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thre frühesten Kunstformen, z. B. des alshriftliche Basilikenstil, haben einem nur der Allgemeinheit zu Recht gehörenden etwas Eigenes, packen durch ihre gewisse Herbheit und Strenge, wenn Kulturbesig. fie auch an Schönheit und Pracht durch die späteren Denkmäler firch- Der wirkliche nicht der Liebhaberwert wirtschaftliche und licher Formengestaltung durch den romanischen und den gothischen besonders der kulturelle oder gesellschaftliche Wert eines Kunstwertes Stil weit übertroffen werden. Aber dazu brauchte die Kirche die wird bestimmt von dem Grade und parallel damit von dem Um wirtschaftliche und politische Macht. Sie hatte wohlgemerkt damals fange des Wirkungskreises und der Dauer seines fünstlerischen Ein­mit ihren Ideen eine gewisse innere Berechtigung, hatte in die drucks. Es wird zu fragen sein: ob und inwieweit das Kunstwerk Herrschende Anarchie eine gewisse Ruhe zu bringen. Die wirtschaft- oder auch seine Tendenz veredelnd und befruchtend auf die Entwicke­liche Macht eignete sie sich in so nachdrücklicher Weise an, daß das lung der menschlichen Gesellschaft wirkt; ob der Künstler es ver­meiste Gemeinland bald in den Besitz der Kirche war. Nun be- standen hat, das Typische, das Immerwiederkehrende aus dem Wust stimmte sie den Inhalt und die Tendenz der Kunst, die dann aber des Nebensächlichen herauszuarbeiten. Außerdem soll sein Produkt auch bald wieder verfiel. nicht nur einen abgeflärten geistigen Inhalt haben, sondern der Die im Altertum und im frühen Mittelalter Herrschende Wirt- Künstler soll auch die technische Form, die manuelle fchaftsform war die engere und später die erweiterte Fertigkeit beherrschen; in dem Grade, wie ihm dieses gelingt, Hauswirtschaft. Etwaige künstlerische Bedürfnisse wurden ist sein Werk schön, ist es wahr, denn Wahrheit und von den Gliedern dieser Gemeinschaft befriedigt. Diese Schönheit find Begriffe, die fich gegenseitig bedingen, Stufe ist bald überschritten; und bald schafft der Künstler, der sind Attribute einer Erscheinung! Nicht die photographische Dichter usw. nicht mehr für den engen Kreis feiner Wirtschafts- Wahrheit, der unmittelbare Ausschnitt aus dem Leben, mit all gemeinschaft, die gar nicht so viel Bedarf daran hat, sondern er seinem verwirrenden Kleinkram, meinen wir, sondern die Wahr betätigt sich berufsmäßig auch für weitere reise, die heit, die ein das Wesen der Dinge erfassender Künstler mit richtigem ihn für fürzere oder längere Zeit in ihre Wirtschaftseinheit als voll- Instinkt in sich aufgenommen, abgeklärt und mit den besten berechtigtes Mitglied aufnehmen. Eine eigentliche Bezahlung, etwa technischen Mitteln zum Ausdruck bringt. Gelingt ihm in Geld, bekam der Künstler nicht. Er hatte feine Berpflegung während nur das eine oder das andere, so ist er entweder ein scharf­der Dauer feines Aufenthalts, bekam, wenn es notwendig war, finniger Denker oder ein stummer" Künstler oder mur ein ge= Kleidung oder auch in Ausnahmefällen, als Geschenk, einen Wert- schickter Handwerker, beileibe aber kein wirklicher Künstler oder Dichter! gegenstand.

