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Wußte, was für Waren man bekam; Morgen waren die Lieder" Ich habe die meisten der Beteiligten gekannt, und weiß- doch schon über die ganze Insel und gingen gratis von Mund ein bißchen Maler, ein bißchen Dichter, wie ich nun einmal binzu Mund. Ein Mann von achtundachtzig Jahr ein neues weiß aufs Haar genau, wie sie sich in einer bestimmten Lage be und erbauliches Lied, was davon handelt, wie es geht, wenn treuen Berichterstatter, daß meine Großmutter nach der Mit nommen und ausgebrüdt haben müssen. Glauben Sie Ihrem ein abfälliger Mann sich eine junge Frau nimmt!" rief Höger teilung, welche der Direktor ihr gemacht, eine Wallung des Zornes mit heiserer Stimme, ehe der Gesang begann. Aus dem und der Menschenverachtung hatte. Wie gut und fürsorglich für Ried machte sich Lasse nun gerade nicht sonderlich viel. Aber ihre Untertanen sie war, darüber fönnen Sie nach dem bisher Ge dann kam das schrecklich traurige Lied von dem Seemann hörten nicht in Zweifel sein. Im Punkte der Moral jedoch verGeorge Semon , der so zärtlichen Abschied von seinem Mädchen stand sie nur äußerste Strenge, gegen sich selbst nicht minder als nahm: gegen andere. Sie hatte oft erfahren, daß sie bei Männern und Und sagte, wenn ich hier wieder steh, Frauen der Sittenverderbnis nicht zu steuern vermöge, der SittenIch fröhlich mit Dir zur Kirche geh. berderbnis bei halbreifen Geschöpfen jedoch, der mußte ein Zügel angelegt werden können. Meine Großmutter schickte ihren Aber er kehrte nie zurück, denn der Sturm fiel fünfund- Kammerdiener wieder zu den Eltern Mischkas. Mit der Lieb bierzig Tage und Nächte über sie her, der Proviant war ver- schaft des Burschen habe es aus zu sein. Das sei eine Schande zehrt, und der Schatz des Mädchens versant in die Nacht des für so einen Buben, ließ sie sagen, ein solcher Bub habe an andere Wahnsinns. Er zückte sein Messer gegen den Kapitän und ver- Dinge zu denken. Tangte nach Hause zu seiner Braut zu kommen. Der Kapitän schoß ihn nieder. Da stürzten sich die anderen über die Leiche, trugen sie in die Kombüse und fochten Suppe davon:
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" Doch die arme Braut im Heimatland, Sie will nicht weichen vom Meeresstrand. An den Altar will sie treten in seliger Lust Weiß nicht, daß der Liebste hat sterben gemußt." „ Das is hübsch," sagte Lasse und wühlte in dem Geldbeutel nach einem Fünförestück.„ Sieh zu, daß Du das lernst Du hast ja Gehör für so was." Sie pufften sich durch die Menge, ganz bis an den Spielmann heran und fingen an, vorfichtig mitzufingen, rings um sie her schluchzten die Mädchen. Sie gingen zwischen den Zelten hin und her. Lasse war ein wenig raftlos. Da war eine ganz lange Straße von Tanzbuden, Zelten mit Gauklern und Panoramamännern, Schenkwirtschaften. Die Ausrufer standen da und schwißten, die Schenkwirte gingen vor den Zeltöffnungen auf und nieder wie gierige Raubvögel. Noch war fein rechter Schwung in der Sache, die meisten Menschen waren noch draußen, rings umher auf den Aussichtspunkten; oder sie amüsierten sich in aller Harmlosigkeit mühten sich mit der Kraftprobe ab und glitten in den Gauklerzelten aus und ein. Da war kein Mann, der nicht ein weibliches Wesen im Gefolge gehabt hätte. Bei den Erfrischungszelten wollte manch einer gerne stehen bleiben, aber das Frauenzimmer zog ihn weiter; dann gähnte er und ließ sich nach einem Karussel schleppen, oder in das Panoramazelt, wo man die schönsten Bilder davon sah, wie der Krebs und andere Krankheiten im Innern des Menschen regieren. " Dies sind so recht Sachen für Frauenzimmer, dies hier," sagte Lasse und sandte aufs Geratewohl einen Seufzer nach Madam Olsen aus.
In Madwigs Karussel saß Gustav hoch zu Roß und hatte Bodil um die Taille gefaßt.„ Hallo, Alter!" rief er, indem er vorüberſaufte und schlug Lasse seine Müße, die die weiße Seite nach außen gekehrt hatte, um die Ohren. Sie strahlten wie der Tag und die Sonne, die beiden.
( Fortsetzung folgt.))
( Nachdruck verboten.)
Er laßt die Hand küffen.
Bon Marie von Ebner- Eschenbach . Beim Souper, an dem, wie an jeder Mahlzeit, der Hofstaat, bestehend aus einigen armen Verwandten und aus den Spizen der gräflichen Behörden, teilnahm, fagte meine Großmutter zum Herrn Direktor, der neben ihr saß:" Die Schwester des Mischka, des neuen Gartenarbeiters, scheint mir ein nettes, flinkes Mädchen zu sein, und ich wünsche, es möge für die Kleine ein Bosten ausgemittelt werden, an dem sie sich etwas verdienen kann." Der Direktor erwiderte:" Zu Befehl, hochgräfliche Gnaden, sogleich... obwohl der Mischka meines Wissens eine Schwester eigentlich gar nicht hat."
Ihres Wissens," versehte meine Großmutter, das ist auch etwas, Ihr Wissen! Eine Schwester hat Mischka und ein Brüderchen. Ich habe heute alle drei auf dem Felde gesehen." " Hm, hm," lautete die ehrerbietige Entgegnung, und der Direktor hielt die Serviette vor den Mund, um den Ton seiner Stimme zu dämpfen, es wird wohl ich bitte um Verzeihung des obszönen Ausdruce, die Geliebte Mischkas und, mit Respekt zu sagen, ihr Kind gewesen sein."
