einige stadtortige Ortschaften, wie Kobdo und Uliassutai. Auf dieses Gebiet beschränkt sich der mongolische Waldwuchs� Das Klima der Mongolei   zeichnet sich durch sehr heiße Sommer und sehr kalte Wmter aus. Im westlicben Teil gefror Prschewalsii während des Dezember in fünf Nächten das Quecksilber des Ther- mometers, und das in der geographischen Breite von Venedig  . Dagegen war die Sonne im Februar schon recht heiß und Ende April wurden Temperaturen von 22 Grad über Null abch:lesen. Die Sonnenhitze kann in der Gobi   bis aus W Grad steigen. Für die schroffen täglichen Temperaturwechsel mag eine andere Beobachtung des genannten Forschers zeugen, wonach im April 1879 die Hitze auf 23 Grad gestiegen war, während es in der folgenden Nacht fror Die Niederschläge an Regen und Schnee sind gering. Gefürchtet sind die heftigen West-, und Nordweststürnie des Frühjahres, die mit ihren aufgescheuchten Staub- und«andmassen die Sonne ver- dunkeln, mit Einbruch der Nacht sich aber stets legen. Die Mongolen sind zumeist Nomaden. Im Norden des Landes, in der nur sehr schwach bevölkerten äußeren Mongolei  , trifft man auch noch auf Stämme oderHorden", die sich ihrer großen Ver- gangenheit Wohl erinnern. Sie sind stolz auf ihre Ueberliefe- rungen, ihre vielfarbigen Kleider, ihre lebhaften Reitpferde und ihre Reitkunst. Sie legen auch noch Wert auf ihre Unabhängigkeit und werden darin durch ihren obersten Geistlichen und Heiligen, den Bogdo-Gegen in Urga, sowie durch ihre Fürsten bestärkt. Diese ge- niesten deshalb auch Ansehen bei den chinesischen Gouverneuren, die sie sehr höflich behandeln, um ihrer Treue sicher zu sein. Die Mon- golen der mittleren Landesteile sind schon mindertvertiger als ihre nördlichen Nachbarn, stehen aber doch noch höher als die Bewohner des Südens, die unverkennbar immer mehr zu Chinesen werden, gainj und gar unkriegerisch und unmännlich geworden sind. Sie zerfallen in zahlreicheBanner", deren Häuptlinge zwar durch die Verheiratung mit chinesischen Prinzessinnen geehrt zu werden pflegen, aber im übrigen den Befehlen der chinesischen Beamten zu gehorchen haben. Die mongolische Wohnung ist überall die gleiche runde Filz- jurte mit Stangengerüst. Bei reichen Leuten zeigt sie oft eine gute, selbst luxuriöse Ausstattung und sogar einen Fußboden aus Brettern. Aber stets mangelt die Reinlichkeit, für die dem Mon- golen überhaupt jedes Verständnis abgeht. Den Körper wäscht er sich wohl nie im Leben, Hände und Gesicht nur höchst selten, und die Wasserscheu ist so groß, daß man es sogar vermeidet, die Zelte in der Nähe von Gewässern zu errichten. So ist es begreiflich, daß die Kleidung von Ungeziefer wimmelt und der Mongole sich seiner trotz allen Eifers nicht erwehren kann. Alle Augenblicke sieht man, wie ein Mongole, manchmal auch ein Beamter oder wohl gar ein angesehener Lama, sein Kleid oder seinen Pelz umkehrt, die zu- dringlichen Insekten sängt und sogleich mit dem Tode bestraft, indem er sie mit seinen Vorderzähnen zerdrückt sPrschcwalski). Das Lieblingsgetränk ist der von den Chinesen gekaufte Ziegeltee, der in fabelhaft schmutzigen Kesseln zubereitet wird. Man legt wohl auch etwas geröstete Hirse, ein Stück Butter oder rohes Schaffett hinein. Aus Stuten- und Schafmilch werden Quark und Kumys bereitet, auch wird die Milch roh genossen. Fische und Vögel werden alsun- rein" verschmäht; Hammelfleisch gilt als Leckerbissen. Die von den alten Hunnen berichtete Sitte, daß sie Fleischstücke unter den Sattel legten, um sie mürbe zu reiten, trifft man gelegentlich auch unter den heutigen Mongolen noch an. Leider findet der Alkohol immer mehr Eingang, und der Opiumgenutz ist weit verbreitet. Im Leben des Mongolen dreht sich alles um die