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Der Jagbherr ftarrte den eiskalten Tropf tie gebannt an. So viel Unverfrorenheit und Kaltblütigkeit ist ihm in seinem Beben noch nicht vorgekommen. Er sah ein, da gab es teinen andern Ausweg, also tat er nirschend, wie ihm befohlen war. Zum Glüd fand der Förster nicht herans, sondern verfolgte eine andere Spur. Da brauchte er doch nicht Zeuge seiner Blamage au fein Einen Vorteil aber hatte die Begegnung mit dem ausg'scham­ten" Wilberer doch. Der Lump mied von nun an des Herzogs Jagdrevier und wechselte mit seinen frechen Lüften und lieder­Itchen Kumpanen über die Grenze, dort sein Unwesen zu treiben. Nur noch ein einziges Mal hat ihn der hohe Herr angetroffen - am Jahrmarktstag wars, in Schlernbach.

Am Ausgange der Felsschlucht, wo die Heerstraßen zusammen­laufen, hatte man Buden und Belte aufgeschlagen, in denen man alles fand, was man in Haus und Wirtschaft braucht. Da die Bauern alle Neuanschaffungen bis auf diesen Tag aufgespart hatten, tauften fie nun wader ein: bäuerliche Geräte, Werkzeug, Kleiderschmud. Feilschend und marktend gingen die Weiber um her, prüfend und wählend die Männer. Drüben fuhren die Kinder Naruffel, unter der Linde stellten sich die Paare zum Tanze auf. Nachdem der Herzog einige Beit intereffiert beim Hosen lupfen" zugeschaut hatte, wobei die Burschen die sehnige Kraft ihrer Arme erprobten, suchte er den Schießstand auf. Da be­obachtete er einen Schüßen, der die plump gemalte, zur Zielscheibe diende Gemse immer aufs Blatt traf. Der Herzog nahm ihn schärfer aufs Korn und obgleich gut gekleidet, wohlgepflegt und bartlos erbannte sein scharfes Jägerauge den Berghofer Wast! dennoch. Der schien den Blid zu fühlen und drehte fich jäh um. Aug in Aug stand er zum ersten Male seit jenem Abend dem Jagdherrn gegenüber, den er so unverschämt um seine besten Stüde   gebracht hatte, ruhig hielt er den drohenden Black aus. Dem Herzog stieg die Zornröte ins Gesicht.

Warum grüßt du mich nicht, Bursche?" rief er ihn an. " I tenn' Euch ja net", antwortete der Waft! Lakonisch. So? Du tennit mich nicht? Dann will ich dir sagen, wer ich bin..", brauste der hohe Herr auf. Im letzten Moment sah er aber doch von der Erneuerung einer Bekanntschaft ab, die ihm einmal eine solch schmähliche Niederlage bereitet hatte und sagte etwas anderes, als er anfangs gewollt: " Ich bin der Herzog von Breda  " Soso," niďte der Wastl gleichgültig, dann schaun' S nur, daß Sie die schöne Stellung net verlieren. Sprachs und verlor sich, seine Pfeife schmauchend, ohne Gruß gemächlich im Gedränge.

