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auszuroden.

weil er ein Dieb ift... Sehen Sie, fehen Siel er hat zu dem prämiierten Stier führen, von dem so viel in der Zeifung Lumpen, er hat nichts zu essen, ich will auch Lumpen haben, gestanden hatte. Ann- Scfi fand den Einfall sehr töricht, aber ich will auch nichts zu essen haben, ich will nicht eine Heilige wenn Kren sich etwas in den Kopf gefekt hatte, dann saß das so sein und in den Himmel kommen, wenn er in die Hölle fest wie ein Erlenstumpf im Lehmboden und war nicht wieder tommt!" Kren Pappel zog also mit seiner Kuh zum Festlande, und Sie schrie, als ob sie sich mit Gewalt die Brust zer- die Kuh wurde tragend. Kurz, das Kalb war niemand anders Sprengen wollte, und er, kämpfend zwischen seiner Bestürzung als Jens Himmelreich. iber ihre Heftigfiet und seiner Freude über diese unerwartete Zuerst hieß es schlecht und recht Jens, denn diesen Namen Aeußerung ihrer Liebe, starrte sie an, beschämt, beglückt Fatte der Junge, Kristian Fredrik, ihm gegeben; aber als der eine große filberne Medaille und zweihundert Kronen, da bekam Stier zum erstenmal auf der Viehschau einen Preis davontrug, er den wohlverdienter. Zunamen Himmelreich".

und völlig ratlos, und rührte sich nicht, als die Klosterfrauen einen dichten Kreis um ihn und Milada schlossen, die Arme der Kleinen von seinen Naden lösten und sie, festgehalten an Von nun an war Kren Pappel ein Mann, dem man Achtung Händen und Füßen, emporhoben. Es geschah mit größter entgegenbrachte. Jens Himmelreich aber war auch sozusagen eine Schonung, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld; ein Quelle, aus der sich ein Strom von Gold, Silber und Papiergeld tiefes Leid ein inniges Bedauern war alles, was sich in den ergoß. Manchmal mußte Kren in die Scheune gehen, um so recht Mienen der frommen Frauen aussprach, als ihr Bögling auch von Herzen in seinen Holzschuhen umherzustampfen und für sich selber Hurra zu rufen. jetzt noch seinen Widerstand fortsette.

"

Pavel!" freischte das Kind, Pavel, reiß mich los! Gehen wir fort, weit weg... gehen wir zusammen in die Arbeit, in den Ziegelschlag, wie früher, wie damals, wo wir flein waren... Ich will acht geben auf Dich, daß Du fein Dieb mehr bist... Reiß mich los!... Nimm mich mit ... Geh nicht allein... Ich seh Dich nie mehr, wenn Du allein weggehst... Sie laffen Dich nie mehr zu mir Nie mehr!"

( Fortsetzung folgt.]]

( Nachdruck berboten.)

Jens Himmelreich.

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Von Karin Michaelis . Uebersehung von H. Kih. Manche Leute meinten, daß Kren Pappel einen irdischeren, menschlicheren Namen für seinen Bullen hätte ausfindig machen fönnen als gerade Jens Himmelreich. Aber Kren machte fich nichts daraus. Er entfann sich noch recht gut, wieviel Mühe es ihm seinerzeit bereitet hatte, einen Namen für seinen Jungen zu finden, weil ja sowohl er wie Ann- Sofi, mit Respekt zu ver­melden, Jungfernfinder waren und ihre Jugend im Kirchspiel berbracht hatten, ohne auch nur je durch eine Tracht Prügel zur rechten Zeit an die Eristenz eines Vaters erinnert zu werden. Sonst wäre es leicht genug gewesen, dem Burschen einen Namen zu geben; denn dann wäre er einfach nach Kren Pappels Vater und Ann- Sofis Vater benannt worden.

Man hatte ja eine Menge Namen zur Auswahl; aber gerade auf denjenigen zu verfallen, der dem Jungen hier in der Welt am meisten Nußen bringen könnte, das war das Schwierige.

In all seiner Einfalt kam da Kren auf den Gedanken, daß der Junge nach dem König benannt werden und Kristian Kren Pappel heißen sollte; denn es verlieh ihm doch gewissermaßen einen ordentlichen Nimbus, ein Namensbetter des Königs zu sein. Aber damals war Ann- Sofi die Klügere. Sie sagte: wenn Aber damals war Ann- Sofi die Klügere. Sie sagte: wenn der Junge Kristian heißen solle, so solle er auch Fredrik heißen, damit, wenn der König stürbe und sein Sohn zur Herrschaft käme und auch der wieder stürbe und so fort, ihr Junge doch in alle Ewigkeit genau so hieße wie der Inhaber der Krone, weil die dänischen Könige, solange die Welt bestände, abwechselnd Kristian und Fredrik hießen. Nur müsse der Junge sich eben Kristian nennen lassen, wenn ein Kristian auf dem Throne size, und Fredrik, sobald der König Kristian gestorben sei.

In der Taufe erhielt er also die Namen Kristian Fredrik Kren Pappel- aber Aren war ganz aufgeregt, bevor er diesen Entschluß faßte; und er war froh darüber, daß sie nicht noch mehr Kinder bekamen, denen man, abgesehen vom Brechen und Beißen, auch einen Namen geben mußte.

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Uebrigens war der Name des Stiers mit Herz und Verstand ersonnen, und das wußte niemand besser als er und Ann- Sofi. Wenn Kren Pappel seine größte Mistgabel genommen und die Erinnerungsgrube bis auf den Grund durchforscht hätte die so tief war wie ein künstlicher Brunnen nie würde er auf einen Menschen gestoßen sein, der für ihn dasselbe bedeutet hätte wie Jens Himmelreich.

