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Stunde später rollte seine Frau im Ponywagen hinter ihm] Arm wie ein Weber". Sas ist schon immer ein Sprichwork in her-fie mußte auf ihn aufpassen, sagten die Leute. unserer Gegend gewesen.

Aber im Jahre 1844 hatte die Hungersnot besonders unter Der alte Laffe faß oben in einem leeren Stand und flidte Belles Kleider, der Junge lief im Futtergang umher uns gewütet. Die Ernte war schlecht, die Preise für Lebensmittel gingen in die Höhe, während unser Verdienst immer geringer und spielte. Er hatte einen alten Stiefelfnecht gefunden, wurde. Die Händler nahmen von uns Wucherpreise für den Flachs den klemmte er unters Knie und tat so, als ginge er auf einem ab, wenn sie uns aber unseren Arbeitslohn für das Weben be­hölzernen Bein. Währenddem plauderte er sorglos mit dem zahlen sollten, hielten sie die Taschen zu. Die Händler wurden Vater. Aber er war doch nicht so laut wie sonst, das Er- reich, schwer reich, wir Weber aber hungerten. Wir arbeiteten mit lebnis vom Vormittag saß ihm noch in den Knochen und Frau und Kind und konnten uns doch kaum satt essen. Wir hatten wirkte dämpfend; es saß da im Grunde als Heldentat, die er uns die Verzweiflung und als uns ein besonders reicher und hart­häufig mittags nicht einmal Kartoffeln auf dem Tisch. Da ergriff ausgeführt hatte und über die er jetzt beschämt war. Noch herziger Fabrikant mit Namen Zwanziger in unserer Armut und ein anderer Umstand stimmte ihn feierlich der Verwalter Not noch verhöhnte, gab es tein Halten mehr.

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war dagewesen und hatte gesagt, die Kühe sollten am nächsten Am Abend des 3. Juni 1844 80g ein kleiner Trupp von und Tage hinaus. Pelle sollte das Jungvieh hüten, und dies an dem Hause des Fabrikanten Zwanziger vorbei und sang das war also der letzte freie Tag, vielleicht diesen ganzen Sommer. Spottlied:

Er blieb vor dem Vater stehen:" Womit schlägst Du

ihn tot, Vater?"

,, Mit dem Hammer, sollt' ich meinen."

" 1

Schlägst Du ihn ganz mausetot

Hund?"

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so tot wie einen

Lasse nickte unheilverkündend:" Ja, maufetot!" Aber wer soll uns denn die Namen vorlesen?" Der Alte schüttelte bedenklich den Kopf. Da hast Du mal' n wahres Wort gesagt!" rief er aus und kraute sich erst an einer Stelle, dann an einer anderen. Jede Kuh hatte ihren Namen mit Kreide über ihrem Stand angeschrieben, aber keiner von ihnen konnte lesen. Der Verwalter hatte freilich die Namen einmal mit ihnen durchgenommen; aber es war unmöglich, die fünfzig Namen von dem einen Male zu behalten nicht mal der Junge fonnte das, und der hatte doch sonst ein so verteufelt gutes Gedächtnis. Wenn nun Lasse den Eleven totschlug, ja, wer sollte ihnen dann wohl helfen, die Namen zu deuten? Es ging woll nich' an, daß man zu dem Verwalter ging und ihn noch mal fragte!

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" Ja, dann müssen wir es woll dabei bewenden laffen, daß wir ihn tüchtig durchpeitschen."

Der Junge spielte eine Weile, dann kam er wieder zu Lasse: Glaubst Du nich' auch, daß die Schüveden alle Leute in Der Welt prügeln können, Bater?"

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Der Alte fah bedenklich aus: a hm, das mag woll fein!" Ja, denn Schweden is biel größer als die ganze Welt, das is es, Du!"

( Fortsetzung folgt.))

für unfere Jugend.

Vom Handwebftuhl zur Webmafchine.")

Hier im Ort ist ein Gericht,

Noch schlimmer als die Behmen, Wo man nicht erst ein Urteil spricht, Das Leben schnell zu nehmen.

Sird wird der Mensch langsam gequält, Hier ist die Folterkammer,

Hier werden Seufzer viel gezählt Als Zeugen von dem Jammer.

Die Herr'n Zwanziger die Henker find, Die Diener ihre Schergen, Davon ein Jeder tapfer schindt, Anstatt was zu verbergen.

Hier hilft kein Bitten und kein Fleh'n, Umsonst ist alles lagen.

Gefällt's euch nicht, so fönnt ihr gehn Am Hungertuche nagen."

