60er oder 70et Jahre des 16. Jahrhundert» eine Reise von Callao nach Valparaiso machte. Auf dieser Reise entdeckte er die Inseln, die ihm die spanische Krone dann schenkte. Seinen Namen führt unser Paradies noch heute. Er wurde der erste Kolonist dort mit W Indianern; aber er wollte reich werden, und das brachte ihm Unglück, wie allen seinen Nachfolgern, die auch nach Geld und Gut, statt nach Frieden und Ruhe strebten. Fernandcz starb und verdarb! Still und einsam lag die weltenferne Insel fast 100 Jahre. Dann kamen die Jesuiten , die bald wieder gingen, denn sie waren gar kluge Leute und sahen schnell, daß da nichts zu holen war. Ihnen folgten die..Brüder der Küste", ein Piraten- bund, der hier einen seiner Schlupfwinkel hatte. Noch später er- schienen englische und französische Schmugglerschiffe. Auf einem solchen, derFünf Hafen", befand sich als dritter Steuermann Alexander Selkirk . Ihm sagte die strenge Schiffszucht nicht mehr zu, und so floh er. als sein Schiff eines Tages an der Insel an- langte, in die dichten Wälder. Das war im Oktober 1704. Damit begann das Robinson-Leben, das Defoe in seinem prächtigen Roman erzählt, der noch heute, nach 200 Jahren, das Entzücken unserer Jugend bildet. Vier Jahre und vier Monate blieb Selkirk in seiner selbstgewählten Verbannung, bis ihn im Februar 1709 ein anderes Schiff, der Kaper.Herzog", wieder unter Menschen trug. Roch heute erinnert eine eiserne Gedenktafel auf der Insel an seine Schicksale. Jetzt aber hallen die ehernen Tritte der Weltgeschichte auf unserem Felseneiland wider. Es war die Zeit, in der die Erben Karls V. um die Herrschaft der Erde stritten. Ein englisches Ge- schwader fand nach harten Stürmen auf Juan Fernandez Zuflucht und blieb drei Monate dort, um die Schiffe wieder herzustellen und den Matrosen Zeit zur Erholung zu gönnen. Die lieblichen Fruchthaine rühren noch von jenem Aufenthalt her. Von hier überfielen die englischen Schiffe ganz unvermutet Valparaiso und »nachten die Küstenstadt Paita dem Erdboden gleich. Da erkannten auch die Spanier die strategische Bedeutung des Platzes, und im Jahre 1750 erstand eine Hafenstadt auf unserem Eiland, San Juan Bautista die Stadt des heiligen Johannes. 14 Monate lang dursten sich die Bewohner ihres Daseins freuen. Im März 1751 jedoch überflutete das Meer bei einem Seebeben den Strand und riß die Stadt in seinen unergründlichen Schoh! Von da an wird es finster in der Geschichte der Insel, und Seufzer und Klagen ertönen statt glücklichen Lachens im goldenen Sonnenschein! Die spanischen Vizckönigc schufen hier eine Verbrecherkolonie, und bald nannte man die Zauberinsel die.Bastille des Stillen Ozeans", in der sich der Auswurf der Bevölkerung Chiles , Perus und Ekuadors sammelte. Als aber mit dem ersten Jahrzehnt dcS 19. Jahrhunderts die Sonne der Freiheit auch über dem süd- amerikanischen Kontinent zu strahlen begann, da hob die neue Regierung Chiles das Jnselgefängnis auf und ließ alle Bewohner von dort abholen. Nur drei Soldaten vermochten sich nicht zu trennen, und sie blieben die olleinigen Besitzer einer Festung. einer Stadt und einer Insel. Aber schon im Dezember 1814 de- kamen sie Gesellschaft! Ein langer, düsterer Zug ergoß sich aus einer Korvette an das Land: die Blüte der chilenischen Aristo- kratie, die die Wiederherstellung der spanischen Herrschaft in die Verbannung getrieben hatte. 