Eisenwerk; und die indische Rigveda, das uralte Religionsbuch, vergißt ebenfalls nicht, des ersten Schmiedes zu gedenken. Der Uroße Wert und Nutzen der Eisenbearbeitung wurde überall, wo dieselbe aufkam, sofort erkannt; demgemäß schätzt man den Schmied und glaubt, der Erfinder so nützlicher Hantierung könne nichts Geringeres als ein Gott oder mindestens ein gotwerwandter Held gewesen sein. Gleichzeitig aber und da? ist das Merkwürdige Wird an vielen Orten der Erde der Schmied tief verachtet, und jede Gemeinschaft mit ihm wird gemieden. Man betrachtet ihn, der mit seinen Händen so Kunstreiches zu schaffen versteht, als im Wunde mit Geistern stehend. Neben seiner wertvollen und ge- schätzten Mctallarbeit traut man ihm auch allerlei böse Künste, Zauberei und Tücken zu. Daher seine merkwürdige Doppelstellung bei manchen Völkern. Auf germanischem Boden haben in alter Zeit oft Freie und sogar Fürsten , die es unter ihrer Würde schätzen mußten, andere Handwerke zu treiben, sich der Schmiedekunst mit Vorliebe be- fleißigt. Bei den Briten durfte neben dem Priester und dem Sänger auch der Schmied niemals Leibeigener sein. Sklaven, die in der edlen Schmicdekunst geschickt und bewandert waren, wurden weit höher gewertet als andere, und ihre Tötung wurde schwerer geahndet. In den Gefechten hamitischer Bergvölker Afrikas pflegt noch heute der Schmied vom drohenden Schwerte des Feindes ver- schont zu werden, wenn er sich im Augenblick der Gefahr durch Auseinanderbreiten seines Mantels als solcher zu erkennen gibt. In vielen Gegenden Afrikas , wo die Eisentcchnik seit Jahrhunderten in hoher Blüte steht, bilden die Schmiede eine besondere Kaste; am Kongo schreibt man ihnen geradezu königlichen Rang zu; häufig ist der Schmied gleichzeitig Priester und Medizinmann. Das Zhindert aber nicht, daß man die Eisenarbeiter vielfach als Aus- gestoßene betrachtet, ihren Verkehr meidet und sich von ihnen Ängstlich fern hält. Man fürchtet eben ihre geheimnisvollen Kräfte; selbst Sklaven verschmähen, sich mit Angehörigen der Schmiede- zunft zu befreunden oder gar ehelich zu verbinden. Daß vorzugsweise solche Völkerstämme, die selbst nicht bis zur Eisenverarbeitung gelangt sind, im Schmied eine geheimnisvolle Persönlichkeit sehen, der sie nur mit einer abergläubischen, aus Furcht und Hochachtung gemischten Scheu nahen, ist erklärlich. Ein merkwürdiges Beispiel hierzu liefern die auf sehr niedriger Kul- turstufe stehenden Wedda auf Ceylon . Selbst ohne jede Metall- technik, sind sie rings von den metallverarbeitenden Singhalesen umgeben, von denen sie zwar den Gebrauch eiserner Geräte und Waffen, nicht aber deren Fabrikation übernommen haben. Sie sind also auf die Dienste des singhalesischen Schmiedes angewiesen, wagen aber nicht, direkt mit ihm zu verkehren. Bedürfen sie einer neuen Waffe oder eines neuen eisernen Handwerksgerätes, so legen sie in der Nähe der Schmiedswohnung das aus einem Blatt aus- geschnittene Muster des gewünschten Fabrikates samt einem Stück Fleisch zur Nachtzeit stillschweigend nieder. In der folgenden Nacht holen sie das Bestellte am gleichen Orte fertig ab. Be- friedigt es ihre Erwartungen, so legen sie wohl, um ihre Gegen- Icistung angemessener zu gestalten, noch ein zweites Stück Fleisch an der Stelle des wortlosen Tauschverkehres nieder. Niemals aber würden sie sich entschließen, des geheimnisvollen Schmiedes Hütte selbst zu betreten oder sich sin eine Unterhaltung mit ihm ein- zulassen. Nicht nur in den Märchen und Sagen des Volkes vermag der Schmied Wunder zu tun, aus der Ferne jemanden