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Denn was war Kren vorher anders gewesen als Aren aus dem Moor", der ärmste Schluder fast auf der ganzen Insel! So fleißig er und Ann- Sofi auf dem Ader auch schaffen und schuften, fobiel Schweiß fie auch vergießen mochten, stets war Schmalhans Küchenmeister bei ihnen gewesen, und die Kleider hingen ihnen in Feben herab wie die Blätter an den Bäumen im Herbst.

Eine Kuh hatten sie allerdings, aber was besagte das! Die Milch wanderte ja, Liter für Liter, in die Molkerei; und was Ann- Sofi zurüdbekam, war so frei von Sahne wie ein gefegter Fußboden von Dreck. Und wenn die Kuh kalbte fie brachte die reinen Giraffen zur Welt so mußte Kren dem Kalb schleunigst den Garaus machen, damit es nicht von selbst verenden sollte.

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Und dann geschah das Wunderbare, daß Kren eines Nachts träumte, er jolle mit seiner Kuh zum Festlande ziehen und sie

Ann- Sofi stricte aus grün- und blaugesponnenem Garn ein paar lange Strümpfe, um das Geld darin zu verwahren. Das lag dann und ruhte aus. Der Junge aber wuchs empor wie eine Weide am Graben; er wurde ein hübscher, fluger Bursche, der ordentlich über die Dinge nachdachte. Nur das eine wußte er nicht recht, wer der Größte sei, Jens Himmelreich oder Gott Vater im Himmelreich; aber woher all das gute Essen kam, seht, das wußte er! Aren Pappels Opfer" ar den Pfarrer fiel so reich­lich aus, wie das irgendeines Großbauern; und Ann- Sofi wurde sogar einmal nach dem Gottesdienst zum Kaffee in den Pfarrhof geladen. Auch der Junge war mit dabei. Als sie nach Hause tamen, sagte er:" Ich will Pfarrer werden, jawohl!" Ann- Soft war es bei diesen Worten zumut, als tanze cine Sonne in ihrem Herzen. Sie wischte ihm mit ihrem Handrüden die Nase ab und versprach ihm hoch und heilig, das solle er auch werden, wenn nur der liebe Gott seinen Segen noch viele Jahre auf Jens Himmels reich legen wolle.

Der Junge wurde aufs Festland gesandt und kam auf die Lateinschule; er trug Lederschuhe an den Füßen, bediente fich eines Taschentuchs, um die Nase zu schnauben, erlernte die Sprachen fremder Länder, und lernte mit der kleinen Forke zu hantieren, die die Stadtleute Gabel nannten, und mit der man das Fleisch aufspießte.

Die Eltern waren unsäglich stolz auf ihn. Kren fam sich wie der glücklichste Mann der Welt vor, und Ann- Sofi war seine gute Frau.

Der Junge bekam nicht nur so viel frisches Bökelfleisch, wie er verschlingen mochte, sondern auch einbrot mit Butter und Burst darauf war tägliche Kost; und zu keiner Mahlzeit fehlte der Schnaps und hernach der Zabat, der die Stube in dichten Nebel hüllte.

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An der Wand hingen an Stelle der Grab- und Hochzeitss verse in Glas und Rahmen wie bei andern Inselbewohnern stellungen auf dem Festland. Und zwischen den prallgefüllten Jens Himmelreichs große Ehrendiplombriefe von allen Aas­Strümpfen in der Truhe lagen, in Ann- Sofis wollene Unterröde gewickelt, die filbernen Medaillen und Krüge, die nach Recht und Billigkeit eigentlich im Stalle bei Jens Himmelreich hätten hängen müssen.

lichen Hoheit, um Jens Himmelreich ihre Aufwartung zu machen. Aus weiter Ferne kamen die Leute, fast wie zu einer Königa hatte, die zu Fuß nach dem heiligen Grabe gewandert waren, Aren Pappel, der im Kalender von den Pilgrimen gelesen meinte, es sei etwas Aehnliches mit den Festlandskühen, die zuerst und wieder auf ihren Beinen die Landstraße passierten, bevor sie über die Landstraße trabten, dann über das tiefe Waffer fuhren ihr Ziel erreichten, das Jens Himmelreich hieß.

Die ganze Insel war stolz auf Jens Himmelreich; und als er einmal das Unglück hatte, einen Knecht vom Festlande auf­zuspießen und zu töten, da herrschte nur eine Ansicht darüber: der Bursche hätte sich besser in acht nehmen können.

Die Seeleute, die in der Welt umbergezogen waren und fremde Küsten und Menagerien mit wilden Tieren gesehen hatten, wollten einen Gid darauf leisten, daß ein Löwe im Vergleich mit Jens Himmelreich nicht mehr als ein Lamm bedeute.

bestan

Der Sohn wuchs heran, bestand seine Abschlußprüfung und fam nach Kopenhagen auf die Universität. Man merkte so deut­lich, daß er sich durch sein Studium auf das Reich Gottes vors bereitete! Seine Briefe an die Eltern waren voll von Ermah­nungen, das Gewissen zu erforschen und auf dem schmalen Wege auszuharren.

Ann- Sofi weinte dann stets vor Glückseligkeit und brachte die Briefe dem Pfarrer, für den Fall, daß er dieses oder jenes daraus für seine Predigt verwenden könnte, Kren Pappel war ja nicht sehr bewandert mit der Feder, aber jeden Monat schickte er Geld und Grüße von sich und Ann- Sofi und Jens Himmelreich hire und wieder fügte er auch einen Bericht darüber hinzu, wieviele Inseltühe und wieviele Festlandskühe bei Jens Himmelreich zu Besuch gewesen, und wieviele von ihnen wiederum ein dauerndes­Vergnügen von dem Besuch gehabt hätten,

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