27 Monate vergingen bis zur Er- löfung, in denen ein Brand der Stadt die AuSgestoßenen heim- «suchte. Da kam denn endlich derAdler" und holte den größten Teil in die Heimat zurück. In der Folgezeit wurde die Insel wieder und wieder der Verbannungsort für die Machthaber Chiles , an dem alle Mißliebigen gut aufgehoben tkarcn. Und erst 1840 wurden die letzten Deoortierten erlöst. Aber schon stellt sich ein neuer Bewohner ein. Diesmal ein schottischer Matrose Archibald Osborn, dessen Schurkereien seine Kameraden bewogen, ihn aus- zusetzen. Er bekam Gesellschaft in einem englischen Knaben, von dem man nur weiß, daß er Juanito gerufen wurde. Und dann gesellte sich noch eine Familie Maurelio hinzu, die sogar Rechts- ansprüche auf die Insel geltend machte. Osborn wurde ermordet, und zur Sühne für diese Lynchjustiz verbannte die chilenische Rc- gierung die ganze Familie nach Punta Arcnas. Nun lag Juan Fernandez wieder still und schweigend im Glänze der Mittags- tsonne. Einige Naturforscher Iqnden für Tage und Stunden, aber kein Kolonist wollte mehr dort wohnen, denn die Schatten der Ermordeten waren so sagte man auferstanden und trieben sich in den Wäldern umher. Bis dann im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts ein deutscher Name in der Ge- «schichte der Insel auftaucht: der Schweizer Alfred von Rodt , der idie Insel von der chilenischen Regierung pachtete, und unter ihm. der eine Kolonisation im größten Stile anstrebte, gedieh alle? aufs beste. Nur nicht ganz so wie er es wollte. DieUntertanen" waren einfach nicht zur Arbeit zu bewegen, denn was sie brauchten, wuchs ihnen ja in den Mund. Seine Hoffnung auf Reichtum blieb so ein schöner Traum, und ein Versuch, zur Kolonisation der Insel eine Aktiengesellschaft zu gründen, mißlang gänzlich. Wis endlich auch Ton Alfredo einsah, daß schließlich Reichtum vier Nebensache sei. und nun wurde er der eifrigste Schützer all der Schönheiten unserer Insel, bis er nach langen Jahren dort starb. Heute ist Juan Fernandez dabei, ein volkreiches Eiland zu werden. Blitzblanke Häuschen umrahmen die Cumberlandbai. Kirche und Schule tragen die Segnungen der Kultur unter die Keraiilw. Redakteur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: glücklich« Bevölkerung. Am Strand ächzt tmtz faucht sogar die Dampfmaschine einer Konservenfabrik. Aber selbst das Herauf- dämmern der Maschinenzeit vermag dem weltfernen Eiland nicht seinen Zauber zu nehmen. Immer noch leuchtet die strahlende Sonne am tiefblauen Himmel, wie einst in den Tagen Robinsons. Immer noch plätschern die Wogen leise an den Felsgestaden. und immer noch gaukeln die Falter und Kolibris um die purpurnen Blüten. O Einsamkeit o Märchentraum auf unserem alten Sternl Wie lockend rauschen deine Palmenwälder hinüber zu unserem kühlen Strand! Und ich glaube, in uns allen lebt etwas von einem Robinson. Es lebt in unserer Sonnensehnsucht, die uns immer wieder nach dem Süden zieht, und es lebt in unserem Forscher- drang, der endlos durch Sternenwciten schweift! Sonnensehnsucht, Märchentraum, wie schön, wie schön bist dvl kleines femUeton. Unsere ZahlemiuSsprache und ihre Reform. Während heute alle Kulturvölker zum Schreiben ihrer Zahlen da» Dezimalsystem lnach Einern, Zehnern, Hunderten m'w.s eingeführt haben, eine Methode, die keiner Vereinfachung und Verbesserung mehr fähig ist. weist die Aussprache dieser Zahlen in bei« einzelnen Sprachen auf historischen und GewohnheitSuriachen begründete Unregelmäßigkeiten, Widersinnig- keilen und Unllarheilen auf, die das Erlernen dieser Ausspräche so­wohl dem Kind als auch dem fremdsprachigen Erwachsenen sehr er- schweren, und anßerdem beim Rechnen Schwierigkeiten machen und leicht zn Irrtümern führen. In der ZeitschriftPrometheus" beschäftigt sich der Mathema- tiker O. Dziobek vor allen Dingen mit den in der deutschen Sprache zu findenden Unstimmigkeiten und deren Folgen und macht Borschläge zu ihrer Beseitigung. Die deutsche ZisternauZsprache be- ruht auf folgenden Grundrrgeli,: Es wird jede Ziffer ausgesprochen; die Ziffern werden in der Reihenfolge ausgesprochen, in der sie geschrieben werden, und zwar wird die Stelle, an der sie stehen, durch eine Endung(zigs oder durch ein Wort(Hundert, Tausend usw.) angezeigt. Von diesen Grundregeln gibt eS nun eine Menge Alisnahmeii. 