Bergwerksgebirken überall Ss. Vo fich der Zusammenbang derGesteine nicht mehr verfolgen ließ, dazu, senkrechte Brüche, söge-nannte Verwerfungen,-in der Erdrinde anzunehmen, an welchenein Teil gegenüber dem stehengebliebenen in die Tiefe absank.Bald sah man in den Alpen nur noch ein Chaos von gegeneinanderverschobenen Schollen der Erdrinde. Zudem glaubte man, daßsämliche dort anzutreffenden Gesteinarten außerordentlich alt seinmüßten, weil sie ungemein hart, stark gepreßt und von kristal-linischem Gefüge erschienen. Jeder Kalkstein und jeder Tonschiefertvurde dann auch als Urkalk und als Urtonschiefer bezeichnet.Da brach sich mehr und mehr die Erkenntnis Bahn, daß beider energischen Abtragung der Gesteine durch Verwitterung be-sonders im Hochgebirge allein schon die Tatsache, daß die Alpennoch so hoch in die Lust ragen, mit aller Sicherheit ihre geologischeJugendlichkeit beweise. Die verschiedenen, die Alpen durchforschen-den Schweizer Gelehrten wiesen durch ihre Versteinerungsfundenach, daß in den hochgehobenen und gefalteten Schichten der Alpengeologisch genommen sehr junge, im Meere gebildete Gesteine mitenthalten sind, ihre Aufrichtung demnach der jüngsten Periode derErdgeschichte angehöre und nicht vor der Mitte des Tertiärs begann.Der Berner Geologe Bernhard Stüdes zeigte zuerst,daß ferner in den Alpen nicht eine einzige Zone aus kristallinischenSilikatgesteinen bestehe, sondern zahlreiche einzelne solche„Zentral-massive", wie er sie nannte, vorhanden sind wie beispielsweiseMontblanc-, Finsteraarhorn-, Gotthardmassiv usw., die dann wiederdurch Züge von Schichtgesteinen voneinander getrennt sind. Dem-gemäß nahm er vulkanische Ausbrüche von Granit und Gneis aufeinem ganzen System von Spalten an, wobei die Ränder der beider Spaltung emporgehobenen Sedimentgesteine umgekippt seien.Weiterhin fand der Züricher Geologe Arnold Escher, daßdas bis dahin als vorhanden angenommene Chaos von Brüchentatsächlich nicht vorhanden ist, daß Brüche zwar vorhanden, aberan Bedeutung gegenüber den verschiedenen Faltensystemen ganzzurücktreten.Um nun die Falten, deren Nachbildung durch eine zusammen-geschobene Schicht ursprünglich flach aufeinander gelegter Tuchesich leicht bewerkstelligen ließ, im Gebirge genauer zu verfolgen,mußten die Schichtsysteme der Sedimentgesteine genauer unter-schieden und in ihrer Altersfolge festgestellt werden, was besondersan Hand der Lagerungsfolge uno der Versteinerungen geschehenkonnte. Sodann mußte der Verlauf der einzelnen Schichten nachihrer Stellung im Aufbau, der sogenannten Tektonik des Gebirges,bis ins einzelne verfolgt werden. Das taten auch die beiden vorhingenannten Geologen und deren Genossen. Schüler und Schülers-schüler bis auf den heutigen Tag auf das gewissenhafteste, undobschon die diesbezüglichen Untersuchungen noch für zahlreiche Gene-rationen Arbeit in Fülle bringen, sind sie doch schon in derErkenntnis des Baues der Alpen so weit, daß wir heute schon mitSicherheit den Grundplan desselben erkennen.So geologisch jung die Alpen wie alle hochragenden Gebirgeder Erde sind, so find sie bereits eine gewaltige Ruine, ein kleinerBruchteil der hier einst vorhandenen und emporgefalteten Gesteine.Mögen auch die einzelnen Felskolosse Tausende von Metern überdem Meere sich erheben, so sind sie trotzdem nur ganz unscheinbareUeberreste der einst weit über zehntausend Meter sich erhebendenGesteinswälle, die hier im späteren Verlaufe der Tertiärzeit:neiner allerdings gegen ein Dutzend Millionen Jahre umfassendenZeit emporgestürmt, aber in dem Maße als sie sich auffalteten,durch die nimmerruhende Verwitterung und