He d'reie, He ihn mit diesen Augen angesehen hatten, hatten iiberrciscfjend gehandelt. Und eines Tages wurde es ihm klar, daß diese Leute die Heiligen*) waren; die Jungen hatten sich an dem Tage mit Peter Kurs gezankt und ge- brauchten es als Schimpfwort gegen seine Eltern. Eins aber blieb stehen und ragte über alles hinaus der Sieg selbst. Er hatte mit einem Jungen angebunden, der größer und stärker war als er selbst und war mit ihm fertig geworden weil er zum ersten Male in seinem Leben rücksichtslos zuschlug. Wollte man schlagen, so wollte man da treffen, wo es am wehesten tat. Wenn man das nur tat und im übrigen das Recht auf seiner Seite hatte, so konnte man sehr gut selbst mit einem Bauentsohn anbinden. Das waren zwei beruhigende Entdeckungen, an denen bis auf weiteres nichts zu rütteln vermochte. Und dann hatte er den Vater verteidigt; das war etwas ganz Neues und Bedeutungsvolles in seinem Leben. Er forderte fortan mehr Platz. Um Michaelis wurden die Kühe hereingetrioben, und die letzten Tagelöhner gingen fort. Im Laufe des Sommers waren allerlei Veränderungen unter dein festen Gesinde auf dem Hofe vor'sich gegangen, aber jetzt zum Umzugstag ver­änderte sich niemand; auf Steengaarden wechselte man in der Regel nicht zu den bestimmten Terminen. Nun half Pelle dem Vater wieder bei der Stallfüttcrung. Eigentlich hatte er mit dem Schuülnterricht beginnen sollen, und die Schulbehörden ließen dem Gutsbesitzer eine sanfte Mahnung zukommen. Aber es war gute Verwendung für den Jungen auf denl Hofe, da e i n Mann die Pflege der Kühe nicht allein bewältigen konnte, und so wurde denn die Frage totgeschwiegen. Pelle war froh, daß es hinausge- schoben wurde; er hatte im Laufe des. Sommers viel über die Schule nachgedacht und sie mit so viel Fremdartigem und großem ausgeschmückt, daß ihm jetzt ganz bange davor war, (Fortsetzung folgt.)) (Naqiruck v«rv«ien.) En den Schlaf. Von Werner Peter Larsen. »Wir brauchen etwas Besonderes", sagte Redakteur X.»Hören Sie zu: etwas Aktuelles, ich möchte sogen, etwas nie Dagewesenes, Unerhörtes... Sie verstehen mich. Etwas, das allen gemeinsam ist und doch wiederum wie soll ich mich ausdrücken? nun, etwas Gewaltiges, Elementares, das packt und erhebt und mit- reißt" »Behüte mich Gott ", sagte ich.»Etwas Besonderes, das allen Stmeinsam ist etwas Aktuelles, daS erhebt n», Soll das ein uftrag sein?" Gewiß." Ich danke." »Wie, Sie wollen nicht?" Nein." Redakteur X. war aufgesprungen und sah mich an, »Ist das Ihr Ernst?" »Ja, natürlich." Aber. Sie müssen! Hören Sie: Sie müssen I Fordern Sie, was Sie wollen jedes Honorar I Ich zahle alles I Geld spielt keine Rolle, verstehen Sie? Nun, Mann, so fordern Sie doch!" Ich schwieg und dachte nach. »Etwas Gewaltiges Elementares Aktuelles" Sehen Sie", sagte Redakteur X.,die Sache ist die: wir er- höhe» den Bezugspreis. Mehr brauche ich nicht zu sagen. Serviert man den Leuten jetzt etwas etwas, was wirklich einschlägt bann lassen sie sich'S gefallen. Andernfalls" Ich verstand. Alle diese Leute," sagte Redakteur X., Exzellenzen, hohe Be­amte, Minister, Räte. Wa-Z weiß ich, seheil Sie, auf die kommt's an. Die müssen etwas haben, so was fürs Herz für ihr Herz ja... Die muß man sich halten. Na?" Wieviel Zeit geben Sie mir?" So wenig, wie möglich." Gut," sagte ich.Also bis morgen." Ich grüßte und ging. Auf dem Wege fiel mir alles in den Schoß unverhofft und mühelos etwas fürs Herz, für Minister und Räte, für alte Ex- zellenzen; so ging ich und spann; als ich heimkam, war ich fertig. Etwas fürs Herz," sagte ich. Ich mußte lächeln. Ich nahm den Notizblock vom Tisch, rückte den Sessel zum Fenster und schrieb: -.