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Gesang hat und daher auch wenige Volfslieber fein eigen nennt, so haben sich auch nicht viele Stammesgenossen berufen gefühlt, ben Pegasus zu besteigen oder mit den Musen zu wetteifern. Aus der Zahl der Maler verdienen die Westfriesen Hobbema   und Alma Tadema   hervorgehoben zu werden.

So trifft denn auch das zu, was Jos. Kußen von den Friesen  und ihren Marschen sagt: Landstriche von so eigentümlicher Be­schaffenheit wie diese Marschen, voll Aufforderung gur fortwähren ben Wachsamkeit gegen die Angriffe des allmächtigen Elements, nur durch den anhaltenden Fleiß vieler Geschlechter errungen, fonnten nicht ohne den tiefeingreifendsten Einfluß auf die moralische Entwickelung und das ganze geistige Gepräge der Be­wohner bleiben; sie mußten insbesondere Eigenschaften hervor. rufen und fördern, die bei solchen Mühen vorzugsweise vonnöten sind und Erfolg haben. Wir können uns daher nun leichter er­flären, daß sich das Volk der Friesen   in hohem Grade durch Be. harrlichkeit, Mut, Energie, Ernst, Religiosität, Selbstgefühl, Ge­meingeist, Vaterlands. und Freiheitsliebe ausgezeichnet hat."

Die Hygiene- Husstellung.

IV. Die Berufshygiene.

Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Wir fönnen das Wort auch so verstehen: wo seine Kräfte ohne treibenden, von außen kommenden Zwang sich frei betätigen, wo geistige und körper­liche Energien einander ausgleichend und ergänzend schaffen können and wo vom Geschaffenen die Befriedigung über das Werk zurüde Strahlt und sich in die wohltuende Ruhe nach getaner Arbeit mischt, da ist der Mensch ganz Mensch!

der Dreimaster, der Berüden, der Fraduniformen, der Schnallens schuhe sind sie das noch weniger gewesen; welche Folgen sie hatten, fann freilich keine Statistik melden. Langsam nur trägt die Reform der Soldatenbekleidung der Hygiene Rechnung: sächsische Felddienst uniformen aus grauem Tuch mit Umlegetragen, die auch strategi schen Zweden beffer entsprechen, als das bunte Zuch der Uniformen, das mehr auf Paradepracht berechnet ist.

Die Berufskleidung des Arbeiters ist ebenfalls gut oder schlecht, je nachdem ob sie hygienisch ist oder nicht. Die Ausstellung ist hier merkwürdig schwach beschidt; wenn auch die meisten Berufe ihre von Zwedmäßigkeitsgründen bestimmte Arbeits­tracht haben, der Bergmannsberuf, bei dem sie sich bis zur Uniform entwidelt hat, zum Beispiel schon seit alter Zeit, so gibt es doch wiederum Berufe, die einer solchen Spezialfleidung noch bedürfen; es fann nicht richtig sein, wenn die Arbeitskleidung aus abgelegten Kleidungsstüden von bürgerlichem Zuschnitt besteht. Für land­wirtschaftliche Arbeiterinnen find Arbeitskleider, verstellbar" für verschiedene Witterungen, im Modell zu sehen; wir kommt es vor, als wenn sie trotzdem in der Hihe zu warm und in der Kälte zu dünn wären, und außerdem: soll sie der Gutsherr liefern, wären fie nicht Eigentum der Arbeiterin, so wären sicher sehr viel andere Nachteile mit dieser Kleidung verbunden. Die Anzüge der Taucher werden lediglich vom Zwed bestimmt, und Vorschläge zu befferen Formen scheint die Ausstellung nicht zu geben. Die Anzüge der Marinemannschaften könnten sicher auch in hygienischer Beziehung berbessert werden, es hat aber auch schon eine Zeit gegeben, da die englischen Matrosen Zylinder trugen!-