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Der unwilligen Zuhörerin dieser Erzählung wurde es immer schwerer, an sich zu halten, und sie rief nun:" Sie behaupten, daß Sie nicht dabei waren, als diese denkwürdigen Reden gewechselt wurden? Woher wiffen Sie denn nicht nur über jedes Wort, fondern auch über jede Miene und Geberde zu berichten?"
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Der Mischka, der zu Hause war, als die Botschaft kam, schämte fich in seine Haut hinein..
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„ Es ist doch stark, daß Sie jett gar in der Haut Mischkas steden wollen!" fuhr die Gräfin höhnisch auf.
" Bis über die Ohren!" entgegnete der Graf, bis über die Ohren sted ich darin! Ich fühle, als wäre ich es selbst, die Bestürzung und Beschämung, die ihn ergriff. Ich sehe ihn, wie er sich windet in Angst und Verlegenheit, einen scheuen Blick auf Bater und Mutter wirft, die auch nicht wissen, wo ein und aus vor Schrecken, ich höre sein jammerboll tlingendes Lachen bei den Worten des Vaters:„ Erbarmen Sie sich, Herr Kammerdiener! Er wird ein Ende machen, das versteht sich, gleich wird er ein Ende machen!""
Schloß zurüd und berichtete, glüdlich über die treffliche Erfüllung " Diese Versicherung genügte dem edlen Frib. er fehrte ins seiner Mission, mit den gewohnten Kniebeugungen und dem ge wohnten demütigen und freudestrahlenden Ausdruck in seiner Vogelphysiognomie:„ Er laßt die Hand füffen, er wird ein Ende machen.""
Lächerlich!" sagte die Gräfin.
„ Höchst lächerlich!" bestätigte der Graf. Meine gute, vers trauensselige Großmutter hielt die Sache damit für abgetan, dachte auch nicht weiter darüber nach. Sie war sehr in Anspruch genommen durch die Vorbereitungen zu den großen Festen, die alljährlich am 10. September, ihrem Geburtstage, im Schlosse gefeiert wurden, und einen Vor- und Nachtrab von kleinen Festen hatten. Da tam die ganze Nachbarschaft zusammen, und Dejeuners, auf dem grünen Teppich der Wiesen, Jagden, Pirutschaden, Soupers bei schönster Waldbeleuchtung, Bälle- und so weiter felgten einander in fröhlicher Reihe... Man muß gestehen, unsere Alten verstanden Plaz einzunehmen und Lärm zu machen in der Welt. Gott weiß, wie langweilig und öde unser heutiges Leben auf dem Schloffe ihnen erscheinen müßte." Sie waren eben große Herren," entgegnete die Gräfin bitter, wir sind auf das Land zurüdgezogene Armenväter."
„ Und Und Armenmütter," versetzte der Graf mit einer galanten Verneigung, die von derjenigen, der fie galt, nicht eben gnädig aufgenommen wurde. Der Graf aber nahm sich das Mißfallen, das er erregt hatte, feineswegs zu Herzen, sondern spann mit hellem Erzählerbehagen den Faden seiner Geschichte fort:
" So groß der Dienertroß im Schlosse auch war, während der Dauer der Festlichkeiten genügte er doch nicht, und es mußten da immer Leute aus dem Dorfe zur Aushilfe requiriert werden. Wie es kam, daß sich gerade diesesmal auch Mischkas Geliebte unter ihnen befand, weiß ich nicht, genug, es war der Fall, und die beiden Menschen, die einander hätten meiden sollen, wurden im Dienste der Gebieterin noch öfter zusammengeführt, als dies in früheren Tagen bei der gemeinsamen Feldarbeit geschehen war. Er, mit einem Botengang betraut, lief vom Garten in die Küche, sie, von der Küche in den Garten manchmal trafen sie sich auch unterwegs und verweilten plaudernd ein Viertelstündchen " Aeußerst interessant!" spottete die Gräfin wenn man doch nur wüßte, was sie einander gesagt haben."
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" O, wie Sie schon neugierig geworden find!- aber ich verrate Ihnen nur, was unumgänglich zu meiner Geschichte gehört. Eines Morgens lustwandelte die Schloßfrau mit ihren Gästen im Garten. Zufällig lenkte die Gesellschaft ihre Schritte nach einem felten betretenen Laubgang und gewahrte am Ende desselben ein junges Pärchen, das, aus verschiedenen Richtungen kommend, wie freudig überrascht stehen blieb. Der Bursche, fein andrer als Mischka, nahm das Mädchen rasch in die Arme und füßte es, was es sich ruhig gefallen ließ. Ein schallendes Gelächter brach los von den Herren und, ich fürchte, auch von einigen der Damen aus gestoßen, die der Zufall zu Zeugen dieses fleinen Auftritts gemacht hatte. Nur meine Großmutter nahm nicht teil an der allgemeinen Heiterkeit. Mischka und seine Geliebte stoben natürlich davon. Der Bursche tam der Graf man hat es mir erzählt" scherzend einer voraussichtlichen Einwendung der Gräfin entgegen, " glaubte in dem Augenblic sein armes Mädchen zu hassen. Am selben Abend jedoch überzeugte er sich des Gegenteils, als er nämlich erfuhr, die Kleine werde mit ihrem Kinde nach einer anderen Herrschaft der Frau Gräfin gefchidt; zwei Tagereisen weit für einen Mann, für eine Frau, die noch dazu ein anderthalb Jahre altes Kind mitschleppen mußte, wohl noch einmal jo viel. Mehr
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