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einer großen Birke und aßen zu Mittag. Sie hatten ihr Mittag- zösische Romane und Novellen überfeßen und pikant illustrieren effen bei sich. Der Hof war zu weit entfernt, als daß sie hätten lassen! Kurzum: man fonnte dem Geschmack des vornehmen Groß­zurüdgehen tönnen. stadtpublikums nicht mehr entgegenkommen als mit einer recht ge würzten fomischen Rofotooper. Gab man dann dem Theatermaler noch reichlich Gelegenheit zu recht effektvollen Bühnenbildern, aut Brunk und Farbenpracht, dann war ja der Erfolg gesichert.

Als er fatt war, troch er zusammen wie ein Hund, der fich zur Ruhe legt und schlief ein.

dall

Sie blidte ihn eine Weile an, dann ging sie zum Bach, der in der Nähe rann, zog Schuhe und Strümpfe aus und badete ihre Füße.

Sie blieb lange figen und ließ ihre weißen Waden von dem fühlen Waffer umströmen und fühlte sich mit einem eigenartigen Behagen von seiner Kälte durchrieselt.

Nach kurzer Zeit erhob fie fich und blickte zu Steinar hinüber. Der Schatten war gewandert. Die Sonne stand jekt gerade über dem Manne. Aber er lag ganz still wie zubor.

Da schürzte sie ihren Rock auf, daß er nur bis zu den Knien reichte. Und begann dann mit den bloßen Beinen in dem dicksten Grase umherzuwaten. Und es fibelte sie hinter den Knien, wenn fie diese beugte, daß fie beinahe freischte und zuſammenſant.

Lange ging fie so. Die Kühle des Grasbodens liebkoste ihre Fußsohlen, und die langen Halme wippten mit ihren scharfen Spigen um ihre Knie. Und über ihr brannte des Mittags ent­fräftende Sonne.

un Zulegt nahm sie sich zusammen mit einer Bewegung wie einer, der erwacht und schaudert. hisid

Dann ging fie und rief Steinar. Er dehnte sich, lag eine Weile ausgestrect, mit einem schwachen Beben in den Gliedern. Grwachte aber nicht. In seinem Gesicht war eine gelbe Hitze von der Sonne, die ihn umwogte.

Da beugte sie sich herab und rüttelte ihn,

తి 1940.

( Schluß folgt.)

Ein Nachwort zum ,, Rofen­

kavalier".

Aus Dresden   wird uns gefchrieben: Friedrich Schiller   wollte die Schaubühne als eine moralische An­stalt betrachtet wissen. Derartige Ansprüche haben wir Modernen uns längst, längst abgewöhnt. Wir schauen nur noch refigniert zu, wie fich die kapitalistische Scheinfultur in den Ereignissen des Theaters spiegelt. Wir stehen abfeits, außerstande, den Verfall der Kunst irgendwie aufzuhalten, ja nicht einmal mehr willens, es zu verfuchen; je schmeller der Schwindelbau zusammenbricht, der sich moderne Kultur" nennt, um so lieber fann es uns sein.

In Dresden   hat sich wieder einmal so ein Theaterereignis vollzogen, das auf die ganze Kunstpolitik ein grelles Licht wirft, das vor allem zeigt, in welchem Fahrwasser eine der ersten Hofbühnen Deutschlands  ( wenn nicht überhaupt die erfte) sich bewegt.

Die Vorgeschichte diefer Uraufführung vom 26. Januar ist schon recht bezeichnend. Die Dresdener Oper ließ sich, um das Werk aus der Taufe heben zu dürfen, auf Jahre hinaus die Aufführung der Salome  " und Elektra  " aufhalfen. So wenig Vertrauen also fegt Herr Richard Strauß   in die Lebensfähigkeit seiner beiden vorauf­gegangenen Bühnenwerke, daß er sie selbst dem Theater aufzwingen muß, das fle zuerst herausgebracht hat. Bei dieser raffinierten Aus­nuzung der geschäftlichen Konjunktur handelt es sich doch wohl eher um die Sicherung der Tantiemen ais um irgend welche fünstlerischen Beweggründe. Und siehe da: die stolze Hofbühne mit ihrem gräf­lichen Intendanten, die bereits für ihre Uraufführung Reflame ge­macht hatte mit einem neuen Strauß find immer Geschäfte zu machen gibt flein   bei. Die Firma Fürstner und Strauß in Berlin  hatte also vollkommen richtig falfufiert.