1. nemit man die Nullen nicht. Man spreche die Ziffer 5 000 640 aus, um sich zu überzeugen, daß nur die Nichtnullen zur Aussprache kommen. Zweifellos wird da? Niederschreiben einer solchen Ziffer durch diese Weglaffung erschwert und erfordert immer etwas Ueberlegung. 2. wird die 1 bald genannt, bald nrchl. Man sage sich die Ziffer 3167, 120, 1089 laut her, um dies bestätigt zu finden. 3. Die Zahlen 11 und 12 werden nicht nach der Regel der 18 und 14 wie einzehn und zweizehn ausgesprochen, sondern haben ein noch aus früheren Zahisystemen stammendes besondere» Wort. 4. Die wichtigste und in ihren Folgen unaiigenehmste Ab« weickung von der allgemeinen Regel ist aber die Umstellung der Zehner und Einer, die eine ganz besondere Eigentümlichkeit der demschen Sprache bildet. Wie widerfinnig ist es doch, daß wir die Zahl 35 nicht achtzig fünf, sondern fünfundachtzig aus- sprechen. Bei der Zahl 75 683 wird nur die mittelste Ziffer an ihrem richtigen Platz auSgeiprocben, Beim Niederschreiben solcher Zahlen erfordert eS immer einen gewisien Grad von Aufmerksamkeit. die richtige Umstellung der mit dem Ohr falsch gehörten Ziffern vorzunehmen. Oder man denke z. B. an die Anspannung der Tele« phonistin, die auf Wunsch des ReicbStelephonamres eine vierstellige Zahl in zwei zweistelligen übermittelt bekommt, also jedesmal erst zwei Umstellungen vornehmen muß. ehe sie die Verbindung herstellt. Dziobek bringt nun alS weitgehendsten Vorschlag den, die Zahlen einfach so, wie sie geschrieben werden, herunterzulesen, zum Beispiel 3496 drei vier neun sechs auszusprechen. Wenn dies nicht gleich durchführbar sei, so möchte er wenigstens die Elf und Zwölf beseitigt und die Nullen ausgesprochen haben. 503 soll fünfhundert nullzehn drei gesprochen werden. Bor allem aber soll die Umstellung der Zehner und Einer beseitigt werden. Dem letzteren Vorschlage kann man ohne weitere? zustimmen. Seine Einführung dürste, wenn erst die Schulen sie in ihr Programm aufgenommen haben, auch auf gar keine so großen Schwierigkeiten mehr stoßen. Weit weniger wichtig erscheint dem- gegenüber die Beseitigung der Elf und Zwölf, während der Vorteil. den die Aussprache der Nullen für das Niederschreiben gewährt, durch den Nachteil der umständlicheren Aussprache, besonders bei Worten mit mehr als einer Rull mehr als ausgewogen wird. Was endlich den Vorschlag anbelangt, die Zahlen, wie sie ge- schrieben werden, abzulesen, so dürfte dies in allen Fällen, wo eS auf ganz genaues Feschalten und Wiedergeben der ganzen Zahl an- kommt, zuni Beispiel beim Diktieren großer Zahlen, beim An- geben von Katalog- oder Telephonnummern, von großem Vorteil i'ei». Im täglichen Leben, bei Vorträgen usw.. wo«S vielmehr darauf an­kommt. daß der Hörende eine richtige Vorstellung der Gesamtgröße erhält, wird dies eher durch die Reuraing der großen Dezimal­gruppen(Hundert, Tausend, Millionen usw.) erzielt werden. Wieviel anschaulicher klingt es doch z. B.. wenn man sagt: Das Deutsche Reich hatte im Jahre 1910 Vierundsechzig Millionen Siebenhundert- fünfundfiebzigtauiend Einwohner, als wenn man iagm wollte:. sechs vier sieben sieben fünf null null null Einwohner._ torwärtsBuchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul SingerZcCo., Berlin SW.