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JFD
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Die„ nationalen Gründe für Beibehaltung der Fraktur haben 18a8 ein Schiffsjungentageбnd erzählt( Berlag: wir im Novemberauffag abgetan. Die Spitichrift ist nichts ur- Die Lefe", München ). Der Verfasser, Hans Bötticher, gibt die sprünglich Deutsches, sondern eine Antiqua- Abart, die sich allen während seiner ersten und einzigen Amerifareise als Schiffsjunge Völkern gebildet hatte, aber aus Zweckmäßigkeitsgründen wieder auf einem Frachtfegler gesammelten Erlebnisse wieder. Ob er dem aufgegeben wurde. Nur in Deutschland hat sich die mittelalterliche Seemannsberuf treu geblieben, erfahren wir zwar nicht. Aber es Mönchsichrift" gehalten, die ein preußischer Minister 1797 bereits scheint beinah, daß ihm die Lust daran rasch vergangen. Unser beseitigen wollte. Jakob Grimm , der Begründer der deutschen Held" hatte nämlich geglaubt, es sei anders auf See, wenn man Sprach und Altertumswissenschaft, war ein Gegner der Fraktur. vom Gymnasium mit dem„ Einjährigen"-Dienstberechtigungsschein Wenn die Spitschriftler einwenden, die Fraktur sei eben deutsch ge- in der Tasche daherkommt. Und nun ein wahres Sklavendasein mit worden und die Notwendigkeit der Entwickelung spreche für fie, so viel Prügel und Hungerpein... Dbgleich das Tagebuch nicht viel fagen wir: wohl, sie hat ihre Geschichte gehabt, aber nun nill die mehr als Tatsachen berichtet, so lieft man's doch mit gespannter Entwickelung, daß wir wieder lateinische Lettern benutzen and fie Aufmerksamkeit. Der Jugend in die Hand gegeben, kann dies Buch zu„ deutschen" werden. Aber es ist nicht zu fürchten, daß die Ent- viel Nuzen stiften: es wirkt auf alle Abenteuerlust wie ein falter widelungsfähigkeit unserer Schrift, die bei der Fraktur febr groß Wasserstrahl. Hierbei soll ein Wochenblatt:„ Die Lese", im war, verloren gehe. Auch die Antiqua birgt solche Möglichkeiten in gleichnamigen Verlag seit Jahresfrist erscheinend, Erwähnung finden. sich. Besonders von Kunstgewerblern ist sie ausgebaut worden. Diese„ Literarische Zeitung für das deutsche Volk" ist so originell als Dagegen hat die Fraktur Formen angenommen, die sich der Antiqua gediegen. Sie will, gemäß ihrem Programm, gegenüber dem Wust nähern. von Literatur, der wie eine Woge zwischen das Volk und seine Frafturfreunde rühmen an ihrer Schrift die Unterschiedlichkeit Dichter und Denker hereinbricht und gesundes Empfinden und ruhiges und Lebendigkeit der Wortbilder. Sie sollen durch größeren Urteil überschwemmt, ein Blatt der Selbstbesinnung sein. Phantasiereichtum dem Gemüt des Deutschen mehr entsprechen. Der Selbstbesinnung auf Herzens- und Gemütsbildung, auf die Wenn die Man mag das zugeben, aber was nutzt dieser Formenreichtum, wenn Pflichten gegenüber unserer bisherigen Geisteskultur. er störend und schädigend wirkt! Das Druckgewerbe gehört zum Lese" sich, wie seither, auch ferner freihält von jedweder reaktioKunstgewerbe und unterliegt dessen strengen Anforderungen: alles nären Tendenz, wenn ihr Inhalt sich immer aus den schönsten muß in vollkommenster Weise seinen Zweck erfüllen. Der Zwed Blüten und Früchten älterer wie gegenwärtiger Dichtung und Wissender Typen ist: deutlich, flar, schnell lesbar zu sein; ihm dient schaft zusammensetzt, dann verdient fie wirklich ihren Namen. Der Antiqua besser. Was würde man sagen, wenn ein Tisch auf Kosten Preis jeder Nummer beträgt nur 10 f. seiner Brauchbarkeit im Interesse eines reicheren Phantasiespiels Ein gleichfalls im Dienst der Volksbelehrung stehendes Unterbizarre Formen erhielte! nehmen ist die Aufwärts"-Bücherei, herausgegeben von Damit fommen wir zu dem Einwand, Fraktur wirke ästhetischer. G. Wolf, dem Geschäftsführer des