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Gegen das Ende der hierarchischen Kulturepoche wird die Haus- Auch die Renaissance stand überall im Dienste der oberen wirtschaftliche Kunstbetätigung vor allem durch die Tendenz, die Klassen; sie wurde schnell zu einer weltfremden leberkultur, in die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft rationeller zu ge- man sich, angeekelt vom Treiben einer unsauberen Bolitik und Wirt­stalten, immer mehr zugunsten einer freien gewerbsmäßigen schaft, zurückziehen konnte. Ein Macchiavelli der Zeitgenosse eines Ausübung verdrängt. Die Kundenproduktion wurde Michelangelo ; das beleuchtet die ganze Situation! Nur in den von der Warenproduktion abgelöst. Seit dieser Zeit Niederlanden war die Renaissance auf eine breitere Basis ge­hat auch der Künstler, der Dichter unter dem Charakter der Ware, stellt. Zum Teil trug dazu die brutale Unterdrückungspolitik den nun seine Erzeugnisse auch annahmen, zu leiden. Nur daß in Philipps II. von Spanien mit bei. Hier kämpfte die Kunst auf der ersten Zeit die kunstfeindliche Seite noch nicht so unverhüllt zu feiten der Unterdrückten, obgleich man auch gegen sie mit tage trat, wie in der Neuzeit. Todesurteilen vorging. Damals wollten die Vornehmen nichts mit der Kunst zu tun haben, sie hielten es, feige und unpatriotisch­typische Eigenschaften der Befigenden mit dem spanischen Hofe. Indem die Reichen sich nicht um die Kunst kümmerten, war bei der hohen Bildung des damaligen holländischen Volkes die Voraus segung gegeben, daß, nachdem die Spanier aus dem Lande gejagt, gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Holland eine Volkskunst einfegen fonnte, die in ihrer Ausdehnung ohne Beispiel ist.

Die geschichtliche Rückwirkung dieser sich anbahnenden Ver­änderung in der Wirtschaft vollzog sich zu einer Zeit, in der die materiellen Güter der Gesellschaft ungeheuer anschwollen. Großartige Erfindungen, die Entdeckung Amerikas , dessen un­geheuerer Goldstrom auf die Wirtschaft Europas belebend wirkte, Tassen im 15. Jahrhundert auf künstlerischem Gebiete die Kultur der Renaissance anbrechen. Auf die Schönheitsideale der Antife fußend, erreicht sie in den Werken eines Michel- Angelo, eines Tizian und Rafiael ihre höchste Blüte.- Der wachsende Reichtum gestattete den Handel und toloniale Raubpolitik treibenden Fürsten, Städte republiken und mächtiger Patriziergeschlechtern einen bisher unbe fannten Lurus. Das Haus des Bürgers, ja selbst der Fürsten war bisher so ziemlich jedes künstlerischen Schmuckes bar, diente es doch meist nur zum vorübergehenden Aufenthalt. Durch das reichlich zur Verfügung stehende Gold war ein Ansporn zur intensiveren Aus­mugung der bäuerlichen, wie handwerklichen Arbeitsstlaven gegeben. Auch der Handel trug ein Erkleckliches ein. Man konnte nun in seinen vier Pfählen den Ertrag in Ruhe genießen. Jetzt wollte man auch eine Kunst im eigenen Hause haben.

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Ueberall war die Renaissance dem wirklichen Leben entfremdet. Die Kunst suchte in dem schwelgerischen Leben prassen­der Fürstenhöfe ihre Anregungen und Schüßer. Die neue Stilepoche war verflacht und glitt, ohne inneren halt, durch die Periode des Barock und des Rokoko, in den Sumpf lasziver Erotik und bizarrer Laune, bis die große Revolution auch dieser Herrlich­feit ein wohlverdientes Ende bereitete.

