pe h'mauZ, ein WWchen strich! in ihrer Ausgelassenheit im Vorübergehen über die Hemd des Lehrers. Sie zuckte erschreckt zusammen.„Er is ganz kalt!" sagte sie schaudernd und zog stch hinter die anderen zurück. Sie bildeten einen Kreis um das Pult und spähten nach Fris' halbgeöfsueten Augen, dann stieg Pelle die beiden Stufen hinemf und legte die Hand auf seines Lehrers Schulter...Wir wollen nach Hanse !" sagte er mit unnatürlicher Stimme. Fris' Arm fiel steif vom Pult herab, Pelle mutzte seinen Körper stützen.„Er is tot!" kam es wie ein Frieren über die Lippen der Kinder. Fris war tot— auf seinem Posten gestorben, wie die hraven Leute in der Gemeinde es nannten. Pelles Schulgang hatte für immer ein Ende, er konnte frei aufatmen. Er blieb zu Haufe und half dem Vater, sie lebten sehr glücklich miteinander und kamen sich wieder ganz nahe, jetzt, wo keine dritte Person zwischen ihnen stand. An die Stiche- leien der anderen Leute auf dem Hofe kehrten sie sich nicht. Lasse war lange im Dienst und wußte zuviel von jedem ein- gelnen, er konnte wieder beitzen. Er sonnte sich so recht in Pelles mildem Kinderfinn und plauderte unaufhörlich. Immer wieder kam er auf dasselbe zurück:„Ich mutz Dir dankbar seil», denn wenn Tu mich damals nich zurückgehalten hätt'st, als ich partuh zu Madam Olsen ziehen wollt, dann war es eine schlimme Geschichte für uns geworden. Ich glaub wohl, er hätt uns in seinem Zorn totgeschlagen. Hier wie immer bist Tu mein guter Engel gewesen." Auf Pelle wirkte Lasses Geschwätz wohltuend wie Lieb- kosungen, er ging umher und machte es sich gemütlich und war Mehr Kind, als mau nach seinen Jahren voraussetzen sollte. Aber am Sonnabend kam er vom Pfarrer nach Hause und war ganz verändert, alles au ihm hing wie ein toter Hering, er ging nicht hinüber, um zu essen, sondern kam gleich durch die Autzcntür herein und warf sich über einen Futterhemfen. „Was hast Du bloß einmal?" fragte Lasse und kam ganz dicht zu ihm heran.„Hat Dir jemand was getan?" Pelle antwortete nicht, sondern lag da und zupste an dem Heu. Lasse wollte sein Gesicht zu sich herumdrehen, aber Pelle kehrte es nur noch tiefer in den Haufen hinein.„Kannst Du denn nicht einmal Vertrauen zu Deinem eigenen Vater haben, ich will ja doch nichts weiter hier auf der Welt, als Dein Nest?»!" Lasses Stimme klang betrübt. .(Fortsetzung folgt.!' (KaflSroä üccSoten.) Sin Qndanfcbarcr. Von E. G. Glück. Autorisierte tle&ersetzung aus dem Französischen. BedoiS. 45 Jahre alt, dick, elegant, zufrieden. Der Mann, 50 Jahre alt, mager, dürftig gelleidet, finster. BedoiS sitzt mit einer guten Zigarre in einem bequemen Fantcuil und liest die Zeitung. Die Tür öffnet sich. Der Mann tritt ein. BedoiS(erschreckt aufspringend): Wa—? Der Mann: Haben Sie keine Angst I(Da BedoiS llingelt.) Sie liemühen sich umsonst— Ihr Diener ist fortgegangen. Sonst hätte ich wohl schwerlich herein dürfen. Die Tür war nur angelehnt, ich machte mir das zu Nutzen und— hier bin ich... So beruhigen Sie sich dochl Gewitz, die Art und Weise, wie ich mick Ihnen vor- stelle, ist nicht ganz korrekt; ich hätte Ihnen meine Karte herein- schicken müssen, allein— ich habe keine Karte.