Statur zu ändern, müssen auch selber„etwas Elektrisches' an sich haben. Der erste Schluß— über die selbständige Existenz der Elektronen— findet seine handgreifliche Bestätigung in vielen Strahlungserscheinungen, der zweite— über die elektrische Natur der stofflichen AU-me— in den Erscheinungen der Radi oaktivität. Schon Ende der KOer Jahre des borigen Jahrhunderts wurden Von P l Ü ck e r die merkwürdigen Erscheinungen, die beim Durch- gange der Elektrizität durch sehr verdünnte Gase stavfinden, beobachtet. Aber erst der berühmte Vortrag von C r o o k e s(1874) hat die Austnerksamkeit der Forschcrwelt auf die neue Art der Strahlung gelenkt. In einem geschloffenen, mit sehr verdünnter Luft erfüllten Glasrohr, worin zwei Platinplättchen ein- geschmolzen sind. bewegen sich beim Durchgang der elektrischen Entladung durch die Röhre die sogenannten Kathoden st rahlen. Sie bewegen sich vom negativen Pole zum positiven(daher ihr Name). Die bahnbrechenden Versuche von I. I. Thomson, die Arbeiten von Kaufmann, Lenard u. a. haben mit voller Sicherheit erwiesen, daß diese Strahlen nichts anderes als durch die Röhre mit einer Geschwindigkeit von 30 OOO bis 100 000 Kilometer in der Sekunde geschleuderte negative Elektronen sind. Ihre Ladung bcsitzr immer denselben Wert, der mit dem bereits angegebenen gut übereinstimmt. Ihre Masse erwieS sich als etwa 2000 mal so klein als die eines Wasserstoffatoms. Eingehende Untersuchungen, die wegen ihrer Schwierigkeit hier nicht weiter verfolgt werden können, haben ergeben, daß diese Masse keine konstante Größe besitzt, sondern sich je nach der Geschwindigkeit ändert, mit der sich ein Elektron bewegt. Daraus schließt man, daß die Masse der Elektronen nicht materiellen, sondern elektrischen Ur- sprungS ist und ihren Sitz im Aelher hat. Die merkwürdigen Kathodenstrahlen haben die Aufmerksamkeit der Physiker auf das neue Gebiet der Strahlungserscheinungen ge- lenkt. Und nun kommen die Entdeckungen Schlag auf Schlag. Es wurden noch andere Strahlen entdeckt— darunter die in der Medizin schon unentbehrlichen Röntgenstrahlen—, es kani schließlich die umwälzende Entdeckung von Radium und Radioaktivität. Das Umwälzende dieser Entdeckung besteht darin, daß wir im Radium ein wahres, selbständiges chemisches Element besitzen, daS in zwei andere chemische Elemente zerfällt, in Helium und Radiumemanation. Heute sind unS neben Radium schon mehrere Alomsorten bekannt, die ebenfalls in andere zerfallen. Wie kommen nun solche radio- aktiven Umwandlungen zustande? Die radioaktiven Stoffe senden verschiedene Strahlen ans— darunter die uns schon bekannten Kathodenstrahlen oder die negativen Elektronen. Diese AnSscheidung von Elcktrizitätatomen bewirkt die chemische Umwandlung deS Elements: das Radium, ein festes Metall, bildet zwei Gase. Wir glauben vor uns die Erfüllung der alten Alchimistenträume zu sehen. Die Stoffe verwandeln sich ineinander— sie sind also aus einem Grundstoff gebaut. Dieser kühne Schluß, von dem heute auch die nüchternen Ex- perimentalforscher nicht zurückschrecken, findet seine weitere Stütze in dem periodischen System der chemischen Elemente. Dieses System das 1869 von L. Meyer und D. Mendelejezz ausgearbeitet wurde, stellt die nahen Beziehungen zwischen den Atom- gewichtSzahlen und den Eigenschaften der Grundstoffe fest.. Ordnet man die Elemente nach ihrem steigenden Atomgewicht, so bemerkt man nach einer gcwiffen Anzahl von Werten die Wiederkehr der ähn- lichen Elemente. Die Elemente verlieren gewissermaßen ihre Individualität und werden zu Vertretern von bestimmten typischen Gruppe». Obgleich