Kristian Fredrik schriev, daß er nur danach trachte, von dem Heil ihrer Seelen zu hören und davon, wie eigentlich ihr Ver- hältnis zu Gott sei. Hierauf antwortete Kren: danke gut; aber ob denn nun Kristian Fredrik nicht bald kommen und sie besuchen Wolle, die Mutter sehne sich so über die Maßen nach ihm. In den Sommerferien beabsichtigte Kristian Fredrik mit einem Freund einen Pfarrer aus dem Festlande zu besuchen; aber nun versprach er, auch ein paar Tage für einen Aufenthalt auf der Insel und bei den Eltern freizuhalten. Ann-Sofi schaffte und kochte vor der Heimkehr des Sohnes, als gälte es, ein Begräbnis zu begehen. Und als er kam, ver- neigte sie sich vor ihm zur Erde. Er glich ja aufs Haar dem Christus auf dem Altarbild; der einzige Unterschied mar der, daß dieser ein blaurotes Gewand trug, während Kristian Fredriks Kleidung grau war. Und er küßte Ann-Sofi. Als er um noch einen Löffel Grütze bat, klang es, wie wenn der Pfarrer die Messe las. Seine Hände waren so weiß wie Müllerhände, und er hielt beim Gehen die Arme dicht an den Körper, als dächte er fortwährend nicht nur an den engen Pfad, sondern auch daran, sich durch eine sehr schmale Tür zu klemmen. Zufällig hatte auch Jens Himmelreich vornehme Gäste, zwei Kühe von dem großen Hcrrenhof im Norden, Kühe, die selber Prämiiert worden waren. Nach der Mahlzeit lud Kren, der ja dem Sohne gern die Vergnügungen darbot, die er gerade bei der Hand hatte, Kristian Fredrik ein, der Begegnung zwischen Jens »ind den Gästen beizuwohnen. Aber des Sohnes weißes Gesicht wurde so rot wie Blut; und, die Augen mit den Händen bedeckend, wandte er sich ab, als hätte er den leibhaftigen Satan gesehen. Ta wurde Kren sehr verlegen. Wie hatte er sich darauf gefreut, dem Sohne ein Vergnügen be- reiten zu können! Und als Ann-Sofi hörte, wie Kristian Fredrik die Sache auffaßte, da wurde auch sie ganz verwirrt. �Fortsetzung folgt.); (RaiSBruct eecBoten.l Der 8ieges2Ug der Sojabohne. Von C. L ö b st a d t. Bohnen verschiedener Art haben sich schon wiederholt auf Wanderungen und Eroberungszüge begeben. Die unseren Vorfahren seit altersher wohlbekannte Ackerbohne oder Puffbohne war aus dem Orient nach Deutschland gekommen. Viel später erst erhielten wir die feineren Gartenbohnen, die Busch- und Stangenbohnen; denn ihre Heimat ist Ainerika und erst im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert kamen sie nach Europa . In der neuesten Zeit macht eine neue ostasiatische Bohne, die rauhhaarige Sojabohne, viel von sich reden. Sie wird als eine ungemein nützliche Frucht gepriesen, in Massen eingeführt; an verschiedenen Orten sucht man sie auch anzubauen. Den Japanern und Chinesen dient sie seit uralten Zeiten als ein wichtiges Nahrungsmittel. Sie wird darum in den betreffenden Ländern in Massen angebaut und zwar in der Mandschurei mit solchem Erfolge, daß dieses Land große Mengen der Bohnen nach Europa und auch nach Deutschland ausführt. Man kann nun diese Frucht nicht ohne weiteres in die gleiche Linie mit unseren Bohnen und Erbsen stellen. Die Sojabohne enthält etwa 35 Proz. Eiweiß; sie ist an diesem wertvollen Nährstoff viel reicher als unsere Hülsenfrüchte, die nur 2325 Proz. davon enthalten. Im Gegensatz zu den letzteren ist die ostchinesische Bohne sehr fettreich; ihr Oelgehalt beträgt 20 Proz., während wir in Erbsen, unseren Ackerbohnen und Linsen nur l'/z bis 2 Prozent Fett vorfinden. Dank diesen Eigenschaften ist die Soja- bohne in passender Zubereitung trefflich geeignet, einen Ersatz für das Fleisch zu liefern. Da nun die Bevölkerung Japans und