Viehhaltung, sie ist neben Bcsuchsritten oder einer Jagd die einzige Beschäftigung des Mannes. Da sie ihm aber wenig Arbeit verursacht, die Frauen überdies das Melken und Buttern besorgen, so istunbegrenzte Faulheit" der Hauvtcharakterzug des mongolischen Nomaden ge- worden. Hauptsächlich werden Schafe meist eine Fettschwanzart gehalten, dann sind Pferde und Kamele zu nennen, während Rindvieh und Ziegen seltener vorkommen. Der Sorge um das Vieh, dem der Mongole viel Liebe und Mitgefühl entgegenbringt, steht die Sorge um die Familie nach. Die Frau, der außer der Milchwirt- schaft auch alle übrige häusliche Arbeit obliegt, nimmt eine recht untergeordnete Stellung ein; aber es gibt auch Ausnahmen, und wie überall in der Welt, so gelingt es auch hier einer klugen und energischen Frau nicht selten, das Szepter an sich zu reißen. Das Gesetz erlaubt dem Mongolen nur eine Ehefrau, aber in der Zahl von Nebenfrauen ist er nicht beschränkt; oie Ehescheidung ist für beide Teile leicht, und mit der ehelichen Treue soll es auch bei ver Frau nicht zum besten bestellt sein. Der Einfluß der buddhistischen P-iesterschaft auf die Mongolei  ist geradezu unbegrenzt, und zahllos sind die Lamas  , die da ein träges Wohlleben führen. Es gibt viele große und reiche Klöster, besonders in den Berggcgenden westlich von Urga und auch in Urga selbst, wo der schon erwähnte Bogdo-Gegen(meist Kutuchtu genannt) residiert. Er ist mindestens ebenso angesehen wie der Dalai-Lama  selber, der ja, wie erinnerlich, vor einigen Jahren nach der Mongolei  geflohen war, feierliche Aufnahme in einem Kloster bei Urga fand, aber dem Kutuchtu aus Rücksichten der Konkurrenz wenig angenehm war. Zu den regelmäßigen Pilgerkarawanen nach Lhassa   stellen hie Mongolen viele Teilnehmer. Alles in allem genommen, lebt der Mongole heute in elenden Verhältnissen, und es fragt sich, ob sie eine Besserung erfahren lönnen. Er hat zwar seine eigene Literatur und gedruckte Gesetze, er lernt tibetanisch lesen und schreiben und beschäftigt sich mit religiösen Fragen, aber sein geistiger Gesichtskreis muß trotzdem als beschränkt gelten. Eine hervorragende wirtschaftliche Bedeutung hat die von einigen wenigen uralten Verkehrswegen durchzogene Mongolei   vor- läufig nicht, aber ihr Reichtum an gewissen Roherzeugnissen, wie Vieh, Fellen, Kamelhaaren und Pelzwerk von Murmeltier, Fuchs und Luchs, ist sehr beträchtlich und der Handel damit entwickelungs- fähig. Dieser liegt gegenwärtig vorzugsweise in den Händen chine- sischer Kaufleute, die Gewebe, Metallwaren, Zucker, Petroleum und Tee einführen, äußerst zähe und genügsam sind und darum gute Geschäfte machen. Auch russische Waren haben Absatz, aber er ist so zurückgegangen, daß die russischen Fabrikanten und Kaufleute fürchten, die Mongolei   werde für sie verloren gehen, wenn ihnen ihre Regierung nicht zu Hilfe komme. Besorgnisse um die Zukunft des russischen Mongoleihandels haben zum Teil das Ultimatum an China   diktiert, freilich auch politische Erwägungen. Seit einigen Jahren begünstigt die chinesische Regierung die Auswanderung aus dem Innern des Reiches nach der nördlichen Mongolei  , dem Grenz, gebiet gegen Sibirien  ; planmäßig werden dort zahlreiche Bauern- samilien aus Hunan   und Schantung angesiedelt, das beste Land für sie ausgesucht. Aber China   will auch versuchen, die Mongolen des Nordens sich volklich zu assimilieren und ihren Kulturzustand durch Schulunterricht zu bessern. Chinas   Politik geht eben dahin, seine Stellung in der Mongolei   zu stärken. Diesem Zweck sollen auch um- fangreiche Eisenbahnbauten dienen, deren Pläne im November vorigen Jahres der chinesische   Reichsrat gebilligt hat. Ihre Ausfüh- rung wird allerdings nicht allzu