VN? würben nichts heraus, das der Glückliche auifangen konnteZieHen auch nichts liegen, damit ein armer Bursche kam undes aufnahm! Keiner von ihnen hielt sich zu gut, einen altenHosenknopf zwischen den Pflastersteinen aufzulesen und ihnmit Gesundheit zu vertragen.Pelle lief eines Abends hin, um in halbes Pfund Knasterfür Jeppe zu holen. Drausien vor des Kohlenhändlers Hausfuhr ihm der große Hund in die Beine wie immer, und erverlor die fünfundzwanzig Oere. Während er ging unduchte, kam ein älterer Mann zu ihm hin. Pelle kannte ihnehr gut: es war Schiffsrceder Mausen, der reichste Mannher'Stadt.„Hast Du was verloren, mein Junge?" fragte er undfing an mitzusuchen.„Nun fragt er mich aus," dachte Pelle.„Und dann ant-Worte ich unverzagt und dann sieht er mich aufmerksam anund sagt—" Pelle Holste noch immer auf diese mystischenGeschehnisse von oben her, die einen schneidigen Jungen un-Versehens packen und ihn zum Glück emporheben sollten.Der Schiffsreeder aber fragte nicht nach dergleichen, erfuchte nur eifrig und sagte:„Wo bist Du gegangen? hier, nichtwahr?— Weißt Du das auch ganz genau?"„Auf alle Fälle gibt er mir ein anderes Fünfundzwanzig-vrestück," dachte Pelle.„Merkwürdig, wie eifrig er ist!" Pellehatte keine rechte Lust mehr zu suchen, konnte aber nicht gutvor dem anderen damit aufhören.„Na ja," sagte der Reeder endlich,„dem Fünfundzwanzig»vrestück kannst Du wohl getrost nachpfeifen. Was bist Du auchfür ein Tölpel!" Und dann ging er, Pelle sah ihm lange nach,ehe er in feine eigene Tasche griff.l Fortsetzung folgt.)!SrolZe berliner foinftansrteUimg.Bon Robert Breuer.I.Jedesmal wenn man daran geht, einiges über die GroheBerliner zu sagen, meldet sich das Gewissen. Da? VerantwortungZ-gefühl weiß sich bedroht: es wird so mancher übersehen werden; somancher, der es verdiente, an den Tag zu kommen, wird in derDunlelheit bleiben. Man wird an ihm vorübergehen und wirdvielleicht im nächsten Augenblick stehen bleiben vor einem anderender gleichen Oualität. Man fühlt sich unsicher, fühlt sich einemTaucher verwandt, der in da« unendliche Meer greifen soll,treibende Perlen zu fasten. Er sucht, er späht und findet nur zäheFinsternis, selten ein Leuchten; und dabei kann er derEmpfindung nicht ledig werden, daß hier und dort, vorhin undsoeben ein Feuerstrudel vorüberzog. Nun aber ist das Flammenschon wieder davon, versunken in dem Meer der Bielzuvielen....Der vereidigte Kunstbetrachter steht vor der Großen als einleidlich Hilfloser; und es bleibt ihm nur ein einziger Trost:daß solche Hilflosigkeit allein ihm selber schadet. Für die Kunstbedeutet es wenig, ob sie nun beute entdeckt odermorgen übersehen wird; ihr Königsrecht erobert sie sichdennoch, sobald die Zeit des ReiscnS und ErntenS gekommen.Aber der arme, vereidigte Kunstsachversländige weiß, daß ihm Kind-lein entliefen, denen er nun nicht Pate sein kann. ES kränkt seinenEhrgeiz, daß er sich bescheiden muß und nicht mehr sagen kann alsdieses: Nehmt hin, die fand ich zufällig, sie scheinen nur die Besten;es ist aber durchaus möglich, daß noch Bessere da sind..."DerKunstmann ist traurig, bis sich plötzlich hart und scharf die Erkenntnismeldet und also spricht: Das Uebersehen der Besteren kommt nurdaher, daß auch sie gleich den Besten nur Niveau find. Im Grundefind sie alle eins, und was sie scheidet, sind nur Nuancen. Der eineist ein wenig erträglicher, der andere um so viel schlechter; aberkeiner von ihnen hämmert an der Entwickelung und beide brauchtensie