Nr. 22. 17. Jahrgang. 2. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 27. Januar 1900.
Wilhelm II. im 41. Lebensjahr.
Wie voriges Jahr, so bringen wir auch jetzt zum Geburtstag des Kaisers eine furze Uebersicht seiner hauptsächlichsten Reden und Thaten, soweit über sie in der Bresse berichtet worden ist. Zum vorjährigen Geburtstag erging fich die bürgerliche Presse selbstverständlich in Betrachtungen über die Politit des Kaisers, in denen namentlich der Worte des Monarchen gedacht wurde,
„ daß jeder, er möge sein, wer er will, und heißen wie er will, der einen deutschen Arbeiter, der willig wäre, seine Arbeit zu vollführen, daran zu hindern sucht oder gar zum Streit aureizt, mit Zuchthaus
bestraft werden soll." Vielfach wird darauf hingewiesen, daß das feierliche Versprechen des Kaisers, das Gesez werde der Voltsvertretung noch in diesem Jahre"( 1898) zugehen, sich nicht erfüllt habe.
Am 27. Januar berichten die Blätter ferner, daß der Kaiser den Hannoverschen, kurhessischen und nassauischen Regimentern zur Wiederherstellung der unterbrochenen Tradition Auszeichnungen gewährt habe.
Januar 31. Ein hiesiges Blatt meldet, Landrat v. Koze habe mitgeteilt, daß die straffe Haltung der Regierung den Polen und Dänen gegenüber sowie die bisherige Nichtbestätigung des Bürgermeisters Sirschner auf die eigenste Initiative des Kaisers zurückzuführen sei.
Mai 1. Gelegentlich des Empfanges der deutschen TiefseeExpedition preist Graf Posadowsky den Kaiser als den wahren Pfadfinder auch auf diesem Gebiete.
September 5. In Straßburg hält der Kaiser die viel kom mentierte Rede„ sub umbra alarum":
Vor allem aber auch möchte ich den
edlen Herren der Kirche,
den die Bevölkerung von Elsaß- Lothringen dem Kaiſer beMai 6. Die Blätter berichten von dem begeisterten Empfang, reitet habe. Der Kreisdirektor von Molsheim habe der Bevölkerung die einen so großen Einfluß auf unfre Bevölkerung haben, ans Herz alle Arbeit verboten und die Ortsbewohner geheißen, in festlicher legen, daß sie mit ihrer ganzen Arbeit und mit Einsetzen ihrer ganzen Kleidung bei der Durchfahrt des Kaiserpaares Spalier zu bilden. Persönlichkeit dafür sorgen, daß die Achtung vor. Mai 10. In Ars an der Mosel legt der Kaiser den Grundstein Sr one, das Vertrauen zur Regierung immer fester und fester zu einer neuen Befestigungsanlage. Er spricht von seiner Sorge für werde; denn in den heutigen bewegten Zeiten, wo der Geist des die Sicherheit seiner treuen Unterthanen und vollendet seine unglaubens durch die Lande zieht, ist der einzige Halt und der Rede: Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen alleinige Schuh, den die Kirche hat, die kaiserliche Hand Geistes lege ich den Grundstein dieser Veste und taufe fie Graf und das Wappenschild des Deutschen Reiches. Häfeler. Mai 24. Jm Thiergarten verunglückt ein Droschten futscher. Der Kaiser und ein Redacteur des Vorwärts" leisten dem Verunglückten die erste Hilfe.