Zwanziger wollte die Löhne herabsehen und schon genügten die alten Arbeitspreise, um mit Weib und Kind zu verhungern. wurde verhaftet. Vor dem Hause des Fabrikanten entstand Lärm, ein Webergeselle

Am nächsten Tage wiederholte sich der Tumult. Gendarm und Polizeiberwalter wurden verjagt, die Fenster der Gebäude Zwanzigers eingeschlagen und ein Teil der Waren in den Dorf­bach geworfen. Zwanziger selbst fonnte sich retten. Nun ging es zu zwei anderen Fabrikanten. Wir forderten Lebensmittel für unsere Weiber und Kinder. Die Verzweiflung durchbrach alle Schranken. Dann ging es von Peterswaldau hinüber nach Langen bielau. Immer mehr Weber hatten sich uns angeschlossen mit Frauen und Kindern. Eine Fahne flattert voran. Wie ein Frei heitsrausch ist es über uns gekommen. Da trifft Militär in Peterswaldau ein. Der Offizier, ein blutjunges Kerlchen, der noch niemals Rot und Elend im Leben kennen gelernt hat, fome mandiert: Feuer". Die Soldaten reißen ihre Schießprügel an die Wangen, eine Gewehrsalve sprüht uns entgegen.

Ein paar Weber und Weberfrauen fallen zu Boden. Wir versuchen, uns zur Wehr zu sehen, aber was sollen wir armen verhungerten Weber gegen die wohlgenährten und bewaffneten Soldaten ausrichten? Nur furze Zeit dauert der Kampf, das Militär hatte gut gearbeitet", 11 Menschen lagen erschossen auf der Erde, 29 wurden verwundet, von denen nachher noch etliche starben. Viele von uns wurden verhaftet und zu schwerer Kerter strafe verurteilt. Auch ich habe 4 Jahre als einer der Mädels­führer" und" Aufwiegler" im Gefängnis gesessen. So hat man uns damals unseren Hunger mit Flintenkugeln auszutreiben gesucht.

Unfer Großvater war ein schlesischer Weber und wenn wir Jungens in unseren Schulferien zu ihm auf Besuch tamen, fiel uns oft ein Bild ar der Wand des Wohnzimmers auf, ein einfacher Stahlstich, der die Unterschrift trug: Der schlesische Weberaufstand im Jahre 1844. Auf dem Bilde sah man eine ganze Schar Männer und Frauen( auch einige Kinder waren dabei), wie sie bie Straße heraufzogen. Von der anderen Seite tam Militär angerüdt: Grenadiere, die ihre Flintenkugeln hinüberschickten. Der Kampf der Weber im Jahre 1844 war im wesentlichen Bulverdampf, zu Tode getroffene Menschen, erschredte, verzweifelte ein Kampf um und gegen die Maschine. Solche Vorgänge haben Gefichter, das war der Eindruck, den dieses einfach ausgeführte sich oft in der Geschichte der Technik wiederholt. Denn wo die Bild immer auf uns Jungens hinterließ. Und wenn wir zum Großvater von dem Bilde sprachen, dann erzählte er uns immer wieder von den hungernden Webern, die Brot haben wollten und bafür Flintenkugeln erhielten.

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Der Großbater erzählte: Das Jahr 1844 war für uns Schlesische Weber ein Hungerjahr. Zwar find wir Weber das Sungern von jeher gewohnt gewesen, denn immer hatten wir einen mühseligen Kampf ums Dasein zu führen. Schon unter der Regierung des preußischen Königs Friedrich II. ist Schlesien oft bon Hungersnot heimgesucht worden. Denn wir Weber saßen in unseren stillen Dörfern, fern von den großen Handelspläßen und Märkten, wir hatten zu weben und zu spinnen für den Kauf­mann, den Händler. Auf den Händler waren wir also ange­wiesen. Er forderte für den Flachs hohe Preise und bezahlte das fertige Garn gering. Der Weber verdiente daher sehr wenig.

Maschine eindringt mit ihren eisernen Armen und Händen, da verdrängt sie den fleißigen Handwerker von seinem Arbeitsplatz, macht ihn überflüssig, bringt Kummer und Sorge in sein Haus und treibt ihn zum Verzweiflungskampf mit diesen neuen Ein richtungen. So auch hier bei den Webern.

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Die schlesischen Weber hatten bisher mit ihren Handwebstühlen gearbeitet. Solch ein Handwebstuhl war ein ganz einfaches Ara beitsgerät. Es bestand aus einem Holzgestell mit vier sentrechten Pfosten. Die Fäden werden der Länge nach straff zur Kette" nebeneinander ausgespannt, die Querfäden, der Eintrag" und Schuß" werden durch das sogenannte Schiffchen hin und her an den Längsfäder durchgezogen. So wird das Gewebe aus Längs und Querfäden Masche an Masche zusammengeknüpft. Der Weber liegt auf seinem Webstuhl und arbeitet mit Händen und Füßen. Mit den Füßen hat er das Geschirr" zu bewegen, mit den Händen die Schiffchen hin und her zu schicken und die zerriffenen Fäden wieder anzufnüpfen.

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Eine sehr mühselige Arbeit! Die Techniker beschäftigten fich *) Aus Richard Wolbts bereits gewürdigter vortrefflicher benn auch hier mit der Aufgabe, diese Arbeit durch Maschinen Jugendschrift: Jm Reiche der Technit, Geschichten für Ar- leichter, d. h. für den Fabrikanten billiger herstellen zu lassen. beiterkinder.( Verlag von Katen u. Co., Dresden .)

Diese Bemühungen hatten bald Erfolg. Besonders im Aus