Chinas wegen ungenügender Viehzucht auf vegetarische Kost mehr oder weniger angewiesen ist, so ist für sie die Sojabohne ein äußerst wichtiges Nahrungsmittel. In der Tat wird sie auch in allen mög- lichen Formen genossen. Wir kennen verschiedene Sorten dieser Pflanze. Die einen reifen früh, die anderen spät. Auch die Samen sehen verschieden aus, bald sind sie rund wie die Erbsen, bald oval, bald nierenförmig; auch die Farben variieren, wir haben weiße, gelbe, grüne, braune, rote, bunte und schwarze Soja- bahnen, die auch in der Feinheit des Geschmackes abweichen. So werden zum Kochen schwarze Bohnen bevorzugt. Ans hellsamigen bereitet man dagegen Mehle , aus denen verschiedenes Gebäck her- gestellt wird. Diese Mehle sind aber sehr eigenartig; im Gegensatz zu unseren Mehlen ist ihr Gehalt an Stärke sehr gering, dagegen sind sie außerordentlich reich an Eiweiß und Fett; darum ist Sojabrot ausgezeichnet für Zuckerkranke geeignet. Man verwendet auch in der ostasiatischen Küche einen Brei von Sojabohnen als Ersatz für Fett und Butter, indem man ihn Speisen zumengt. Höchst eigen- ortig sind die japanischen und chinesischen Sojaspezialitäten, Eine von ihnen ist auch in Deutschland bekannt geworden, es ist dies da? piknnnteShoyn" oder die Sojasance, Zu ihrer Bereitung verwendet man eine Mischung von geröstetem Weizen und halbwcich- gekochten Sojabohnen, denen Kochsalz zugesetzt wird. Zu dieser Masse fügt man noch Kulturen eines bestimmten Schimmelpilzes hinzn und läßt das Ganze unter gelegentlichem Umrühren langsam vergären. Man läßt die Mischung auf diese Weise acht bis neun Monate, ja selbst fünf Jahre lang stehen und erhält so Saucen von verschiedenem pikanten Geschmack und ver- schiedener Schärfe. DiesesShohu" wird in großen Mengen nach Amerika und England ausgeführt und hier zur Bereitung verschiedener Gewürze wie z. B. der Worcestersauce verwendet. Auch in Deutschland wird Shcliu mehr und mehr beliebt. Diese Würze hat ungefähr denselben Wert wie das Fleischextrakt; in Japan werden von ihr jährlich gegen zweieinhalb Millionen Hektoliter ver» braucht. Viel wichtiger ist noch für den Japaner die aus Sojabohnen bereitete Bohnensülze, die manMiso "' nennt; je nach der Art der Gärung wird sie schon in vier Tagen gebrauchsfertig oder kann erst nach wochenlanger Gärung verwendet werden. Das Produkt letzterer Art ist haltbarer und feiner im Geschmack. Diese Sülze wird als Beigabe zu Suppen, Reis und dergleichen verwendet und ist nicht nur eine Würze, sondern auch ein Nährmittel, da sie bis 10 Proz. Eiweiß enthält. Es werden in Japan jährlich gegen 30 Millionen Hektoliter Miso in Privathaushaltungen und in Fabriken erzeugt; es erhellt daraus, wie wichtig der Gegenstand für die Volksernährung des Volkes ist. Ferner muß aber noch der in Ostasien sehr beliebte Bohnenkäse erwähnt werden. An Nahrhaftigkeit steht er unserem Kuhkäse kaum nach. Man bereitet ihn in folgender Weise. Die eingequellten Bohnen läßt man durch warmes Wasser auslaugen. Dabei löst sich das Legumin, das Eiweiß der Bohne, im Wasser auf. Dieses wird nun abgegossen und filtriert. Hieraus setzt man dem Filtrat etwas Mutter- lauge zu, die bei der Seesalzgeivinnung übrig bleibt. Durch die darin eiithaltenen Salze wird das Eiweiß ausgelöst und sammelt sich als flockiger Niederschlag aus dem Boden des Gefäßes. Nun wird das Wasser abgegossen, das Eiweiß, das eine zähe, grauweiße Masse bildet, durch Auspressen vom Wasser befreit. DieserFrischkäse* kann nun für sich als Zukost oder als Beimengung zu anderen Speisen verbraucht werden. Sein Fehler