eifrig.

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Wenn sie ihn doch bloß nicht kriegen!" fagte Belle Due lachte. Sie werden es schon so abpassen, daß sie Da sind, wo er nich' ist. Aber warum hält er sich nicht an seine Arbeit und läßt diese Narrenstreiche nach! Er kann sich ia einen Rausch antrinken und ihn zu Hause ausschlafen, er is' ja doch man ein armer Teufel und sollt' es den Großen überlassen, sich dumm anzustellen."

Pelle sah nun die Sache anders an. Der arme Mann, ja, der ging still die Straße hinab und nahm den Hut vor aller Welt ab, vor kleinen Meistern und dem Ganzen; grüßte jemand wieder, so war er ganz stolz und erzählte es seiner Frau als Begebenheit, wenn sie zu Bett gingen. Der Schreiber hat heut wirklich den Hut vor mir abgenommen, ja, das hat er getan!" Aber Steinhauer Jörgensen sah nach feiner Seite, wenn er nüchtern war, und in seiner Trunken­heit trampelte er mit seinen Füßen über das Ganze hin.

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Räumen durch starke Brandmauern abgefondert und das Heulager zum Mittelpunkt des ganzen Gebäudes gemacht ist. nachbarten sächsischen Stamme, namentlich aber in geistiger Hin Wie hier, so besteht auch sonst Verwandtschaft mit dem be sicht. Die Nähe des Meeres und die Gefahren, die darauf jahraus jahrein zu bestehen sind, haben den Mut der Friesen gestählt und fie umfichtig und fühn gemacht gleich den Sachsen  , die Abge­schlossenheit ihrer Wohnsize und die Eintönigkeit des von ihnen bewohnten Gebietes aber haben bei ihnen Wortkargheit und Einsilbigkeit hervorgerufen. Friesische Sprichwörter heißen:" Die Tat ist das Höchste"," mit Sprechen( allein) ist nichts getan"; es muß eben die Tat folgen Aus dem ungestümen finn des Wolfes, der sich in der Geschichte oft genug bedeutjam Mute entspringt der große Freiheitsdrang und Unabhängigkeits­gezeigt hat. Nicht bloß der Halligbewohner fühlt sich als Freiherr auf eigenem Grund und Boden, sondern auch der Gutsbesizer des Festlandes auf seinem ererbten und angestammten Hofe. Eine ganze Reihe von kleinen Republiken hat während des Mittelalters und zum Teil auch noch der Neuzeit an der Meeresküste bestanden Belle machte sich nichts aus dem elenden Urteil der und jahrhundertelang den umwohnenden größeren Machthabern Stadt. Draußen, woher er fam, gelten die Kräfte alles, Troh geboten. Die Stedinger, d. h. Uferbewohner( von Stad, und hier war einer, der den starken Erik nehmen und ihn in Gestade) an der Hunte vermochten sich so lange gegen die Ein­die Tasche stecken konnte. Er ging heimlich umher und maß herkömmlichen Gerechisame zu widersehen, bis sie vom Bapst Er ging heimlich umher und maßgriffe der benachbarten geistlichen und weltlichen Fürsten   in ihre verstohlen seine Handgelenke und hob viel zu schwere Gegen mit dem Bann und Interdikt, vom Kaiser Friedrich II.   mit der stände in die Höhe, er hatte nichts dagegen, zu werden wie Reichsacht belegt und mit einem Kriege( Kreuzzuge") heim­Die Kraft, der als einzelner Mann die ganze Stadt in Atem gesucht wurden, in dem sie der vierfachen Uebermacht erlagen. hielt, sowohl, wenn er raste, als wenn er wie tot dalag. Länger wußten sich die Ditmarschen( d. h. die Bewohner der Ihm konnte ganz schwindlig werden bei dem Gedanken, daß deutsnech Marschen im westlichen Holstein) ihre Freiheit zu wahren; er der Kamerad von Jens und Morten war, und er begriff denn sie schlugen die gegen sie ausgesandten Heere, indem sie sie nicht, daß sie sich so schwer unter dem Urteil der Stadt in die Sümpfe lockten und durch Oeffnung der Schleusen ber beugten, wenn man ihnen doch keine Armenunterstützung Truppenmacht des Königs von Dänemark  . Ebenso haben die Be­nichteten, so 1500 bei Hemmingstedt   die 30 000 Mann starke unter die Nase reiben konnte, sondern nur das eine, daß der wohner der Landschaften Butjadingen  , Kedingen, Hadeln blutige Vater ein Kraftferl war. Jens kroch zusammen, wenn er Fehden mit ihren Nachbarn bestanden. beständig den Namen des Vaters auf aller Lippen hörte und vermied es, den Leuten in die Augen zu sehen, in Mortens offenem Blick hinterließ er seine Spuren als namenloser Schmerz