nicht da zu sein. Es tut aber auch nichts, daß sie nun einmalda find; es ist ganz amüfierlich, laßt sie leben. Sie werden sichzwar kaum in die Kunstgeschichte hinüberretten, aber sie werdenheute einigen guten Leuten Vergnügen bereiten und Freude in dasHau» bringen. Das hat auch seine Werte. Wenn sie nur nichtprätenziös auftreten und nur nicht dreist und selbstbewußt mit derEamtjacke jonglieren. Wenn sie fein säuberlich und still ihre Pflichttun und brav, bald frohens Herzens, bald ein wenig sentimental, ihreBildlein malen, hier ein wenig vom Odem des Waldes ahnen lasten unddort der stürmenden See ein hörbares Echo geben, wenn sie Sommerszeitund Winterszeit, Berg und Tal»ach redlicher Beobachtung und mit nichtallzu uninteressanter Handschrift spiegeln, dann Freunde der Kunst,der ewigen, laßt die Trabanten gewähren.Wenn man nun so durch die Säle schlendert, den Blick schweifenläßt und schließlich eine Hekatombe von Einzeleindrücken im Gehirnträgt, drängt eS einen: aus solcher Vielfältigkeit ein Gemeinsameszu destillieren. ES gelingt auch bald, Gesamtvorstellungen zu ge-Winnen, wie der hier versammelte Heerbann den Pinsel führt, dieLandschaft sieht und das Porträt anrichtet. Da läßt sich zunächstseftstellen, daß allgemein die Technik eine flüssigere geworden ist;das dürste der Einfluß der.Sezesfionistischen" sein. Selbst die altenHerren haben bemerkt, daß«S wirksamer und lustiger ist, mit flottenStrichen, mit Flecken, Druckern und Lichtern die kreisende undflatternde Wirklichkeit zu fangen, als nüchtern und zähe aus der ewigblühenden Natur geleckte Oeldrucke zu machen. Damit hängt es zu-sammen, daß die Landschaft in ihren Intimitäten ausgesucht wird;man malt nicht mehr den Kamm sännlichcr Alpen, vielmehr irgendeinen verlorenen Winkel, irgend ein Stück Fels, ein Nebeneinandervon dunklem Gestein zu grünem Wasser, oder auch nurdie Schatten, die von zackigen Felsen auf das GraS ge-warfen werden. Man malt aber auch nicht etwa die einzelnenGrashalme, man zählt nicht die Blätter der Blümlein und mühtsich nicht um die Tautropfen; man malt den farbigen Gesamt-eindruck. Man sieht das Leben in dem Wechsel der Farbenwerte,in dem Nebeneinander von Hell und Dunkel, in dem Spiel derAkzente. Man meidet prinzipiell das Heroische und die Pose. Dassind nur wenige, ganz steckengebliebene Samtjoppen, die den Hirschals König deL Waldes pinseln; die anderen freuen sich an der Stoff-lichleit des Felles oder an der elastischen Silhouette oder an demDuett des Braun zum Grün. Was von den Tiermalern gilt, wirdauch von den Porträtisten geleistet. Man malt nicht mehr HerrnSchulze als Helden und Fräulein Meyer nicht mehr als Vestalin;der Maler interessiert sich weit mehr fiir das Konzert der Sonneauf der Haut oder für den Kontrast des Fleische? zu der Kleidung.als für die konventionelle Schönheit seines Modelles. Worüber dieAehnlichkeit keineswegs verloren zu gehen braucht; wodurch sie viel«mehr eine innerlichere nnd optisch wahrhaftigere wird. Wiederumim Zusammenhang ergibt sich dann, daß die sogenannten«großenSlbkUken", die dramatischen Tableaus, die Staatsaktionen und dieSiblachlenbilder einigermaßen ins Hintertreffen gerieten. Stattdeffen ergötzt sich der Maler an einem einsamen Apfel, andem Ornament eines BaumasteS oder an der Architektur eines Tier-körpers. Das ist so ungefähr das Niveau der deutschen Universal-malerei. Zur Illustration der Typen mögen nun einige Individuenvorüberziehen.Friedrich MeweS<1011) zeigt eine märkische