zu schädigen oder gar zu töten, nein, man schrieb ihm auch tatsächlich auf dem Boden europäischer Kulturländer noch im Mittelalter und im Be- ginne der Neuzeit Heilkraft und verderbliche Zauberkunst zu. Das Wölk wandte sich in Krankheitsfällen oft lieber an den Schmied als an den Arzt. Es teilte sich der Schmied mit dem Schäfer in jene Beliebtheit nicht immer zum Wohle der Kranken. In Schottland brachte man mit der englischen Krankheit behaftete Kinder zum Sckmied, damit er sie heile. Und in Deutschland war es zeitweise üblich, daß er die Funktionen unserer heutigen Hebammen verrichtete. Als eine sehr merkwürdige und, soviel wir wissen, vereinzelt dastehende Tatsache sei noch erwähnt, daß bei einem indianischen Stamme von Nordamerika die Erfindung der Schmiedekunst einer Frau zugeschrieben wird. Wenngleich im Beginne aller mensch- ilichen Zivilisation das Weib Pflegerin und Hüterin einiger grund- legender Kulturtätigkeit gewesen ist man darf ihm z. B. einen ganz hervorragenden Anteil am ersten Anbau von Nutzpflanzen zuschreiben, und auch bei der Erfindung und ersten Ausübung der textilen Künste spielt die Frau eine wichtige Rolle, so mag doch gerade die Kunst der Eisengewinnung und-Verarbeitung vielleicht am allerwenigsten zuerst der weiblichen Hand entsprossen sein. H. L. kleines feuilleton. Archäologisches. Ausgrabungen im heiligen See der JJnkaS. Zwischen den einsamen und nuwegsamen Kordilleren in Kolumbien , wo zwischen zackigen Felskegeln 10 000 Fuß über dem Meeresspiegel die stille Wasserfläche des sagenumwobenen Guatavitasees blinkt, herrscht seit einigen Monaten eifrige Tätigkeit; Ingenieure, Land« messer und Erdarbeiter sind am Werke. Es sind die Vertreter und Angestellten einer großen englischen Gesellschaft, die in aller Stille den Plan gefaßt hat, den berühmten See trocken zu legen und auf seinem Boden nach den sagenhaften Schätzen zu fahnden, die die Jnkas seinerzeit bei ihrer Knechtung durch die Spanier in den Tiefen des heiligen Sees vor der Habgier ihrer Ueberwinder in Sicherheit brachten. Der größte Teil des Wassers ist bereits ab- geleitet, und die ersten oberflächlichen Untersuchungen der zurück- gebliebenen tiefen Sumpfschicht haben bereits eine ganze Reihe von kostbaren Edelsteinen und Gegenständen aus lauterem Golde ans Tageslicht gebracht, die bereits für sich ein stattliches Vermögen repräsentieren. Bereits die ersten Arbeiten belohnten die modernen Schatzgräber durch die Auffindung eines massiven großen Bandes aus schwerem Golde, man fand eine großen Goldkessel, zwei goldene Schlangen, 20 Smaragden von ansehnlicher Größe, zwei seltsame Statuetten, die offenbar Weihgeschenke waren und ebenfalls aus purem Golde gearbeitet sind, sowie eine ganze Reihe güldener Arm- und Fußspangen. Das wissenschaftlich interessanteste Stück unter den bisherigen Funden ist zlveifellos eine große Goldschüssel, in der alle Zeichen des Kalenders der Jnkas kunstvoll ein- graviert sind. Diese überraschenden positiven Ergebnisse der so oft geplanten Suche nach dem Schatz der JnkaS bilden allem Anschein nach die ersten Vorläufer für weiter« Funde; nun, nachdem, wie ein amerikanisches Magazine darlegt, der Sccboden freilicgt, harrt der Schatzgräber, die mit allen Mitteln der modernen Technik arbeiten, die Aufgabe, die zurückgebliebene große, an 10 Meter tiefe Sumpfschicht zu durchsuchen. Nach den alten Traditionen und nach den Forschungen über die Gebräuche der Jnkas galt in alten Zeiten der Guatavitasee als die Wohnstätte der Gottheit, die dem Volke jenen Reichtum an Geld und Juwelen