— 140- »arisch, sondern man philosop'hiert über kalte und Wanne Schatten. In Wirklichkeit ist alle große Kunst literarisch, in irgend einer Horm gestaltete Weltanschauung, ob der Künstler nun einen Wcidenstumpf malt oder den Petersdom mit Fresken heiligt. Wie „literarisch" ist das Höchste aller menschlichen Kunst, der Beethoven lder letzten Streichquartette! Immerhin, es lägt sich bei der Forderung, daß die Malerei nicht literarisch sein soll, noch etwas denken: sie soll die Formbedingungen des Malerischen erfüllen. Aber daß nun auch die Literatur nicht literarisch sein dürfe, der Satz ist schlechthin sinnlos; es ist ein Ungedanke. Denn die Winscnwahrheit soll doch wohl nicht so pompös vorgetragen werden, daß'das Drama dramatisch und das Theater theatralisch sein müsse. Auch die Erscheinung, daß wir des großen, aus dem Drange unserer Zeit geborenen Dramas entbehren, kann nicht gemeint sein; denn gerade dieses Drama wäre gewaltig literarisch, ganz Weltanschauung in dramatischem Gebilde. Was meint der Mann? Er setzt eben nur Max Reinhardts Künste in System. Darum geschieht es, daß er im Widerspruch mit seiner Predigt der reinen dramatischen Form die übel litc- »arische Gulasch-Aesthetik des G e sa m t k u n st w e r k e s lehrt: „Der Theaterkünstler nimmt Schauspielkunst, Tanzkunst, Dichtkunst, Architektur, Malerei, Plastik in den Dienst seiner T h ea t e r idee." Der dramatische Dichter wird von dem Theaterkünstler unter Schauspieler, Maler, Tänzer, Architekten, Plastiker, Möbelfabri- kanten aufgeteilt. Dann aber heißt es wieder:„Das aus ur- sprimglicher dramatischer Schöpferkraft hervorgegangene Werk braucht zu seiner Höchstwirkung nichts als den Schauspieler auf dem Podium." Sehr richtig, nur bedarf darum Shakespeare auch keines rettenden Reinhardt . Das aber soll gerade die„große ge- schichtliche Tat Max Reinhardts" sein,„der mit einein künstle- rischen Können und Wollen von höchster Spannkraft aus der Trümmerwelt des Naturalismus und Literalismus heraus nicht nur die Schauspieler heranbildet, sondern ihnen auch die Souvc- ränität auf der Bühne errungen hat, die für die Wiedergeburt wahrer Theaterkunst Boraussetzung war." Außer Festhalle und Max Reinhardt hat cS Oberammergau unserem Kultur-Europäer angetan. Die ganze Verwirrung zeigt sich in der Verallgemeinerung dieser völlig isolierten, nur in ihren besonderen Bedingungen begreiflichen Erscheinung. Ueber- dies widerspricht Oberammcrgau jener stark betonten Forderung der Einheit von Bühne und Zuschauerraum, von Schauspielern und Publikum. Die Oberammergauer wissen vielmehr sehr gut. daß sie die Illusion heiliger Weihe gerade durch die Trennung der beiden Welten erreichen, der Zuschauer in ihrer kahlen Halle, und der Bühne unter der leuchtenden Sonne, mit den tanncndunklen Berggipfeln. Schließlich hat Georg Fuchs noch eine„literarische" Idee: er will bei seinen Volksfestspielen in den Monumcntaltheatern alle Klaffen des Volkes in der Einheit künstlerischer Andacht versöhnen, wenn auch nur für einen Festtag, und wenn auch die Einheit darin besteht, daß die Armen hoch oben aus weiter Ferne in die Herrlich- keit starren dürfen, während die Besitzenden in bequemer Nähe sich ansiedeln. Welche Versöhnung der Klassen! Aber dieses Volk der Höhe und Ferne braucht man. Die inisera plebz contribuenz ist für die finanzielle Bilanzierung des kultureuropäischen Monumentaltheatcrs unentbehrlich. Man wirbt also um Arbeiterorganisationen. Es ist kein Schade, wenn unsere Organisationen an solchen Plänen sich beteiligen, es