besteht aber in der großen Wässerig» keit und der dadurch bedingten leichten Verderblichkeit. Dem wird durch Trocknen des Käses abgeholfen. Eine originelle Methode wenden die Japaner an. Sie formen aus dem feuchten Frischkäse flache Kuchen und lassen sie im Freien gefrieren. Infolgedessen tritt das Wasser in Gestalt von Eiskristallen an die Oberfläche der Käse- schcibe. Nun wird diese in die Sonne gelegt. Hier schmilzt daS Eis zu Tropfen, die man rasch mit einem Tuche abwischt. Dann wird die Käsescheibe wieder zum Gefrieren gebracht, dann wieder in die Sonne gelegt und abgetrocknet. Man wiederholt das mehrere Male und erhält zuletzt einen ganz trockenen Bohnenkäse. Dieser Kori-Tofu" ist aber besonders bekömmlich, denn durch das Gefrieren und die Bildung von Eiskristallen in der Milte der Scheibe wird die Masse ähnlich gelockert wie der Teig durch Hefe oder Backpulver. Dieser Kori-Tofu oderEisbohnenkäse* ist leichter verdaulich und auch haltbarer. Außer ihm wird aber noch ein anderes haltbares Produkt, der geräucherte Bohnenkäse, hergestellt. Derartige trockene Käse enthalten gegen 45 Proz. Eiweiß und 30 Proz. Fett. Natürlich lassen sich die Ostasiaten nicht entgehen, die fettreiche Sojabohne auch zum Pressen von Oel zu benutzen. In Asien wird es zur menschlichen Ernährung verwendet; russische Soldaten haben es während des Feldzuges in der Mandschurei vertragen können. so lange es frisch war. Als Speiseöl ist es aber auf alle Fälle minderwertig. Schließlich sei noch mitgeteilt, daß die Chinesen aus der Soja» bohne eine eigenartige Pflanzenmilch bereiten, die roh, gelocht und gezuckert iu den Handel gebracht wird. In neuester Zeit wurde die Sojabohne von den Europäern mehr und mehr gewürdigt. Die Einfuhr der Sojabohnen nach England und Deutschland ist im Steigen begriffen. Vorläufig werden sie hier zur Oclgewinnung verwendet, und das Oel wandert in Seifen» fabriken. Die Preßkuchen bilden aber, wie verschiedene Versuche er» wiesen haben, ein wertvolles Viehfntter. Da in jüngster Zeit die Einfuhr der Sojabohne zollfrei geworden ist, wird sie sich noch be- deutend steigern. Ob aber bei nnS die ostasiatische Frucht immer nur zur Oel- gewinnung verwendet werden wird, erscheint mindestens fraglich. Es wird gewiß nicht an Versuchen fehlen, die verschiedenen japanr- scheu und chinesischen Spezialitäten mich bei uns herzustellen; denn unsere Nahrungsmittelindustrie sucht gerade, was Gewürze und Eiweißnährmittel anbelangt, nach Neuem, Besserem und Billigerem. Allerdings entsteht bei alledem die Frage, ob auch die Sojabohne von dein europäischen Magen ebenso gut wie von dem ostasiatischen bewältigt tvird. Auch an die Nahrungsmittel muß sich der Mensch, müssen sich Völker und Nassen im Laufe der Jahre und Jahr- hunderte gewöhnen. Daß dies aber möglich ist, unterliegt keinem Zweifel. Als die Bedeutung der Sojabohne erkannt wurde, ging man an vielen Orten an den Versuch, sie auch in Europa zu bauen. Die Ergebnisse fielen aber nicht ermutigend ans. Die Hülsenfrucht­pflanzen gedeihen gut im Boden, wenn sie dort gewisse Bakterien vorfinden, mit denen sie gemeinsame Sache machen. Diese Bakterien bilden Knöllchcn an den Wurzeln der Pflanzen und werden darum Knöllchenbakterien genannt. In den europäischen Böden fehlten nun diese Arten von Sojabakterien. Da kam man auf den Gedanken, diese aus Japan von den Kulturfeldern der Soja- bohnen zn beziehen und sie auf unsere mit Soja besäten Böden auszustreuen. Ter Erfolg blieb in der Tat nicht aus. Leider braucht aber die Sojab- hne so viel Wärme, daß ihr Anbau in