( Fortsetzung folgt.)

Die friefen."

Von Prof. Oskar Weise.

Und wie die Friesen tapfer und mutig im Kampfe waren, so auch tonservativ in ihren Sitten. Die Rechtsbräuche alter Beit haben sie mit großer Zähigkeit festgehalten, zumal auf den Inseln So gibt es noch an verschiedenen Stellen den alten Flur­zwang. Denn die Bewohner sind zu eigensinnig, um altererbte Ländereien gegen andere auszutauschen, und wollen z. B. wegen ihrer Heideschnuden ihre Heidemarken nicht herausgeben. Des­gleichen hat die alte Sippeneinrichtung dort ein zähes Leben ge­habt. Noch im 16. Jahrhundert waren einige Gemeinden im oldenburgischen Butjadingen   an der unteren Weser altfriesische Geschlechterdörfer, und als Privatgesellschaften und Gil­den dauerten Sippen in ditmarsischen Gemeinden wie Büsum   bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein; ja noch heute hat sich von dem Duhend Wetterschaften der Insel Fehmarn eine erhalten. Ebensolange blieben die Friesen ihrer alten Gewohnheit der

Während die( Nieder-) Sachsen den größten Teil der nord­deutschen Tiefebene von Westfalen   bis zum finnischen Meerbusen Personenbenennung treu. Wie die Juden bis zum An­besetzt haben, ist das Gebiet der Friesen viel Kleiner. Denn ur- fang des 19. Jahrhunderts noch keine besonderen Familiennamen sprünglich reichte es von der Rhein  - bis zur Wesermündung und führten, sondern sich mit einem einzigen Namen begnügten gleich dehnte sich später über die Küstenlandschaften der Nordsee   bis an den alten Griechen und den alten Deutschen  , so taten es auch die die Grenze Jütlands   aus; gegenwärtig ist aber der festländische Friesen bis um diefelbe Zeit, wo sie durch staatlichen Zwang ver­Besitz nur noch auf holländischem Boden( Westfriesland) umfang- anlaßt wurden, sich einen zweiten Namen zuzulegen. Darüber reicher, während in Deutschland   gegenwärtig bloß in einigen fagt Hermann Allmers   in seinem Marschenbuche":" Eigentliche Gegenden des oldenburgischen Saterlandes und des nordwest- Familiennamen waren bei den Friesen selbst noch bis ins 18. Jahr­lichen Schleswigs  , vor allen Dingen aber auf den Inseln, welche Hundert selten. Der Sohn erhielt zu dem( im Genitiv stehenden die Nordseeküste umjäumen, in Amrum  , Helgoland  , Sylt   u. a. friesisch gesprochen wird.