Erosion, d. h. Weg-spülung durch das Wasser abgetragen wurden. Die Berge sindbloß d i e Reste einer größeren Gebirgsmasse,welche bis heute zwischen den Tälern und Schluch-ten ungeschleift blieben.Streichen wir in Gedanken das ganze komplizierte Falten-werk der Alpen wieder glatt aus, so würde es einen sehr vielgrößeren Raum als heute einnehmen. Der Erdumfang muß alsovor der Alpcnfaltung größer als heute gewesen sein. Allerdingsgenügt eine Schrumpfung desselben von noch nicht 3 Proz. zurErklärung der Emporsaltung der Alpen, ein scheinbar kleiner, aberim Hinblick auf die gewaltige Größe unseres Planeten immerhinrecht großer Betrag.Die Größe des tangentialen Zusammenschubs zahlenmäßig dar-gestellt, ergibt eine respektable Summe. So ist nach dem BaslerGeologen Prof. Karl Schmidt in dem zu verhältnismäßig sehrunbedeutenden Höhen emporgefalteten Neucnburger Jura ein ursprünglich 23 Kilometer breiter Streifen aus nur 20 Kilometerverkürzt worden, d. h. ursprünglich 100 Kilometer voneinanderentfernt liegende sind heute auf 87 Kilometer gegen einander gerückt.Für die Nordzone der Alpen hat man vor Jahren einen Zusammen-schub von 240 Kilometer auf 120 Kilometer, also auf die Hälfteder ursprünglichen Breite angenommen. Die Prüfung der heutevorliegenden geologischen Profile durch diese Zone führt aber zurAnnahme weit beträchtlicherer Verkürzungen. So ist die heute inder Luftlinie 60 Kilometer betragende Strecke St. Gallen-Chureinst vor der Auffaltung der dazwischen liegenden Berge wenigstens360 Kilometer lang gewesen, d. h. ein 100 Kilometer breiterStreifen der Erdrinde wurde hier auf 16 Kilometer Breite ver-kürzt. Im Simplongebiet fand dieser Forscher einen noch stärkerenZusammenschub, indem das Gestein, das am Nordportal des Sim-plontunnels bei Brieg im Rhonetal ansteht, von demjenigen gleichengeologischen Alters, das jenseits des Gebirges über dem Südportal,also in 20 Kilometer Entfernung liegt, ursprünglich 200 Kilometeri entfernt war. Es wurde demnach hier ein 100 Kilometer breite?j Streifen auf 10 Kilometer Breite verkürzt. Weiter im Süiwn,wo die von Süden nach Norden erfolgende Emporfaltung des Ge-birges in noch viel ausgiebigerer Weise stattfand, ist der Betragder Zusammenschiebung ein noch weit größerer, so daß wir süvdas gesamte Gebiet der Schweizer Alpen einen Betrag der Schrump,fung von wenigstens 1000 bis 1200 Kilometer auf ISO Kilometevannehmen dürfen. Es hat also ein Zusammenschub dieser Zoneauf etwa ein Achtel ihrer ursprünglichen Breite die Alpen ge«schaffen.Wer mit geologisch geschulten Augen durch die Alpen!wandert, dem begegnen auf Schritt und Tritt in den bloß«gelegten Schichtfalten Beweise der energischen Gebirgspressung«Die sprödesten Kalkbänke und härtesten kristallinischen Massen sinfliwie weicher Ton in der mannigfaltigsten Weise gequetscht und!gefältelt worden, wobei die in den ersteren enthaltenen Muschel»und Schneckenschalen wie andere Versteinerungen, soweit sie beßdiesem Prozesse der Pressung nicht zerrieben wurden, bald gestaut,bald gestreckt, ja bisweilen auf die dreihigfache Länge ausgewalztund verbogen wurden, wobei die Spalten zwischen den Brüche»mit nachträglich darin ausgeschiedenem Material ausgefüllt wurden,In den zentralen Teilen der Alpen sind die Trias- und Jura»schichten vollkommen kristallinisch geworden, wie uns anderswonur die noch keinerlei Versteinerungen aufweisenden ältestenSchichtgesteine der Erde entgegentreten. Doch weisen sie im Gegen«satz zu diesen noch zahlreiche Ueberreste von Versteinerungen auf,die der Zerstörung durch die Gesteinspressung bei der energischenFaltung entgingen. Diese einst am