ist aber auch kein Nutzen. Nur sollten wir uns allzu großen Eifer sparen und keine überschäumende Begeisterung aufwenden. Diese Volks- feftspielcreien, in denen für die entfernt Sitzenden das unhör- bare Drama zur zappelnden Pantomime wird, veräußeclichen die Kunst und lenken von einer fruchtbaren proletarischen Kunst- Politik ab. Vielmehr sollte man den plötzlichen Eifer unserer Oberbürgermeister für das Theater benutzen, um an die Pflicht jeder Gemeindeverwaltung zu erinnern, daß wie die Unterhaltung von Volksschulen auch die Errichtung von Volksbühnen für die Allgemeinheit zu ihren Pflichten gehört. Keine Luxustheatcr amd keine Suppenküchen für die Armen, awch keine riesigen Fuchsfallen, sondern Gemeinde-Bühnen ernsten künstlerischen Ranges in voller Auswirkung freier geistiger Unabhängigkeit, zu ganz niedrigen Einheitspreisen, unter Verlosung der Plätze— das tut uns not! Ii. E. Schach. Unter Leitung von S. Alapitt. Lösung.(11. Februar. Kotz und Kockelkorn. Weiß: Xgl, Lal, 856, Bliß; Schwarz; KhS, Lb7, Bg3. In welcher kürze st e n Zügezahl kann Weih am Zuge Malt setzen?) Auf den ersten Blirk scheint es. daß die vierzügige Bewegung: Bai— b2— a3— 18— g7=f: genügt. DieS ist aber falsch wegen 1. BbS?, Lhll; 2. La3, g3!; 3.1021(Auf I,k3?,väre Sckwarz Pa tt!..) 3.... glvs". 4. XXg>. B wj; 6. BIS. I,-/i;«.(IVBg?�. Deshalb ist 5.(!) die kürzeste Zügczahl und zwar ivie folgt: 1. Bsä I. Bhl!; 2. BXg3! I, B W : 3. Bd6, B e/5; 4. BfS, B t/); 5.(!) Bg?�. Auch diese Vexier frage eignet sich zu spaßigen Wetten, indem der Laie geneigt ist, auf 4 oder« zu wetten. Schachnachrichten. Gelegentlich von Schachturnieren, die mit Hohen Geldpreisen verbunden sind, wird die Kenntnis theoretischer Untersuchungen über wichtige Eröffnungs-Barianten für die Teilnehmer sebr wertvoll.... Besonders wenn eS sich um m o d c r n e Forschungen in maßgebenden Swachspalien der Tages- presse Handell, die noch keine Gelegenheit gefunden hatten, in die Lehrbücher ausgenommen zu werden. Es ist nicht leicht für die intere'fierlcn Schachmeister, sich die betreffenden alten Zeitung?- nuunncrn herauszusuchen und zu verschaffen, und der Gedanke liegt nahe, sich in solchen Fällen um Zusendung der Varianten an den Verfasser als Kollegen zu wenden. Auch diesmal, gelegentlich des Turniers von San Sebastian , ging uns von zwei sehr bekannten Teilnehmern die Bitre um Mitteilung der bei unS(17. April; 7. und 23. Mai; 4., 11. und 25. Juni; 2., 9. und 23. Juli) veröffentlichten Wendungen der„Französischen Partie" zu. Wir ant« wortere!', daß wir, um die Konkurrenten nicht zu schädigen. die Absicht haben, baldmöglichst in unserer Schachspalte eure mit dieser Eröffnung gespielte Partie zu bringen, um in den Glossen die wichtigsten Varianten öffentlich zu rekapitulieren. Wir ent- ledigen uns nachstehend des Versprechens. Nrauzösische Partie. Im Januar 1911 im„Mannheimer Arbeltcr-Schachklub" gespielt Weih: beratende Amateure. 1. v2— e4 2. 32-64 3. Sbl— c3 Schwarz: S. Alapin. v?— 66 67—65 Vorsichtiger(nach M o r p h y l) ist 3. sä I, was bei der Fortsetzung: 3...... od; 4. 1,63, Ld6; 5. Sc3, c6; 6. Spo2 nebst event. Lo3 und I)d2 zu beiderseits ausfichts- oollen interessanten Wendungen sühren kann. Der cndqültige Wert des„Alapin- (chcn KanibltS" mit 3. Bo3 1? ist noch nicht ganz scslgestcllt: 3...... de; 4. 362. 856!; 5. a3, 1,67; 6, c4, Lc6; 7. g3, 8567; 8. Bg2, 55; 9. 53, ef: 10. 8gXf3 rc. Wein ist bedeutend besser entwickelt,' hat aber einen Bauer weniger. 3...... Sg8— fö 4. Bol— g5..... Oder 4. e5(4. eck. 8X631) 4...... 