Wie sich fast von selbst versteht, waren die Haupterwerbs­zweige des rührigen Volkes von jeher Schiffahrt und Fisch fang, Handel und Viehzucht. Während des Mittel­alters waren die Friesen lange Zeit die Vermittler des Waren­austausches zwischen den Ländern des fränkischen Herrscherhauses und dem Norden Europas  . Damals hatte die Nordsee   den Namen Friesisches Meer, damals gab es friesische Quartiere in vielen Städten Frankreichs   und des westlichen Deutschlands  , damals Bogen friesische Kaufleute bis nach Straßburg   und Basel  . Die Waren aber, die sie ausführten, wurden nicht alle aus nord­germanischen Gebieten geholt, sondern auch zum Teil im Lande selbst hergestellt. Denn man verarbeitete die Wolle der selbstge: züchteten Schafe zu Tuchstoffen aller Art. Wenn wir noch jetzt ein bestimmtes Zeug als Fries, d. H. friesische Ware bezeichnen, so rührt dies von jener Zeit her. Ebenso erklärt sich daraus die Bedeutung, die das nordwestliche Deutschland   bis zur neuesten Zeit im Tuchgewerbe und Tuchhandel gehabt hat.

Der Bau des friesischen Hauses ist dem des säch fischen darin ähnlich, daß Menschen und Vieh, Getreide und Futterartikel unter einem Dace untergebracht sind, aber darin von ihm verschieden, daß die Wohnzimmer von den übrigen

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Bor.   oder Tauf-) Namen des Vaters nur noch einen eigenen Tauf namen, wie es noch jetzt auf vielen friesischen Inseln Brauch ist. Hieß z. B. der Vater Eke Lübs und man taufte seinen Sohn Siade, so hieß dieser Siade Ets, d. h. Sohn des Ete. Man kann leicht ermessen, welche bunte Verwirrung eine solche Gitte zur Folge haben mußte, und wie ganz besonders, wenn es wichtige Erbschaftsangelegenheiten betraf, die unlösbarsten Berwidelungen entstanden, die oft endlose Prozesse herbeiführten. Daher suchte eine Verordnung der hannoverschen Regierung an die Ostfriesen 1826 diesem Unwesen ein Ende zu machen. Aber wenn nun auch alle Friesen nunmehr Familiennamen angenommen haben, so be­trachten fie doch diese vielfach, wenigstens die Landbevölkerung, als unnüße Anhängsel, die nur bei Gericht und ähnlichen Gelegen­heiten erforderlich sind." Unter diesen Umständen ist es begreif­lich, daß die Friesen auch ein Sondergut von Namen aufweisen, Bildungen, die wir ausschließlich bei ihnen antreffen, wie Eit, Ghnt, Folpt, Wilt oder Jülf, Mif, Tjard oder Eggena, Tamminga Bojunga oder Ehard, Rizard, Wizard, Folzard.

Auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft ist wenig zu sagen, und auch bei dem wenigen ist nicht überall sicher, ob es hierher gehört, d. h. ob die Männer, die es geschaffen, wirklich friesischer Herkunft sind. So nimmt man vielleicht mit Recht den Novellisten Theodor Storm   für den in Frage stehenden Stamm in Anspruch, was nach seiner ganzen Geistesart und der Lage seiner *) Wir entnehmen diese Ausführungen dem soeben in 4., ber- Heimat sehr wahrscheinlich ist. Sicher hat man den Marschen­mehrter und verbesserter Auflage erschienenen 16. Bändchen der dichter Hermann Allmers   hierher zu zählen, da er aus einem alt­Sammlung Aus Natur und Geisteswelt"( Verlag von B. G. stedingischen Geschlecht entsprossen ist. Aber groß dürfte die Liste Teubner in Leipzig   und Berlin  ): Die deutschen   Volks der im Bereiche der Poesie tätigen Männer nicht sein; denn der stämme und Landschaften von Professor Dr Ostar alte Spruch hat recht, der da sagt: Frisia non cantat, Friesland  Weise Mit 29 Abbildungen und einer Dialektkarte Deutschlands  . singt nicht, d. h. hat weder viele große Dichter noch Komponisten ( Geh. Mt. 1.-, in Leinwand geb. Mt. 1.25.) laufzuweisen. Wie der ernst geartete Friese wenig Neigung zum