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September 7. Bei der Galatafel in Stuttgart verkündet der Kaiser, daß das Königtum an der Spize cines Volfes die einzig wirklich sichere Stüße für die Bewahrung von Thron, und Altar, Religion und Sitte am Ausgang des 19. JahrKaiser eine Rede, in der nach Wolffs Telegraphenbureau folgende hunderts ist. September 9. Bei der Paradetafel in Karlsruhe hält der
Berlin tagenden Tuberkulosen Kongresses. Hierüber Mai 30. Der Kaiser empfängt eine Anzahl Mitglieder des in meldet der Lokal- Anzeiger":" Unserm Kaiser, den ein bemerkenswertes Geschick eignet, Worte zu prägen, die den Kern der Sache Stelle, vorkommt: treffen, ist es auch diesmal gelungen, das Zeitmotiv aller weiß, so reiht sich Fähnlein an Fähnlein, und bildet in denn ob gold- rot, ob schwarz- rot, ob grün- weiß oder schwarzVorträge auf die einfachste Formel zu bringen. feiner Bei dem Empfang äußerte der Monarch sich dahin, daß Bäder die beste Prophylage seien, und daß die Aerzte sich angelegen sein lassen müßten, den Reinlichkeitsfinn der Bevölkerung zu heben. ,, Seife ist die Hauptsache, uur Seife!"
troffen."
Februar 3. Die„ Deutsche Warte" teilt mit, daß Wilhelm II. feinem Friseur Haby , dem Erfinder des Bartwassers" Es ist Zweifelsohne ist damit die Hauptsache, der springende Punkt, geerreicht" und Befizer verschiedener auswärtiger Orden, eigenhändig beim Rasieren das Jerusalemstreuz überreicht habe. Das Blatt feiert den dekorierten Friseur in einem schwungvollen Artikel und bringt sein Porträt.
Februar 4. Auf dem Brandenburgischen Provinziallandtag spricht der Kaiser davon, daß seine St eise ins gelobte and ihm behilflich sein werde, vom Baum der deutschen Reichseiche die Zweige zurückzuschneiden, die überflüssig sind, und
auf die Tiere zu gehen,
die seine Wurzeln benagen wollten, um sie auszurotten. Ferner jagt der Kaiser, daß, solange in der Menschheit die un erlöste Sünde herrsche, es auch Krieg und Haß geben werde. Februar 23. Wilhelm II. richtet einen Erlaß an die Offiziere, der ihnen befiehlt, die an sie gelangenden Geldanerbietungen unlauterer Natur ihren Vorgesetzten zu melden. Die Namen der Bucherer sollen veröffentlicht werden.
Mai 31. Als Beitrag zu der Stellung, die der Kaiser der modernen Kunst gegenüber einnimmt, meldet die„ Kunsthalle ", daß er sich auf das allerschärfste gegen die von Herrn v. Tschudi , den Direktor der Nationalgalerie, getroffenen Maßnahmen und namentlich gegen die Aufnahme einer Anzahl französischer Bilder ausgesprochen habe. In Kassel wird in Gegenwart des Kaisers ein bürgerlicher Sängerstreit abgehalten. Der Kaiser drückt nach der Straßb. Post" seine Frende darüber patriotischen Inhalte zum Wettgejange gewählt worden aus, daß so viele Gedichte find. Doch seien vielfach an die Schwierigkeit des Tages zu hohe Anforderungen gestellt worden. Die Komponisten für Männerchöre müßten wieder andre Bahnen einschlagen. Juni 1. Der
Entwurf des Zuchthandgesetzes
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Gesamtheit einen Panzer,
der um das goldne Panier unseres Reiches gelagert ist, um dasselbe zu schützen und zu sichern."
Weiter enthält die Rede die Aufforderung, uns stets bewußt zu sein, daß wir dafür zu sorgen haben, die Religion zu schüßen, die dem Volk erhalten bleiben soll, und für Sitte und Ordnung einzustehen. Mögen uns immer deutsche Fürstinnen zur Seite stehen, wie die große Kaiserin und ihre erlauchte Tochter, die die Not des Das wird auch im Bolks mit liebender Hand überall lindern. neuen Jahrhundert
trotz aller neuen Geister und Jdeen die alte monarchische Treue bewahren, sturmfest, als Beispiel allen andern Ländern."
September 17. Nach der Kreuz- Beitung" ist den Hofwürden eine Lönigliche Stabinettsordre zugegangen, durch die fie bis auf trägern, die im Landtage gegen den Kanal gestimmt haben, weiteres vom föniglichen Hoflager verbannt werden.