(Er bemerkt, datz BedoiS immer bestürzter wird.) Aber so beruhigen Sie sich doch endlich! Sie sehen ja, datz ich nichts BöseS tm Schilde führe: ich rühre mich nicht vom Fleck... Statt zu zittern wie Espenlaub. heben Sie lieber Ihre Zigarre auf— sie wird Ihnen noch den schönen Tcppich verbrennen.(Achselzuckend.) Zum Teufel, nehmen Sie doch Ihren Revolver, wenn Sie solche Angst haben I Besitzen Sie keinen Revolver? BedoiS(steckt die Hond in die Tasche): Jawohl, ich habe einen Revolver, und wenn Sie nur einen Schritt tun, so... Der Mann(lächelnd): Nein, Sie haben keinen Revolver. WaS Sie da in der Tasche haben, sind nur Ihre Schlüfiel. Der Witz ist zu alt... Na. aber da Sie solch ein Held sind...(Er zieht ein groheS Messer aus der Tasche und öffnet eö). BedoiS(greift entsetzt nach der Feuerzange und flüchtet hinter den Divan): Zu Hilfe I Der Mann: Schreien Sie doch nicht so! Ich habe das Messer blotz herausgenommen, um eS Ihnen zu geben.(E- leg« es auf ein Tischchen, während BedoiS in die andere Ecke deS Zimmers flüchtet). Sol(Er entfernt sich.) Nehnien Siel(BedoiS nähert sich dem Tischchen.) Haben Sie noch immer Angst? BedoiS(etwas beruhigter): Alto was wünschen Sie? D«r Mann: Mit Ihne» zu sprechen. Noch einmal—«nt- schuldigen Sie die etwas ungewöhnliche Art und Weise, in der ich mich bei Ihnen einführe, aber Sie werden mir zugeben, datz mir keine andere Möglichkeit blieb: mein Aeutzeres ist nicht sonderlich elegant; wenn ich Sie zu sprechen gewünscht hätte, würde man müh höchstwahrscheinlich hinausgeworfen haben.(Er setzt sich.) Ihr Diener hätte mich nicht einmal gemeldet, er hätte mir vielleicht sicher die Tür vor der Nase zugeschlagen— nicht wahr? BedoiS: Gott ... Der Mann: Aber sicher I Man beurteilt die Leute in der Regel nach ihrem Aeutzeren... Na, wenn ich Ihnen ordnungsmäßig ge- . meldet worden wäre, hätten Sie nicht solche Angst auszustehen brauchen wie jetzt, denn ich bin der letzte, der Ihnen was antun würde. BedoiS: Was wollen Sie damit sagen? Der Mann: Erkennen Sie mich denn nicht? BedoiS(ihn musternd): Nein. Der Mann: Sehen Sie mich nur genau an I... Gott ja, in den zwanzig Fahren, die wir uns nicht gesehen haben, mag ich mich schon ein wenig verändert haben; aber strengen Sie mal ein bischen Ihr Gedächtnis an!(Pause.) BedoiS schüttelt den Kopf. Der Mann: Sie sahen mich bor zwanzig Fahren... vor den Geschworenen.(Bewegung Bedois.) Ich bin Marlin Paginet. Bedois(greift nach dem Messer und verschanzt sich Himer dem Divan): Groger Gottl Der Mann(ohne sich von seinem Stuhle zu rühren): Danke. danke... ich bin wirklich gerührt über Ihren Empfang I Sie find ein Held l... Aber warum zittern Sie so? Weil ich vor zwanzig Jahren Ihren Onkel ermordet habe?... Ach so... Na, seien Sie auger Sorge: ich habe den Bagno erst vor so kurzer Zeit Verlaffen, daß ich noch keine Sehnsucht wieder danach empfinde. Und die zwanzig Jahre Zwangsarbeit, die ich dafür erhielt, daß ich Ihren Herrn Onkel erwürgte, haben mir den Geschmack an diesem kleinen— „Händedruck" für ewige Zeiten verdorben. Begreifen Sie jetzt, warum ich vorhin sagte, Sie hätten sich ganz unnötigerweise er- schreckt?... Na, jetzt mal kalt Blut I Setzen Sie sich und hören Sie gefälligst zu!