Der Laubenkoloniſt

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Erst zu Pfingsten ist die Zeit gekommen, zu der wir, mensche licher Boraussicht nach, durchaus gegen Nachtfröste gesichert sind. Bis zu Pfingsten aber fann man Weintrauben, Pfirsiche usw. nicht unter Dede halten, andererseits aber auch nicht mit der An­pflanzung frostempfindlicher Gemüse warten. Hat man Feinobit an Lauben und Spalieren, so hält man sich Padleinen bereit, um es, wenn Spätfröste zu befürchten find, abends über die Spaliere au spannen und morgens wieder fortzunehmen. Sind solche Obsts arten und andere empfindliche Pflanzen von einem Spätfrost ge troffen worden, so läßt sich dessen Wirkung abschwächen, mitunter auch aufheben, wenn man sie am frühen Morgen, noch beror die Sonne die Pflanzen bescheint, leicht mit taltem Wasser überbraust. Einen guten Frostschuh für zartes Gemüse, wie Tomaten-, Gurken und Kürbispflanzen, sowie Bohnen, bilden leere Blumentöpfe von entsprechender Größe. Steht Frost in Aussicht, so bedeckt man abends jede Pflanze mit solchem Topf, den man am Morgen des nächsten Tages, sobald sich die Luft erwärmt hat, wieder abnimmt. In Frankreich   ist ein vorzügliches, einfaches Verfahren der Früh gemüsekultur unter Glasgloden üblich. Es find hohe Glasglocken von fonischer Form, die dort fabrikmäßig hergestellt werden. Be vor ein für diese Glasglodentultur bestimmtes Beet bepflanzt wird, stellt man zwei Reihen Galsgloden darüber, die es in der Breite bedecken; nun werden die Glocken wieder abgehoben. Die jeht durch diese Glocken im loderen Boden markierten Ringe zeigen die vom Glas bededten kreisförmigen Räume an. In jeden solchen Raum pflanzt man nun eine Gurke, eine Tomate, drei Pflanzen Kopffalat, oder man legt ein Büschel Bohnen, dann werden die Gloden wieder aufgesetzt, so daß alles unter Glas steht. Erst ber andauernd milder Witterung werden die Glasglocken fortgenommen. Dieses Verfahren ist ganz dazu geeignet, auch unter unseren flima­tischen Berhältnissen dem Liebhaber einen früheren und sicheren Ertrag zu gewährleisten.

Wo Kürbisse, Gurken und Bohnen durch den letzten Nachtfrost vernichtet wurden, da sind jetzt möglichst rasch Ersazsaaten aus­auführen. Zur Anpflanzung von Tomaten ist jetzt die beste Zeit. Selbstanzucht aus Samen ist für den gewöhnlichen Liebhaber, der fein Mistbeet befißt, ausgeschlossen, denn die Pflanzen tamen viel au spät, um noch reife Früchte zu bringen. Am besten taaft man fich zwei oder drei Topfpflanzen einer recht frühen Tomatensorte und pflanzt fie da aus, wo die volle Sonne möglichst während des ganzen Tages einwirken kann. Von Pflanze zu Pflanze muß man 1 Meter Abstand rechnen. An jede Pflanze stedt man einen Bambusstab, der über dem Boden mindestens meterhoch sein muß. Die zwei oder drei Stäbe für zwei oder drei Pflanzen verbindet man mit zwei Querstäben, die 50 Zentimeter auseinanderstehen sollen. So entsteht ein Spalier, dem die Pflanzen anzuheften sind; die Stämme an die senkrechten Stäbe, die Seitentriebe an die Querstäbe. Man läßt jeder Pflanze neben dem Hauptstamm höchstens vier Seitentriebe, die mit fortschreitendem Wachstum immer wieder angeheftet werden müssen. Sind im Hochsommer

als Gärtner und Kleintierzüchter. eine Anzahl Früchte in der Ausbildung begriffen, so verhindert man

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das Weiterblühen und Weiterwachsen, indem man allen Trieben die Köpfe nimmt, um einerseits weiteren Fruchtansak, der doch nicht mehr zur Reife gelangen würde, zu verhindern, und anderer­feits eine möglichst vollkommene Ausbildung der vorhandenen Früchte zu erzielen. Reichliche Bewässerung und flüssige Düngung sind erforderlich.

Es werden jetzt im Gemüsegarten durch Abernten immer wieder neue Beete frei. In einem gut bewirtschafteten Gemüsegarten soll aber sozusagen während des ganzen Jahres kein Beet leerstehen, deshalb werden leere Beete nach Bedarf gedüngt, danach sofort tief gegraben und erneut bepflanzt. An heißen Sommertagen pflanzt man am besten gegen Abend und gießt danach tüchtig an, ohne die Pflänzchen erst welten zu laffen. Für diese Pflanzungen fommen jest in erster Linie Grünkohl und Rosenkohl in Frage, die aber schon nach Mitte des Monats nicht mehr gepflanzt werden sollen, ferner Kohlrabi, Wirsing- und auch noch Blumenkohl. Man merte sich aber wohl, daß man zu solchen Spätpflanzungen nicht späte Sorten, sondern nur allerfrüheste verwenden darf, da sie kurzlebiger find, sich also vor Eintritt des Winters noch gut ausbilden können. Spät­sorten müssen früh, im März, April gepflanzt werden, ebenso die Frühsorten für die erste Ernte.

