fa Die Erfindung von Jacquard selbst ist unter sehr eigen artigen Umständen vor sich gegangen. Jacquard war Franzose und wurde im Jahre 1752 zu Lyon geboren. Sein Vater war Werkmeister in einer Seidenfabrit, seine Mutter Fabritarbeiterin. Schon damals mußten die Kinder der Seidenweber in der Fabrik mitarbeiten. Jacquard haßte daher das Gewerbe seines Vaters, das er nun ebenfalls erlernen und betreiben sollte. Der Weber­sohn stellte sich die Lebensaufgabe, durch Erfindung einer geeigneten Maschine das Weberelend zu mildern."

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land wurden wichtige Erfindungen gemacht. Go konstruierte Trotzdem nämlich in den Webfabriken so biel gelebt wurde, Jacquard im Jahre 1799 einen neuartigen Mustertoebstuhl, der waren doch sehr wenig Webergesellen notwendig. Zuerst stellte für die Entwickelung der Webstuhltechnik sehr bedeutungsvoll man hinter jeden mechanischen Webstuhl einen Weber, der nur werden sollte. die Webmaschine zu beaufsichtigen hatte. Wo ein Schußfaden rig, wurde die Maschine schnell zum Halten gebracht und der Faden wieder angeknüpft. Bald aber war für jeden Webstuhl ein Weber zuviel. So kunstvoll arbeitete die Maschine, daß der Weber die meiste Zeit untätig dabeistehen mußte. Das sah der Unternehmer. Er gab deshalb dem Weber gleich drei Stühle zu bedienen. Oder ein Stuhlmeister bekam zwanzig Webstühle zur Aufsicht und ein paar Webermädchen oder Weberfrauen wurden dem Stuhlmeister zur Hilfe unterstellt. Ueberhaupt nahm die Frauenarbeit in der Webfabriken von Jahr zu Jahr zu, denn die Weberfrauen und Webertöchter waren billiger wie die Webermänner. So hat die Technik auch hier in das Zusammenleben der ganzen beteiligten Arbeiterschaft eingegriffen, hat die bisherigen Handweber zu Maschinenarbeitern gemacht, die mit ihren An gehörigen bei den Fabrikanten in Lohn und Brot gehen mußten. Die Weberei ist heute ein ganzer Wirtschaftszweig geworden mit vielen Fabriken und vielen Tausenden von Arbeitern und Arbeite rinnen. Alte Handwebstühle wird man deshalb nach 50 Jahren nur noch in den Museen finden, dort werden fie dem Beschauer davon Kunde geben, wie schnell eine raschlebige technische Zeis diese Arbeitsmittel überwunden hat.

Nach einem wechselvollen Schicksal gelang es ihm, seine Ideen praktisch zu verwirklichen. Er konstruierte eine Webmaschine, durch die man gemusterte Beuge im Gegensatz zu früher in ungeheuren Mengen herstellen konnte. Das Muster einer Borte oder eines Teppichs wurde zuerst auf eine Musterkarte oder Musterstreifen durchgeschlagen, der kunstvolle Mechanismus machte es möglich, daß nach dem einen Musterstreifen die Webstühle mit der größten Einfachheit fich herstellen ließen.

Große Freude hat Jacquard an seiner Erfindung nicht gehabt. Napoleon Bonaparte überschüttete wohl den Erfinder mit hohen Ehren, aber die Arbeiter waren auf ihn erbittert. Denn fie fürch­teten, und auch mit Recht, daß ihre Löhne durch die Maschine immer mehr finken würden. Ja, Jacquards Leben war mehrere Male in Gefahr, und er konnte sich einmal nur mit großer Mühe bor den Arbeitern retten, die ihn in die Rhone werfen wollten. In der französischen Stadt Terraug schleppte man sogar eines Tages feine Originalmaschine auf den Marktplah, um sie unter großem Jubel der schaulustigen Menge zu verbrennen.