Meeresgrunde abgelagertenMassen sind längst nach ihrer Verfestigung zu hartem, spröden»Gestein durch sogenannte Dynamometqmorphose, d. h.Umwandlung durch den gewaltigen Druck bei der Gebirgsfaltung,teils auf mechanischem, teils auf chemischem Wege biegsam ge»macht worden, so daß sie sich wie weicher Teig zusammenquetschenund in die feinsten Falten liegen ließen. Neben gewaltigem Druckwirkten erhöhte Temperatur bei gleichzeitiger Einwirkung vonLösungsmittel wie überhitztem Wasser in feinster Verteilung. daSKohlensäure, Kieselsäure, Borsäure, Titansäure und andere Säurenenthält, bei diesem Prozesse mit, so daß unter dem Einflüsse deSGebirgsdruckes eine völlige Umlagerung und Auskristallisierungdes Gesteins stattfindet. So wurden hier aus normalen Sedimentenverhältnismäßig jungen Alters schließlich kristallinische Schiefenvom Aussehen archäozoischen Alters.Diese weitgehende kristallinische Umbildung der Gesteine inden Alpen weist darauf hin, daß sie zur Zeit der Gebirgsbildungsich in sehr großer Tiefe in der Erdrinde befunden haben müssen,Die theoretischen Profile, die wir heute durch die Alpen legen ge»lernt haben, zeigen, daß die meiozoischen, d. h. der Trias-, Jura»und Kreidezeit angehörenden Sedimente zum Beispiel da, wo sieam ausgeprägtesten kristallinische Struktur annahmen, zur Zeiiiihrer Faltung 15 000 bis 20 000 Meter tief unter der Oberflächegelegen haben müssen und erst durch die Abtragung der einst üdepihnen liegenden Massen an die Oberfläche rückten.Lange Zeit galt als das gewaltigste alpine Faltenphänomendie bereits von dem alten Hans Konrad E s ch e r studierte„GlarnevDoppelfalte". Weiterhin krönt sie die Berge um das Glarnerlanl»mit Kappen aus dem sonst ältesten, dem Perm angehörenden Ge-stein, das in der Tiefe zu erwarten wäre, während die Talgründsin das zeitlich allerjüngste Gestein, nämlich eocänen Flysch. em-geschnitten sind. Sein Sohn Arnold Escher hat mehrere Sommerder Untersuchung dieser unerhörten Lagerungsumkehr gewidmetund dieselbe als zwei weit ausholende liegende Falten zu erklärenversucht. Dessen Schüler, an ihrer Spitze der Züricher Geologie-Professor Albert Heim, haben dieses Gebiet weiter geprüftund unwiderleglich bewiesen, daß es tatsächlich tn den Alpen flachüberliegende Falten der Erdrinde gibt, die enorm weit ausholenund eine völlige Umkehr der Gesteinslagerung auf Hunderte vonQuadratkilometern hervorbringen, so daß die Gipfel aus demältesten Gestein bestehen, die Täler dagegen in die jüngsten Schich»ten eingeschnitten sind. Dabei ist der sich verkehrt legende söge-nannte Mittelschenkel auf einen oft kleinen Bruchteil seiner ur»sprünglichen Dicke ausgezogen, ja bisweilen völlig ausgewalzt oderzerrissen, so daß an seiner Stelle nur noch eine Rutschfläche bleibt,welche die unterliegenden älteren Gesteine von den daraufliegendenjüngeren trennt(Schluß folgt.)Die Imitation in der ßaukunft«Von I o s e f K l i ch e.Das Wort Imitation ist für einen großen Teil des Volkswirt«schaftlichen Lebens unserer Zeit bezeichnend geworden. Während manin der Kunst zumeist ältere Vorbilder kopiert und infolge eigenenUnvermögens die Stile früherer Epochen nachahmt, hat man es aufden gewerblichen Gebieten versucht, die Stoffe zu imitieren ustd so-mit Surrogate an Stelle der echten Ware zu setzen. Aus zweierleiGründen gebt dieles Bestreben allerwärts vor sich: einmal sind dienatürlichen Rohstoffquellen vielfach beschränkt und befinden sich auchinfolge starker Ausbeutung auf dem Aussterbeetat und zum andernwird durch die äußerliche Nachahmung des Stoffes dieser fast überallbedeutend verbilligt. Und da heute im allgemeinen mehr aus das