühergesagt hatte unl auch daran, was die Zuknuft woljl bringen werde.Es erschien ihnen ganz sonderbar, dah Sören Knak— dennder hatte den Posten bekommen— ihnen täglich die Post brachte,wie allen anderen gewichtigen Leuten. Ihre ärmliche, abseits ge-legene Gegend war dadurch zu Ehren gekommen, sie zählte jetztmit. schien es ihnen., Das aber war Jürgen Kroges Verdienst; e rwar es, der es denen, die am Steuer und Ruder sahen, abge«rungen hatte,— gutwillig hatten sie es sicher nicht getan.Und so erschienen sie denn jetzt bei Jürgen mit allerhandjuristischen und anderen Fragen, die er ihnen beantworten sollte,denn—, wie Krän Hvas sagte, als er ihm seine verwickelte Erb-schaftssache auseinander setzte: �Kannst Du das Eine, dann kannstDu, hols der Teufel, auch das Andere, wenn Du nur willst!"--- Tag für Tag brachten die Zeitungen etwas Neues,und die Dünenbewohner setzten fich hin und singen an zu buch-stabieren, als sollten sie von neuem die Schutbank drücken. Siedrehten und wendeten die schwierigen Worte und Sätze im Mundewie eine harte Speise; sie räusperten fich, schluckten und stotterten.Aber im Schweiße ihres Angesichts arbeiteten sie sich doch durchdie Spalten hindurch, zäh und unermüdlich, wie sie es draußen aufihren Feldern zu tun pflegten.Aus dem Gewimmel von Buchstaben, die gleich einem Nebelbor ihren Augen tanzten, traten klar und deutlich zwei Worte her-vor, die immer wiederkehrten: Provisorium und Schützenverein.Die fleißigen Häusler ließen den Dreschflegel länger als sonstwohl am Haken hängen und dachten nach. Sie saßen und lauschtenlängst vergessenen und versteckten Dingen in ihrem eigenen Innern,Dingen, die in weiter Ferne lagen, aber nun näher zu kommenschienen.Und aus der Erinnerung tauchte ein Tag auf aus der Zeitihrer Jugend: ein Sommertag im Juni, ein Festtag für dendänischen Bauer.. Dieser Tag war es, der nun in Gefahr war; das hatten siebegriffen.Und je mehr Zeitungen sie lasen, umso deutlicher entsannensie sich der Ueberlieferungen von der traurigen Geschichte ihresStandes.In dieser Zeit erschienen sie oft im Krageschen Hause.„Werden die Drohungen mit dem Provisorium zur Wahrheit."— hatte Jürgen gesagt—„und wir lassen es uns ruhig gefallen.dann sinken wir kleinen Leute wieder in das Dunkel der Sklavereizurück, von dem unsere Eltern uns erzählt haben. Aber wenn dasGesetz nicht die trifft, die dawider handeln, dann werden sich wohlnoch andere Mittel und Wege finden!" Er hatte sich bei diesenWorten vorgebeugt.Unwillkürlich nickten sie mit dem Kopfe...Bielleicht kommt es nicht so weit. Sind wir aber Männer,dann dürfen wir in dieser Zeit nicht �schlafen und das WortProvisorium soll sich derartig in unsere Seele hineinbrennen, daßwir es nie wieder vergeffenl"Wenn Jürgen so zu ihnen gesprochen hatte, gingen sie heimund fingen wieder an zu lesen. Die Worte prägten fich denfrischen Hirnen leicht ein, nahmen den geraden Weg und ent-fachten das Gefühl, ohne erst durch langes Ueberlegen gedämpft zuwerden. So oft sie auf das Wort„Provisorium" stießen, knurrtensie wie ein Tier, dem man die Jungen rauben will, erblickten siedagegen das Wort„Büchse", dann leuchteten ihre Augen gleicheinein blcknken Gewehrlauf selber.Durch diesen Gegensatz erwachten sie zum Leben, und derIvar es daher auch, der für sie den eigentlichen Gegensatz?m Lebenbedeutete und nicht etwa Lüge und Wahrheit, oder gut und bösean fich.Tag für Tag schauten die Dünenbelvohner nach Sören KnackauS, der so eilig daherkam über Stock und Stein, als brenne ihmdie Tasche auf dem Rücken, die die letzten Mitteilungen und Ge-rächte aus dem ganzen Lande da draußen brachte.Sie lasen diese Mitteilungen mit strahlenden Augen. Ueberalldachte die Bevölkerung wie sie; sie waren einig mit den ver-iedenen anderen Gegenden des Landes. Gegenden, die vieleeilen entfernt lagen..... Zum ersten Male hatten die Be-wohner der Toruper Dünen das lebhafte Gefühl, auch mit dazuzu gehören.Und das HauS der Familie Krage war ihr Versammlungsort. Dort lag es im hellen Märzsonnenschein, und an den Mauernleuchtete der neue, hochrote Briefkasten.'