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Kleines Feuilleton.
H. V.
modernen Medizin sind ihre Heilkräfte völlig in Mißkredit gekommen. I hundert reichenden Teiles. It mustergültiger Weise und in einer Wohl nur ein einziges Mittel aus der Kräuterwelt hat auch heute Sprache, die sich nie gegen das Fachmännische bergeht und doch noch bei den tvissenschaftlichen Aerzten Geltung, nämlich der Finger- ftets lebendig zu gestalten weiß, werden die kompliziertesten Bubut Digitalis , der in seiner wohltätigen Wirkung bei gewiffen Herz- fammenhänge, die schwierigsten technischen Probleme zum Greifen Leiben auch heute noch von einem andern Mittel übertroffen wird, deutlich dargestellt. Die Leichtverständlichkeit dieses Büchleins er aber nur unter der Leitung eines Arztes zu gebrauchen ist. gibt sich aus dessen Qualität, aus der absoluten Klarheit, mit der Matthaei die Dinge und deren Bewegungen zu sehen vermag. Was der Verfasser in der Vorrede verspricht, hält er ganz und trefflich: „ Es wird zunächst die geschichtliche Grundlage gegeben, aus der das Walten der Baumeister erst verständlich wird. Es wird dann ge zeigt, wie der Raumsinn sich berändert, wie auf Grund dessen die fonstruktiven Probleme in Grundriß und Aufriß gelöst werden, und welche Wandlungen in der Lichtzuführung, der Formens gebung und der Gestaltung des Außenbaues eintreten. Es wird endlich geschildert, wie die Bauaufgaben sich erweiterten und wer die Bauherren und die Bauleute in den einzelnen Epochen ge wesen sind. Dieser Darlegung folgt jedesmal ein ganz kurzer Ueberblick über die geschichtliche Entwickelung, aus der ein paar charakteristische Beispiele herausgegriffen werden, um die Dars legungen zu veranschaulichen." Diese beiden Bändchen von Matthaei erfüllen den klassischen Typus der leicht verständlichen Kunsts St. Br.
Bläuliche.
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Kunft.
literatur.
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Aftronomisches.
Beicht verständliche Kunstliteratur. Das Leicht berständliche wird allzuoft mit dem Gleichgültigen und dem Seich ten verwechselt. Sentimentale Leute, zuweilen auch Spekulanten meinen, man müsse der Wahrheit ein wenig zahme Milch beisezen, am den Kindern, der Masse, dem Bolt die Kost bekömmlicher zu. machen. Das ist natürlich nicht mehr als eine von den konben tionellen Torheiten, die vergißt, daß auch das höchste Maß der Geistesbildung fein absolutes ist, und daß jegliches Berstehen schließlich doch immer ein relatives bleibt. Es kommt wirklich nicht So gar viel darauf an, ob alle Einzelheiten eines Lebenstreises der Künste oder der Wissenschaften gewußt werden; das Entscheidende Gleibt stets der Instinkt, der das Leben selber hinter den Zahlen Der Zauber des großen Drionnebels. Die Wunder and Namen wittert. Es gibt Kunstprofessoren, die dem eigent- jener ungeheuren, unendlich fernen Nebelwelt, die auch der Laie Lichen Wesen und den Kräften der Kunst ahnungslos gegenüber- unter dem Namen des großen Orionnebels tennt, fchildert in leuchten Stehen; es gibt Laien, gibt Unbetitelte und Unberufene, die zu der den Farben Edgar Lucian Larkin, der Direktor des Mont Lowes Kunst weit innerlichere Beziehungen haben. So bleibt es dabei, Dbservatoriums in Kalifornien in einem Aufsatz, den die von baß gerade an die sogenannte leicht verständliche Literatur der Direktor Dr. Archenhold herausgegebene aftronomische Zeitschrift Höchste Maßstab gelegt werden muß. Wir haben heute einige Neu- Das Weltall" beröffentlicht. Larkin hat mit dem 60 zölligen erscheinungen folcher viel beanspruchender Art zu beurteilen. Spiegel der Carnegie- Sterntvarte auf dem Mount Wilson durch Die von der Freien Lehrervereinigung für lange Expofitionszeit eine Reihe ganz hervorragender Photographien unstpflege" herausgegebenen, im