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Indeffen sind solche Fragen der Kleidung weniger einschneidend; bon größerer Wichtigkeit sind die hygienischen Schädigungen, die aus der Eigenart der gewerblichen Arbeit und der dabei gebrauchten Werkzeuge und bearbeiteten Rohmaterialien ent­springen. Besonders anschaulich, vor allem für die Arbeiter der Berufe selbst, ist eine Sammlung von künstlichen Steletten in drittel Lebensgröße; die die Stellung des Tischlers beim Hobeln und anderer Arbeiter bei ihren gewerblichen Verrichtungen deutlich Diesem Idealzustand, da Spiel und Arbeit einander gleich sind, machen und so am besten erklären, warum der Tischler eine Hude hat die Zivilisation ein Ende gemacht. Die Menschen merten es bekommt, wie das Bäderbein entsteht usw. Wachsabgüsse zeigen die faum, was ihnen dadurch an natürlichem Lebensspielraum ge- typischen Schwielenarten einzelner Gewerbe und auch sonstige Ver­nommen ist, und natürlich läßt es sich mit der zunehmenden Kom- änderungen der Handformen und der Haut durch eingelagerte plizierung zibilisierter Lebensverhältnisse auch kurzerhand gar nicht Fremdkörper, Kohlenstaub, Metallteile usw. Sie zeigen ferner, wie denken, wie es anders sein sollte: die Ansprüche sind gestiegen und die Hand des Chemikers bei bestimmten Arbeiten frankhaft ver­steigen immer noch, und darin liegt innerhalb der Zivilisation ändert wird, die Ekzeme des Asphalt- und Teerarbeiters, die Teer­fogar eine Notwendigkeit. In der gegenwärtigen wirtschaftlichen fräße der Arbeiter in den Anilinfabriken, zeigen ferner die äußers Verfassung der zibilisierten Bölfer muß also die Möglichkeit, daßlich sichtbaren Anzeichen der Bleiarbeiter, den Bleisaum und die Spiel Arbeit und Arbeit Spiel sei, beides aus freiem Hange ge- furchtbaren Zerstörungen der Kieferknochen durch die Phosphor­zeugt, immer mehr entschwinden. Die Arbeit muß immer mehr nekrose bei Zündholzarbeitern; es bleiben hierbei manchmal nur zur Fessel des Lebens werden; im kapitalistischen   Staat, beim noch fleine Teile des Knochens übrig, und Photographien solcher Privateigentum der Produktionsmittel, im Zeitalter der Industrie, Arbeiter und Arbeiterinnen wirken grauenerregend. In vorzüg in der immer raffinierter werdenden Arbeitsteilung muß der licher Reichhaltigkeit sind auch die Staublungen als natürliche Mensch, der nichts hat als seine geistige oder förperliche Arbeits- Präparationen zu sehen: die schwarze Lunge des Kohlenarbeiters, traft, von der Arbeit geknechtet werden, weil sie für ihn nicht Spiel die graue des Steinarbeiters, die rostrote des Stahlschleifers usw. Hierher gehören auch die Staublungen der Steinmeßen und Por fein fann, weil sie bitterer Zwang für ihn ist. zellanarbeiter, die meistens der Lungentuberkulose anheimfallen; auch die Sterblichkeit ist in diesen Berufen infolge der durch die Arbeit erzeugten Schwindsucht am größten; die Tabakarbeiter folgen in der Statistik und dann die Arbeiter der Bleifarben-, Holz- und Die Notwendigkeit, den gewerblichen Papierindustrie. Staub abzufangen, unschädlich zu machen, ist deshalb schon früh erkannt worden und zu den ältesten Arbeiterschutzmaßregeln gehören die Vorrichtungen in Farbenfabriken und Farbenreibereien, Baum woll- und Wolltrempeleien usw., den Staub von der Arbeitsstätte wegzuziehen und zu isolieren.

Dieser gegenwärtige Zustand geht natürlich auch die Hygiene an, und es entstand ein ganzes Netz von gewerbe- oder berufs­hygienischen Problemen, die sich mit den hygienischen Gefahren der Berufsarbeit befassen. Man kann dabei unterscheiden solche Berufsgefahren, die aus der Eigenart der gewerblichen Arbeit und der dabei verwendeten Materialien hervorgehen und jene Berufs­gefahren, die nicht an ein bestimmtes Gewerbe gebunden sind, sondern mehr von allgemeinen Zuständen sozialer Natur, Ent­lohnung, Wohnungsart, Arbeitszeit, Lage des Arbeitsortes usw. abhängen. Eine Unterart ist dann noch die Gefährdung der Nach­kommenschaft durch gewerbliche Erkrankungen, wie es zum Beispiel bei der Bleivergiftung so erschreckend zutage tritt.