Wenn Jacquard mit seiner Maschine die Arbeiter befreien wollte, so suchten die Fabrikanten alle Vorteile für sich zu erlangen. Die Fabritanten sahen in den Maschinen das Mittel, dem Ar­beiter noch weniger Lohn zu zahlen wie bisher, obwohl die Web­stoffe jest billiger hergestellt wurden. Daher wandte sich der Haß der Arbeiter auch hier zunächst dem Erfinder und seiner neuen Maschine zu, in dem Glauben, daß, wenn die neuen Maschinen gertrümmert werden, auch die alten Berhältnisse wieder bet­behalten werden könnten.

Einen weiteren Schritt zur Verbefferung der Webtechnit unter nahm der Engländer Cartwright mit der Konstruktion des ersten mechanischen Webstuhles. Cartwright hatte sich hinter den Weber gesezt und ihm bei seiner Arbeit zugesehen. Er fand, daß das Weben furchtbar langsam ging. Vor allen Dingen war das Treten des Geschirres mit den Füßen eine äußerst mühselige Ar­beit. Der Antrieb des neuen Webstuhls wurde daher der Dampf­maschine übertragen. Die konnte schneller und billiger arbeiten twie der Mensch, den einzelnen verbesserten Gliedern der neuen Webmaschine größere Arbeitsgeschwindigkeiten geben, so daß dieser mechanische Webstuhl von Cartwright wieder mehr Webwaren in noch viel fürzerer Zeit fertigstellen fonnte, als das mit den alten Hilfsmitteln möglich war.

Auch die schlesischen Weber wurden von dieser technischen Ent­Fidelung betroffen. Denn bei den ersten Maschinenversuchen blieb man nicht stehen. Immer wurden die vorhandenen Webstühle verbeffert, die jeweiligen Erfahrungen suchte man für den tech­nischen Fortschritt auszunuzen.

Die schlesischen Weber saßen also in ihren Dörfern und web. ten an ihren Handwebstühlen, so wie sie es vom Vater und Groß bater gelernt hatten. Da ließen die Fabrikanten die Weber zu fich tommen und sagten zu ihnen: Ihr webt zu langsam! Es wird zu wenig fertig! Ihr müßt mehr Leinen für Euren Arbeits­John liefern!" Und die Weber sehten sich hin und arbeiteten nicht mehr 10 Stunden, sondern 12, 14, 16, 18 Stunden am Tage. Wieder tamen die Weber zu den Fabrikanten, um die fertige Ar­beit abzuliefern. Wieder jagten die Fabrikanten: Ihr müßt noch billiger arbeiten!" Da sekten die Weber ihre Frauen und Kinder mit an die Webstühle.

froftige flitterwochen.

Von E. Schenkling.

Sentimentalen Gemütern scheint die Schneedede, die sich zur Winterzeit über die Erde legt, ein Leichentuch. Mit Unrecht. Einem Bettuche ist sie vergleichbar, denn schlummernd, nicht erstorben, ruht unter ihr das Naturleben. Hier und da entfaltet sogar mitten im Winter das Leben seine vollste Kraft. Im Dezember erblüht die Schneerose im Walde und im Januar finden wir sogar Liebesleute dort. Kreuzschnäbel sind es, die in den Nadelwäldern des Harzes, Thüringer Waldes und des schlesischen Gebirges nicht selten find Breußen und Süddeutschland , auch dort vorkommen. und, soweit die Fichte Massenbestände in der Ebene bildet, wie in

Bufolge seiner Devise: ubi bene, ibi patria!( wo's gut, laß dich Ein ständiger Brutvogel ist der Fichtenkreuzschnabel aber nicht. nieder) durchstreift er nach Art der Zigeuner das Land und tritt in Gebieten, in denen er jahrelang nicht gesehen wurde, plöblich in großer Menge auf, wenn der Fichtensame, der seine Hauptnahrung bildet, gut geraten ist. Und dieser reiche Nahrungsborrat macht ihm Mut, mitten in Schnee und Eis seinen Haushalt zu etablieren. Das verhältnismäßig große und halbfugelige, aus zarten Nadelholz­ästchen, Moos, Flechten und Grashälmchen hergestellte Nest legt der Bogel versteckt in hohen Fichten an, bald im Wipfel, bald nahe am Stamme, bald auf Gabeläften, immer aber so, daß es von Zweigen überdeckt wird, damit es nicht ins Wochenbett und in die Wiege schneit. Selbst klingender Frost hindert das Tierchen nicht in seinem Brutgeschäft. So berichtet Bechstein:" Im Dezember 1794 und Januar 1795 war die Kälte außerordentlich start, daß das Thermo­meter etliche Male 20 bis 30 Grad unter dem Gefrierpunkte stand, und doch waren in der Mitte und zu Ende des Januars die jungen Kreuzschnabel alle glücklich ausgekommen, so daß vom Geschrei der Jungen die Thüringer Wälder widerhallten." Die Brut wird mis Fichtensamen groß gefüttert, den das Weibchen in kleinen Bortion­chen im Kropf aufweicht. Das Geschäft des Auffütterns dauerk ziemlich lange, denn der Schnabel des jungen Vogels muß erst era härten, ehe er die Form annimmt, die eine selbständige Nahrungse aufnahme ermöglicht.

