GraS. Neun hatten fie gefangen, und neunmal fünfund­dreißig ja, das wurden über drei Kronen. Die schwindelnde Summe machte Pelle skeptisch. Wenn das nur nicht bolß Lügen sindl" sagte er und leckte sich an der Schulter, wo er einen Mückenstich hatte. Es hieß, man bekäme für jede Libelle fünfunddreißig Oere in der Apotheke. Lügen?" brauste Rud auf.Ja, es mag woll fern," fügte er ganz verzagt hinzu.Es werden wohl Lügen sein, denn so was sind immer Lügen. Tu kannst mir Deine ja auch geben, Du!" Aber das wollte Pelle nicht.... Dann gib mir fünfzig Lere, dann will ich in die Stadt gehen und sie für Dich verkaufen. Sie kosten wirklich fünf- unddreißig Oere, denn das hat Karl mir erzählt, und seine Mutter macht in'er Apotheke rein. Pelle stand auf, nicht um die fünfzig Oere zu holen- denn die wollte er um alles in der Welt nicht weggeben�, sondern um sich zu vergewissern, daß sie noch in feiner Westentasche lagen. Als er sich emfernt hatte, hob Rud schnell eine Gras- sode an dem Abhang in die Höhe, schob etwas darunter und lief in das Wasser hinaus. Und als Pelle mit schwerem, unheilverkündendem Gang zurückkam, kroch er auf das andere Ufer hinauf und lief in großen Sähen davon. Auch Pelle lief, in kurzen, hastigen Sprüngen. Er wußte, daß er der Geschwindere war, und das machte ihn übermütig. Er klatschte während des Laufens seine» nackten Körper, als sei der gelenklos. wiegte sich nach den Seiten wie ein Ballon, bäumte sich und stampfte auf den Boden und stürzte dann weiter. Dann umfingen die kleinen Tannen fie wieder beide, die Bewegungen der Wipfel gaben an, wo fie liefen, ferner und ferner, bis alles still wurde. Auf den Wiesen kaute das Vieh mit geschlossenen Augen und wachsamen Ohren. Die Wärme stand über der Erde und spielte, flimmernd, nach Lust schnappend wie ein Fisch im Wasser. Es summte schwer und betäubend', der Laut kam überall und nirgends her. Oberhalb der Felder kam ein großes, dickes Frauen- zimmer gegangen. Sie war im Unterrock, Hemd und Kopf- tuch, sie beschottete die Augen und spähte. Sie ging schräge über die Wiese hinab, fand Pelles Vorratskorb, na hin den Inhalt und steckte ihn unter das Hemd, auf ihre nackte, schweißige Brust. Tann schlug fie die Richtung nach dem Meere zu ein. (Fortsehung folgt.js ?ZnliecÜer-(3esdncKten aus J�ord- lancL Von Andreas Hankland. �ranenranb. Viele Meilen jenseits des Waldes liegen die großen Kirch- spiele, wo der eine solid gebaute Bauernhof seine weit aus- ladenden Wiesen den weit ausladenden Wiesen des anderen ent- gegenstreckt... bis sie eine gewaltige Kette von Häusern und Aeckern und Wiesen rings um die� blanken Seen bilden, oder zwei lange Rethen eine auf jeder Seite des Tales die einander über den Fluß zulächeln. Hier fitzt der Bauer als Gebieter auf seinem Hofe. Und neben sich hat er seine Gattin, frei und stolz wie er. Sie sind alle groß und blond. Sie kennen weder Furcht noch Gefahr. Und fie haben keinen über sich als Gott. Sie pflügen und säen im Frühjahr. Und sie gehen ruhig umher und sehen es keimen und wachsen. Und fie sehen ihre Kinder aufwachsen, wie reisendes Korn. Wenn der Sommer zu Ende geschritten ist, wenn das Wetter- leuchten über den Feldern flackert, gehen sie umher, und nehmen die vollen Nehren   in die Hände und reiben das Korn mit den Fingern hinaus unl wiegen es in der Hand. Und wenn die ewig raschelnden Blätter der Espe vielfarbig find und die Lust hoch und klar geworden ist und ein unablässig klingender Ton zwischen Erde und Himmel zu singen scheint, dann füllen sie ihre Scheunen... und die Pferde werden von den Koppeln heimgeholt... und die blanken Kühe von den Weide- Plätzen im Gebirge. Wenn die Winterkälke dann über die Erde geht und die Blätter lautlos von den Zweigen fallen und fallen, dann schließen die warmen Häuser die Kälte und alles Unbehagen der licht- losen Zeit au« Und während der Schnee sich weiß über die Felder legt,«nb von den zufrierenden Seen hie und da ein Stöhnen ertönt, wie von geängstigten Tieren, gehen die Leute umher und sehen nach ihren Kühen in den Ställen und den stampfenden Fohlen in den Hürden. Sicher, wie jemand, dem nichts Böses widerfahren kann, versammeln sie sich an den Winterabenden um den Herd in der Stube. Der weißhaarige Alte sitzt in dem_ ausgehöhlten Baum­stumpf wie