diese Gesetzmäßigkeit allein noch keinen be- stimmten Schluß auf die Einheitlichkeit der Natur chemischer Grundstoffe zuläßt, so legt sie doch den Gedanken nahe, daß unsere Grundstoffe aus Einheiten höherer Ordnung aufgebaut sind. Stellen wir nun zum Schluß die Ansichten zusammen, die die inoderne Physik auf Grund dieser Erfahrungen über den Bau der Atome cnnoickelt, so ergibt sich etlva folgendes Bild. Jedes Atom besteht aus einer Anzahl negativer Elektronen, die um einen positiv geladenen Zentralkörper schwingen. DaS leichteste der uns bekannten elementaren Atonie— daS Wafferstoffatom— besitzt die geringste Menge der positiven und negativen Elektrizität. Das Ouecksilberatom, das 200 mal so schwer ist. enthält 200 mal soviel davon. In seinem großartigen Werke über„Die Korpuskulartheorie der Materie" hat I. I. Thomson die Bedingungen untersucht, die erfüllt werden müssen, damit solche Systeme sich in Gleichgewicht befinden. Er stellte sich das.Atommodell" so vor, daß die negativen Elektronen oder Korpuskeln um eine positiv ge- ladene Kugel kreisen und dabei in einer durch den Mittelpunkt der Kugel gehenden Ebene angeordnet sind. Auf Grund dieser Vor- stellung, die gewiß viel einfacher als die Wirklichkeit ist, gelang es ihm nachzuweisen, daß manche von den so gebauten Systemen nicht im dauernden Gleichgewicht sein können. Das sind die radioaktiven Atome. Bei ihnen treten die Elektronen— von uns Strahlen genannt � in größerer Anzahl aus dem Atomverband. Die zurück- gebliebenen nehmen eine neue Anordnung ein und es entsteht ein neues Atom, ein neues chemiiches Element. Welche Uebcrsichtlichkeit und Einfachheit diese elektrische Theorie der Materie auf den Gebieten der Optik und des Magnetismus wird nicht zuletzt atlf dem der Cheinie erzeugt,— dies läßt sich hier nur erwähnen. Bielleicht bietet sich noch ein � anderes Mal die Gelegenheit, diese Frage im Zusammenhange zu behandeln. Aber das Merkwürdige, Ueberraschende, daS sich au? dem Vorgetragenen ergibt, wollen wir betonen. Wir find auS» gegangen, die letzten Elemente stofflicher Welt zu suchen. Und was ivir finden, das sind die Elektrizitätsteilchen, das heißt die Zentren einer Kraft. Verflüchtigt sich nicht dadurch die materielle Welt zu einem Schattenbild, einem Phantom? Nein; denn diese kleinsten Mengen der Elektrizität sind unzerstörbar, und alle?, was in der materiellen Welt geschieht, fasten wir als Ortsverände- rungen eines ein für allemal gegebenen UrelementS auf. Dies ist aber der grundlegende Gedanke des alten Demokrit . Zwar hat er in der modernen Physik eine neue unendlich verfeinerte Gestalt an- genommen. Aber der Kern ist geblieben. Die moderne Wiffenschaft hat der demokritischen Lehre keinen Untergang, sondern nur die Er- füllung gebracht._ V. Tb, Kleines f eullleton» Hauswirtschaft. Bananen. Die bei uns schnell zu großer Beliebtheit ge- langten Bananen sind die gurkenähnlichen, IS bis 20 Zentimeter langen Früchte einer ungemein ertragreichen Pisangart, die in allen tropischen Ländern heimisch ist. Bananen bilden das Haupt- Nahrungsmittel, ja zuweilen die einzige Nahrung ganzer Volks- stamme in jenen heißen Himmelsstrichen. Sie sind sozusagen Brot und Fleisch der Tropen. Leider ist es nicht möglich, sie im Zu- stände der natürlichen Reife frisch bei uns einzuführen, so sehr die Transportmittel auch vervollkommnet worden sind. Noch unreif werden die Früchte im Ursprungslande geerntet und auf Kühlschiffe verladen, wo sie allmählich nachreifen. Die Reife, die bei der An- kunft in europäischen Hafenstädten noch fehlt, um die Bananen ver- kaufsfähig zu machen, wird