scheint eine gemütliche Zwei--» ach nein— lieber Dreizimmerwohnung(für den Fall, daß mal einer von den Wenzeln zu Besuch kam). Im Schlafzimmer hatte sie ihre alten Birkenholzmöbel— aber Wohn- und Fremdenzimmer sollten neu und elegant eingerichtet werden. Am liebsten Nußbaum, um so mehr, da der Tischler in der Sankt Marienstraße gerade ein altes Nußbaumpianino zum Verkauf stehen hatte— für ein Viertel des Preises I Aber wabrhaftig. es sah wie neu aus l Renate konnte allerdings nicht Klavier spielen, aber wenn die Wenzelschen Töchter auf Logierbesuch kamen, würde es wunderhübsch sein, wenn sie ein bißchen Hausmusik machten. Und dann konnte man oben auf der Platte allerlei Photographien und Nippes ganz reizend aufbauen.— Ob sie übrigens wirklich grüne Plüschmöbel nehmen sollte? Sie war im Laufe der Jahre doch etwas abgeblaßt. Würde ihre Lieblingsfarbe da nicht ein bißchen ungünstig wirken? Denn da war doch außerdem noch ein Punkt in Erwägung zu nehmen— ganz jung war sie zwar nicht mehr— immerhin sechsunddreißig— aber hatten nach der Statistik nicht oft viel Leltere als sie noch geheiratet und waren glücklich geworden?— Hübsch war sie ja immer gewesen— und hotte auch Verehrer gehabt— nur leider konnten sie alle ihren Ansprüchen nicht genügen.— Renate bleibt stehen. Sie fühlt plötzlich einen stechenden Schmerz in der Bnist. Aus alter Gewohnheit war sie wieder so iielaufen, daß sie nun keuchend innehalten muß— langweiliger Zu- tand— am besten, man beachtete ihn nicht weiter— aber das stand fest, sowie alles vorüber war, ging sie erst einmal auf einige Wochen zur Erholung an die See. (Schluß folgt.) (Naiidruck vttvolen.1 Die Verbreitung des Lebens durch den OQeltraum. Für den Laien bildet die Frage nach der Bewohnbarkeit der Weltkörper aus begreiflichen Gründen eins der reizvollsten Pro- blcmc, das er sich denken kann. Weniger wichtig— solange er wenigstens von astronomischen Betrachtungen her an diese Sache herankommt— scheint die Frage, wie denn eigentlich das Leben auf den Weltkörpern auftritt, woher es kommt und wie es dort seinen Einzug hält, wenn die Bedingungen für solch« Weltkörper gegeben sind, daß sie Leben beherbergen können. Wir sehen es an unserm Mutterplanetcn, daß die Weltkörper auf ihrem Entwicke- lungsgange auf einmal in dieses Stadium gelangen können, nachdem sie vorher eine Reihe von Zuständen durchgemacht haben, wie wir sie mit den Hilfsmitteln der astronomischen Forschung von unserer Erde aus beobachten. Die verwandtschaftlichen Züge, die den ganzen Weltraum durchweben, soweit wir ihn bisher durchforscht haben, legen uns nahe, anzunehmen, daß die Entstehung und das Auftreten des Lebens auf anderen Himmelskörpern ebenso vor sich gehe, gegangen sei und gehen werde, wie bei uns auf der Erde. Nun ist die Frage nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde schon so alt wie die Kultur der Menschheit. Und wenn sie noch immer keine Lösung gefunden hat, so hat sie andererseits auch noch immer nicht an Reiz eingebüßt. Die Menschheit hat auf die verschiedenste Weise ver- sucht, sich mit diesem Problem abzufinden. So leicht, wie die Schöpfungssagcn es sich macheni die sich mit der Behauptung eines göttlichen Schöpfungsaktes zufrieden geben, darf die Wissenschaft über die Frage nicht weggehen. Es sind vielmehr auch eine ganze Reihe von Lehrmeinungen entstanden, unter denen die von der Ur- zcugung die Hauptrolle spielt. Bedeutende Geister haben ihrer Meinung dahcn Ausdruck gegeben, daß die Urzeugung, also die Entstehung organischen Lebens aus der toten Sub- stanz, weiter nichts sei als ein überaus schwieriges mechanisches Problem(Du Bois-Rehmond). Dennoch hat man bisher noch