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Vom Beginn der großen französischon Revolution geht die lang­sam herangebildete moderne Warenwirtschaft daran, alle die zünft lerischen, feudalen Ketten, die sie stören, zu beseitigen. Die Waren­wirtschaft schafft eine neue Ethit, eine neue Kunst" anschauung ". Die frasseste Selbst sucht wird zur Tugend, die Kunst zur Ware! Bisher war die hauptsächlichste Form der Kunstkonsumtion nur der Es ist bezeichnend für die innere Kultur" des Kapitalismus, daß Runft genuß, jett fommt eine neue wenigstens für jene Beit das Kunstbedürfnis" jener zahlreichen kauffräftigen Emporkömmlinge Art des Kunstkonsums hinzu: der private Kunst- zu einer nicht mehr zu übertreffenden Geschmacklosigkeit und Stil­besitz. Er erstreckte sich in der ersten Zeit nur auf Andachtsbilder, berlotterung führte. Broßen, reich scheinen ist die Losung! Kunst­um dann aber immer neue Gebiete der Kunst in seinen Dienst zu und Büchersammlungen wurden zu Kapitalsanlagen; Bilder stellen. Doch es wäre verfehlt, diese Tatsache, wie es P. Drey und Skulpturen zu Spekulations objetten; ganz zu schweigen in seinem Buche Die wirtschaftlichen Grundlagen der Malkunst" von dem Buchverlags- und Theaterbetrieb! Das Kunsthandwerk tut dem wir übrigens so manche wertvolle Anregung ver- lebt im wesentlichen von der Nachahmung alter Stile. Das ist die für eine höhere Form des menschlichen Kunst des Kapitalismus ! Kunsttriebes zu halten. In der Geschichte der Kunst treffen wir die typische Erscheinung: Sofern sich dieses Streben auf Gegenstände des Kunst- daß alle zur Herrschaft gelangten Gesellschaftsklassen in der Kunst das gewerbes beschränkt, hat es einen anerkennenswerten 3wed; Spiegelbild ihrer Ideale fanden. Den Mengerschen Ausspruch Für greift es aber auf Originalwerke der höheren Kunst wen die Gelehrten schreiben und die Gerichte sprechen, der ist der deren Natur ebenbürtige Reproduktionen ausschließt, so Mächtigste im Land", fönnte man ergänzen: und für wen die Kunst sintt der Kulturwert des betreffenden Kunst- schafft. Doch das Wesen der in der Kunst ausgedrückten Klassen. wertes, gleichviel ob das Privateigentum seinen schädlichen ideale gab legten Endes den Ausschlag, ob eine bestimmte Kunst Einfluß schon bei seiner Produktion oder erst bei der Konsumtion auf die gesamte übrige Kultur anregend und befruchtend zurüd­ausübte. Im ersteren Falle wird sein Schöpfer in der Regel auf die wirkte oder ob sich diese Rückwirkung nur auf einen kleinen Kreis Anschauungen seines Auftraggebers auf den kleinen Familienkreis Rück- beschränkte. Immer wirkt als fortschrittlicher Antrieb in den Klassen­ficht nehmen müssen; jedenfalls schafft er sein Wert nicht in der Ab- idealen die Stärke des sozialen Triebes . Dieser soziale ficht, in irgendeiner Hinsicht veredelnd oder anregend auf weitere Trieb, bei der Bourgeoisie durch die Konkurrenz aller gegen alle" Kreise der Gesellschaft zu wirken. Der zweite Fall liegt abgetötet, ist dem modernen Proletariat im hohen Grade. scheinbar günstiger, indem hier der Künstler nicht unmittelbar vom eigen. Dieses Solidaritätsgefühl ist es, das seinem gesellschaftlichen Käufer beeinflußt wird. Doch wenn seine Tätigkeit einen wirt- Sein einen so außerordentlich hohen Kulturwert gibt. schaftlichen Erfolg haben soll nur das Genie setzt sich über diese Ein echtes inneres Kunstbedürfnis verlangt, infolge Kardinalfrage hinweg- wenn der Künstler nicht verhungern will, des sozialen Charakters der Kunst, als notwendige Ergänzung: so muß er sich den Anschauungen seiner privaten Käufer, den An- soziale Tugenden! Darum ist das Proletariat mehr denn schauungen der herrschenden Klasse anpassen. Dient das Kunstwert jede andere Klasse dazu berufen: der Träger einer im Privatbesig nur einem falsch gedeuteten angeblichen Kunstbedürf- neuen Kunstepoche zu werden, in der der überwiegende nis feines Befigers leider ist es allzu oft nur hohle Prozerei Teil der Kulturmenschheit seine Sehnsucht nach harmonischer Schön­so wird es seinem eigentlichen Zweck: der Vervollkommnung heit befriedigen, in der die Menschheit einen Jungbrunnen finden gesellschaftlicher und individueller Kultur zu fann. dienen, entzogen! Es steht dadurch außerhalb des der Wir haben die Gewißheit, daß dieser Wunsch Wirklichkeit wird. ständigen Konsumtion dienenden Kulturstromes. Sehen wir uns um! Die sich immer mehr sozialisierende wirts

Das Privateigentum an echten Kunstwerken schaftliche Produktion ist in der alten Ordnung nicht mehr zu be ist ein durch nichts zu begründender Raub an wältigen; sie verlangt durch ihre ungeheure Ausdehnungskraft eine