ruckende Trennung, wurde nur stiller, trauriger, führte aber sein arbeitsvolles Leben fort und suchte die Gesellschaft seines Gönners nicht öfter auf als zu jeder anderen Zeit. Und Habrecht, mit dem Egoisnius des Kranken, der keine Vorge aufkommen läßt, als die um seine Genesung, wollte nichts wissen von dem Kampf, der sich hinter Pavels an- scheinender Ruhe verbarg: wollte nichts wissen von einem Leid, dem abzuhelfen ihm unmöglich gewesen wäre. Geschie- den mußte einmal sein, es geschah am besten klaglos. Auch über die tiefe Verstimmung, die ihm die Bekanntschast mit seinem Nachfolger im Amte bereitete, verlor er keine Worte. Dieser junge Mann, Herr Georg Mladek, war einige Tage später eingetroffen, als er erwartet worden, hatte sich an der Verwunderung ergötzt, die Habrecht darüber äußerte, und auf die Zumutung, ins Schloß zu gehen, um der Frau Baronin seine Aufwartung zu machen, geantwortet:Recht gern, wenn sie jung und schön ist. Sonst habe ich mit Ba- roninnen nichts zu tun und auf ihren Schlössern nichts zu suchen." Aber," meinte Habrecht,die Höflichkeit gebietet..." >, Nicht jedem ich, zum Beispiel, bin ohne Vorurteile." Er tat sich darauf etwas zu gute, fast so arm zu sein wie Hiob und ganz so stolz wie Diogenes , bezog die Schule an der Spitze eines Koffers, eines Feldbettes, eines Tisches, eines Sessels, fand sich für den Anfang genügend versorgt und dankte ablehnend für die Bereitwilligkeit, mit der sein Vorfahr im Amte ihm einiges Hausgerät zur Verfügung stellen wollte. So wanderte denn Habrechts Mobiliar in die Hütte an der Sandgrube, vom Volksmund schlechtwegdie Gruben- Hütte" getauft, und nahm sich dort ordentlich stattlich aus, er- regte auch vielfachen Neid. Tie Leute fanden Habrechts Groß- mut gegen Pavel unbegreiflich und kaum zu verzeihen. Mladek aber machte sich über das Verhältnis zwischen den beiden seine ieigenen Gedanken und hatte keinen Grund, dieselben dem Kollega" zu verheimlichen. .(Lortsetzung folgt.H Alalftfckket�e. Von I. C. Sörenseni. Unbeachtet von der Kulturwelt vollzieht sich im fernen Norden in den Eismeeren der getvaltige Kampf des Be- Herrschers der Erde, des Menschen, gegen die letzten Ab- kommen der Urzeitriesen: der Vcrnicbtungskampf gegen den größten Vertreter der lebende» Fauna, gegen den Wal . Auch hier hat die moderne Technik dem Jäger neue Zerstörungswaffen geschenkt, die Harpune hat ihre ursprüngliche Bedeutung verloren, der moderne Schütze steht an der zielsicheren Kanone und Granaten wühlen in den Körpern der mächtigen Meerriesen. Der junge dänische Dichter I. C. Sörensen, der lange Zeit im fernen Norden das Leben an Bord eines Walsischjägers geteilt hat, gibt in einem BucheDer Hai", das in diesen Tagen im Verlage Erich Reiß erscheint, eine ergreifende Schil- derung dieses Kampfes der Kultur gegen den Wal, aus der wir hier eine packende Episode wiedergeben. Die Red. '' Eine Stunde später bekamen sie einen Wal in Sicht, einen riesengroßen Finncnioal von gegen 80 Fuß. Er lag fast still draußen und schwamm hin und her, dann ging er weiter, aber unendlich langsam und gemächlich. Sie kamen hurtig an ihn heran, er schien das Boot nicht zu be- achten oder zu sehen, schwamm nur immer da unten herum und blies in seiner majestätischen Art. Denn er sah geradezu majestätisch aus, wie er sich da erging und seine mächtigen Strahlen in die Höhe blies als wäre ihm alles gleichgültig. Er bewegte sich draußen im Meere wie ein Bauer, der sein Feld bestellt. Er war so überaus imponierend zähe und langsam in seinen Bewegungen. Nichts kümmerte ihn, und er hatte niemals und mit niemand Streit gehabt. Das ist ein schlimmer Bursche," sagte der Schütze, indem er zur Kanone ging.Dem muß man's gut in die Mitte geben." Das Boot schießt vorwärts, auf den Koloß zu. Ter Schütze hat Trosse und Harpune nachgesehen, jetzt steht er draußen neben der Kanone mit der kurzen Pfeife im Munde. Das Tier erscheint immer größer, immer imponierender je näher sie ihm kamen. ,Langsam," kommandiert der Schütze. Langsam," gibt der Rudergänger die Ordre in die Maschine weiter. Langsam," ertönt es dort unten. Und das Boot verlangsamt Leine Fahrt.' Ganz langsam." läutet die neue OrdrS. Und das Boot der« minderte seine Geschwindigkeit noch mehr. Der Schütze mißt den Abstand vom Wal . Der hat eben QU blasen und liegt draußen wie ein schwerer, sinkender Schimmer. So leise wie möglich," sagt der Schütze. Und die Ordre geht von der Brücke aus weiter. Leise wie möglich." Wie möglich," antwortet der Maschinist dort unten. Der Walfisch ist gesunken. An der Stelle, wo er sank, sah es aus als ob die Meeresfläche ein großes, faseriges Loch bekommen hätte. Schnell läuft das Wasser zusammen und füllt das