poetischer Gedanken einherrauschende edle Pathos eines Schiller oder Leopardi . Die philosophische Reflexion hat fast immer Schwer« gewicht i diesem feinen Geiste liegt jede Trivialität fern. Ziel ist Dichter-Denker. Doch weil er von Hau? aus Lyriker und zugleich ein mit politischem Späherblick auf seine Zeit hinschauender Denker war, so inustten sich auch in allen seinen dichterischen Niederschlägen die Grundfesten seines Wesens deutlich offenbaren. Es sind: Mannesstolz, Freiheitsmut, Rechtlichkeit und Menschenliebe. Nur weil Ziel so geartet war, konnte, durfte er den Künstler, den Dichter seiner hohen Pflicht gemahnen: stets Prophet und Kämpfer zu sein. Unbeug- famen Charakterstolz setzt er dem.Knechtssinn im Rock des Bürgers, wie im Talare" entgegen und verwünschtSo schmeichelnde Ducker Wie speichelnde Mucker So wulstige Bäuchliuge Wie schwulstige Heuchlinge So pfiffige Rücklingsrichter Wie kniffige Sütz- gesichter So LeibeSkncchtcr, soldatische Wie Seelenwächter, dogmatische" und sonst allemächtigen wie schmächtigen, Unheil- trächtigen Schergen". Freimut bewährt der Dichter vor Thron und Kanzel, vor Geldmacht und Staatsgewalt. Freiheit fordert er für das Individuum wie für das Volk, für die Kunst wie für die Wissenschaft; gleiches Recht, aber auch gleiche Pflicht für alle und jeden. Hei, wie klatschend Ernst Ziel in denReimgesprächen mit einem Narren' die Pritsche schwingt! Wie sicher, doch mit graziösem Schwünge er in denSprüchen und Randglossen" die Pfeile stach- liger Satire versendet! Was aber vermag der Kampf des Einzelnen? Damit es ans Erden rascher vorwärts gehe, so ruft der Dichter alle auf, die des Geistes Gewaffen führen; denn wer da steht auf des Gedankens Schanzen, dient nicht dein Einzelnen-- er dient dem Ganzen. Befreiung heißt, nicht Wohltat die Parole der kommenden, der wahren Menschenliebe. Daß nur Gerechtigkeit regiert, nicht Gnade, Das laßt erfechten uns mit reinem Triebe! Glaubt, stürzen werden dieser Zeil Idole, Steht einst der Geist auf geist'ger Barrikade. Hier Dorn-, dort Rosenpfade? ier Sammethaud und dort die Hand voll Schwielen? enießen soll in Ewigkeit, wie heute, Nur eine Faustvoll Leute, Doch geistig darben sollen all' die Vielen? Der Staat, der das vertritt in Kircheuhallcn, Ist wert, daß endlich seine Pfeiler fallen. Und daß die Menschheit aufwärls schreitet, einer bcffcren, freien Zukunft entgegen der Seherblick des verzückten Sängers erschaut thre leuchtenden Gipfel: Einst wird Vernunft zum Gott erkoren, Nur Unvernünftiges heißt schlecht; Einst wird nicbt Herr noch Knecht geboren Das Vorrecht stirbt; es lebt das Recht; Kein Zepterträger mehr auf Erden Das Volk nimmt Platz am Königsmahl; Zum Hörsaal wird die Kirche werden Um Boden liegt die MönchSmoral! Dann wird die Freiheit schlachtenmüde Zu Toten betten ihren Schild Und siegreich rufen:Friede. Friede I" Hin über Auen und Gefild. Schon seh' ich sie beglückte Zeiten! Das Haupt gehoben, wie ein Held Ruhvoll entlang die Walstatt schreiten Und Heil verkünden aller Welt. Dem Buche ausgewählter Gedichte tritt da? Charakterbild Ziels vervollständigend sein BüchleinVon heute, Gedanken auf der Schwelle des Jahrhunderts"<Leipzig 1899) zur Seite. Es find Aphorismen, die erals Niederschläge aus verschiedenen Studien, aus äußeren Beobachtungen und inneren Lebenserfahrungen" zu- fammengetragen hat. Aphorismen nur aber entsprossen einem wohldisziplinierten scharfen Denkerhirn ond einem ebenso schönheits- freudigen als wahrmutigen, gefühlsreichen Herzen. Aber das Schick- fal dieses ketzerischen Büchleins? O, es sticht ins Fleisch der staats- erhaltenden Sippen! Und darum ward es torgeschwiegen.... Indes, noch ist nicht aller Tage Abend. Der Dichter in Cannstatt das Leben eines Eineriten führend beobachtet doch un­ablässig die gegenwärtigen Zustände. Er geht jetzt mit einem Bändchen freier Strophen schwanger: oppositionelle Hymnen, Satiren, Juvektiven usw. So bleibt ihm beschieden, was er sich für sein Alter von der Vorsehung erbeten: In der Arena Hallen Laß festen Blick's mich gchn dnrch's Kampfgedränge! Bewahre mir den Stnrmschritt jungen Strebens, Den Wogenschlag des Lebens Und schnelle Tage hallender Gesänge! Und was an Lust und Kämpfen mir gegeben, Laß mich in flammender Begeist'ruug leben! ____ Ernst K r e o w S k i. Kerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: Schach . Unter Leitung von S. Alapin. E. Carpenter. ab ode fgh ab ode i g h Weiß zieht und gewinnt. Lösung.