Aus dem Pflanzenreich. Blaubeerpflanzungen. Die Blaubeere ist eine außer- ordentlich genügsame Pflanze, die gerade dort mn besten gedeiht, wo andere Gewächse aus Stickstoffhunger zugrunde gehen. Ein stark saurer Moorboden ist ihr eben so recht wie ein Sandboden. Daher kommt es, daß die Blaubeeren wie ein versöhnendes Ge- schenk der Natur gerade in solchen Gegenden am meisten zu finden sind, wo man sich sonst vergebens nach einem nutzbaren Boden- erzeugnis umsieht. Das Landwirtschaftsministerium der Ber - einigten Staaten hat eine» seiner Gelehrten, Dr. Coville, da- mit beaustragt, die Wachstumsbedingungen der Blaubeere genau zu unlersuchen und insbesondere festzustelle», woran tä liegt, daß sie in ihrem Fortkommen vergleichsweise be- giinstigt ist. Es ist jetzt mitgeteilt worden, daß sie auf ihren Wurzeln einen Pilz beherbergt, der durch seine Lebenstätigkeit die Pflanzen mit Stickstoff versorgt. In Mitteleuropa gibt es noch immer so weite Ländereien, die ausschließlich für Blaubeeren ge- eignet sind, daß kein Mangel an dieser schmackhaften Frucht eintritt. In Amerika aber denkt man daran, sie künstlich auf sauren Böden anzupflanzen, um auch aus diesen einen Nutzen zu ziehen. Da- bei hat man auch erfahren, daß sich die Blaubeere durch sorgfältige Auswahl in der Fortpflanzung noch veredeln läßt, und vielleicht überraschen uns die trauLatlautischen Garten- baukünstler in nicht allzu ferner Zeit mit Riesenblaubecren, die an großen Büschen statt an niedrigem Gestrüpp reifen. Es wäre nicht das erstemal, daß eS den Amerikanern gelingt, eine bei ihnen nicht eigentlich heimische oder wenig beachtete Pflanze durch sorgfältige wissenschaftliche und technische Behandlung zu einer Qualität zu erheben, die sie ihren eigentlichen Heimatländern noch nirgend erreicht hatte. Andere Pflanzen, die auf saurem Boden gedeihen, sind noch die Preißelbeere und die sogenannte Sand- beere, die sich innerhalb Europas aber nur in südlicheren Gegenden findet. Medizinisches. Als die häufigste Alterskrankheit, gegen die auch noch immer kein Kraut gewachsen ist, kann die sogenannte Ader- Verkalkung oder, mit einem jetzt auch schon den Laien bekannt ge- wordenen Fremdwort, Arteriosklerose bezeichnet werden. Im all- gemeinen versteht man darunter das Brüchig- und Unzuverlässig- werden der Aderwände, wodurch eine Zerreißung und mehr oder weniger gefährliche Blutungen und andererseits auch Blutstockungen verursacht werden. Darin liegt auch der Grund für die häufigen und anhaltenden Kopfschmerzen, unter denen alte Leute zu leiden pflegen. Die wiffenschaftliche Erforschung dieser weitverbreiteten Krank- heit ist nach dem Eingeständnis der Fachleute selbst trotz aller Be- mühungen noch nicht weit genug vorgeschritten. Eine nützliche usammenfassuug der bisherigen Kenntnis hat jetzt Dr. Oskar lotz von der Universität in Pittsburg veröffentlicht. DaS Leiden kann, wie man nunmehr weiß, auf eine Art von Arterien oder auf die Blutwege eines bestimmten Organs und ferner auf eine einzige der drei Schichten der Aderumhüllung beschränkt sein. Die eigent- liche Verkalkung nennen die Gelehrten Atherom , doch ist dieser Aus- druck in sehr verschiedenem Sinne gebraucht worden. Nach der Auf- faffung von Dr. Klotz bedeutet er eine von Verkalkung gesolgte Zersetzung, die geivöhnlich in der innersten Schicht der Aderwand beginnt und meist auf diese begrenzt bleibt. Allerdings kann sie auch auf die Mittelschicht, aber fast nie auf die Außenschicht übergreifen. Bei der Beurteilung dieser krank- haften Veränderungen ist es selbstverständlich wichtig, ihre Ursachen