Rhein- Mainischen Verbandes Ihre Buchkünstler sagen fast allgemein das Gegenteil. Sie benutzen für Volksbildung( Verlag E. Grieser, Frankfurt a. M.). Gebiete immer mehr die Antiqua, weil sie ein flareres, einheitlicheres, teils des teils Wissens behandelnden, erzählenden schöneres Drudbild gibt. Schriften sind einzeln in Bändchen zu 10-30 f. au haben. Unter den bisher erschienenen Heften notieren wir BergLeute" von Hans Ludwig Linkenbach. Es sind, wie schon der Titel fagt, Erzählungen aus dem Bergmannsleben, Tragikomödien sozusagen, die der Wirklichkeit entsprechen und schlicht vorgetragen find. Ihr besonderer Reiz liegt wohl darin, daß der Verfasser selber Bergbaubefliffener gewesen ist, fonach seine Domäne aus Studium und persönlicher Erfahrung fennt; was denn auch seine an gleicher Stelle erschienene Schrift Der Bergbau" neuerdings erhärtet.
Schließlich treten die Druckereibefizer, soweit sie nicht durch den Besitz von Fraktur für diese interessiert sind, für Antiqua ein. Sie beriprechen sich von der alleinigen Benutzung der Antiqua Vereine fachung der Schriftarten und des Typenguffes, Erleichterung der Segerarbeit und der Druckberichtigung, die nicht hoch genug anzuschlagende zwiefache Raumersparnis, sowohl auf dem Papier ( weil der Lateindruck bei gleicher Schrifthöhe enger ausläuft) als in den Segersälen( weil ein großer Teil der Buchstabenfästen weg fällt)."
Und schließlich kommen alle, die im Verkehr mit dem Auslande stehen: die Gelehrten übermitteln die Klagen ihrer ausländischen Kollegen über die unentzifferbare deutsche Schrift; die deutschen AusLandslehrer seufzen über die unnötige Arbeit, die viele Eltern und Kinder vom Besuch deutscher Schulen abhält, weil sie unsere Fraftur fürchten wie wir die russischen Buchstaben; die Kaufleute und Konsulu wissen über Stockungen im Weltpostverkehr( in dem die deutsche Schrift offiziell ausgeschlossen ist) und Welthandel durch die Fraktur zu berichten
Kurz, im Interesse der Schule, des geistigen Austausches mit dem Ausland, einer Vereinheitlichung und Verschönerung unserer Buchkunst und nicht zum wenigsten zum Zwecke der Schonung unfer aller Augen ist eine ausnahmslose Verwendung der Antiqua, ins befondere auch für den Zeitungsdruck, nur zu unterstützen. Persönliche Liebhabereien müssen schweigen. Es geht nämlich allen Freunden der Fraktur so wie Dr. H., einer Versuchsperson Meimers : trop persönlicher Vorliebe für Frattur lesen sie Antiqua schneller.
Kleines Feuilleton.
Literarisches.
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Neue Voltsbücher. Seitdem Paul Göhre mit buchmäßigen Beröffentlichungen von Aufzeichnungen verschiedener Arbeiter über ihr Not- und Kampfleben vorangegangen ist, dürfen wir schon bon einer proletarischen Memoirenliteratur iprechen: fo reichlich find die Quellen geflossen. Dieser Kategorie von Schriften reihen fich nun die Erinnerungen eines alten Handwerkers aus seinen Wanderjahren" an, die unter dem Titel: Aus den legten Zagen der 8unft" bei Otto Wigand, Leipzig , erschienen sind. Ihr Verfasser ist Christian Mengers, ein alter Arbeitsinvalide, der früher außer einem Bändchen anspruchsloser Gedichte auch schon mit einer Broschüre:" Der Kulturkampf in Vergangenheit und Gegenwart" hervorgetreten ist. Seine Wanderzeit als Klempner gefelle fällt zwischen 1860-67. Ueber Norddeutschland links der Elbe ift Mengers zwar nicht hinausgefommen und was er da von Land und Leuten zu erzählen weiß, geht über persönliche Erlebnisse oder Betrachtungen schwerlich hinaus. Interesse haben allenfalls manche Schilderungen von alten Zunftgebräuchen, die damals noch im Schwange waren. Uebrigens machte seinen Wanderungen der preußisch österreichische Feldzug ein Ende. Auch hiervon kann Mengers manche Bustandsschilderung geben.