Winter-landschast; das farbige Leuchten des Schnees wird gesteigert unddoch besänftigt durch das Grau, das den Unterton des Bildes bestimmt. Der kahlen Bäume sich sperrende Zweige bringen in dasWeiche und Flächige einen härteren Klang; der aber wiederumgemildert und dem Bildwesen der verschneiten Ebene vermittelt wirddurch die gewischte Manier, mit der dos starre Baumgerüst dar»gestellt wurde. Paul Wilhelm Harnisch<962) möchte dielustige Helligkeit, das farbige Leben eines Kinderspielplatzes fest-halten. Was wir sehen, ist ein moderne? Bild, gut beobachtet undflott gemalt. Nur darf man nicht an Liebermann denken, der Shn-liche Szenen gestaltet hat. Bei Harnisch fehlt die innere Archi-tektonik;-les stehlt der Rhythmus im Pinselstrich. Man weiß, dort»das soll ein laufender Bub sein, oder ein hockendes Mädchen; aberdie Hieroglyphe ist zu flau, sie zwingt uns nicht. Es ist indestenbesser, daß uns ein Bild malträtiert, als daß es uns in wohl-wollender Zufriedenheit beläßt. Max Lieber(867) schickt seinenBlick schweifend über bergiges Land. Er verliebt sich in daS weicheAuf und Ab der Hügel, in den Wechsel von Wald und Wiese.All' das umfasiend, möchte er es festhalten, möchte einwenig davon träumen. Und so malt er beinahe ängstlich, mitsympathischer Zurückhaltung, alle Töne dämpfend, das flächigeAlmen der Höhen, die sanft umrissenen Flecke der Bäume, einemilde Wirklichkeit. Dicht daneben hängt ein Dünenbild von ErnstKolbe<868). Sehr gut und überzeugend wurde das braun-durchtränkte, verwitterte Grün wiedergegeben; im Hintergrundebäumt sich fahl und weiß ein Höhenzug. Die Art, wie diese Stelledes Bildes behandelt wurde, hat etwas Pikantes und Elementares»man fühlt ein Erlebnis der Augen. Ganz anders ist eineSchilderung die Fritz Westendorp<3SS) aus dem Reiche derDünen heimgetragen hat. Wir scheu das dünne ZusallswachswmdeS Grases und die Dürftigkeit des Gehölzes; und weil davonetwas in der Sprödigkeit des Vortrages lebendig wurde, empfangenwir die Stimmung, die den Künstler erfreute. Hans Licht<1003)gibt seinen Bildern eine dekorative Tendenz; er gestaltet die Kiefer»lronen als groß konturierte Massen und das ferne Ufer als ein«im Sonnenschein aufbrennende Linie. Er stimmt alle seine Farbenauf eine schwärzliche Neutralität und findet so ein Mittel, sein«dekorativen Absichten noch deutlicher zu machen. Von der gleichenArt ist Karl Langhammer<46); auch er kommt der Naturnicht näher als eben just bis zu dem Grade einerleichten dekorativen Schablonierung. Es ist interessant,festzustellen, wie äußerlich das Hilfsmittel ist, deffen Lang-Hammer bedarf, um seinem Bilde einen Charakter, einen Typus auf-zudrücken. Er macht zwei Drittel der Leinwand zum Himmel undfüllt nur den unter dieser hohen Luft verbleibenden Rest mit dereigentlichen Darstellung. Das ist nichts mehr als ein Trick, einEffekt, der eigentlich nur auf schnell vergänglichen Jllustrasionen zurAnwendung kommen dürfte. Gewiß, niemand hat dem Künstlervorzuschreiben, hohen oder tiefen Horizont zu wählen; solche Schul-meisterei wäre nur lächerlich. Bei Langhammer aber ist es ganzoffenbar, daß er mit seinem blauen Universalhimmel einen Trumpsausspielt. Genau zugesehen, kann er solch«ine Fläche gar nicht ge-stalten, dazu mangelt es an Können, an Sinnlichkeit und technischerLebendigkeit. LanghammerS Himmel wirkt glasig und kalt. DaSeben wird dem Niveau zum Schicksal: auf Absichten schielen undkrampfhaft nach einer Methode greifen. Bor solchem Schicksal hat