kennen zu lernen. Die im Greisenalter vor sich gehenden Wand- lungen des ganzen Organismus umfassen nur einen Teil von ihnen. Außerdem können auch Ueberarbeitung, Vergiftung und ansteckende Krankheiten in dieser Weise wirken. Die Folgen sind sehr von der Stelle abhängig, an der die Erkrankung einsetzt, da die einzelnen Adern nicht nur in ihrem Bau verschieden sind, sondern auch ver- schieden starke Leistungen zu vollbringen haben. Von ansteckenden Krankheiten ist die Syphilis auch in diefer Beziehung am Verhängnis- vollsten. ScKacK. Unter Leitung von S. Alapin. Die Rr. 23 der.Deutschen Schachblätter"(Organ deS Deutschen SchachbundeS ) bringt einen längeren Aufsatz unter der Ucberschrift: .Arbeiter-Schachklubs und Politik". Der Aufsatz ist gegen den Vorsitzenden des Berliner Arbeiterschachklubs R. Oehl- schläger gerichtet, der in der Aprilnummer der Arbeiterichachzeitung gelegentlich der Gründung des allgemeinen Arbeiterschachbundes den Vorschlag gemackit hatte, nur solche Vereine in den Bund oufzu- nehmen, die.auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehen". Gleichzeitig hatte auch der B. A.-S.-C. beschlossen:.alle Vierteljahre die Zugehörigkeit der Mitglieder zur Partei und zur Gewerkschaft zu prüfen." Dieses Vorgeben bezeichnet das Organ de? Deutschen SchachbundeS als.unerhörten Vorgan gl" Wir glauben, die Ausführungen des Blattes am besten zu charakterisieren und zu- gleich zu widerlegen, wenn wir die Begründung des Angriffs einfach nachstehend fast wörtlich zitieren:_____ Lerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.— Druck u. Verlag: DaS Organ des Deutschen SchachbundeS ist damit ein» verstanden, daß die sArbeiter durch Gründung eigener Vereine von den'„besseren" Ständen oder dem»Publikum von Besitz und Bildung" fern bleiben; denn der.Arbeiterstand wird von einem Teil des Bürgertums nicht als gleich- wertigeS Glied der menschlichen Gesellschaft angesehen", so"daß .mancher feine Herr daran Anstoß nehmen würde, wenn ihn ge- legentlich eines Klubabends ein ArbeitSmann mit schwieliger Hand und einfachem Arbeitsanzug vielleicht in etwas derber Mundart zu einer Partie Schach einladen würde". Das Organ des Deutschen Schachbundes erklärt dann weiter, daß.andere(bürgerliche) Schach- klubs dem Arbeiterstand öfters nicht allzu freundlich gesinnt sind. Es seien nämlich sogar Fälle bekannt� in denen bürgerliche Schach- klubs es abgelehnt hätten, sich an gemeinschaftlichen Veranstaltungen oder Schöpfungen zu beteiligen mit der Motivierung, man könne unmöglich mit Schachvereinen zusammen arbeiten, die öffentlich im Dienste einer politifchen Partei stehen, die noch dazu Gegnerin der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung ist"... usw. Kann eZ deutlicher erwiesen werden, daß die Vorschläge OehlschlägerS ein Akt der Notwehr und ein naturgemäßer Ausdruck der Würde der Ar- beiterklasse sind?.... Bemerkt sei noch dazu, daß Oehlschläger keineswegs eine Absonderung in rein s ch a ch l i ch e r Beziehung be- fürwortet hatte. Im Gegenteil, jeder eifrige Schachfreund ist wie zuvor willkommener G a st auch im Arbeiterschachklub, gleichviel ob der Gast zur sozialdemokratischen Partei gehört oder nicht. Bei OehlschlägerS Vor- schlägen handelte es sich nur um das Recht, Mitglied zu werden. Wie kann man etwas dagegen haben?... Jedoch die Logik deS Organs des Deutschen SchachbundeS ist eine andere: der Aufsatz schließt mit dem an die Arbeiterschachklubs gerichteten Wunsche,.die Politik auS ihren Reihen zu verbannen, auch aus ihren Pretzorganen alles fernzuhalten, was Andersdenkende verletzen