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Kleines feuilleton.
Anthropologisches.
Die Rassenveränderung der Nordamerikaner Schon vor mehr als zehn Jahren wurde von angesehenen Gelehrten die Behauptung aufgestellt, daß die Rasseneigentümlichkeiten der in Nordamerika Einwandernden ebenso wie der dort Geborenen im Laufe weniger Generationen eine tief eingreifende Abänderung in dem Sinne erführen, daß sie den aussterbenden Indianerstämmen immer ähnlicher würden. Man hat diese Behauptung, die in einiger Uebertreibung darauf hinausläuft, daß drüben in der Union ein neues Volf von Rothäuten im Entstehen begriffen sei, verspottet, obwohl vereinzelte Stimmen darauf hinwiesen, daß bei der neuen Generation eine auffällige Zunahme der Körpergröße auf Kosten der Breite und eine Umgestaltung der Schädelform unverkenn bar sei.
beullich zeigt, un ieviel höher das Menschliche( im Sinne der) Malerei) des holländischen Klassikers über dem seines besten deuts schen Schülers steht. Wir sind uns wohl darüber einig, daß Lie. bermann der modernere Techniker, der raffiniertere Kurg Schreiber ist; es dünkt uns aber, als wäre Jsraëls die umfassendere and reinere Empfindung. Jedenfalls: Liebermann entspricht dies= amal nicht der Vorstellung, die er uns durch sein über die Jahre greifendes Wert aufzwang. Sein Selbstbildnis ist mehr birtuos als wahr; das andere Porträt bleibt ein wenig mager. Die Schilberei vom Barmherzigen Samariter" schließlich beweist, wie das chon des öfteren geschah, daß Liebermann , der Impressionist, nur bas Gesehene, nicht das Ersonnene lebendig zu gestalten bermag. Eine Feststellung, feine Wertung. Von denen um Liebermann berdient wie immer Kardorff besondere Aufmerksamkeit; es cheint sogar, als wäre er mit dem Bildnis seiner Frau zu bisher micht erreichter Selbständigkeit gekommen. Ernst Oppler ist moch schlechter geworden, als er immer war; er gleicht einem TraBanten, der je länger er um den Meister kreist, desto ohnmächtiger wird. Wieviel gesünder ist da Philipp Frank. Auch er ist vor- Der aus Deutschland stammende Anthropologe Profeffor Franz twärts gekommen. Vielleicht stand er nie mit Liebermann in di- Boas von der Columbia- Universität( New York ) hat im Auftrage refter Verbindung, jetzt entfent er sich jedenfalls immer weiter von der Einwanderungskommission an einem unafangreichen Menschens beffen Art. Er wird sehr farbig, verliert die Härte, die auf material die Frage nach der Veränderung der körperlichen und Heinen Bildern oft störte, malt flüssiger, sinnlicher. Er ist so recht Merkmale der Einwandernden ihrer Nachkommenschaft eine Frucht der Konsequenz; wie oft hat er seine Badende Knaben" studiert und kommt zu dem Ergebnis, daß auch dann, wenn gemalt; wie ist er aber auch an diesem, sich gleichbleibenden Objekt feine Blutvermischung zwischen Angehörigen verschiedener europäischer gewachsen und reifend jung geworden. Die beiden Hübner sind Nationen stattfindet, sehr schnell neue Raffemerkmale auftauchen und aminder glüdlich. Sie dienen nach dem gleichen Prinzip und weichen, alte verschwinden, die nach der bisherigen Lehre der Anthropologie bom Morgen zum Abend, der eine nicht von seinen Küsten - für unabänderlich angesehen wurden. Nach seinen in einer offiziellen Bildern, der andere nicht von dem Interieur.( Selbst wenn Hein- Regierungsdenkschrift erschienenen Mitteilungen zeigen die in rich einen Weinberg malen will, wird daraus ei. Innenraum, ein Amerika geborenen Kinder von aus der alten Welt stammenden mit Trauben dekorierter.) Das ist es eben, Heinrich Hübner fann Eltern schon in den frühesten Lebensjahren deutlich erkennbare bie Deforation nicht überwinden; er bleibt stets kunstgewerblich. Abweichungen vom Typus ihrer Vorfahren. Die im allgemeinen allrich ist zweifellos der Stärkere; er kennt die Säfen, deren rauch- rundtöpfigen russischen Juden setzen eine Tangköpfige NachSchwere Luft und zähes Wasser. Diesmal aber sind ihm die Bilder, tommenschaft in die Welt, während die ausgesprochen langs die er sucht, nicht gelungen. töpfigen Südeuropäer ( Griechen, Spanier, namentlich aber Italiener ) in Amerika Kinder zeugen, die etwas von der Langköpfigkeit einbüßen, so daß sich die Schädelformen einem Mittelwerte nähern, den man als ein von der Natur nach unabänderlichen, noch nicht erkannten Ursachen diktiertes Kompromiß bezeichnen fann. Ebenso unverkennbar ist auch die Abnahme der Behaarung und die Zunahme von Defelten im Gebiß, auf die übrigens auch schon vor langen Jahren hingewiesen wurde. Auch die schärfere Modellierung des Gesichtsprofils unter Hervorhebung der Nase scheint ein unvermeidliches morphologisches Gesetz zu sein, das die Natur Amerikas über die Nachkommenschaft der Eingewanderten verhängt.
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Als ein Maler im Sinne des Prozesses, des farbigen Schwelgens und des Binselschwingens, steht Louis Corinth breitbeinig hind kraftschwer auf dampfender Erde. Er ist einer, an dem man bom Staub und vom Gedanken gesunden kann, einer, dem das Reben, wenigstens solange als er es malt, eine Lust ist, ein Jubel, ein Triumph. Fleisch ist ihm ein Evangelium, weißes, vom Blut burchleuchtetes, unter Griffen federndes, die Luft erhibendes Fleisch. Er hat ein Stilleben gemalt, ein großformatiges, von hinreißender, fanatischer Gewalt. Darauf steht ein Mädchen, eine pralle Dirne, bor einem Tisch, der zu brechen scheint unter der Last gehäufter Bungenlüfte. Und nun dieses Mädchens Fleisch, wie Steht es, wie lebt es, wie jauchzt es gegen das Fleisch eines ge= Bestätigen sich die Forschungen von Boas in vollem Umfange, rupften Schwanes. Solch Duett der Animalität läßt sich mit Wor- so muß die anthropologische Wissenschaft ihr wichtiges Gesetz bon Ben faum bermitteln, man muß es sehen, muß es mit den Augen der förperlichen Unabänderlichkeit der Menschenraffen opfern, das Brinken. Auch ein Meh liegt unter dem föstlichen Fraß. Das Fell ohnehin mit der darwinistischen Entwickelungslehre nicht recht in fist wie ein seidiges Streicheln; es anzusehen ist wie ein melodiöses Einklang zu bringen ist. Die Völker tragen dann nicht mehr ihre Lasten. Ein Fasan daneben sprüht in goldenen Funken; Fische förperlichen Eigentümlichkeiten als unveräußerlichen Besitz durch die Schillern in metallischem Blau; ein Blumenkohl schmettert wie Jahrtausende, sondern sind Kinder des von ihnen bewohnten ErdBautenschlag in solcher Eroica der Schlemmerei. Mit diesem Still- bodens, der ihnen vielleicht auch eine neue geistige Eigenart aufTeben hat Corinth den Vlamen des Barock, dem Jordaeus, selbst prägt. dem Rubens , ein aussichtsreiches Match geboten. Gegenüber solch einer mit Temperamenten daherstürzenden und doch akademisch geBändigten Malerei kann selbst Elevogt nur schwer bestehen. Gr St. Elmsfeuer. Im Erzgebirge wurden, wie Anton Stöhrst momentaner, gereizter, graziöser als der Herkules des Fleisches; Beitmeriz in der von Prof. Azmann herausgegebenen Beitschrift er ist geistreicher, umfassender, anpassungsfähiger, kultivierter. If" Das Wetter "( Verlag von Otto Salle- Berlin ) mitteilt, in diesem aber gerade barum auch gefährdeter; er fann leichter an der Ober- Jahre wiederholt St. Elmsfeuer beobachtet. So bot fich in der Nacht fläche, am Geschmacklichen, am Virtuosen haften bleiben. Er hat vom 7. zum 8. Februar den Nachbarorten von Bärringen im oberen einen Kavallerieleutnant auf die Formel gebracht. Man spürt das Erzgebirge ein herrliches Schauspiel. Während des herrschenden Elastische, das Blasierte, den Geruch des Pferdes. Der blaue Ser! Schneesturmes glichen die Schneeflocken Goldspänchen, und die steht ausgezeichnet im Leeren, ein Lebender, der durch den Pinsel Schneedede schien glühend zu sein. Auf den Spiken der Blizableiter aus dem Handgelenk des Malers