September 23. Freiherr v. Stumm läßt in einem Toast in Saarbrücken den Kaiser leben und hebt dessen guten Willen hervor, Ivenn man sich auch nicht immer mit seinem Thun ein verstanden erklären könne. September 26. Auf der Danziger Reede beklagt der Kaiser in
schiffen."
Am selben Tage macht der Kaiser den bei einer Denkmals wird veröffentlicht. Der Zuchthausparagraph darin enthält nicht, einer Ansprache den„ Mangel an tüchtigen großen AuslandEnthüllung anwesenden darauf aufmerksam, daß sein von den Berlinern enthaupteter Vorgänger Thilo von Wardenberg ein tropiger, aber tüchtiger Kerl gewesen sei.
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März 3. Die Rhein - Westf. 8tg." berichtet über eine An sprache, die der Kaiser bei der Refrutenvereidigung in Wilhelmshaven gehalten habe. Zum Unterschied von den Heiden thue der Christ auch dann seine Pflicht, wenn ihn niemand ſehe. Er, der Kaiser, habe schwere Pflichten als Christ; auch für sie, die Marinerekruten, würden vielleicht später schwere Zeiten kommen.
wie der Kaiser versprochen, die Bestimmung, daß die Anreizung um Streit mit Zuchthaus bestraft werden soll, sondern setzt Buchthausstrafe für solche Fälle fest, wo durch Streifs die Sicherheit Eigentum herbeigeführt wird. des Reichs bedroht oder gemeine Gefahr für Menschenleben und
In Kiel hält der Kaiser beim Stapellauf des Schiffs„ Ersazz König Wilhelm" eine Rede, in der er seinen Großvater als den großen Heeresorganisator preist, als den Schmied der deutschen Waffen, der das Werkzeug schuf, mit dem wir unsre Einheit erfämpften.
März 6. Die Witwe des bis dahin in Deutschland ziemlich unbekannten Schriftstellers Rudyard Kipling erhält anläßlich der Kaiser, daß es sein Grundsatz sei, überall, wo er tönne, neue Juni 20. Bei der Segelregatta in Brunsbüttel sagt der Erkrankung ihres Mannes ein Telegramm des Kaisers, in welchem Punkte zu finden, an denen er einsetzen könne. Das deutsche dieser sich als enthusiastischer Verehrer der unvergleich- Volk sei wie ein edles Vollblutpferd, es dulde nicht, daß lichen Werte ihres Mannes bekennt, der die Thaten unsrer gemein- ihm jemand an die Gurten herankomme, sondern wolle seinen Platz famen großen Raffe befungen habe. vorite behaupten.
März 10. Der ungekrönte König von Südafrika ", Herr Cecil Rhodes
wird in Sachen seiner Eisenbahn im föniglichen Schloß zu Berlin vom Kaiser empfangen. Herr Rhodes erscheint, wie die Blätter erstaunt vermerken, zu der erfolgreichen Audienz im Straßenanzug. Die Zeitungen erinnern bei dieser Gelegenheit an das Telegramm, das der Kaiser am 3. Januar 1896 angesichts des räuberischen Einfalls der englischen Friedensstörer an den Präsidenten der Transvaal republik gerichtet hat.
Juli 3. In Lübeck hält der Kaiser die Fähnlein- Rede. Das Fähnlein ist licht an die Stange gebunden, aber es kostet viel, Entstehung des Yachtklubs ein Zeichen, unsre Zukunft immer es wieder mit Ehren abzunehmen. Auch erblickt der Kaiser in der mehr auf dem Wasser zu suchen.
auf dem französischen Kriegsschiff Iphigenie " genoffene GastJuli 7. Wilhelm II. dankt dem Präsidenten Loubet für die freundschaft.