durch Lagerung erzielt. Durch diese Art des Reifens leidet naturgemäß die Qualität der Früchte. Sie nehmen dabei eine mehlige Beschaffenheit an, der Stärkemehlgehalt entwickelt sich auf Kosten des Fruchtsäuregehalts. Genießt man solche künstlich gereiften Früchte im Uebermaß, so stellen sich ge- wohnlich Verstopfungen ein. Allein in mäßigen Mengen verzehrt ist die Banane ein fast ideelles Genuß- und Nahrungsmittel. Alle Nährstoffe, die wir zum Aufbau und zur Erhaltung unseres Kör- pers brauchen, finden wir in dieser Frucht in glücklicher Zu- sammensetzung: Eiweiß. Zucker, Kohlehydrate und unter den Nähr- salzen den für Gehirn und Nerven wichtigen Phosphor. Gewöhn- lich werden die Bananen ohne weitere Zubereitung roh verspeist. Wenig bekannt ist, daß sie eine feine aromatische Würze zu einigen süßen Speisen geben und deren Nährwert natürlich entsprechend erljöhen. Ein süßer Fruchtsalat läßt sich herstellen aus feinen Scheibchen oder Schnitzeln von einer Banane, einem Apfel und einer Apfelsine, die man einzuckert, durcheinander mischt, ein wenig durchziehen läßt und nach Belieben noch mit geriebenen Nüffen bc« streut. Gebackene Bananen bereitet man, indem man die Schale an einer Längsseite aufschlitzt, die Frucht vorsichtig herausnimmt und von den Fasern befreit. Dann wird das Fruchtfleisch in die Schalen zurückgelegt und ohne weiteres in einer irdenen Schüssel im Bratofen oder aber in einer zugedeckten Bratpfanne auf dem Herde gebacken, bis die Schalen sich dunkel gefärbt haben. Hierauf werden sie aus der Schale genommen und angerichtet. Ein säuer- liches Kompot wie Preißelbeercn paßt dazu. Man kann auch aus- geschälte Bananen in Butter braten und nach Belieben zuckern. Bananeneierkuchen. Bananenschcibchen werden mit Zitronensaft beträufelt ein Weilchen hingestellt. Dann mischt man sie unter eine Eierkuchenmasse, backt nach bekannter Art Eier- kuchen, bestreut sie beim Anrichten mit Zucker und träufelt Zitronensaft darüber. Bananenreis ist ein in Amerika sehr beliebtes Gericht. Dazu mischt man Bananenschciben unter Reis, der in Wasser oder Apfelwein mit Zusatz von Zitronen- oder Apfelsinensaft aus- gequollen wurde und würzt nach Geschmack mit Zucker. Bananenflammert. Dünne Banancnscheibcn werden mit Zitronensaft beträufelt und ein wenig gezuckert. Einen Eß- löffel voll Maismehl— die billigen deutschen Maisfabrikate stehen den teuren ausländischen, die sich Mondamin, Maizena oder Maizamin nennen, durchaus nicht nach— verrührt man mit einem halben Liter kalter Milch, rührt bis zum Aufkochen und läßt die Masse an heißer Stelle noch zehn Minuten quellen. Zwei Eßlöffel voll Zucker werden darunter gerührt. Dann füllt man den Brei über die Bananenscheiben. Nach Belieben kcknn man den erkalteten Flammeri mit Apfelsinen- oder Banancnscheibcn umlegen. Die Nahrungsmittelindustrie hat sich die Ausnutzung der wert- vollen Nährstoffe der Banane nicht entgehen lassen. So gibt eS Bananenmchl, Bananenschokolade und-cakes sowie Bananen- Puddingpulver. Sehr zu empfehlen sind die getrockneten Bananen, im Ursprungslande gereifte und an der Sonne gedörrte Früchte. Sic eignen sich ihrer Haltbarkeit, Nahrhaftigkeit und ihres geringen Gewichts wegen vorzüglich als Proviant für Wanderungen und Radtouren. 16 bis 20 Stück wiegen 1 Pfund und kosten 60 Pf. Man erhält sie u. a. in Geschäften, die vegetarische Reform» Nahrungsmittel führen._ M. Kt. Gerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.— Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingerLCo., Berlin LXV.
Ausgabe
28 (24.3.1911) 59
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