könnte". Als weitere Motivierung wird noch angegeben, daß sonst.die christlichen, Hirsch-Dunckerschen und gelben" Arbeiter keine leichte Gelegenheit hätten, sich im Schach zu betätigen. Aus dieser Motivierung wäre also zu schließen, daß Arbeiter vergeblich sich zum Beispiel.gelb" anstreichen laffen: die Gnnst der.feinen Herren" erreichen sie hiermit doch nicht, indem die letzteren sie doch.nicht als gleichwertiges Glied der menschlichen Gesellschaft ansehen". Nachstehend die ersten drei Matchpartien Spielmann- Alapin: 3. Partie(Spielmann Weiß). Französisch: 1. s2— s4, e7— e6; 2. d2-d4, d7-d5; 3. Sbl— c3, Sg8—£6; 4. Lei— g5. Lf8— e7; 6. 64—65, Sf6— d7; 6. LXU DXL; 7. Sc3-b5, Sd7— b6; 8. 02—63, a7— all; 9. Sb5— a3,£7—£6; 10.£2—£4, f6Xe5: 11. Ddl— höf, g7— g6[In der 1 Partie geschah minder gut 11...... icd3; 12. fe, Sa4; 13. Tbl, SXo3; 14. bXc3. DXS; 15. DgOf, De7; 16. Dg3, b5; 17. Ld3, Sd7; 18. Sf3, Sf8; 19. 0—0, Ld7; 20. Tf2, Le8; 21. Sd21, c6?(Richtig war: 21...... c5 1 22. de, Tc8; 23. Sb3, Sd7-c.) 22. Sb3, Ta7; 23. a4 1, Sd7; 24. Ta2!, Lg6; 25. a6, LXL; 26. DXL, c6; 27.1Tbal, Dg5: 28. TXa6, TXT; 29. TXT, Ke7; 30. h3, h5; 81. Ta7, li4; 32. Seö, Td8; 33. Df3, Df5; 34. DXD Aufgegeben.) 12. Dh5Xe5, Th8—£8; 13. Lfl— d3, Sb6— a4; 14. Tal— bl, Sb8— c6(Stärker ist 14...... 65 1) 15. De5-e3, Sa4Xb2; 16. TXS, DXS; 17. Tb2— e2, Lc8— d7; 18. Sgl—£3, Se6— a5; 19. 0-0, 0-0-0; 20. Tfl— bl, Td8— 68; 21. Ld3-fl, Ld7— b5 I; 22. LXL, aöXbö; 23. g2— g3(23. TXb5, e6; 24. Tb4, 864 nebst event. TXk4) 23...... Sa5— 64; 24. DeS— d3, e7— e6; 25. Te2— e2, Te8— e7; 26. Tbl— b3, DaS— aö; 27. Tb3— bl, Da5— a3; 28. Tbl— b3, Da3— a5; 29. Tb5— bl, DaS— a3 Remis.(Die Rückständigkeit de? Be6 läßt begründete Gewinnaussichten für Schwarz nicht zu.) 2. Partie(Alapin Weiß) Damengambit. 1. 62—64, 67—06; 2. d2-d4, d7-d5; 3. Sbl— e3, e7— c5; 4. Sgl—£3(lieblicher. jedoch nicht besser ist eXdS, was den Le8 befreit) 4.... e5Xd4 (Auch dies Befreit den Lo8, aber auf Kosten von Tempoverlusten) 5. S£3X<l4. 66—65; 6. Sd4— b5, d5— d4; 7. Se3— d5, Sb8— a8; 8. 62—63 1(Rubinsteins Methode, in 8. Da4, Ld7; 9. g3 bestehend, ist von Dr. Krause durch 9.... Lob; 9. Dg2, So7 1 widerlegt wurden. Der Textzug ist von Alapin.) 8..... Sg8—£6; 9. SdSXKf, Dd8X£6: 10. e3Xd4, Lf8— b4t; 11. Lei— d2, 65X34; 12. a2-a3I(Minder gut ist 12. LXL, SXL; 13. So7t, Kd8; 14. SXT. Schwarz erlangt starken Angriff mit 14.... To8f; 15. Lo2, Lg4! 2C. Der Tcxtzug rührt von Alapin her.) 12.... LXLff(Verhältnismäßig besser ist 12.... Le7 1 13. Le2 1 — Lei gewinnt den Bd4— 13.... 0—0; 14. Lf3 je. Wenigstens geht kein Bauer verloren.) 13. DXL, 0—0; 14. DdlXd4, T£8— e8t; 15.L£1— e2, Df6— 67; 16. Sb5— o3, Sa6— o5(droht Sb3) 17. Tal— dl, So5-a4; 18. 0-0 1. Lo8-f5(18.... SXS; 19. DXS, DXL?; 20. Tel sc.) 19. Lo2—£3, SXS(19.... SXb2?; 20. Td2, DXa3; 21. Sb5 sc.) 20. DXS. Nachdem Weiß den gewonnenen Bauer konsolidiert hatte, gewann er wie folgt: 20.... TeO; 21. Tfet, Le6; 22. b4, b6; 23. Ld5, TedS; 24. LXL, fXe8(24.... TXT?: 25. LX£7f, DXL; 26. TXT. DXc4?; 27. TdSf und gewinnt) 25. TXTf, TXT; 26. g3, h6; 27. DeS, Td3; 28. 65 i. bc; 29. bo, Dd7; 30. Tel, Tdlf; 31. TXT, DXTf; 32. Kg2, Kf7; 33. De4 i. Dd7; 34. e6, Dc7; 35. De4, Ke7; 36. DcSf, Ke8; 37. h4. a5; 38. h5, e5; 39. Dd5, Ke7; 40. Kf3, Kf6; 41. Dd7, Db6; 42. c7, Db7t: 43. Ke2, Dbllf; 44. Kfl, Dblf; 45. Kg2, De4t: 46. Kh2. Schwarz gab auf._ vorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingertEo., Berlin SV/.
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28 (24.6.1911) 120
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