März 10. Das Reichs- Marineamt giebt einen Erlaß bekannt: ein Telegramm vom Kaiser, worin mitgeteilt ist, daß die Juli 12. Geheimer Ober- Regierungsrat Dr. Hinzpeter erhält „ Se. Majestät haben allerhöchst sich erneut dahin auszusprechen Stadt Bielefeld eine Statue des Großen Kurfürsten zum geruht, wie allerhöchst dieselben es nicht wünschen, daß See- Geschenk bekomme. Offiziere nur Schnurrbart tragen." Die Natur soll ein Mahnzeichen bleiben, daß, März 14. Das Marine- Berordnungsblatt veröffentlicht eine gleich wie in diesem Ahn, auch in mir ein Kabinettsordre des Kaisers, in der er bekannt giebt, daß er sich entunbeugsamer Wille schlossen habe, ebenso wie über die Armee auch über die Marine den Oberbefehl zu führen.
März 21. Herr August ScherI, Beherrscher des„ LokalAnzeigers", Herausgeber der Feldpost" usw., erhält kurze Zeit, nachdem er sich zur Anerkennung des Koalitionsrechts seiner Arbeiter beranlaßt gesehen hat, vom Kaiser den Kronenorden Dritter Klasse.
ist, den einmal als richtig erkannten Weg allem Widerstand zum Trot unbeirrt weiter zu gehen.
Juli 20. Die„ Boss. 8tg." meldet, der Kaiser hat dem Kronprinzen von Griechenland sein Bild geschenkt und den Vers Homers barunter geschrieben:„ Nur einer soll Herrscher sein, einer nur König".
Nachricht, daß der Kaiser plöglich seinen Besuch zur Eröffnung des Großes Aufsehen erregt in der großindustriellen Preffe die Bildhauer Begas Dortmund- Ems- Kanals abgesagt habe.
März 22. In Gegenwart des Kaisers werden abermals zwei Standbilder in der Siegesallee enthüllt. erhält den Kronenorden dritter Klasse und ein Maurerpolier das Algemeine Ehrenzeichen.
März 25. Wie dem Reichsboten" mitgeteilt wird, hat bei der Einweihung der Erlöserkirche zu Jerusalem zwischen dem evangelischen Kaiser und dem katholischen König von Sachsen folgender Depeschenwechsel stattgefunden. Kaiser Wilhelm telegraphierte:" Du wirst Dich freuen mit mir, daß ich heute an heiliger Stätte die Erlöserkirche eingeweiht habe.
August 8. Wilhelm II. verleiht dem deutschen Botschafter in Paris , dem Grafen Münster, den Fürsten titel.
August 9. Nach dem Berl. Tagbl." hat der Kaiser in Kick an Bord der Hohenzollern sein Flottenprogramm entwickelt. Im Hinblick auf den vom Zaren angeregten Friedenstongreß jagte er, eine Vermehrung der Flotten sei in Wirklichkeit der beste Friedenstongreß.
find.
fest und unerschütterlich entschloffen
Mein Glaube ruht allein auf Jesum Chriftum, welcher ist der Erlöser und der Heiland der Welt!" Die Anwort doch zur Einweihung des Dortmund- Ems- Kanals in Dortmund . August 11. Gutgegen früheren Nachrichten erscheint der Kaiser König Alberts lautete:" Dein Glaube ist mein Glaube, denn Dreihundert fromme Musikanten begrüßen ihn mit einem in Chrifto ruht auch für mich das heil in Zeit und Ewigkeit!" Der Bosaunenchor. Der anal, so jagt der Kaiser im Hinblick Reichsbote" bemerkt dazu: Wir freuen uns dieses herrlichen auf die agrarische Obstruktion im Abgeordnetenhause, ist aufzufassen Depeschenwechsels und insbesondere auch der Worte des Königs von in Berbindung mit dem Mittelland- Kanal, den zu bauen und zur Sachsen :" Dein Glaube ist auch mein Glaube". März 28. Wie berichtet wird, hat der Kaiser einen neuen Titel Durchführung zu bringen ich und meine Regierung geschaffen. Dem Sekretär des Bühnenvereins verleiht er nämlich ben Charakter als Theaterrat. März 29. Die Staatsbürger- Beitung" meldet, daß der Kaiser Zum Abg. Hilbd sagt der Kaifer in Dortmund , wie die Dortm. der Kapelle des Garde- Kürassier- Regiments befohlen habe, der 8tg." berichtet, er begreife nicht, wie neuerdings das Centrum heimkehrenden Besatzung der Bulgaria" einen begeisterten fich mit den Socialdemokraten habe verbinden können. Im Empfang zu bereiten. Herbst müffe das Centrum( im Hinblick auf die Arbeitswilligenvorlage) Farbe betennen. Abg. Hilbd erzählt dem Kaiser, daß April 11. Eine Korrespondenz meldet: In einer Audienz, die troß der großen Stimmenzahl, die für den social Direttor Neumann von der Victoria Speicher- Attiengesellschaft beim demokratischen Reichstagstandidaten in Dortmund abgegeben Kaiser gehabt habe, sei von diesem erklärt worden:„ Meine Herren, worden seien, die große Mehrheit der Bevölkerung loyal und wenn jemand glaubt, daß ich für die Erbauung der Doppellinie tönigstreu sei. ( des Stettiner& anals) einen Pfennig geben würde, dann irrt er sich. Den Grunewald und die Jungfernheide brauche ich für andere 8wede. Da gehört teine Industrie hin. Ich will in meinem Hause fein Projekt für den Westtanal haben." April 23. Die Zeitungen melden, daß das Verfahren gegen den Oberlieutenant der Landwehr und Ritter des Roten Adlerordens 2. Klasse v. Eiser eingestellt sei. Es waren gegen ihn unwiderlegte Behauptungen ehrenrühriger Natur erhoben worden. Eine Festungsstrafe wegen Herausforderung zum Zweikampf, deren Effer sich schuldig gemacht hat, sei vom Kaiser in einen Tag Stuben arrest umgewandelt worden. Am 1. August meldet der Hamb . Corr." aus Berlin , daß das Ehrengericht Effer der Zugehörigkeit zum Offiziercorps unwürdig erklärt habe.
April 28, Der Kaiser sendet dem Fürsten von Monaco wegen feiner wissenschaftlichen Verdienste um die Zieffeeforschung ein Glüdwunsch telegramm.
Oftober 16. Der Kaiser genehmigt das Gesuch des kanal gegnerischen" Post"-Leitartiklers( Leitartikel 25 M., Entrefilet 12,50 M.) Freiherrn v. 3 edlig um Entlassung von dem Poften des Seehandlungs- Präsidenten.
Oftober 18. Beim Stapellauf eines neuen Schlachtschiffes in
Hamburg plädiert der Kaiser lebhaft für Vermehrung der Marine.
Bitter not that uns eine starke deutsche Flotte. Das deutsche Volt muß seine Sucht ablegen, das höchste in immer den Erbfehler ablegen, alles zum Gegenstand ungezügelter schärfer sich ausprägenden Parteirichtungen zu suchen, und Stritit zu machen. Diese alten politischen Sünden rächen sich jetzt schwer an unsern See- Interessen und unsrer Flotte. Wäre ihre Ber stärkung mir in den ersten 8 Jahren meiner Regierung trok in ständigen Bittens und Wartens nicht beharrlich verweigert worden, wobei sogar Hohn und Spott mir nicht erspart geblieben sind, wie anders würden wir dann unsern blühenden Handel und unsere überseeischen Interessen fördern können! hochschule in Charlottenburg äußert sich der Kaiser über den Oftober 19. Bei der Hundertjahrfeier der Technischen Zusammenhang zwischen Religion und Technit: So führt, wie jede Ursprung aller Dinge, den allmächtigen Schöpfer, und in echte Wissenschaft, auch die Technik immer wieder zurück auf den demütigem Dant müssen wir uns vor ihm beugen." Kommandeur des nach Transvaal gehenden 1. fgl. Dragoner Oftober 30. Aus London wird berichtet, daß der Kaiser dem Regiments telegraphiert habe: Entbieten Sie dem Regiment mein Lebewohl. Mögen Sie alle unbeschädigt und wohl zurücktehren."
geitungen, ist Major Lauff dabei, den Text zu Webers Oberon" November 2. Auf Wunsch des Kaisers, so berichten die umzudichten.
November 16. In der Berliner Stadtverordneten- Bersammlung wird die rüffelnde Antwort des Freiherrn b. Mirbach auf die an die Kaiserin gerichtete Geburtstags- Gratulation verlesen. November 17. Der Kaiser tritt zum Leidwesen des größten Teils der bürgerlichen Presie die Reise nach England an. November 20. Mit überwältigenber Mehrheit wird vom Reichstag die
Zuchthausvorlage abgelehnt. November 21. Eine Widmung des Kaisers in dem von einem Leipziger Verlag herausgegebenen Goldenen Buch" beginnt: Bon Gottes Gnaden ist der König. daher ist er auch nur dem Herrn allein verantwortlich."
hundert amtlich am 1. Januar 1900 beginnen soll. Alle UnterDezember 7. Der Kaiser verfügt, daß das neue Jahrrichtsanstalten sollen die Jahrhundertfeier am letzten Schul. tage vor Weihnachten abhalten.
Reichstags- Wahlkreise, Ober- Post- Assistent Gustav Stod mann, Dezember 80. Der tonfervative Kandidat im zweiten Berliner erhält, der Kreuz- Zeitung " zufolge, aus Anlaß seiner langjährigen ersprießlichen Thätigkeit in öffentlichen Angelegenheiten" vom Kaiser den Kronenorden IV . Kl. verliehen.
Jannar 1. Das offizielle neue Jahrhundert wird vom Kaiser und dem Hofe feierlich begrüßt. Im Hofe des Zeughaufes läßt der Kaiser sich mit allen anwesenden Offizieren auf die nie nieder, ein Moment, der von Anschütz photographiert und später in Scherls 28oche" bildlich dargestellt wird. In einer Ansprache ermahnt der taifer die Offiziere zu einfachem Lebenswandel und erinnert daran, daß Wilhelm I. die preußische Armee reorganisiert habe, trop des Widerstandes, den Unverstand ihm setzte.
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Januar 8. In einem Flottentelegramm an den König von Württemberg meint der Kaiser, daß die Vorgänge der legten Tage immer weitere Streise von der Notwendigkeit überzeugt haben müssen, daß Deutschland auch zu Wasser stark und mächtig daftche. Diese Worte werden mit der Beschlagnahme des„ Bundesrat" in Zusammenhang gebracht.
August 19. Die Kanalvorlage der Regierung wird vom Laubtage mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. 18 Landräte, 2 Regierungspräsidenten, 2 Regierungsräte, 1 Konsistorialpräsident und der Gymnasialprofessor Irmer stimmen in Nicht a chtung der Vorschriften, die ihnen Minister v. d. Recke gegeben, gegen die Politit der Regierung. Die Maßregelungen gegen nischen Hochschule in Charlottenburg bellagt der Kaifer in Januar 9. Bei der Jahrhundert Feier der Tech bie Landräte 2c. beginnen. Am 4. September jedoch wird der ver- einer Nebe: Die bisherigen Richtungen haben ja leider in antwortliche Urheber der Maßregelungen, Freiherr v. d. Rede focialer Beziehung vollständig versagt. Ich rechne feines Ministeramtes entbunden und durch den Regierungs - auf die technischen Hochschulen. präsidenten Freiherrn v. Rheinbaben ersetzt.
Auguft 28. Goethes 150. Geburtstag wird gefeiert. In Die Socialdemokratie betrachte ich als eine vorübergehende einem Telegramm an den Oberbürgermeister in Frankfurt , der GeErscheinung; burtsstadt des Dichters, drückt der Kaiser seine besondere Freude fie wird sich austoben. darüber aus, daß die Frankfurter Festlichkeiten durch die persönliche socialen Pflichten gegen die Arbeiter Klarmachen. Sie müssen aber Ihren Schülern die Beteiligung erlauchter Fürstlichkeiten noch eine besondere Ehrung erfahren haben.