nir- gendwo und unter keinen Umständen sich Leben aus der toten Ma- terie entwickeln sehen. Die Gegner der Lehre von der Urzeugung wollen darin einen vollgültigen Beweis für die Unmöglichkeit der Urzeugung überhaupt sehen. Sie machen aber dabei den entschuld- baren Fehler, anzunehmen, es müßte heutzutage schon alles entdeckt sein. Vielleicht ist die Beobachtung der Urzeugung einer späteren Zeit mit vervollkommneten geistige» wie instrumentellen Hilss-- mittein vorbehalten. Auch einen göttlichen Echöpfungsakt hat doch noch niemand gesehen! Wie dem aber auch sei, weder die eine noch die andere Anschau- ung ist als richtig erwiesen. Das Problem scheint demnach noch immer auf totem Gleise zu liegen. Doch scheint es nur so. Denn besieht man sich die Frage mit kritischen Augen, so bemerkt man, daß die Fragestellung selbst schon eine vorgefaßte Meinung enthält. Wie soll man aber da eine Entscheidung herbeiführen, wenn die Fragestellung selbst von vornherein ganze große Möglichkeiten außer acht läßt? Der kritische Betrachter wird nämlich finden, daß die Frage nach dem Ursprung des Lebens voraussetzt, daß das Leben überhaupt entstanden ist.— Ist das„Entstehen" aber nötig? Wie, wenn etiva das Leben stets vorhanden' gewesen ist, wen» ihm gleich der toten Materie die urcwigc Existenz zukäme? In der Tat nimmt hiermit das Problem eine Wendung, die es auf ganz andere Ge-' biete verschiebt. Bevor wir fragen:„Wie ist das Leben entstanden?" müssen wir doch wohl erst überhaupt mal feststellen:„Ist das Leben überhaupt jemals entstanden?" � Leider ist auch diese Feststellung bisher noch nicht möglich ge- Wesen. Das schließt aber die Berechtigung der Fragestellung nicht aus. Für die Erforschung des ganzen Problems jedoch ist es von Wichtigkeit, wenn nicht bloß die eine Seite als Ausgangspunkt dient, schon deshalb, weil ja auch verschiedenartige Forschungsmethoden in Betracht kommen können, die vielmehr Berührungspunkte und ineinandergreifende Fragen gemeinsam haben. Namentlich seit den» Erscheinen der berühmten Bücher des schwedischen Forschers Svante Arrhenius , mit dessen genialen Arbeiten unsere Leser schon des öfteren bekannt gemacht wurden, ist die Frage der Panspermie, der Allgegenwart der Lebenskeime, wieder eifrig in Fluß gekommen. Arrhenius steht auf dem Standpunkte, daß das Leben durch Ur- zeugung entstehe, läßt dabei aber für die Erörterung des astronomi - schcn Problems der Ausbreitung des Lebens durch den Weltraum nicht außer acht, daß sich die Anschauung von der Panspermie sehr gut mit der von der Urzeugung vereinigen läßt. Er meint, daß das Leben nicht in jedem Falle aus jedem Himmelskörper neu zu entstehen brauche, daß vielmehr die Lebenskeime von Stern zu Stern wandern können und selbst da Leben zu säen vermögen, wo die Bedingungen für eine Urzeugung nicht günstig sind. Arrhenius hat diese Meinung zu begründen versucht und zieht zu diesem Zwecke die Erscheinung des„Strahlungsdruckes" heran. Zur Erläuterung dieser Erscheinung sei kurz folgendes ergänzt. Wir kennen in der Natur anziehende und abstoßende Kräfte. Bei- spiel einer anziehenden Kraft ist die Schwerkraft, die allgemeine Massenanziehung. Sie besagt, daß jeder Körper jeden anderen an- zieht mit einer Kraft, die sich nach den Masten und nach der Ent- fernung richtet. Newton hat sie als die allgemeine im ganzen Und» versum wirkende Kraft erkannt und das Gesetz ihrer Wirkungs- weise angegeben. Anziehende Kräfte anderer Art sind die an» ziehenden magnetischen, elektrischen, elektromagnetischen und clektro- dynamischen Kräfte. Wir kennen aber auch abstoßende Kräfte, und zwar vornehmlich die magnetischen, elektrischen, elektromagneti- sehen und elektrodynamischen. Eine Abstoßungskraft gleich der all- gemeinen Maffenanziehung aber kennen wir nicht. Erst der große schottische Physiker James Clerk Maxwell hat eine ähnliche ent» deckt, und das ist der Strahlungsdruck. Es ist festgestellt, daß jeder strahlende Körper, so z. B. die Sonne, einen Druck auf die bestrahlten Körper ausübt. Die Sonne z. B. übt auf die Erde vermöge ihrer Licht- und Wärmestrahlung einen Druck aus, der insgesamt ganz geivaltig ist. Vermöge dieses Stvahlungsdruckcs vermag die Sonne kleine Körperchen bestimm- ter Größe von sich fortzustoßen. Gelangen z. B. so kleine Körper- che» in sehr hohe Luftschichten, so ist es möglich, daß sie vom Strah- lungsdruck der Sonne fortgestoßen werden, so daß sie nicht mehr zur Erde zurück können und in den Weltraum hinauswandern. Wir wissen nun, daß es winzige Lebewesen gibt, fast so kleine, daß sie in die Größenordnung fallen, die dem Einflüsse des Strahlungs- druckes unterliegen. Vielleicht enthüllen uns spätere Hilfsmittel und Forschungsmethodcn noch einstmals kleinere Lebewesen. Dann ist es sehr leicht möglich, daß gleich dem feinen Staube, den wir in hohen Schichten in der Atmosphäre durch die Dämmerungserschei» nungen beobachten, auch diese ultramikroskopischcn Lebewesen dorthin gelangen, daß sie z. B. durch Luftströmungen dahin geführt werden und sich dort lange schwebend erhalten können, daß sie vielleicht durch elektrische Ladungen abgestoßen und durch den Strahlungsdruck er- faßt und fortgeführt werden. Sie reisen dann unt�r dem Einflüsse des Strahlungsdruckes durch den Weltraum, wobei sie ganz ungeheure Reisegeschwindigkeiten annehmen können. Treffen sie unterwegs einen Himmelskörper, z. B. einen der Planeten, oder kommen sie in seinen Anziehungsbereich, so können sie mitunter auf diesen nieder- fallen und dort ihr befruchtendes Handwerk beginnen, wenn die Bedingungen dafür dort günstig sind. Auf diese Weise wäre die Möglichkeit der Uebcrtragung des Lebens von einem Himmelskörper zum anderen gegeben. Setzen wir also die Ewigkeit des Lebens voraus, so haben wir nach Arrhenius eine Erklärungsmöglichkeit, für dessen Uebertragung von belebten zu unbelebten Himmelskör- pcrn, die erst noch in das Stadium kommen, Leben tragen und er- halten zu können. Den Einwänden, daß die im Welträume herrschende Kälte die wandernden Keime zerstören müßte, begegnet Arrhenius mit dem Hinweise auf die Fähigkeit vieler niedrig organisierter Lebewesen, außerordentlich große Kältegrade ohne Schädigung ihrer Keimkraft ertragen zu können. Es ist auch bekannt, daß die chemischen und die Lebensrcaktionen bei so niedrigen Temperaturen sich ganz außer- ordentlich verlangsamen, daß das Leben in eine Art Wintcrruhe verfällt, bei der der Stoffwechsel scheinbar ganz aufhört. Erst neuerdings hat der französische Physiker Paul B e c q u e r e l wieder derartige Versuche mit Samen von weißem Senf, Weizen und Luzerne angestellt. Die vereinigte Wirkung von Austrocknung, Luftleere, die die Atmung inhibiert, und Kälte, die bis zu 253 Grad getrieben wurde und lange Zeit wirkte, vermochte nicht, die Keim- kraft der Samen zu zerstören. In diesem Zustande können niedrig organisierte Lebewesen Jahrtausende lang verweilen und nachher bei Höheren Temperaturen wieder zu intensiverem Leben erweckt werden.„Ohne Wasser, ohne Sauerstoff, bei einem Atmosphären- druck, der fast Null beträgt und bei einer dem absoluten Nullpunkt nahen Temperatur wird das Protoplasma so starr, so hart und so untätig wie Stein; fein colloidaler Zustand(Leim, Eiweiß, Gummi
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28 (20.1.1911) 14
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