schenkte, durch den die Jnkas berühmt waren. Zu bestimmten Zeiten des Jahres, hdupt- sächlich zu Beginn deS Frühlings und zu Beginn des Herbstes, wurden der Gottheit große Opfergaben aus Gold und Eodclstcinen dargebracht. Ans dem Pflanzenlebe«. Pilzexplosionen. Es läßt sich eigentlich kaum noch be- greifen, daß nach einer alten Regel gelehrt wurde, die Pflanzen hätten keine Bewegungsfreiheit und darin bestünde ihr wesentlicher Unterschied vor den Tieren. Die Bewegungen der Pflanzen sind vielmehr von einer sehr vielseitigen Art und beschränken sich durch« aus nicht auf das Wachstum. Allerdings haften weitaus die meisten Pflanzen mit einer Wurzel an einem bestimmten Platz im Boden, aber es fehlt nicht an Tieren, die ganz ebenso eine fest- sitzende Lebensweise führen. Die wundersamen Vorrichtungen bei den insektenfressenden Pflanzen beispielsweise, bei denen sich auf bestimmte Reize hin ein Deckel über einer Falle schließt, sind doch kaum in geringerem Sinne Bewegungen wie das Auf-und Zugehen einer Muschel. Aber auch bei den niedersten Pflanzen kommen sehr ausdrucksvolle Bewegungen vor, nur daß sie weniger willkürlich erscheinen und sich gewöhnlich eng an die Vorgänge von Wachstum und Fortpflanzung anschließen. Bekannt sind die Einricktungen, um verschiedencn Gewächsen eine möglichst große Ausbreitung zu verschaffen, indem die Samen weithin ausgestreut werden. Bei zahlreichen Pflanzen wird diese Absicht dadurch erreicht, daß die Samen zu einem leichten Spiel für den Wind gemacht werden. Bei andern werden sie durch wahre Explosionen aus den Kapseln nach allen Richtungen hinausgeschleudert. In solcher Weise be- sorgen auch manche Pilze die Verteilung ihrer Sporen. Professor Buller, der jetzt eingehende und fesselnde Forschungen über Pilze veröffentlicht hat, stellt fest, daß ein einziger Pilz zwei Tage lang in jeder Minute rund eine Million Sporen ausschleudert, die durch eine starke Belichtung sichtbar gemacht werden können. Auf diesem Wege konnte der Forscher sogar die Geschwindigkeit messen, mit der die Sporen vom Pilz ausgeworfen wuroen. Diese betrug 40 Zenti- meter in der Sekunde im wagerechten Sinne, aber stbon nach einem Weg von 2 Millimetern beginnen die Samen zur Erde zu fallen. Diese Ziffern deuten auf eine ganz außerordentliche Kraftent- faltung des Niedern Gewächses. Technische?. Leuchtgas aus Abwäfferrück ständen. Ein Ver- fahren, um die aus den Fabriken und Haushalten stammenden Ab- Wässer nicht nur ihrer schädigenden Wirkungen zu berauben, sondern auch für die Industrie weiter nutzbar zu machen, ist, wie der.Chemisch- technische Ratgeber"(Nr. S) mitteilt, in Brünn (Oesterreich ) seit zwei Jahren eingeführt worden. Die Ergebnisse deS zweijährigen Versuches, der auf dieiem Gebiet vorläufig einzigartig ist, liegen nunmehr vor und sind in jeder Richtung als befriedigend anzusehen. Die Ge- samtmenge der Abwässer in Brünn beträgt 23 000 Kubikmeter tn 24 Stunden. Auf ein Kubikmeter entfallen 16 600 Gramm fester Bestandteile, deren Brennbarkeit der des Torfes gleicht. Täglich werden 37 Tonnen trockenen Schlammes hergestellt, der ähnlichen Fabrikationsmethovdn unterworfen wird, wie sie bei der Gewinnung von Leuchtgas aus Kohle Verwendung finden. Das gewonnene Gas unterscheidet sich in nichts von dem gewöhnlichen Kohlengas. Der Ertrag der Produktion beziffert sich von 100 Kilogramm trockenen Schlamm auf 23,3 Kubikmeter Leuchtgas und 14, b Kilogramm Koks. Perantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwartsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingcrziCo.,Berlin ZW.