(Fortsetzung folgt.),Der rmgumkr'an�te planet.Richtet man gegenwärtig in den späteren Wendstunden bfflBlick auf den gestirnten Himmel, in jenes schon ziemlich hoch au«Firmament stehende Gebiet, mit dem im Sternbild des Widdersdie aufsteigende Tierkreisbahn beginnt» so fesselt unseren Blickein zwar hell, aber mit mattgelber Farbe leuchtender Stern, denman schon an der Ruhe des von ihm ausgehenden Lichres alsPlaneten erkennt. Es ist Saturn, das zweitgrößte Schwester»gestirn der Erde, und gegenwärtig der einzige Wandelstern, derohne optische Hilfsmittel am Nachthimmel fichtbar ist. Währendaugenblicklich fast alle anderen Planeten in unmittelbarem Bereichder Sonne weilen und daher unseren Blicken entzogen find, hält»fich Saturn genau an der gegenüberliegenden Stelle des Himmelsauf. Er steht der Sonne jetzt, von der Erde aus gesehen, geradegegenüber, und wenn die Sonne im Westen versinkt, erhebt sichSaturn am Csthimtnel über den Horizont. In diesem Jahre fievder genaue Zeitpunkt der Gegenüberstellung von Sonne undSaturn, seine Opposition, auf den 27. Oktober; von Jahr zu Jahrverschiebt sich der Termin der Opposition des Saturn um II bis13 Tage. Denn 23lh Jahre dauert der Umlauf Saturns um dioSonne, so daß sein jährliches Vorrücken unter den Sternen nurgering ist. Nachdem dieser große Planet lange Zeit hindurch imsüdlichen Teile der Ekliptik verweilt hat, ist er seit einigen Jahrenwieder� über den Himmelsäquator hinausgeftiegen und wird nunnoch länger als ein Jahrzehnt in deren nördlichem Abschnitt seineBahn ziehen. Er wird in den folgenden Jahren aus dem Widderin den Stier, die Zwillinge und in den Krebs gelangen, also fürdie nördliche Halbkugel besonders hoch am Himmel stehen undausgezeichnet beobachtet werden können. Es kommt noch hinzu, daßdas größte Phänomen, das uns Saturn darbietet, sein Ring»s v st e m, während der nächsten Jahre wieder in die günstigsteSichtbarkeitsperiode kommt, nachdem die Ringe vor drei Jahren,im Herbst 1307, infolge ihrer ungünstigen Lage zur Erde voll»kommen verschwunden waren. Die Saturnringe sind nämlich um28 Grad gegen die Ebene seiner Bahn geneigt und behalten währen!»des Umlaufs stets dieselbe Richtung im Räume bei. Daher kommtes, daß die Sonne nach und nach während der 2916 Jahre desSaturnumlaufs abwechselnd die Nord- und die Südseite der Ringebeleuchtet, und da die Entfernung zwischen Erde und Sonne imVerhältnis zur Entfernung Sonne— Saturn nur gering ist, sosehen auch wir abwechselnd das Sonnenlicht auf die Nord- unddie Südseite der Ringoberfläche, entsprechend dem Umlauf desPlaneten, fallen. Denn Saturn ist infolge der Neigung seiner Bahngegen die Ekliptik dem gleichen jahreszeitlichen Beleuchtungswechsekunterworfen wie die Erde. Ein Beobachter auf einem anderenPlaneten, etwa auf dem Mars, würde ja auch genau verfolgenkönnen, wie im Novdwinter der Erde deren Nordpol im Dunkelverschwindet, wogegen der Südpol für sechs Monate beleuchtetbleibt, und umgekehrt. Beim Saturn hat das gleiche Phänomenzur Folge, daß nach dem Zeitpunkt, zu dem die Nordseite derRinge der Erde ihre breiteste Fläche dargeboten hat, die Stellungder Ringe immer schräger wird, wodurch sich deren Breite undOeftnung anscheinend verringert. Schließlich ist die Neigung derRingcbene gegen die Ebene der Erdbahn gleich Null geworden, undwenn Erde und Saturnringe in derselben Ebene liegen, so sehenwir nur auf die äußere Schmalseite des Ringes, der dann wie einoschwarze Linie den Aequator des Planeten durchzieht. Später bc»ginnt der Ring fich nach der anderen Seite wieder zu öffnen;die Sonne beleuchtet nunmehr seine Südseite, die nach knapp siebenJahren der Erde ihre breiteste Fläche darbietet, um dann von neuemsich zusammenAuschieben, und nach abermals sieben Jahren wieder-um. vor dem Hervortreten der Nordseite, nur den dunklen äußerenRand sehen zu lassen. Es werden also noch ettva vier Jahre ver-gehen, bis die jetzt von der Sonne beleuchtete Südseite der Ringeihre größte Oeffnung zeigt, doch auch gegenwärtig ist der Anblickdes ringbekränzten Sternes schon wieder hochinteressant, sobald demBeschauer ein Fernrohr zur Verfügung steht, das das Ringsystemdeutlich erkennen läßt.Bald nachdem Galilei mit seinem neu erfundenen Fernrohrim Jahre 1609 die vier großen Jupitermonde entdeckt hatte, gelanges ihm auch, im Jahre 1610, also vor genau 300 Jahren, das Ge-heimnis des Saturn, das vorher ungeahnte, zu enträtseln undaußer seinem hellen Trabanten den leuchtenden Ring zu beob-achten. Aber lange Zeit dauerte es. bis man über die physische Be-schasfenheit des Ringes Klarheit erhielt. Ursprünglich nahm manan, daß der Ring eine feste, schmale Scheibe darstelle, was abermathematisch völlig undenkbar ist. Erst die Neuzeit lieferte denuntrüglichen Beweis dafür, daß die Saturnringe aus ungeheuervielen winzigen Kugeln bestehen, Millionen oder gar Milliardenvon Meteoren darstellen, die sich keineswegs mit gleicher Ge-schwindigkeit um den Zentralkörper bewegen. Den direkten Be»weis für die Maxwcllsche Theorie, daß die Ringe aus zahllosenEinzelkörpern bestehen, erbrachte erst im Jahre 1895 Keeler durcheine spektroskopische Untersuchung. Aus dem Umstände, daß diedunklen Linien des Ringspektrums nicht gerade durchgingen, son-dekn gebogen und gebrochen erschienen, war der Nachweis erbracht,.daß die Materie der Ringe sich mit ungleicher Geschwindigkeit umden Planeten dreht, tpohx, deutlich erkennbar war, daß diese Rot«,