(BedoiS gehorcht.) Aber bitte, nicht diese Miene deS AbscheuS und der Verachtung! Ihre Haltung ist direkt verletzend. und ich verdiene solch einen Empfang nicht. Versteht sich— ich habe ein Verbrechen begangen. alS ich Ihre» Verwandten in ein besiereS Jenseits spedierte, aber-- unter unS— was war Ihr Onkel? Ein Schuft I BedoiS: Gestatten Sie! Der Mann: Rein, gestatten St«! Den Toten ist man Ge- rechttgkeit schuldig. Ihr Onkel war ein Vamphr, ein Wmberer, ein ganz gemeiner Halsabschneiderl Ich war ein anständiger Kerl, der nur einen Fehler hatte: ich spielte. Ihr würdiger Oheim nützte meine beständigen Geldnöte aus, um mich zn ruinieren. Eines Tages packte ich ihn im Verlauf eines StrefteS bei der Gurgel... unglücklicherweise drückte ich etwas zu stark... und dann beging ich die Dummheit, ihn um sein Portemonnaie zu erleichtern, da» 48 Fr. 25 CtS. enthielt. Ich hatte ferner daS Pech, gefaßt zu werden, und schließlich kam ich unglücklicherweise vor«inen Gerichtshof, dessen Geschworenenobmann ein notorischer Wucherer war. Und dieser Obmann gab den Ausschlag. Natürlich wurde ich verdonnert... zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit.... Stellen Sie sich einmal vor: wenn der Geschworenenobmann kein notorischer Wucherer, sondern ein anständiger Mensch gewesen wäre. dem der Verkehr mit Leuten wie Ihr verstorbener Onkel direkt physischen Widerwillen einflößte— ich wäre zweifellos freigeiproche» worden I... Ach. ja, an welchen Zufälligkeiten hängt mitunter bis Ehre eines Menschen!(Pause.) BedoiS: Sind Sie bloß gekommen, um all diese traurigen Er- innerungen wieder in mir wachzurufen? Der Mann: Nein. Aber ich hielt es für zweckmäßig, fle wieder wachzurufen, um Ihnen zu zeigen, welche Rolle ich in Ihrem Leben gespielt habe. Bedois: Sie meinen: welche Rolle Sie im Leben meines Onkels gespielt haben. Der Mann: Nein, ich meine, welche Rolle ich in Ihrem Leben gespielt habe. Bedois: Ich versiehe nicht... Der Mann: Na— denken Sie nur mal nach! Als Ihr Onkel so plötzlich... starb, war daS Verhältnis zwischen Ihnen beiden da? denkbar schlechteste. Hätte er Zeit gehabt, seinen letzten Willen zu fixieren, so hätte er Sie in seinem Testament sicher übergangen. Stimmt'S? Bedois: Gott ... Der Mann: Mir scheint also, wenn Sie auch nur eine Spur von Logik befitzen, hätten Sie ab und zu einmal denken müssen: „Dank diesem Martin Paginet, diesem wackeren Marttn Paginet bin ich jetzt Rentier." BedoiS: Ra... Der Mann: Ohne ihn könnte ich heute nicht dieses behagliche Faulenzerleben führen... Bedois: Gott ... Der Mami:... Oh, wie glücklich bin ich! Aber er? Während ich olle Annehmlichkeiten des irdischen Lebens genieße, muß der Unglückliche i» harter Zwangsarbeit unter glühendem Sounen- brand... BedoiS: Worauf wollen Sie hinaus?
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28 (24.3.1911) 59
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