Man würde nun freilich in der Hygieneausstellung lange suchen müssen, die berufshygienischen Probleme in dem hier geschilderten faujalen Zusammenhang dargestellt zu finden; sie verzetteln sich fast über alle Abteilungen der Ausstellung. Vielleicht erschien es weniger bedenklich, dieses Kapitel auseinanderzureißen, als den systematischen Zusammenhang der historischen Abteilung oder der für Verkehrshygiene oder Armee, Schiffs- und Kolonialhygiene zu stören. Man muß also schon in der historischen Abteilung den Anfang mit berufshygienischen Studien machen. Was wir da frei­lich sehen: eine alte Bergmanns rast stube aus den Freiberger Silberbergwerken, die in derselben Zeit in Gebrauch gewesen sein Jönnte, da in der Dresdener   Hofgesellschaft die weichsten und bequemsten Rokokomöbel benutzt wurden, läßt uns faum erkennen, daß diese Bergmannsraststube mit den Liegebänken aus unbehaue­nen Baumstämmen wirklich zu den sozialhygienischen Maßnahmen zu rechnen sei; daß man troßdem Aufhebens davon macht, beweift nur, daß es um jene Zeit mit dem Bergarbeiter an anderen Gruben noch viel trauriger bestellt gewesen sein muß. Auch die Versuche, statt des Quecksilberbelags in den Spiegelbelegereien die Gläser mit Silber zu belegen, die älter als 100 Jahre sind, können nur als notdürftiger Anfang einer Berufshygiene angesehen werden.

Damit verwandt sind die Vorkehrungen gegen die giftigen Dünste und Gase in der chemischen Industrie, die allerdings zuerst nur in primitiven Schußmasken bestanden; der moderne Arbeiter­schutz hat hier zweckentsprechendere Schutzmasken und spezielle Be­fleidungen geschaffen, die allerdings nur in Photographien aus ein­zelnen Großindustrien zu studieren sind; es gehören hierzu auch die Schubanzüge der Feuerarbeiter und Gießer und auch die der Elektriker.

Es gehört nicht hierher, zu erörtern, ob nicht in der Aus schaltung solcher Materialien, die giftig wirken, der wirkjamste Arbeiterschutz liege. Das Bleiweiß fönnte sehr wohl ausgeschaltet werden, denn für seine Verwendung besteht keine Not­wendigkeit mehr und es würden dadurch die Bleierkrankungen bei den Bleiweißarbeitern und den Bleiweißverarbeitern aufhören. Trotzdem aber ist das Blei für viele andere Zwede noch unentbehra lich, und das scheint auch von vielen anderen Materialien zu gelten. Eine vorzüglich zusammengestellte Sammlung zeigt diese gewerb lichen Gifte, die Metalle und die Leichtmetalle in ihren verschiedenen Formen, und es ist fast nur das Gold; das keinerlei Vergiftung hervorzubringen imstande ist. Die Behandlung der Hasenhaare für die Filzhutfabrikation durch Quecksilber, die ebenfalls Bergiftungs­erscheinungen bei den Filzarbeitern, bei den Hutmachern und bei den Trägern solcher Hüte hervorrufen kann, gibt ein Beispiel, wie Beginnen wir deshalb bei dem Punkt, der uns im vorigen weit solche Gifte verderblich wirken können. Bei den Kohlena Bericht zuletzt beschäftigte: bei der Hygiene des militäri.toffverbindungen hat sich die Ausstellungsleitung einges schen Berufs, der eben auch als ein Beruf angesehen werden standenermaßen eine Reserve auferlegt, weil hier die Unentbehrlich einstweilen oder für immer, tann. Die heute noch gebräuchlichen Uniformen mit ihrem Tsching- feit der giftigen Kohlenwasserstoffe erwiesen ist; sie werden zur Herstellung von tara bon bunten Farben beruhen auf Ueberlieferungen aus dem sei dahingestellt Orient, namentlich aus der Türkei  , und sie sind alles andere denn Arzneimitteln, Farbstoffen und anderen notwendigen Kulturs gesunde Kleidungsstücke. Aber früher, in der Zeit der Bärenmüten, I produkten" gebraucht,