(29. April. Behling, Weiß: ITk-l; BB f6," Schwarz Ke8; BB o7, d4. Weiß zieht und gewinnt.) 1. KM 13 1 Weiß muß sein Zugrecht(Tempo") los werden. Der Grund hierfür ist aus dem vierten Zuge der Hauptvariante in Verbindung mit folgendem ersichtlich: 1. Kö4?, c5; 2. Kd3, Kd8; 3. eTf, Ke8 1 (Kd7? verliert); 4. Kc4, Kd7! und das Spiel bleibt Remis, weil Weiß am Zuge ist und den feindlichen König vom günstigen Felde nicht abdrängen kann.(Man merke sich diese Stellung, um sie mit der nach dem fünften Zuge von Weiß in der Hauptvariante zu ver« gleichen.) 1...... c7 c5(Falls 1...... c6, so 2. Kf4, c5; 3. Ke4 ic. mit derselben Fortsetzung wie in der Hauptvariante. Oder 1...... Kd8; 2. Ke4, o5; 3. Kd3, Ke8 und es kommt zur Stellung der Hauptvariante); 2. Kk3 o4, Ke8 d8(£8); 3. Ke4 d3, Kd8 s8; 4. e6 e71I(Ko4? macht nur Remis); 4...... KeS d7 (K17 ändert nicht die Fortsetzung); S. Kd3 s4. Nun ist die Stellung nach dein vierten Zuge von Schwarz in der oben zitierten Verführungs« Variante erreicht. Jedoch mit dem wesentlichen Unterschiede, daß nun» mehr Schwarz(und nicht Weiß, wie früher) am Zuge ist. In der Berführuugsvariante hatte Weiß kein Mittel, um in diesem ent» scheidenden(I) Momente den feindlichen König vom günstigen Felde d7 abzudrängen. Jetzt aber(in der Hauptvariante) braucht Weiß kein Mittel dazu, denn der schwarze König mutz von selbst unter dem Drucke des Z u g z w a n g e S das Feld d7 verlassen I ES folgt: b...... Kd7 e8; 6. Kc4Xc3I(6. Kc4, Kd7I je.); 6...... d4 d3(Muß! Sonst wird der Bauer genommen); 7. Kc5 d6I, d3 d2(7...... Kf7; 8. Kd7 nebst dSDf je.); 8. Kd6-e6, d2-dlD; 9. 16 f7=fl. Man sieht, daß in dieser schönen Studie, die trotz ihrer einfachen Konstruktion bedeutende Finessen und Schwierigkeiten enthält, der Fall illustriert wird, wo das Zugrecht(Tempo") dem Besitzer zur Last fällt. Es ist nun allerdings richtig, daß im Schach das Zugrecht' gleichzeitig auch eine ,Z u g p f l i ch t' ist, und daß demnach diese Pflicht unter Umstände» auch lästig werden kann. Jedoch dieUmstände", unter denen der Fall vorkommt, treten eben nur(I) im Endspiel ein, weil nur in dieser Partiephase die miteinander ringenden Kräfte(das Material) 10 reduziert sind, daß sie auf einem ganz beschränkten Teil deS Terrains(Brett) im entscheidenden Moment in eine derartige Spannung des gegenseitigen Gleichgewichts geraten können, daß jede momentane Störung dieses Gleichgewichts die Entscheidung auf dem reduzierten Terrain herbeiführt. Im obigen Endspiel von Behting ist die kritische Stellung, wie wir sahen, folgende: Weiß Kc4; BB o7, 16.' Schwarz Kd7; BB c5, d4. Die Kraft der Bauern ist hier einstweilen latent und kann nur mit Hilfe der beiden Könige zur Bewegungsfreiheit gelangen. Der Kampf ist also einstweilen nur auf den zwischen den beiden Königen gegen» einander reduziert. ES handelt sich für Weiß um den Zutritt zum Felde d6(bezw. e6), das jedoch vom schwarzen König beherrscht wird. Das äußerst reduzierte Material läßt keine direkte Erzivingung deS entscheidenden Terrain-Teiles d6 zu. Es ist klar, daß bei dieser äußersten Spannung der winzigen Streitkräfte die Pflicht, die Beherrschung deS entscheidenden Feldes d6(e6) aufzugeben, un­reparierbaren Nachteil bedeuten kann. Die übliche, symmetrische Anfangsstellung der Steine ist aber kein Endspiel! Die beiderseitigen Kräfte sind zahlreich, ent« scheidende Punkte des Terrains gibt es noch keine, weil die Beherrschung deS Terrains in der AnfangSstellung ganz gleichmäßig verteilt ist. Hier ist die Entstehung einer Spannung des Gleich» gewicht?, deren Störung irreparabel wäre, ganz ausgeschlossen! Deshalb kann hier die.Zugpflicht" mindestens kein entscheidender Nackteil sein. Daß aber das Z u g r e ch t" einen handgreiflichen Vorteil wenigstens im Sinne der Initiative und des Angriffs ge- währt, beweist zur Genüge die Praxis._ SorwärtSBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer&Eo., Berlin SW."