Sommersaat und Pflanzung im Gemüsegarten. Bis vor kurzem hat Priezke noch auf die berühmten Wetter­regeln des alten Schäfers Thomas Stein und Bein geschworen, auf die Professoren und insbesondere auf die modernen Wetterkundigen aus Falbs Schule gibt er dagegen nichts, denn gegen die Akademiter hat er ein Vorurteil. Aber was so ein alter Schäfer sagt, das muß eintreffen. So hatte Priezte denn bis dahin seine ganz be­fondere Gartenmethode. Bei abnehmendem Mond wurde nichts gefät und nichts gepflanzt, nicht mal ein Wurmmittel durften dann seine Kinder einnehmen, sondern nur bei zunehmendem Mond, denn dann mußte die Sache nach Schäfer Thomas Erfolg haben. Wehe dem, der nach Johanni( 24. Juni) bei ihm noch Spargel stechen wollte, der wurde angehaucht, daß er das Wiederkommen vergaß. Wenn es sich um Saaten und Pflanzungen frostempfindlicher Ge­wächse handelte, dann mußte man nach Priebke warten, bis die drei gefürchteten Eisheiligen Mamertus  , Bantratius und Servatius  wieder abmarschiert waren, dann gibt es nämlich keinen Nachtfrost mehr. Denn in den berühmten Bauernregeln und Lostagen" heißt es: Servaz muß vorüber sein, Willst vor Nachtfrost sicher sein." Und am Abend des 13. Mai war Servaz wirtich vorüber, aber in der Nacht vom 20. zum 21. Mai tam noch ein böser Nachtfrost, was Mit dem Spinat ist es jetzt auch vorüber, da er an heißen Priezte so stubig machte, daß er die be- rühmten Schriften vom Tagen teine nennenswerte Blattentwidelung mehr entfaltet, son­alten Schäfer Thomas in den Ofen warf, den er zur fraglichen dern rasch in Samen geht und damit für die Küche wertlos wird. Zeit wieder anheizen mußte. Als er Sonntag, den 21. Mai, früh Ein richtiger Sommerspinat ist nur der sogenannte neufeeländische, in seinen Garten fam, fonnte er sich den Schaden besehen. Kar- von dem wenige Pflanzen für einen ganzen Haushalt genügen. toffeltraut, Gurken und Bohnen waren erfroren, die Triebspißen Einen guten Ersatz für den Spinat haben wir aber im Sauer­seines einzigen Walnußbaumes auch, ja sogar daneben noch die ampfer, der bei uns auf Wiesen und Triften wild wächst, aber auch Triebe der edlen Reben an seiner Laube, mit diesen auch die Ge- eine angenehme Gartenpflanze ist. Man kann ihn jederzeit ent­scheine, d. h. die Blütenknospen, und damit ist in unserem Klima, weder pflanzen oder gleich dahin jäen, wo er bleiben soll. Am besten wie man so zu sagen pflegt, die Aussicht auf einen guten Serbst eignet er sich zu Einfassungen im Gemüsegarten. Die jest in der gleichfalls unter den Nullpunkt herabgesunken. Einige Tage später Entwickelung begriffenen Blütentriebe werden ausgeschnitten; sie fonnte Brießte sogar an seinen freistehenden Johannisbeeren eine sind ebenso wie die Blätter, die einen würzigen sauer und füßen Verfärbung der unreifen Beeren von Grün zu Weiß feststellen, Spinat liefern, ein gutes Kaninchenfutter. Für die Küche schneidet wonach sie abfielen, was er ganz richtig auf den fraglichen Nachtfrost man die Blätter nach Bedarf. Es gibt Leute, die kein Kaninchen­zurüdführte. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht fleisch effen wollen, weil es zu füßlich schmeckt. Der süßliche Ge­zu sorgen, deshalb stellt sich Priebke heute auf meinen Standpunkt.schmack des Fleisches ist aber nur eine Folge des würzlosen Futters Er sagt jett, es ist alles schon dagewesen und es kann alles wieder-( Salat, Kohlblätter, Kartoffelschalen, Rüben usw.). Von Dachs Lommen, ohne Rücksicht auf den Kalender und die Kalendermacher. Hasen will ich hier nicht reden, die habe ich meines Wissens nod

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