8567; 5. 54(5. Sce2, c5; 6. c3, 56!; 7. 54, fe; 8. fe. eck; 9. cd. Dh4t; 10. 8x3. Lb4+; 11. Kf2, O-Of; 12. 853, Sc6; 13. Be3, Liio I; 14. Be2, Lb6; 15. Kol, XX531; 16. gXf3. 8X64; 17. 54. So2t; 18. DXc2, LXe3 w) 5...... c5; 6. de , Sc6I; 7. a3. 56!; 8. B63, g6; 9. h4, 5e; 10. fe, SXeS; 11. Lg5(11. b5, BXcö; 11. hg, Df6-c.) 11...... Le7; 12. LXe7. DXe7: 13. h5, DXc5; 14. hg, Tf8 I; 15. De2, hg rc. Weiß bat keine genügende Kompensation sür den Bauer. 4...... Bf8-e7 I 6. e4— e5..... Oder 5. LX56(5. ed. 8X651) 5...... BX56! 6. o5. Be7; 7. Dg4 (7. Sf3, 0-0; 8. Ld3, c5; 9. h4, 56!; ,0. e5. TX561: 11. Sg5, Th6 JC.) 7...... 0-0; 8. 853, 55; 9. Dh3, c5; 10. de , 8671; 11. g4, SXc5: 12. g5, -—- o-o—o,- TXfä; 13. 0—0—0, Df8; 14. Le2, aö; 15. Thgl, Bd7; IG. Td4, BeS; 17. Tdg4. Lg6; 18. Dg3, Tf7; 19. Sgö, LXg5+: 19. TXg5, 64 IC. Schwarz steht besser. b...... 856-67 6. Bg5Xe7 D68Xo7 7. Bfl— 63..... Diese von P. L e o n h a r d t in den„Hamburger Reneste Nachrichten" gegen unsere Behauptungen als an- gebliche Widerlegung gebrachte Reue- rung ist es bauptlächlich. die den an- tragenden Meistern die meisten Kopf- zerbrechen verursacht. Oder 7. Dd2(von Em. Laster cmpjohle») 7.... 0—0!; 8. 361, cö; 9. c3, 56!; 10. 54, cd; 11. cd, fe; 12. 5o. Dh4t; 13. 852. Sc6; 14 Tdl (853. TXf3!) 14.... Td8(Mit 14.... SXe3!; 15. de, SXe5 erlangt Schwarz sehr starken Angriff) 15. 853, Del; 16. a3, 858; 17. 1,63. Bd7; 18. 0—0, Lo8 je. Gleiche» Spiel. Oder 7. 8h3. 8b6: 8. c3(3. a4. a6; 9. a5, aXb5; 10. aXb6. TX»1: 11. DXal, Sc6l; 12. c3, 0-0; 13. bo(LXb5?, 8X64) 13.... 561; 14. 853. 5o; 15. de, DXc7 je.) 8.... a6; 9. 8a3, 56!; 10. 5,63. fe; 11. Dh5t, Df7l; 12. DXeo, Sc6; 13, De3, e5!!; 14. de, BfS!; 15.813 (15. 0-0—0?, LXd3; 16. TX63, 0—0: 17. 853, Vg6: 18. Xgt?, XX53!: 19. VX53. SX-S-c. Oder 15. BX55. VX5S; 16. 54, 64!; 17, cd. 865; 18. Df3, 3X64!!; 19. VX65. Td8; 20. DXb7, DX54: 2t. DXa6. De3f; 22. Se2, Sc2tI: 23. SXc2. Dd2+; 24. Kf2, 0-Ot JC. i 15..... 0-0; 16. 0-0, BXd3; 17. DX63, Df4; 18. Taol. TaeS; 19. De3, DXe3: 20 TXe3, Te7; 21. T5ol, T5e8; 22. b3(Sc2=Sc4) 22..... 367; 23. e6, 856; 24. Sc2. 868"; 25. 864. cö; 26. S55, TXo6 mit Ausgleich. Nachdem w i r durch obige zahl- reiche Wendungen die Korrektheit der„Französischen Partie" in allen bisher bekannten Varianten nach- gewiesen hatte», verlegen sich deren Gegner nunmehr aus den Textzug, der aber auch nicht besser ist.— 7...... 0-0 I 8. Sc3— e2..... Oder 8. Sb5?, b6!; 9. SXc7, Ta7 nebit et». b6 jc. Oder 8. 54 cö; 9. Sb5, c4!; 10. Sc7(es drohte Db4t) 10..... oXd3; 11. SXa8, Db4f nebst et». Sa6 und Gewinn d-S 3a3. c7— c5 57-56! c5Xd4 f6Xe5 8...... 9. c2— c3 10. f2— 54 11. c3Xd4 12. d4Xe5..... Oder 12. fXe5, Dblf; 13. Sc3 (13. Dd2?, Tflf) 13..... DXb2; 14. Sgo2, Sc6 jc. 12...... g7-g5 I 13. g2— g3..... Schwarz droht sonst auch Dblf. 13...... g3Xf4 14. g3X54 De7— h4t Ein sehr gutes Spiel ist auch mit 14... 8c5: 15. Bc2, Sc6; 16. 853, b6; 17. 0—0, Ba6 jc. zu erreichen. 15. Kol— 62 I S67Xe5 16. ttXeö Sb8— c6 Aus 18.... Dg5f muß wegen der Drohung Dg2 17. Ko3! geschehen. 17. Se2— g3 Sc6Xo5 18. Sgl— e2 Bc8— 67 19. Kd2— c2..... VerbältniSmäßia am längsten leistete noch 19. Tel Widerstand. 19...... Ta8— cSf 20. Kc2-bl?..... Etwas besser 20. Sc3( 64 je. (Kb3?, Ba4f). 20...... S«5Xd3 21. DdlX63 Bd7-e8 Aufgegeben.(Lg6 ist unparierbar.) Lerantw. Redaktrur: Richard Barth , Berlin ,— Druck u. Verlag: vorwärtSBuchdruckerei u.VerlagsanstaltPaulSingeräcCo.,Berlin8�V. M
Ausgabe
28 (18.2.1911) 35
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten