Pereat auch Sänger Dir, Der nicht nach dem Höchsten ringet, Der nicht mit gerechtem Gliihn Für das Wahre, Heilige, kühn. Als ein Schwert die Leyer schwinget; Dir und jeder schlechten Tat: Pereat! Unter den Balladen Vogls ist»Frau Hütt', eine seiner berühmtesten, ausgeschlossen worden. Warum? Von reichs- deutschen   Dichtern find die Äönigsberger E. Th. A.> Hoff« mann und Ernst August Hagen   zu nennen. Hoffmann, dieser geniale Romantiker ist ja bereits mit einer Reihe seiner Prosadichtungen vertreten. Ihnen stellt nun Edgar Jstel Hoffmanns Musikalische Novellen zur Seite. Der Herausgeber, ein jüngerer Musikgelchrier, hat dem Bändchen eine sehr instruktive Einleitung über Hoffmann als Musiker bei- gegeben. August HagensNorika.das sind Nürnbergische Novellen aus alter Zeit", gehören gleichfalls zu den vorzüglichsten Schätzen unserer das deutsche Kunst- und Geistesleben wundervoll echt wiederspiegelnden Erzählungsliteratur. Sie sind klassisch in ihrer Art und bergen in sich unvergängliche Schönheit. Endlich registrieren wir zwei moderne Dichter Frankreichs  : Auatole France, dessen Roman  »Professor Bonnards Schuld' hier von I. Wahl und F. Le Bourgeois übersetzt erschien und Anatole L e B r a z. Er ist der ureigenste bretonische Erzähler, sowohl seiner Abstammung nach, wie aus innigstem Studium und seelischen Verwachsensein mit seinem Heimatlande. Hier werden drei seiner Erzählungen geboten:»Sirene nblut" sdie den Hauptlilel des Doppel- bändchens abgibt), ferner:»Die Tochter des Schmugglers' und »Die schwarze Hochzeit von Guernaham'. Da die brctonische Sprache, die zur keltischen Sprachfamilie zählt, nebst allen von Alters her gepflegten Sitten und Bräuchen dieses Volkes mehr und mehr unter dem siegenden Einfluff der französischen   Sprache und Kultur verschwindet, so beanspruchen Anatole Le Braz  ' Ge- schichten, ganz abgesehen von ihrer dichterischen Eigenart gerade auch als Zeugnisse des bretonischen Stammes einen hohen ethno« logischen Wert. Neben Reclams Universalbibliothck behauptet sich»Hesse? Volksbücherei'(Leipzig  , Hesse u. Becker Verlag). Ihre 20 Pf.« Bändchen bringen Schöpfungen der älteren wie namentlich neueren und neuesten deutschen   Literatur und empfehlen sich durch klaren Druck auf gutem Papier. Weniger gilt das von Kürschners Bücherschatz  (Hermann Hillger Verlag Berlin). Dafür werden sämtliche Romane und Novellen dieser vor 15 Jahren von Joseph Kürschner   begründeten Sammlung durch Originalillustrationen be- gleitet. Der Preis für jedes Bändchen beträgt trotzdem nur 20 Pf. Alle diese voraufgenannten Bibliotheken nebst verschiedenen anderen bergen einen überquellenden Reichtum an literarischen Schätzen. Verständige Wahl und gediegener Geschmack vermögen hieraus sehr wohl eine alles umspannende Bücherei für das Volk auszustellen. v. k. kleines Feuilleton. Naturwissenschaftliches. Eisenfressende Bakterien. Die Bakterien sind nicht nur wegen der Stärke der Wirkungen, die sie auszuüben vermögen, im Verhältnis zu ihrer winzigen Gröffe eine höchst merkwürdige Sippe, sondern auch von erstaunlicher Vielseitigkeit. Hat man doch sogar die Spuren ihrer Tätigkeit in uralten Schichten der Erdkruste  entdeckt, wo sie bei der Zersetzung der gewaltigen Pflanzen- Massen, aus denen sich die Steinkohle gebildet hat, eine austerordentlich wichtige Rolle gespielt haben sollen. Eine besondere Gruppe von Bakterien, die ihren Namen nach ihrer auffälligsten