Verlag von Jos. Scholz, des Zentrums dieses wunderbaren Rebels erhalten, die Negative Mainz , erscheinenden Monographien sind nicht von gleichmäßiger vergrößert und als Diapositive geeignet beleuchtet. Ein Qualität. So war es beinahe überflüssig, dem recht unzuläng Anblid himmlischer Schönheit und Pracht, so schildert Larkin Tichen Edmund Steppes ein ganzes Heft zu widmen; eher läßt den Eindruck auf den in einem verdunkelten Zimmer stehenden fich das schon für Friz Boehle rechtfertigen. Nur, daß auch hier Beobachter, bietet sich bei der Einschaltung des elektrischen Lichtes Der Text von Wilhelm Kohde ohne eigentliches Verständnis für das hinter der Platte dem überraschten Auge dar. Kein menschliches Malerische und allzu fritillos gegenüber der spezifischen Qualität Ange hat jemals etwas geschaut, das sich mit diesem Anblid meffen des Künstlers geschrieben wurde. Weit beffer und des Anschaffens fönnte. Seit meiner Jugend, schwärmt Lartin, habe ich den wohl wert sind die Hefte, die aus dem Werte Kaldreuths und Orionnebel mit Bewunderung betrachtet, die sich mit den Jahren aus dem Max Liebermanns charakteristische Proben bringen. immer mehr fteigerte; aber niemals habe ich ihn perspektivisch geHier wird auch der Text zu einem guten Vermittler. Die Repro- fehen, niemals die herrlichen Bilder geahnt, die sich hinter der ans Suftion in Echwarz- Weiß ist recht erträglich, doch geht bei einigen fcheinend flachen Oberfläche verbergen. Nun enthüllt uns diese Blättern der Farbton ein wenig zu sehr ins Rötliche, auch ins wunderbare Photographie, daß die Mitte des Nebels die Deffnung Ernst Schur hat einen Führer durch die einer riesenhaften Höhle ist, deren Wandungen von leuchtender unstgeschichte" geschrieben( berlegt bei Eberhard Frowein , glänzender Materie gebildet, fich bis zu einem weitentfernten End Berlin ). Es ist ein Wagnis, solch Unternehmen auf 150 Seiten punkt erstreden. Die Deffnung dieser Nebelhöhle ist unregelmäßig, bestreiten zu wollen. Und so ist es dem Verfasser auch nicht ge- auch die wunderbaren Wände und Seiten, Boden und Dede zeigen lungen, den allzu umfangreichen Stoff so darzustellen, daß die ein- unregelmäßige Umrisse. Keine Messung der möglichen Tiefe diefer gelnen Beiten plastisch sich runden. Eigentlich wurde es mehr ein Söhle im Weltall , ihres Bodens, der losmischen Wandungen tann Repetitorium für den Museumsbummler. Wer die Dinge nicht hier vorgenommen werden. Das tiefe, weite, zerriffente, unregel bereits fennt, wird das Büchlein kaum mit Ertrag lesen fönnen. mäßige und wilde Innere kann nur mit dem Geiste, nicht mit dem Buweilen schleicht sich auch eine Banalität zwischen die Zeilen, fo mikrometer gemessen werden; aber wenn man annimmt, daß der ettva:„ Eigentümlich ist, daß die Chinesen eine ausgesprochene Vor- Abgrund dreimal so groß wie der Durchmesser der Deffnung ist, fo Liebe für Ralligraphie, für schöne Schrift, besaßen." Das ist gar würde die Tiefe 200 Trillionen Kilometer betragen, das ist der Ab aticht so eigentümlich, gehört vielmehr zu dem Elementaren aller würde die Tiefe 200 Trillionen Kilometer betragen, das ist der Abaicht so eigentümlich, gehört vielmehr zu dem Elementaren aller stand des Sirius vom Sounensysiem. Eine Reihe von 3000 Ringen asiatischen Kunst, zu der natürlichen Begabung für das abstrakte mit je einem Durchmesser gleich dem der Neptunsbahn könnte sich Ornament. Am besten gerieten die Kapitel über das europäische in dem mächtigen Raume diefer Lücke bevegen, oder auch 90 000 Mittelalter; die Schilderung ist an diesen Stellen recht lebendig aneinandergelegte Streise, jeder von der Größe der Erdbahn, and vertieft fich des öfteren zu schönen psychologischen Erkenntniffen. Etwa bei der Darstellung des romanischen Etils: Die Taufende von Sonnensystemen wie das unfrige föunten reichlich