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Technisches.
e. k.
Der Bambus als Papierpflanze ber 8ukunft. Schon im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung diente den Chinesen feingeichabte Bambusrinde als Schreibmaterial. Zunächst schrieben sie darauf mit einem spizzen Stift, welcher etwa 300 Jahre später durch den noch jest gebräuchlichen Pinsel verdrängt wurde. Aber erst 200 Jahre v. Chr., unter der Han- Dynastie , erfand der Mandarin Tiai das chinesische Bambuspapier, das zu Lithographien, Holzichnitten usw. sehr geschägt ist. Es wird aus den Bastfasern jüngerer Triebe hergestellt und ist sehr fein.
Neuerdings hat sich nun, wie die Zeitschrift der Royal Society of Arts meldet, in Japan eine Gesellschaft gebildet, welche die in dustrielle Herstellung von Bambuspapier bezweckt. Nach einigen auf ihrer Verfuchsstation bei tobe vorgenommenen, sehr zufriedenstellenden Experimenten erhielt fie auf der Insel Formosa Bambus wälder in einer Ausdehnung von fast 40 000 Heftar in Erbpacht und erbaut gegenwärtig eine Bapiermühle zur Produktion von 300 Tonnen Papierbrei pro Monat.
Im Gegensatz zu den Chinesen verarbeiten die Japaner jede Art Bambus, alte und junge. Die Beschaffung des Rohstoffes wird fo leicht wohl überhaupt nicht auf Schwierigkeiten stoßen, da der Bambus sehr schnell wächst. Die einzige Schwierigkeit liegt vielmehr darin, daß sich bei dem gegenwärtig angewendeten Verfahren bas Bambuspapier teurer stellt als Holzpapier. Das Verfahren ist noch ziemlich fompliziert. Die Papiermasse wird nach Japan be fördert, wo aus ihr zwei Sorten Drudpapier, für Zeitungen und für Bücher, hergestellt werden.
Wieviel Papierbrei der Bambus liefert, ist nicht bekanntgegeben worden; aber schon 1874 hatte in Ostindien ein Engländer namens Thomas Routledge Bambuspapier in großem Maßstabe zu fabri zieren versucht, und ein Verfahren erfunden, mittels deffen er 60 Proz. Rohbrei erzielen fonnte.
Profeffor Dr. Zimmermann hat gelegentlich seiner Erforschung von Deutsch - Dftafrita festgestellt, daß die dort im Ueberfluß vorkommenden Bambusarten ganz vorzügliche Papierpflanzen find, und daß es dort außerdem noch andere Arten gibt, die einen ziemlich ebenso großen Zelluloſegehalt befizen. Auch seine Versuche, zwei sehr verbreitete Arten, Bambusa vulgaris und Bambusa quadrangularis, anzupflanzen, find aufs beste geglückt und boten feinerlei ernstliche Schwierigkeit. In Japan war gleichfalls der Ertrag ein befriedigender.
Die Bambusrinde der alten Chinesen hat erfolgreich die Zeit überdauert, und es ist anzunehmen, daß das leichte, feine, weiße Papier, das aus Bambusfaser hergestellt wird, dauerhafter in Faier und Farbe sein wird, als die meisten jezt gebräuchlichen Papiere, Weit lehrreicher und zugleich interessanter, weil die Phantafie besonders das Holzpapier. Ileberdies ist jeder Versuch. der Ent angeregt wird, meerüber nach erotischen Ländern zu eilen, ist: forstung der Wälder zu begegnen, mit Freuden zu begrüßen. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag. VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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