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verschwommenen Gestalten, die ihr noch fremd erschienen[ war von der Lehre, die er lehrte und in der er lebte, darum wie diese ganze Umgebung, in die man sie mit fanfter Ge- strömte eine Gewalt von seiner Berfönlichkeit aus, die alle kämpfenden walt hineingezogen hatte. Lautlos blieb sie stehen wartend Herzen zu ihr zwang. Und jene, die für ihre Ueberzeugung auf den Lichtaufgang nach diesem Dunkel fust von mehr fämpften, die nicht die seine war, liebten ihn doppelt, als sie sahen, wie sich das im Staate organisierte Scheinchristentum unter den Furcht erfüllt als damals, wo sie ais Kind zum erstenmal Geißelhieben des großen Widersachers wand, wie russische Priester den Weg zu der Kunst der beiden gefunden hatte. haltlose Bannflüche wider ihn schleuderten und deutsche Staatsanwalte ohumächtige Anklagen gegen ihn erhoben. Kein Synod und feine Staatsanwaltschaft erreichten des Riesen Haupt.
Der letzte Ton war verklungen. Alle gerieten in Bewegung, jäh aufgescheucht wie aus einem Traum.
„ Licht, Licht! Eine Dame ist hier. So macht doch Licht!" rief Blankert aus, während er wie wahnsinnig Beifall flatschte. Er hatte den Vorgang bemerkt, ohne sich jedoch stören zu lassen. Nun aber wallte er auf, durch dieses Ereignis mehr in Erregung versetzt als durch die Musik, die schließlich doch nur etwas für das Gemüt war und nicht für das Herz.
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hat uns
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In einem halb barbarischen Lande hatte er die Rolle des lagenden, des anklagenden Propheten übernommen. Armen, Niederen, Unwissenden hat er mit seinem Leibe gegen Branddie Reichen, Mächtigen und Entarteten gedeckt, als herrschenden Kirche, und dröhnend pochten seine Fäuste an die raketen flogen seine Schriften gegen den stolzen Bau der eisernen Tore der staatlichen Gewalt. Nur weil er selbst ein Christ war, konnte er jenen halben Christen so schrecklich werden, nur weil Walzmann jedoch knarrte seine Begeisterung noch im er felbft an Gewalt und Nauheit seines Wesens ein Barbar war, dunkeln heraus. Kinder, was steckt da dein in dieser zitterte die Barbarei vor ihm, dem einzelnen, fast vereinsamten Sonate! Christus, Faust, Prometheus! Alle drei in einem. Manne. Aber der heiße Glaube seines Herzens gepaart mit der ihn Worte Dia. Man möchte jubeln, man möchte weinen. Tränen, urwüchsigen Kraft seiner Persönlichkeit ließen meine Söhne, Tränen, von der Sonne aufgefüßt! Im finden, die Europas übertünchte Höflichkeit nicht zu prägen verstand. die Die Erfahrungswissenschaft, uns alle leitet, zweiten Satz was für eine Göttersprache. Ich selbst war die zwar besten Waffen Prometheus und fah die Adler kommen. Dieser Beethoven , Zustände zu bekämpfen; aber indem sie in grausamer WissenschaftWaffen gegeben, bestehende dieser Beethoven! Komm, Nuschke, und laß Dich umarmen, lichkeit alle Tatsachen des Elends, der Vergewaltigung, der Knecht Du hast mir das Leben wieder gegeben." Und er zog ihn schaft in unabsehbaren Reihen zusammenstellt, stumpft sie das an sich und heulte los, als hätte er Prügel bekommen. Empfinden ab, fie lehrt begreifen. Tolstoi aber, der große ,, So macht doch nur erst Licht, damit man sich finden utopist, der an die Wiedergeburt der Menschheit aus einer großen fann," rief der Maler aufs neue. Zugleich schlängelte er fittlich- religiöfen Erneuerung im ursprünglichen Sinne des Christenfich nach der Tür durch, um zu sehen, mit wem Lorensen so tums glaubte, stand dem gewalttätigen und abscheulichen Treiben eifrig flüsterte. Dann aber, als man das Gas angesteckt hatte der Mächtigen als etwas unbegreiflichem gegenüber. Dieser und nun blendende Helle sich verbreitete, begriff er plöglich Gegenfag zwischen sittlicher Forderung und Wirklichkeit verlieh seinen Anklagen schier dämonische Gewalt. Kempen nicht, der in laute Ueberraschung ausgebrochen war, seine Zudringlichkeit nun abwehrte und ihm zuraunte: ,, Bleib anständig, es ist Klara Munk. Wieder ein Streich von Lorensen! Neulich traf er sie zufällig, und heute schleppt er sie gleich herein. Und ich wollte sie gar nicht haben. Dieser heimliche Gauner." Er hatte seine Ruhe verloren, ging von einem zum anderen, sagte immer dasselbe zu ihnen und zeigte auf das Pärchen, das so tat, als hätten nur Tage fie getrennt und nicht zwei lange Jahre.
Auch die anderen hatten sie noch im Gedächtnis und umstanden sie nun wie ein neuerwecktes Wunder, dessen Schönheit zu verblüffen beginnt.
Ja, ich bin's, staunen Sie mich nur an," sagte sie lachend und strich die andere Hälfte des Schleiers zurück. Unter dem Belzbarett quoll das üppige, vom Schnee noch feuchte Haar hervor, das der Wind zu losen Strähnen auf gelockert hatte, die ihr mutwillig um die Ohren hingen. Noch immer sprach etwas Süßes aus ihrem Gesicht, aber berklärt von beginnender Reife, verlockend genug, um kühn hieinzubeißen. Und als sich nun acht Hände gleichzeitig bemüht hatten, ihr den Mantel abzuftreifen, stand sie vor ihnen, schlank, voll und biegsam, eine Augenfreude für den Künstler. Du bist niedlich geworden, meine Tochter," stieß Walzmann ohne weiteres hervor.