Loch aus. Stopp," sagt der Schütze.Stopp," sagt der Rudergänger. Stopp," antwortet der Maschinist. Jeder Laut im Boot stockt und langsam und unhörbar gleitet es vorwärts zu dem großen, ölartigen Fleck, der die Stelle angibt, wo der Walfisch gesunken ist. Der Schütze revidiert noch einmal die Kanone und folgt mit seinem Blick der Trosse über das Teck und das Spill. Dann klopft er die Pfeife neben der Kanone aus, stopft sie und zündet an. Es verstreicht«ine Viertelstunde. Das Boot gleitet totenstill vorwärts und bewegt sich immer schwächer. Der Wal kann zu jeder Zeit und an jeder Stelle auftauchen. Plötzlich kommt Leben in den Mann oben in der Tonne. Er sitzt so hoch, daß er tief ins Wasser hinabsehen kann. Er kommt, er kommt," heult er und fuchtelt mit den Armen über dem Tonnenrande. Wo, wo," ruft der Schütze, während er blitzschnell die Kanone losschraubt und gleichzeitig zur Tonne emporblickt. Die Schraube fitzt tief unten, die Tonne hoch oben. Die Stellung des Schützen sieht fast gefahrdrohend aus. Dann ist die Kanone locker. Da, da," brüllt der Mann oben in der Tonne und fuchtelt weiter nach der rechten Seite zum Wasser hinab. Der Schütze starrt auf die Wasserfläche, sieht aber nichts. Ja da ist er. Wie eine große fette Riesenseifenblase steigt das Tier durch das Wasser empor, langsam und regelmäßig, als würde es von einem Stempel schräg emporgehoben, vorwärts und aufwärts. Go on," flüsterte der Schütze. Seine Stimme ist heiser vor Gemütsbewegung. Das Boot jagt vorwärts, kann aber nicht mitkommen. Der Walfisch geht immer schräger vorwärts, je höher er hinaufkommt. Nun ist er an der Oberfläche des Wassers. Sein Kopf taucht fern wie ein großer flacher Schimmer auf und schleudert die Wasser- säule in die Höhe, daß es klingt als würde aus einem lecken Kessel plötzlich der Dampf herausgeschleudert, dann sinkt der Kaps und die Rückenflosse steigt ini die Höhe, gleitet vorwärts und sinkt zuletzt ebenfalls. Der Schütze weiß nicht, auf welchem Bein er stehen soll. Ee baumelt mit der Kanone als wäre es ein Wctterhahn. Das Boot geht immer schneller. Es hat jetzt alle Karten in der Hand, da es so nahe war als der Walfisch zum erstenmale austauchte. Aber trotzdem gelingt es ihm nicht, sich neben ihm zu halten als er zum zwcitcnmale auftauchte. Der Schütze flucht und sieht aus als wäre er unartig qu Wesen. Der Walfisch sinkt. Das Boot hat nun seine volle Geschwindigkeit wieder erlangt, es stürzt über die Mecresfläche als hätte es Flügel. Jetzt passiert es die Stelle wo der Walfisch sank, und fährt weiter. Taucht der Walfisch zum drittenmale auf, so ist er des Todes. Da kommt er, gerade vor dem Steven. Jetzt bricht er durch die Mceresfläche und bläst, daß es wie Regen auf den Schützen und die Kanone hinabrieselt. Der Schütze winkt. Das Boot macht eine Biegung und schwenkt zur Seite. Der Kopf des Wales taucht unter und sein Rücken steigt in die Höhe, keine zehn Faden seitwärts vor dem Steven. Der Rücken des Schützen zuckt krampfhast. Er krümmt sich ein paarmal zusammen und dehnt sich wieder wie ein Tintcnsisch auf dem Sprung. Dann wird er plötzlich starr und steht fest wie ein in den Steven gehämmerter Pflock. Ein Krachen. Einen Augenblick sieht man die herausgeschleuderte Leine hängen wie eine singende Spirale. Dann treibt er eine weiße Rauchwolke über dem Steven wie ein giftiger Atemhauch und verbirgt alles. Tie Trosse fällt darußcn platschend hinab. Der Wal gleitet weiter und sinkt ruhig und sicher wie er stieg. Das Meer ist wieder leer. Die Maschine stoppt. Das Boot gleitet ruhig über die Wasserfläche, wie eine Giftschlange, die gebissen hat und das Rc- sultat abwartet. Dann ertönt ein Krachen dort unten, wo das Tier sank, ein dumpfer, splitternder Knall,'wie bon einer unterseeischen Explosion. Die Granate explodiert. Einen Augenblick ist alles stille, totenstill auf dem Boot und draußen auf dein Meere. Plötzlich ertönt ein Kreischen. Ein schneidendes, schmetterndes Kreischen. Es kommt nicht draußen vom Meere her, es kommt aus dem Boote selbst und ist ein ganz neuer Laut. Er kommt draußen vom Steven, fährt über das Deck. über das Spill und poltert in den Lastraum hinunter, wo die Leine aufgestapelt liegt. Die Leine ist lebendig, oder richtiger, sie ist un- sichtbar geworden, so schnell wird Faden auf Faden der dicken fünfzölligen Trosse aus dem Schiff heraus und über dem Steven gerissen, in einem einzigen blitzschnellen Ruck. Einen Augenblick stockt das Kreischen. Die Trosse liegt wieder über dem Deck als hätte sie sich nicht gerührt. Dann wird sie wieder in einem rasenden Kreischen gespannt, wird zu einer Saite, die mit unendlicher Ge- schwindigkeit schwingt, Ter Walfisch ist festgeschossen und sinkt