Eigenschaft erhalten hat, sind die Eisen- baklcrien. Jhnei� hat der ausgezeichnete Bakterienforfchcr, Professor Molisch, eine eigene Abhandlung gewidmet. Die meisten von ihnen haben eine fadenähnliche Form und unterscheiden sich also von den echten Bakterien schon dadurch, dast diese bekannrlich, wie schon ihr Name� besagt, eine Stäbchenform besitzen. Immer wählen die Eisenbakierien ihren Aufenthaltsort in einem Wasser, das stark eisenhaltig ist, und sie haben eben die sonderbare Kraft, das Eisen aus der wässerigen Lösuug heraus zu ziehen und seine Verbindungen zu zersetzen. Im Wasser ist daS Eisen als ein lösliches Salz, nämlich als kohlensaures Eisen- oxydul. vorhanden und als solches wird es von den Bakterienge- fressen'. Tann   bilden diese daraus Eisenhydroxyd, dessen bräunlichrote Farbe sich den kleinen Lebewesen selbst mit- teilt. Wenn die Bakterien sterben, so sinken sie auf den Boden des Wassers und verursachen dort die so häufige rötlichbranne Schicht. Es wird jetzt als sicher betrachtet, dast die Bildung de« Wiesen- oder Sumpferzcs, die dem Landwirt mitunter in höchst lästiger Weise zu schaffen macht, lediglich auf solche Bakterien zurückzuführen ist. Auch in den eisernen Röhren von Wasserleitungen stiften die Bakterie» mitunter allerhand Unfug an. der sogar bis zu einer Verstopfung führen kann.__ lverkehrswese«. nebet schnelle, aufenthaltslose gugberbin« bungen plaudert der»Internationale Volkswirt'. Das Geheim« nis der Verkürzung der Reisezeit liegt heute fast ausschliestlich in der Vermeidung von Aufenthalten zwischen den Hauptstationen. In dieser Beziehung kann aber Deutschland   vom Auslande, insbesondere England und Frankreich  , noch recht viel lernen. In England legt einer der schnellsten Züge die Strecke Wakefield   bis London  , 280 Kilo« meter, in 8 Stunden 5 Minuten ohne Aufenthalt, also mit einer Fahrgeschwindigkeit von 01,2 Kilometer pro Stunde zurück. Die von der Grosten Westbahn gestellten Bravourzüge durchfahren die enorme Distanz London   Plymouth   von 363,2 Kilometer ohne Aufenthalt mit einer Geschwindigkeit von 88,2 Kilometer pro Stunde. Die 310 Kilo« meter lange Strecke London Liverpool wird von vielen Zügen der Nordwestbahn aufenthaltslos mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 86,3 Kilometer genommen. In Frankreich   ist es vor allem der berühmte C6te d'Azur-Exprest, der die Strecke Paris   Dijon  , 318 Kilometer, aufenthaltslos in 3 Stunden 62 Minuten durchfährt. Die Nordbahn von Paris   bis Calais   nimmt diese 300 Kilometer lange Strecke mit einer durch- schnittlichen Geschwindigkeit von 89 Kilometer, die von Paris   nach Boulogne  , 254 Kilometer, mit der gleichen Geschwindigkeit, während die OrleanS-Bahn die Distanz Paris TourS, gleich 235 Kilometer, in 2 Stunden 37 Minuten durchmistt. Vergleichen wir damit Deutschland  , so sehen wir, dast nur ganz wenig Züge eine Distanz von mehr als 200 Kilometer aufent« haltslos durchfahren. Es sind dies der seil dem 1. Mai 1911 ein« gestellte Zug v 20, der Berlin   um 8.40 verlästt und nach Hamburg  um 12.0 kommt, also die 236,7 Kilometer lange Strecke in 3 Stunden 20 Minuten durchfährt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt auf diesen Zügen 86 Kilometer pro Stunde. Ebenfalls erst seit dem 1. Mai geht der neue Zlig Berlin  -Liegnitz  , ab Berlin   7.47, an Liegnitz   11.8, der die 264.3 Kilometer lange Strecke ohne Aufenthalt mit einer Geschwindigkeit