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,, Und wie mollig," warf Blankfert ein. Einen Hals, zum Hinrichten schön," fügte Nuschke hinzu.
Nicht wahr, so was sieht man nicht alle Tage," sagte fie mit ihrer alten Aufgewecktheit und drehte sich wie ein Triesel.
Bist Du auch anständig geblieben, meine Tochter?" fragte Walzmann im Lehrton.
" Jawohl, mein Vater," äffte fie ihm nach. Das sehen Sie mir doch an, darauf bin ich stolz. Ginge ich sonst so einfach gekleidet? Viel für ein hübsches Mädel, nicht?" Und während sie rot wurde, lachte sie abermals, so daß Kempen das Grübchen auf der linken Wange sofort wieder auffiel.
( Fortsetzung folgt.)
Num sollten alle Gloden läuten im Lande: Der legte Christ ist tot! Aber die Glocken schweigen nicht die christliche Kirche wird ihn, den Christen, begraben. Das ist die Tragit in dem Leben dieses großen Mannes, daß unter den Hunderttausenden, die ihn liebten, nur wenige sich fanden, die mit ihm eines Herzens und eines Glaubens waren.
Die Lehren der Sozialdemokratie hat er nur oberflächlich gelaunt, was ihn nicht hinderte, fie mit großem Eifer zu ver urteilen. Soviel mußte denn auch freilich für beide Teile flar sein: so oft sie sich auch in der Kritik des Bestehenden begegnen mochten, so bestand und besteht doch eine rein geistige Todfeindschaft zwischen beiden, die keine Ausgleichung und keine Versöhnung fennt. Für den modernen wissenschaftlichen Sozialismus sind die sittlichreligiösen Zustände einer bestimmten Zeit bedingt durch ihre materiell- wirtschaftlichen Grundlagen. Die Menschen sind„ böse", nicht weil sie das Gute" nicht zu erkennen vermögen, sondern weil die Drganisation der Gesellschaft sie zur Bosheit er zieht. Die tonzessionierte Ausbeutung, der konzessionierte Mord, der konzessionierte Raub der Großen ist ebenso das notwendige Produkt tatsächlicher Verhältnisse wie es die nicht fonzessionierten mit schweren Strafen bedrohten Verbrechen der Kleinen find. Darum strebt die Sozialdemokratie Zustände an, in denen die Menschen" gut" sein können. Tolstoi erwartet umgelehrt alles Heil und alle Verbesserung der Zustände nicht vom tatkräftigen Eigennuße der Unterdrüdten, sondern von der Erziehung aller Menschen im Geiste des Nazarenertums. Als christlich- religiöser Eiferer ist er, wie die Bilderstürmer des oströmischen Reiches, wie die Puritaner Englands, wie die Bußprediger der italienischen Renaissance, ein Feind des Luxus, der Schönheitsfreude und des finnlichen Genusses. Selbst die Liebe der Geschlechter hat er, härter als der Nazarener selbst, verdammt. In seiner Abkehrung von aller Weltlichkeit nähert er sich manchmal den Jdeen des ursprünglichsten sozialistischen Utopismus. Manches Wort, das einst Thomas Münzer sprach, flingt wie aus Tolstois Munde: ein Schwarmgeist und ein Seftierer war ja auch er.
ein wirtschaftlich- historischer Begriff, sondern etwas unvernünftiges, Ihm war das feudale wie das bürgerliche Eigentum nicht das sich mit seinen Forderungen nicht vertrug.„ Es gibt Menschen, welche ein Land„ mein" nennen, ohne es jemals gesehen oder betreten zu haben. Es gibt Menschen, welche andre Menschen„ mein" nennen und doch niemals diese Menschen gesehen haben. Und do ch stehen fie in feiner andren Beziehung zu ihnen, als daß sie ihnen Böses zufügen.... Dieses Recht vor mir zu sagen: mein Pferd erhielt der Stallmeister- und deshalb ließ er den Stallknecht durch peitschen." veripottet diese christliche Barmherzigkeit, die mir dazu dienen soll, Nicht die seichte Wohltäterei ist sein Ziel: er verachtet und das Volk über seine Lage hinwegzutäuschen.„ Wer hat es übernommen, das Volk zu ernähren? Wir, die Beamten, die beauftragt find, den zu ernähren, der uns immer ernährt hat. Ein Säugling will seine Amme ernähren, ein Parafit will die Pflanze ernähren, von der er lebt! Das Bolt leidet Hunger, weil wir, die herrschenden Klaffen, zu viel essen.. Wir brauchen das Volk nur als Werkzeug, und unsre Interessen sind denen des Boltes direkt entgegen gefeßt. Je mehr ich Gehalt oder Pension beziehe, d. h. je mehr man dem Volke nimmt, desto besser für mich!" sagt der Beamte.
" Je tenerer man an das Boll das Brot und andre Notwendig keiten verkaufen kann, desto besser für mich!" sagt der Kaufmann und der Gutsbesitzer. Je schlechter die Arbeit bezahlt wird, d. h. je ärmer das Volk sein wird, desto besser ist es für mich," sagen alle Leute der wohlhabenden Klassen. Zwischen uns und dem Volle Jene aber, die seinen Glauben nicht teilten, liebten ihn, weit gibt es kein andres Band als das der Erbitterung, das Band er den Wut seiner Ueberzeugung besaß. Weil er so ganz durchdrungen zwischen dem Herrn und dem Sklaven."