seine Seele bekam. Nicht minder amüsant find Slevogts Impressionen aus dem Leben der Georgi- sah man Feuerbüschel, und die Drähte der Telegraphenstangen sahen ritter. Er fängt das Dünnblütige, Aristokratische, aber auch die aus, als wären Goldfäden von Stange zu Stange gezogen. Wenige mervöse Sinnlichkeit solch einer pitanten Mischung aus blauer Seide Tage darauf beobachteten zwei Männer von Sauersad( gleichfalls hind metallischen Effekten, aus straffer Haltung der Wachen und im Erzgebirge ) ein St. Elmsfeuer. Diese gingen spät in der Nacht repräsentativer Beweglichkeit der Herren. Er malt die Atmosphäre nach Hause. Da fie bei der herrschenden Finsternis den festbes Söfifchen, lebte, dekadente Spiegelungen des Barod mit der getretenen Weg verfehlt hatten, waren sie genötigt, sich einen Weg Technit des Rokokos. Der Art nach ein moderner Watteau. Doch durch den Schnee zu bahnen. Bei jedem Schritte leuchteten die bat er seine Grenzen, die gerade dann am deutlichsten zu spüren Stapfen hell auf; an den Bartenden sowie an den Fingerspiken find, wenn alle seine malerischen Tugenden hell auffladern. So der behandschuhten Hände dieser Männer zeigten fich fleine Flämmauf dem Film, den er von dem Seelengottesdienst der Georgiritter then, und alle Fasern an den Mühen und Kleidungsstücken glühten aufnimmt, eine elektrisierende, das Auge durchwirbelnde, mit gt wie Johanneswürmchen in einer Sommernacht. Auch diese Er Benten feuerwerkende Kinematographie. Ein Bukett von Reflegen, scheinung wurde während eines Schneesturmes wahrgenommen. Aus aber: nicht der symphonische Rhythmus, der das Eigentliche, das dem Elbsandsteingebirge bei Zetschen wird gleichfalls über ein beob Spezifische solch eines Konzertes aus Schwarz und Gold, aus achtetes St. Elmsfeuer berichtet. Während sich in der achten Abendbumpf glühenden Flammen und fallenden Schatten umfängt. Ihn Stunde des 19. Februar in der Sächsischen Schweiz ein Gewitter anacht Slebogt nur ahnen. Gewiß, sein Bild ist unendlich besser entlud, das in Tetschen nur als Wetterleuchten wahrgenommen gesehen und gemalt als jene Pantomime, zu der einmal Arthur wurde, sahen die Bassanten auf der Straße von Losdorf nach Heiden Stampf eine ähnliche Szene erstarren ließ; es ist aber unbedingt stein, daß sich auf den Haaren eines Fabrikmädchens plöblich veit schwächer als etwa Menzel so etwas ergriffen hätte. Natür- Funken zeigten. Die Begleiter des Mädchens glaubten, daß das Nich, Slevogt steht uns viel zu nahe, er ist zuviel Temperament von Haar durch einen Zufall in Brand geraten war und versuchten mit bem unseren, als daß er in ersten Anschauen nicht finnfälliger, den Händen die vermeintlichen Flammen zu erstiden, was ihnen micht fieghaffer wirkte als der alte, wütige Gnom. Eine sorg- aber nicht gelang. Fältige Abwertung zeigt aber doch schließlich, daß Glebogt, der Rinlage nach mit Menzel verwandt, wohl moderner als dieser, aber Ivas bie Qualität betrifft, leichter, süßlicher, bergänglicher is.
Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.