von 78,1 Kilometer durchfährt. Bisher war der schnellste Zug Berlin   Hannover  , der eine Entfernung von 254,1 Kilometer in 8 Stunden 9 Minuten, also mit einer Fahrgeschwindigkeit von 80,7 Kilometer zurücklegte. Im Süden Deuffchlands wäre noch der Zug O 37 zu erwähnen, der München   9.00 verlästt, um 12.25 in Würzburg   ein« zutreffen, also die Distanz von 277,1 Kilometer in 3 Stunden 25 Minuten 81,6 Kilometer Fahrgeschwindigkeit durchmistt. Der Gegcnzug hat in Steinach einen kurzen Aufenthalt, legt aber die 225 Kilon, eter von Steinach nach München   in 2 Stunden 35 Minuten, also mit der Geschwindigkeit von sogar 87,1 Kilometer pro Stunde zurück. Das sind in Deutschland   alle Züge, die Strecken von über 200 Kilometer aufenthaltslos durchfahren. Alle übrigen grosten deutschen   Scknellzüge haben wiederholte Aufenthalte, zum Teil, besonders im Süden und Westen, an ganz unwichtigen Stationen. Als Unikum sei nur erwähnt, dast selbst die schuellstcn V-Züge in dem nur 10 Kilometer von Frankfurt   a. M. entfernten und mit diesem durch Nebenbahnen und Strahenbahnen verbundenen Offenbach   Halt machen müssen. Wenn Deutschland   im Eisenbahnwesen auf der Höhe sein will, so muß eS in dieser Be- zrehung noch viel von seinem westlichen Nachbar und vom britischen Jnselreich lernen. Mineralogisches. Der Triumph des Aluminiums. Die Industrie, die sich mit der Gewinnung von metallurgischem Aluminium beschäftigt, hat in wenigen Jahrzehnten einen Ausschwung genommen, der zu den austerordcntlichsten Ereignissen der letzten Zeit zu rechnen ist. Eigentlich sollte man sich darüber wundern dürfen, dast die Natur- Wissenschaft und die Technik nicht früher Mittel gesunden haben, dies Metall aus seinen natürliche» Verbindungen heranszu» ziehen, denn es ist ohne Zweifel das häufigste Metall in den festen Schichten der Erdkruste  , noch häufiger als das Eisen. Jeder Ton enhält Aluminium, denn die sogenannte Tonerde ist nichts anderes als Almniniumoxyd, als eine Verbindung von metallischem Alu- minium und Sauerstoff in einen, bestimmten Verhältnis. Wahr- scheinlich nimmt die Tonerde beinahe den sechsten Teil des Ge- wichts der gesamten Erdkruste in Anspruch. Trotzdem war mctalli- sches Aluminium bis zum Jahre 1880 fast eine Merkwürdigkeit. die nur selten jemand zu sehen bekam. wenn er sich nicht gerade als Chemiker mit diesem Stoff beschäftigte. Damals, vor dreistig Jahren, wurde ein Pfund Aluminium mit etwa 60 M. bezahlt. Man hatte eben noch kein Verfahren, um daS Metall a»S der Tbonsrde durch Ausscheidung des Sauerstoffs auf eine leichte und billige Art zu gewinnen. Erst die Elektrolyse hat die Mittel dazu angezeigt. Ein Bericht der Geologischen Landes- Untersuchung der Vereinigten Staaten   kennzeichnet mit wenigen Zahlen den seitdem gemachten Fortschritt. Im Jahre 1883 wurden nur 83 Pfund Aluminium hergestellt, im Jahre 1909 dagegen über 34 Millionen Pfund. Dieser schnelle Siegeszug der Alumininmindnslrie hat einen geradezu grundlegenden Anteil an der Entstehung und Entwickelung anderer neuer Industrien von höchster Wichtigkeit. Weder die unglaublich rasche Einführung und Ver- vollkommnung der Kraftwagen noch die Erfolge der Flugschiffabrt liesten sich denken, wenn nicht im Aluminium ein Metall von un» vergleichlicher Leichtigkeit zur Verfügung stände._ Lerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: vorwärtöBuchdruckereiu.VerlagsanjtaltPauISingerKEo., Berlins�  !,