Die Folge von dieien zauberhaften Effekten war, daß ein großer Teil der Kritik sich dem Werk als Ganzem bollkommen gefangen gab und Hofmannsthal   und Strauß, die Schöpfer, mit Schuch und Roller, den Ausführenden( Kapellmeister und Theatermaler), ber wechfelte. Daß das Textbuch geschraubt, undramatisch breit und feicht, die Musik aber stellenweise bis zum Ordinären banal und dann wiederum schwulstig- fentimental, ebenso bar jeder echten Komit wie wirklicher Empfindung ist, das merkten diese Schwärmer nicht. Wo in aller Welt soll denn bei Herrn Richard Strauß   die Empfindung stecken, der es fertig bringt, der Gesellschaft von Berlin   W. im Gis­palait Beethovens neunte Sinfonie zu servieren?

Jft es wohl ein Zufall, daß gerade die Börsenjobberpresse ber großen Städte fast übereinstimmend den Rosenkavalier  " am meisten herausstretcht? Kommt man nicht ganz bon felber zu dem Schluß, daß die neue Oper so recht nach dem Herzen der oberen Zehntausend fein muß? In der Presse steht sie hoch im Kurs, folglich auch beim Bublifum. Wäre die Aufmachung nicht so raffiniert, man müßte denten, ein Kritiker fet vom Sonnenstich befallen, der die Parallele mit dem Figaro" zu ziehen wagt!

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Natürlich hat auch das Dresdener Theater den Lohn für seine Mühen geerntet. Das war Weltstadt das führende Dresden  !" hieß es in einem Berliner   Blatt. Wer die Dresdener   Theater­berhältnisse. fennt, lacht über diese Phrase. Wegen einer effektvollen Uraufführung soll ein Theater oder gar die gange Stadtführend" sein! Was leistet die Dresdener Hofoper mit ihren vortrefflichen Kräften? Ein paar gute Buccini und Wagner- Aufführungen, alles übrige mittelmäßig, ja manchmal schlecht. Alle Mozart- Opern werden geradezu mißhandelt, den Fidelio" von Beethoven  , Bizets, Carmen  ", ja selbst die populärfte deutiche Oper Der Freischüg" bringt eine anständige Provinzbühne besser heraus als das führende Dresden  ".

Aber das zeigt uns deutlich, wo wir stehen: alle Sträfte und Mittel von Deutschlands   leistungsfähigster Opernbühne werden für eine Bluffvorstellung wie diese Rosenkavaliers- Premiere aufgewendet, und die Klaffifer werden daneben vernachlässigt. Alle Musikfreunde fehnen sich nach dem Barbier von Bagdad  " von Peter Cornelius   und nach Hermann Gögens töftlicher Wider spänstigen Zähmung" umsonst: Richard Strauß   bringt mehr ein! Die Reflame verhilft auch am Hoftheater einem Künstler zum Er­folg. Wer weiß, wie manche wertvolle Partitur eines unbekannten Musikers in der Schublade des Intendanten und des Generalmufit­direttors verichimmelt, während man Herrn Ehrendoktor Richard Strauß   mit einem Straßfuß feme Riefentantiemen überreicht? Aber wie im führenden" Dresden  , so sieht's an anderen Bühnen aus. Das ist Kunstpflege im tapitalistischen Zeitalter.

H. H.  

Neue Wunder der Chemie.