in einem Lehnstuhl, nahe der Warme..., seine blauen Augen sind so sorglos wie die der gelbhaarigen Knaben» die ihren Kopf gegen die Knie des Alten lehnen. Die jungen Frauen treten den Spinnrocken und singen dazu oder hantieren am Webstuhl. Ihr Busen ist hoch und voll. Ihr Hals erhebt sich milchfarbig ans den Schultern, und die korn- blumenblaucn Augen sind fröhlich und ohne Sehnsucht, und wie das Korn, das sich im Winde legt und wieder emporwogt, so wogt das Haar um den starken Nacken. So leben sie. Und so find fie. Ein Menschenschlag, aufrecht und schön und voll stillen Stolzes. Aber oben auf den Hochebenen ziehen die Lappländer umher mit ihren Zelten und ihren Rcnntierherden. Hie und da geschieht es. daß ein verarmter oder geiziger Lappländer in die breiten Kirchspiele umherzieht und bettelnd von Hos zu Hof geht. In seinem weiten Pelzrock zusammenkriechend, fitzt er des Abends am Feuer, und alle Bewohner des Hauses versammeln sich um ihn, um seine merkwürdig fremde, singende Sprache zu hören. Und wenn er weiter gezogen ist auf den krummen Beinen, von Hof zu Hos watschelnd, keimt eine Sage in jeder seiner Fuß- spuren. Noch lange nachher müssen die Leute auf dem Hofe der alten Geschichten gedenken aus der Zeit, da die Kojen der Lapp- länder an den großen Seen lagen, wo sich jetzt Wiesen und Aecker ausbreiten, und die Renntiere zlvischen den Bäumen umhergingen und ihre Mäuler nach dem Graubart der allen Fichten ausstreckten, als der Lappländer an den Herbstabenüen seinen Schlitten in den Fluß hinausschob und dem Lachs nach- spürte, der scharenweise unter den Wasserfällen herauskam, oder seine Netze in die See hinausruderte und sie, mit feisten, zappelnden Forellen angefüllt, hinaufzog. Als die ersten Kolonisten in die Täler einzogen und ihre Höfe oben in den Abhängen ausbauten, mußten die Lappländer weichen.. immer weiter und weiter zum Gebirg hin. Aber Kamps kostete es und Ungemach brachte es. Die Kolonisten töteten ihre Renntiere und zertrampelten ihre Kos  -n. Und die Lappländer, die beständig zurückwichen, richteten ihre Seuchen und Unheil bringenden Zauoerschüsse auf Voll und Vieh der Fremden. Zuletzt verschlvanden fie, zogen nordwärts, in die gewaltigen Hochebenen oder in die Einöde. Generationen hindurch zeigte kein Lappe sich in den Kirch- spielen. Uebrig blieben nur dunkle Sagen und hie und da eine Steüisäule als Gedenkzeichen, wo die alten Lpferstätten gestanden halten. Lange ehe eine Axt auf der Ebene unter dem Gebirge zn klingen begonnen hatte, wohnte ans einem der größten Höfe im Tale der Bauer Brynjuls Rosvold. Er war Witwer und sohnlos, halte aber eine Tochter, ein ganz junges Mädchen, die Torbjörg hieß. Den Hos hatte er von dem Abhang ans die große Steppe aur Fluß hinabvcrlegt. Und die Pferdekämpfe, die früher aus der Steppe abgehalten wurden, fanden jetzt weiter unten im Tale statt. Storrud, wie der Hos auf dem Abhang hieß, wurde jetzt unter Rosvold als Nebengebaude verwendet. In einem Frühjahr kam ein kleiner halb wie ein Lappe, halb wie ein Ansiedler gekleideter Mann in das Kirchspiel hinab. Nie- mand hatte ihn vorher gesehen. Und es erregte Verwunderung, daß er die Sprache des Kirchspiels sprach, jedoch mit singendem lappländischen Tonsall. Er kam eines Tages nach Rosvold und blieb über Nacht dort. Er war wortkarger als andere Lappländer, die durch das Kirch- spiel zogen. Außerdem hatte sein Wesen etwas an sich, das sie als verwandt empfanden. Es fließt nicht nur lappländisches Blut in ihm. dachten sie, sahen ihn an und nickten vor sich hin. Aber fie konnten nichts darüber erfahren. Er saß und blickte Torbjörg heimlich an, lauernd wie ein sprungbereites Tier. Und man konnte kaum ein Wort aus ihm herausbringen. Aber am folgenden Tage verdingte er sich auf Rosvold für den Sommer. Er hieß Steinar. Er war anfangs linkisch und verstand nicht mit Spaten oder Sense umzugehen. Aber er war stark und unermüdlich und hatte guten Willen. Er holte schnell nach. Da geschah es eines Tages, daß er und Torbjörg auf eine Heuwiese oben in den Storricdseldern gegangen waren. Die Wiese war gerade so groß, daß fie bis zum Abend damit fertig werden konnten. Er ging voran und mähte» und fie ging hinterher und spreitete aus. Als die Sonne am höchsten stand, setzten sie sich in den Schatten