schnell folgen, denn das Geld dazu ist vorläufig nicht vorhanden. Jedenfalls aber ist die eifrig, ziel- bewußt und anscheinend erfolgreich betriebene Kolonisationsarbeit Chinas   in der Mongolei   ein neuer Beweis für die oft unterschätzte Tatkraft und Leistungsfähigkeit des wiedererwachten Reiches. kleines feuilleton. Aus dem Tierleben. Wozu haben die Tiere Schnurrborsten? Zum Tasten lautet die allgemeine Ansicht. Selbst ein so guter Kenner des Tierlebens wie Brehm behauptet es in seinem berühmten Werke. Nun bringt das letzterschienene(12.) Heft desZoologischen Beobachters" eine Reihe Tatsachen, die sich mit dieser Annahme schlecht vereinbaren, dagegen aber die vom Verfasser vertretene An- ficht nämlich, daß diese Borsten Schilyorgane find. viel plau­sibler erscheinen lassen. Gegen die Ansicht, daß die Schnnrrhaare Tastorgane sind, verweist der Verfasser zuerst auf die Tatsache, daß die Borsten immer seitlich gelagert, also für die ihnen zugeschriebene Funktion eine äußerst unzweckmäßige Stellung einnehmen. Des weiteren scheint der allgemeinen Ansicht auch die Tatsache im Wege zu stehen, daß gerade bei den Tieren, die dank ihrer unter- irdischen Lebensweise schlechte Augen besitzen, die Schnurrborsten gleichfalls schleckt ausgebildet sind, obwohl sie fiir diese Tiere von größter Wichtigkeit sein sollten. Dieser für die allgemein verbreitete Ansicht unerklärliche Zusammenhang zwischen der Ausbildung der Borstenhaare und der Größe und Bedeutung der Augen findet seine zwanglose Erklärung durch die vom Verfasser vorgeschlagene An- nähme, daß die Aufgabe der Schnurrborslen darin besteht, die Sehorgane der Tiere vor dem Eindringen von Fremdkörpern zu schützen. Am klarsten tritt dieser Zusammenhang bei kleineren Beutel- tieren, Insektenfressern und Nagern hervor. Bei diesen Tieren, die durch ihre Lebensweise gezwungen sind, oft durch Wälder und Felder zu streifen, stehen die Borsten tatsächlich so, daß sie die Augen vor dem Eindringen eines Astes oder Halms am besten zu schützen vermögen. Ebenso scheinen die Schnurrborsten bei den Raubtieren als Schutz- organe für die Augen beim Erfassen der Beute oder im Kampfe zu dienen. Jedenfalls stehen sie mit den Augen im engsten Znsammen- hang. Jedermann, der gesehen ha«, wie unsere Hauskatze die Augen wie vor Sckmerz oder Unbehagen schließt, sobald man ihre Borsten berührt, kann darüber nicht mehr im Zweifel sein. Auch bei manchen Vögeln find die Sqnurrborsten vorhanden. Bei den Nacktschwalben, bei den Drosseln, ebenso wie bei vielen anderen Vögelarlen, die größere Insekten im Fluge sangen, finden wir die schräg nack vorne gerichteten Borsten am Rande des Ober- schnabels, d. h. gerade dort, wo sie am besten ihre schützende Funktion erfüllen können. Beim Kiwi, der seine Nahrung im scknrllen Lauf durch das Gebüsch erbeulet, befinden sich die langen Borsten am Grunde des Schnabels und sind nicht nach vorne, sondern nach rückwärts gerichtet. Auch die» ist eine treffliche Anpassung de» Organ» an seine Funktion. Interessant ist die Stellung der Schnurcborsten bei den größeren Tieren, insbesondere bei den Pflanzenfressern, für welche die Seh- schärfe keine sehr große Bedeutung ha« und welche, dank ihrer Lebensweise, mit keinen unmittelbaren Gefahren gegen ihre Augen zu kämpfen haben. Bei ihnen sind die Borsten nach unten ver- schoben(wie z. B. bei den Hunden) oder fast ganz rückgebildet. Auch dieser Umstand spricht unzweifelhaft für die Annahme, daß die Schnurrborsten ursprünglich keine Tastorgane, sondern Schutzorgane , die wertvollen und empfindlichen Sehorgane waren._ «erantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin. Druck u. Verlag: vor»värtsBuchdruckereiu.VerlagsanstaltPaulSingerchCo..BerlinZVV.