*) Mtgliedep bis inneres Missioff. An den Schlaf. Hundertjähriger, urgewaltiger, urdeutscher Schlaft Sei mir gegrüßt und gepriesen, willkommen immerdar I Wie gütig schlürfft du daher auf Sohlen der Nacht, wie sanft erquickst du Leib und Seele bei Tage.... Schau, gar lieblich schlummert daS Land iin schwarz- blauen Dunkel; Wohlstand und Eintracht reichten sich lächelnd die Hand. Glückliches Volkl Glückliches Landl Alles schlummert... ES schlummern die Schäilein im Stalle; die Hirten nur sitzen zu Rat, wie man am besten sie schere.... Es schlummert daS Schwert in der Scheide, die schwielige Faust; hier der Lorbeer von Kupfer raunt von Kämpfen und Sieg.... Wonnig auch bist du. Schlaf, verkleidet als Fliege, ziehst du am Sommertag Kreise durch die Kanzleien Surr, Summ. Summ... Surr, Summ, Summ... Aktenberge, erschröckliche Meere von Tinte... Wirklichkeit oder Traum? sag es mir, Reckischer, du l Oder wie thronst du so stolz rings in den Akademien, Spinn» web. Folianten und Staub lassen kein Lüftchen herein; du nur herrschest ob Glatze und Zopf und Perücken: horch I der preußische Aar gackert dir beifällig zu. Lieblich schlummert das Land. Wohltätiges Dunkel hüllt den Lorbeer von Kupfer, Schafe und Schäflein ein. Plötzlich aber-- da grollt und donnert und loht es--- Hier brach ich ab. Nein, der Satz paßte nicht dahin; daS war ja kein Schlaf mehr, das war ja schon Erwachen. Ich strich ihn also und gab mich zufrieden. hüllt den Lorbeer von Kupfer, Schafe und Schäflein ein." Sehr fein. Schluß. So etwa schrieb ich, strich ein wenig daran herum und gab eS Redakteur X. Ich will nicht prahlen, aber derSchlaf" hatte einen Bomben- erfolg. Die Abonnenten strömten in Scliaren herbei, die Dankbriefe häuften ficki, zu Bergen... feine verbindliche Briefe auf Hand- geschöpftem Bütten, von Ministern, von Räten, von alten Professoren: Dank, Dank, tausend Dank! Sehen Siel" sagte Redakteur X. Er strahlte. Ich schrieb dann noch je einen HynmüS an die Habgier und die Borniertheit, denn der Verlag legte Wert darauf, auch agrarische Kreise heranzuziehen; nun, ich will nicht zu viel sagen, aber daS eine muß ich doch sagen: es war ein Triumph.Seht, der Kerl kann was I" schrieb dieKreuz-Zeitung "; die»Deutsche Tages- zeitung" aber geriet völlig aus dem Häuschen und schlug eine» Heidenlärm:Warum wird dieser Mann nicht Landrat?i" Redakteur X. umarmte mich. .Gerettet!" sagte er und drückte mir einen Scheck in die Hand, ja, das nruß ich ihm nun lassen, es war ein fürstliches Honorar. Am besten aber war doch der Schlaf," sagte er.»Donner « Wetter, wie sich das liest hundertjähriger, urgewaltiger hahaha I" Fehlt nur das Erwachen," sagte ich.«Das müßten wir noch bringen." Und Redakteur X. denkt nach. Das Erwachen..." Plötzlich aber verzieht sich sein Gesicht zur Grimasse, er lächelt pfiffig und sagt: DaS Erwachen... ja. mein Lieber. Auch das kommt. Aber hehehe nach den Reichstagswahlen.. proletaner-I�ynK. n. Auffallende Merkmale der sozialistischen Proletarier-Lhrik von heute sind Bodenständigkeit des Ausdrucks im Arbeitsmilieu. Hand- fester Kämpfertrotz ohne Furcht vor irgendwas und irgendwem und wachsende Lebensbegehrlichkeit. Diese Eigenschaften hat daS Buch Durch Di stein und Dornen' von Karl gielke <H. Bärer u. Co.. Harburg). Vereinzelte Klänge aus der Arbeit auf den großen Werken der Werstindustrie an der Unterelbe hallen herein, Nachklänge; heute ist Zielke als Redakteur am.Harburger Volks- blatt" tätig. Er ist eine kerngesunde Natur, kräftig und wach in jeder Stinimung, einer von denen, die. auch wenn sie einmal träumen, nicht vergessen, die Hand am Axtgriff zu lasten. Nichts Gedrücktes, nichts Düsteres ist in seinen Gedichten. Wo vom ge- drückten Proleiariertum die Rede ist, steht er aufgereckt mitten darin. Solch ein Buch erftischt. Daß die Satire darin nicht fehlt, ist fast selbswerständlich. Vom Titelblatt an wartet man aus ihre Stacheln, und sie stechen und kratzen und reißen auch überall im Buch.Grätiges" heißt eine Gruppe- ES ist Satire im besten Sinne; vieles bleibt lebendig, auch wenn der besondere Anlaß längst im Gedränge der Tagesereignisse in Ver- gessenheit sank. Zielke dringt also' von der vergänglichen Schale zum keimfähigen Kerne vor, und ihn führt die Ueberlegenheit deS urwüchsigen Einfalls.»Die Wahrheit ist kein Lutschbonbon", schlagworthaste Prägungen dieser Art find bezeichnend für Zielkes Satire, und sie find niemals äußerlich auf- geheste Atttappe, sondern ein natürlich gewachsenes Glied im