Höchst interessant ist es, den Vogel beim Schmause zu beoba achten. Hat er einen ihm zusagenden Fichtenzapfen gefunden, so er­greift er ihn mit dem einen Füßchen, während er sich mit dem anderen am Zweige festhält, bricht ihn mit dem Schnabel ab und trägt ihn auf einen starken Ast. Hier legt er den Zapfen so nieder, daß dessen Längsachse mit der seines Körpers zusammenfällt, ihn Aber bald waren die Weber bis an die Grenzen ihrer Lei- mit einem Fuße festhaltend. Das Austlauben selbst gescheht in der stungsfähigkeit angelangt. Der alte Handwebstuhl fonnte noch so Weise, daß der Vogel mit der Spike seines Oberschnabels die breite schnell und so lange am Tage in Bewegung gesezt werden, der Deckschuppe, unter der der Same verborgen ist, in der Mitte auf­mechanische Webstuhl, die Webmaschine, lieferte doch mehr und reißt, den etwas geöffneten Schnabel darunter schiebt und den Kopf billigere Arbeit. Der Kampf der Arbeiter mit der Maschine seitwärts dreht. Durch die rudweise Kopfbewegung werden die endete auch hier mit einer Niederlage der Arbeiter. Schuppenhälften beiseite geschleudert und der Same bloßgelegt. Es wurden Webfabriken gegründet. Einzelne Unternehmer Gleich dem Papagei des Tropenwaldes nimmt nun der Papagei dev ließen sich 50, 100, 200 der neuesten Webmaschinen kommen. Die deutschen Wälder" den Samen auf, wendet ihn mit der Zunge hin stellten sie in große Arbeitssäle und ließen sie dann wieder von und her, bis er von dem Flugblättchen und der Samenhaut befreit Dampfmaschinen in Bewegung feten. Das war ein anderes ist und verschludt ihn. Da ein und derselbe Vogel bei der Nahrungsa Gurren und Ziehen, Schießen und knüpfen wie in den Hütten aufnahme sein Köpfchen stets nach der Richtung wendet, die er beim der Handweber. Austlauben des ersten Samenkorns einhielt, wird der anfangs noch biegsame Oberschnabel entgegen der Kopfbewegung gedrückt und nimmt allmählich zu dem gerade bleibenden, weil firierten Unter­schnabel eine gefreuzte Stellung ein: so schlägt der Oberschnabel nach rechts oder links, je nachdem er gewöhnt wurde. Der Wäldler unterscheidet demnach rechte" und linte Strinize", wie er unferen Bogel nennt.

Für die Allgemeinheit ist die Entwidelung zur Webmaschine zweifellos bon großem Nuzen gewesen. Denn in den neuen Web­fabriten fonnten ungeheure Mengen von Webstoffen zu recht billigen Preisen hergestellt werden, die Menschen konnten sich also billig fleiden. Aber für die Weber selbst hat diese Entwidelung teinen Segen gebracht, denn durch die Fortschritte der Technik wurde auch hier der Arbeiter aus seiner Arbeitsstätte verdrängt und in neue Abhängigkeiten hineingezogen,

Wennschon der Kreuzschnabel auch andere Sämereien, zur Zeit der Not sogar Infetten, besonders Blattläufe, verzehrt, so bilden