Architektur übernahm die Führung so ausschließlich, daß die andern Plaz in der weiten Ausdehnung dieser Höhle finden. Aber in ihr bildenden Künfte nur unvollkommen zur Entwvidelung gelangten. herricht keine Dunkelheit; überall ist Licht. Die Wände erglühen Es entsprach dies einer Zeit, in der der Einzelne nichts, die Masse und leuchten in einem Glanze, der jede Vorstellung übertrifft und Millionen winziger, glitzernder alles galt. In Ständen, Genossenschaften, Storporationen fonderte nicht beschrieben werden kann. diese Maffe, und der Einzelne galt nur insofern etwas, als er Bünktchen, fosmische Diamanten, schmüden alle Teile des gigantischen einem diefer Komplege angehörte."- Eine ähnliche Aufgabe hat Innern. Die Wandungen verfchieben sich nach innen und außen, was fich Ernst Cohn- Wiener gestellt. Er schrieb eine" Entwide- ihnen den Anblick von Pfeilern und Säulen verleiht. Mag dieser Nebel, der Lungsgeschichte der Stile in der bildenden Kunst"; sie erschien in bielleicht 8 Quadrillionen Kilometer von uns entfernt ist, nun der der Sammlung: Aus Natur und Geisteswelt" bei B. G. Teubner. größte im Weltall oder mit vielen anderen vergleichbar sein: auf Die zwei fleinen Bändchen sind ganz leidlich geschrieben, und da dem Gipfel des Mount Lowe, wenn der Negen jede Spur von Staub fie auch gefchickt illustriert wurden, fönnen sie wohl als Einführung niedergeschlagen hat und kein Wasserdampf in der Atmosphäre bor in das Berstehen der Künste genutzt werden. Freilich, man spürt handen ist, zeigt der 16zöllige Refraktor, daß das ganze Sternbild beutlich den theoretischen Stopf, die Schulweisheit, die ach so gern des Orion wie in glänzende und leuchtende Nebelmaffe getaucht ber Kunst Gesetze diftieren möchte. Es ist Doktorenweisheit, zu erscheint. Es ist etwas heller als der helle Hintergrund des Fagen: Fraglos ist die ägyptische Pyramide das monumentalste Himmels, da das ganze Sternbild in eine Nebelhülle gebettet ist, Gebilde der Baukunft überhaupt." Bor solchen Dogmen follte man mit Ausnahme der verhältnismäßig fleinen Dunkelräume, der sich hüten. Es gibt gewiß manch Einen, der zum Erempel die wenigen Stellen, denen die lichtausströmende Materie Kathedrale von Rheims für monumentaler hält. Solche Mängel fehlt. So ist es flar, daß der bei weitem größere Zell Hindern indes nicht, daß diese kurze Entwickelungsgeschichte die der vorhandenen Materie sich noch nicht zu Welten und glühenden Temperamente der verschiedenen Zeiten und Völker geschidt ein- Sonnen verdichtet hat. Noch ist die Wissenschaft nicht imstande, uns gufangen wußte. Man könnte den Stil hier und da impreffio- Aufschlüsse zu geben, wie Gas, Rebelmasse, dünne Materie, Staubs mistisch heißen; leider läßt sich der Verfasser verführen, zuweilen teilchen und ähnliches dieses wunderbare Licht aus starrer Leere bei zu dem billigen Mittel des Feuilletons zu greifen. Dann ent- absolutem Nullpunkt, das ist-274 Grad, aussenden fönnen, wofern schlüpfen ihm so unglüdliche Wortbildungen wie aufgipfeln" und ein solcher Bustand überhaupt egiftiert. Weber ift bis jest bas berunklärt". All solcher Mängel ledig ist das gleichfalls bei fosmische Licht des Himmelsgrundes und der Nebelwelten erflärt, Teubner erschienene Bändchen... Deutsche Bautunst" von Dr. Adel- noch sein Ursprung enthüllt worden. Diese ungeheure Höhle im bert Matthaei. Es behandelt die Zeit vom Mittelalter bis Orion ist jedenfalls das glänzendfte Objekt, das uns die Himmels zum Ausgang des 18. Jahrhunderts und ist die Fortschung eines photographie nahegebracht und in seiner grandiosen Schönheit ent bereits früher erschienenen vom Altertum bis zum 14. Jahr- hüllt hat. Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin , Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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