Freunde waren? Um so länger bleiben wir vielleicht zu­sammen." Es war keine leere Redensart von ihr, denn wie der Blitz War ihr dieser Gedanke gekommen, der ihr herrlich dünkte. Sie beide so weiter zum Ruhme zu führen, sie gleichsam an sich zu fesseln zu einem steten Dreigespann das wäre ihr wert erschienen, ihre Gunst gleichmäßig zu verteilen. Wann, wann?" fragte er ungeduldig und drückte ihre Hand aufs neue. Vielleicht, wenn Kempen   fertig ist." beruhigte sie ihn. Du schwörst es mir." Sie lachte ihn aus.Dummheit I Glauben Sie doch on mich. Sie müssen glauben." Er wollte aber mit Befriedigung weiter gehen.Nein, Sie müssen mir schwören, sonst miete ich mir morgen schon ein andres Atelier. So wahr ich hier neben Ihnen sitze." Nun gut, dann vielleicht zum Herbst.... ich schwöre es Ihnen. Sie sollen sehen, daß ich Sie immer gern gehabt habe." Plötzlich wurde sie bewegt. An dem Beben ihrer Lippen, an dem Zittern ihrer Hände merkte er, wie nahe ihr das alles ging, und er sagte sich, daß sie für ihn stets mehr übrig gehabt haben müsse als für den Freund, dessen Anstand sie allein bezwungen hatte. Und weil er sie nicht gleich in die Arme schließen konnte wie damals, rief er wie unbesonnen aus:Laß Dir das Patschckien küssen, Du süßes Mädel." Und er tat es mehrfach, rasch hintereinander. Heute sind Sie wirklich nial nett," sagte sie fröhlich und stinimte ihn zum Lachen. Als sie sich dann aber draußen trennten, weil er es für besser hielt, den Vormittag nun ganz zu verbummeln, geschah es von ihrer Seite mit einer gewissen Traurigkeit, denn zum ersten Male seit langer Zeit empfand sie den Gang ins Atelier wie eine drückende Fessel, der sie an diesem schönen Sominertag nicht entrinnen könne. (Fortsetzung folgt.)j für unsere Jugend. Mir Kaben einen T)optcr\<h. Ist cS jetzt schon Sonntag?" fragte mein Söhnlein Hannes. Nein", sagte ich,.es ist noch nicht Sonntag." Denn es war noch ganz dunkel. Warum ist es noch nicht Sonntag?" fragte Hannes. Weil Du noch schlafen muht", antwortete ich. Aber dann fand ich doch, daß diese Behauptung nicht ganz stichhaltig sei und ich setzte hinzu:Weil es noch Nacht ist." Ach so", sagte Hannes und schien nachzudenken. Ist es noch lange Nacht Z" Ich weiß es nicht..." Ich auch nicht," sagte Hannes und gab sich scheinbar zufrieden. Uber nicht für lange. Bist Du auch durstig?" .Nein," sagte ich,ich bin nicht durstig." »So, so," sagte Hannes.Ich bin durstig." »Schlaf nur ein Weilchen..." »Ja aber aber ist es denn noch immer nicht Sonntag?" Na, nun höre aber, bitte, auf..." Ja, aber wird es denn nie mehr Sonntag?" Hier brach ich das Gespräch ab und schlief ein. Irgend etwas zupfte mich am Aermel; ich schlug die Augen auf. Hannes stand vor meinem Bett, sah mich sorgenvoll an und begrüßte mich freudig, aber voller Ungeduld: Guten Morgen I Ist es jetzt vielleicht Sonntag...?" »Ja," sagte ich,jetzt, mein Sohn, ist es Sonntag." Aha l" sagte Hannes,ist das nun der goldene Sonntag?" Ja. das ist nun der goldene Sonntag." »Und gehst Du auch mit mir aus Die Schicksalsfrage. Ich machte eine Kunstpause zur Erzielung der nötigen Span- nung... gehst Du auch mit mir aus--?" Na," sagte ich,wir wollen sehen. Ich denke, ich gehe vielleicht mit Dir aus." Aber bestimmt!" sagte Hannes, und trollte sich davon. Am Nachmittag gehen wir aus. Lichter, Wagen, Menschen, Stoßen «,d Drängen. Viele Menschen I" sagt Hannes. Ja", sagte ich,viele Men'chen..." Und die Straßen tauchen ans und versinken: die Schaufenster zjkhen vorbei. .Eine Burg I" sagte HanncS.Kauf mir«ine Burg l" Ick schweige und lächele. »Willst Du nicht?" »Ick will schon", sagte ich.Ich kann nicht." Warum kannst Du nicht?" Ich habe kein Geld." Ack so", sagt Hannes und denkt nach. Warum hast Du kein Geld?" Ick bin arnt." Arm?" sagt Hannes.Ach so. Bin ich auch arm?" Ja", sage ick,Du bist auch arm." Aber ich will nicht I" sagt Hannes plötzlich und zieht die Stirn kraus.»Ich---* Aber da kommt ein Schaufenster mit lauter Heinzelmännchen, die sitzen vergnügt um einen Tisch und sckmausen. Hannes starrt und starrt, seine Augen werden immer größer und er hat sicher längst vergehen, daß er und ich arni sind. Kauf mir das I" sagt er.Ja?" Ick aber schweige und lächle. Willst Du nickt?" Ich will schon", sagte ich. Ich muß lachen.Ich will schon, aber Du weißt doch" Ack, Hannes weiß nichts, gar nichts, er hat ein so kurzes Ge- dächtnis. Und wir trafen noch so mancherlei Dinge, die Hannes gern haben wollte; die ganze Leipziger Straße steckte voll davon. Da' war ein Theater mit kleinen Kulissen, der richtige grüne Wald, da war ein Kramladen mit Zuckerhüten und Mehlsäcken, und zu- guterletzt ein Waschbär, der im ganzen Schaufenster umherkugelte und Purzelbäume schlug. Kauf mir das I" sagte Hannes. Immer wieder.Ja?" Er hatte ein so kurzes Gedächtnis. Er träumte einen Traum vom Potsdamer« bis zum Dönhoff- Platz, die Leipziger Straße entlang, einen wunderlichen Traum von Theatern und Läden, Heinzelmännchen   und Bären. Am Dönhoff- Platz aber stand ein Mann, der regierte eine Welt für sich eine Mäuse-Wunderwelt: rings um ihn herum hopste und sprang. winunelie und krabbelte es--* Mäuse" sagt Hannes. Ja." sage ich.Mäuse." Die krabbeln..." Ja, die krabbeln." Eiin Jroschen das Stück", schreit der Mann plötzlich,ei in Jroschen--- Krabbelmäuse-- Krabbelmäuse-- Krabbelmäuse---" Und das Gekrabbele beginnt. Krabbelmäuse". sagt Hannes. Ja", säge ich,Krabbelmäuse." Kauf mir--* Unsere Blicke begegnen sich; da muß ich lächeln. Willst Du nickt?" Doch", sage ich,ich will." Im nächsten Augenblick haben wir eine Maus. Und nun ziehen wir tapfer unsere Straße fürbaß, HanneS, ich und die Krabbelmaus. In meiner Tasche hopst und springt eS, wie lauter Flöhe und Heuschrecken, aber waS tut das? O, nichts, mein Söhnlein Hannes amüsiert sich.---- Er geht neben mir, bisweilen auf Zehenspitzen, und stopft den Arm bis zum Ellenbogen in die Tasche. Eine tiefe Tasche." Ja." sage ich,eine tiefe Tasche." Krabbelt eS sehr?" ,O ja." sage ich.ich danke." Ich bitte," sagt HanneS höflich. So reden wir noch eine ganze Weile, immer von unserem Freunde, der KrabbelmauS. Vielleicht möchtest Du überhaupt ganz da hinein?' sage ich. Wo hinein?... Na, zu dem Hopserich." Hopserich?" sagt Hannes.Wo ist denn so einer?" Na, in der Tasche." Ach so," sagt HanneS,in der Tasche. Bin ich denn auch ein Hopserich?" Allerdings." sage ich. Und bist Du denn auch ein Hopscrich?" Nein"... Und Hannes denkt nach. Warum bist Du nicht ein Hopserich?" Sieh mal," sage ich.sieh mal da" Aber HanneS bleibt fest. Warum bist Du nickt ein Hopserich? Dater? Warum-»?* Er kann es nicht fasten. Und wieder kommt eine Burg, und wieder ein Bär ein Seegelboot   ein PuppenhauS ein ganzer Hühncrhof-- Kauf mir!" sagt Hannes und sieht mich ermunternd an. Willst Du nicht 1" Ich will schon", sage ich.Aber Du weißt doch-» Was weiß ich?" Daß wir arm smd." Ach so." sagt HanneS.Sind wir noch immer arm?" Ja,«och immer."