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Man sollte denken, das Dresdener Hoftheater hätte sich durch feine Nachgiebigfeit blamiert. Aber im Gegenteil: der ganze Handel, wichtigste davon Mesothorium genannt hat. Dieses Hahnsche von der bürgerlichen Bresse gehorsam breingetreten und zu seinen Gunsten gedreht, diente nur dazu, die allgemeine Aufmerfiamkeit auf die bevorstehende Uraufführung zu fammeln. Die Reflame scheint eine Art von Maffenfuggeftion zu bewirten: in alle Welt war hinauspofaunt worden, daß der Rojentavalier" etwas ganz Be sonderes, etwas Neuartiges, etwas nie Gehörtes sei, und viele, viele Berichterstatter aus aller Herren Länder trafen mit der festen Ueber zeugung in Dresden   ein, daß das neue Werk etwas ganz felten Großes und Eigenartiges fein müsse. So wenigstens erflärt man sich mit die geradezu verrückte Verhimmelung, die sich leider allzu viele Zeitungen geleistet haben.

Der Vortrag, den Professor Emil Fischer   aus Anlaß der Non­ftituierung der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften im Kultusministerium gehalten hat, wird jest in der Internationalen Wochenschrift" veröffentlicht. Er gibt einen umfassenden Ueberblick über die erstaunlichen Erfolge, die die Chemie in den letzten Jahren errungen hat, und vermittelt weiteren Kreiſen die Kenntnis einer Reihe von bedeutsamen Resultaten der Forschung. Auf dem Gebiete der Radioaktivität gibt er Kunde von einer Erfindung des Professor Otto Hahn  , der in den Umwandlungsprodukten des bei der Fabrikation bon Gasglübstrümpfen gebrauchten Thoriums mehrere radioattive Elemente entdeckt und das Präparat, die Bromverbindung des Mesothoriums, ein weißes Salz, das dieselben durchdringenden Strahlen aussendet, wie das ent­sprechende Salz des Nadiums, tönnte in Deutschland   alljährlich aus den wertlosen Rückständen der Thoriumfabritation gewonnen werden, so daß dadurch die Radiumnot, die bisher in Deutschland   herrschte, beseitigt sein dürfte. Auch in der anorganischen Chemie, die man vor 30 Jahren fast für abgeschlossen hielt, sind durch ganz neue Hilfsmittel, wie die hohen Temperaturen, die starken elektrischen Ströme, nene wichtige Resultate erzielt worden. So ist die direkte Berivandlung der Luft in Salpetersäure gegenwärtig in bas Stadium der Großfabrikation eingetreten, denn Kaum jemals ist auch ein Bühnenwert mit fobiel Berechnung in Norwegen   wird in der Nähe eines mächtigen Wasserfalls ein Riesen­der Wirksamkeit gemacht worden wie dieser Rosenkavalier  ". Die werk von deutichen Fabrifen in Verbindung mit norwegiichen Ingenieuren Herren Hofmannsthal   und Strauß, die sich eben erst in einer verven errichtet. Der Kaltstickstoff wird durch ein originelles Verfahren aus zerreißenden Blutrünftigfeit( nach modernen Begriffen Tragif") in Kalziumcarbid und Luftstickstoff bereitet, und schon ist ein drittes perveriem Schwelgen in Grausamkeit hervorgetan hatten, verfielen Verfahren angekündigt, das darauf hinausläuft, den atmosphärischen auf einmal in Rotofogetändel, in erotisch- gefühlseliges Spiel. Welch' Stickstoff direkt mit Wasserstoff zu Ammoniat zu vereinigen. eine Wendung aber nicht durch Gott Apollos Fügung! Leo Fall   Die Herstellung solcher Stidstoffverbindungen ist für die Landwirt­und Franz Lehar   hatten mit einer zugkräftigen Mufit auf schmierig fchaft von höchster Bedeutung, da sie sie als fünstlichen Dünger ber­tomische Texte Reichtümer erworben. Gleichzeitig schrie die Kritit wendet. Da nun nach dem Urteil von Sachverständigen die deutsche nach einem literarisch brauchbaren musikalischen Lustspiel. Landwirtschaft leicht das Doppelte, ja das Dreifache des heutigen Gleichzeitig aber ergözte sich auch der überreizte Geschmack unierer Berbrauchs an Stickstoffverbindungen bei Verringerung der Preise verdorbenen Gesellschaft an der überreizten Erotik des verfaulenden aufnehmen könnte, so find der chemischen Industrie hier Rototos- findige Verleger fönnen gar nicht genug erotische fran- Aufgaben bon großer Bedeutung eröffnet. Auch mit der

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