uni) mitgenommen von Arbeit. Nickst ein Fleck an ihr strahltedas Licht wieder aus. sie glich irgendeinem unterirdischenWesen, das sich an die Oberfläche verirrt hat. Sie ging totdurch die Stube und lieh sich in Großmutters Stuhl fallen,da saß sie und hing nach der einen Seite herunter und ver»zerrte hin und wieder das Gesicht.„Sie hat sa den Schaden im Rücken," sagte die Mutterund strich ihr über das dünne unschöne Haar,„den hat sie ge-kriegt, weil sie Doktors kleinen Jungen immer schleppt, der isso groß und dick. Aber so lange der Doktor nichts sagt, kannes wohl nichts Gefährliches sein.— Ja, Du bist wahrhaftigfrüh von Haus gekommen, mein Kind, aber dafür hast.Duauch Dein gutes Essen nud lernst Dich tummeln.— Undtüchtig das is sie. sie wartet Doktors drei Kinder ganz alleinauf! Die Aelteste is in ihrem Alter, aber die muß sie an- undausziehen. Solche feine, die lernen ja nich, sich selbst auf-warten."Pelle starrte sie neugierig an.!Er hatte selbst viel durch-gemacht: aber sich zum Krüppel an Kindern schleppen, dievielleicht kräftiger waren als er selbst, das sollt' ihm keinerzumuten!„Wozu schleppt sie denn die überfütterten Göhren?"sagte er.„Gehütet werd'n soll'n sie ja," antwortete die Frau,>und die Mutter, die ja die Nächste dazu war', die hat wollkeine Lust!— Sie bezahlen ja dafür."„Wenn ich es wär', ich ließ die Göhren fallen— ja, ichließ sie fallen," sagte Pelle unverzagt.Die Kleine streifte ihn mit ihrem stumpfen Blick, jetztschimmerte ein schwaches Interesse darin auf. Aber das Ge-ficht behielt seine festgeschlagene Gleichgültigkeit, es war un-möglich zu sagen, was sie dachte, so hart und erfahren warihr Ausdruck.„Du solltest ihr nichts Schlechtes beibringen," sagte dieMutter,„sie hat schon so genug, womit sie kämpfen muß, siehat einen harten Sinn.— Und nu sollst Du zu Bett gehen,Karen," sie liebkoste sie abermals;„Vater kann W ja nichgut vertragen. Dich zu sehn, wenn er was in' Kopf hat.—Er hat Dich so lieb," fügte sie hilflos hinzu,lFortsetzung folgt.).frl. Sonnenstradl und Muchcl,der Knecht.Wir sind jetzt zu Hause der Ansicht, daß es ein alter Unsinnist, das mit der Eizelle und den Samenfädchcn, die angeblich alleineinen Menschen zuwege bringen können. Das genügt uns nichtmehr. Es muß irgendwo ein wundersames Kinderland geben.Vielleicht auf der Sonne oder auf den Sternen; aber das ist unseinerlei wo. Irgendwo treiben sie sich herum, diese Putten, dieseskleine, duftige, göttliche Gesindel. Warum sie dann irgendwoherunterfallen, wenn zwei Menschen auf der Erde sich lieben undwarum sie sich dann da einmischen, ach, daS ist alles so schwer. Wirkönnen es wirklich nicht sagen.Dieser Wechsel in unseren Anschauungen hat sich bei mir undmeiner Frau vollzogen, seitdem Eva angekommen ist. Das istnämlich der Taufname für Fräulein Sonnenstrahl, wie es inWirklichkeit heißt. Dieses zehn Monate alte Kind gibt uns viel zudenken. Nicht als ob es sehr schön oder sehr klug wäre. MeineFrau findet zwar beides. Aber es stimmt nicht. Alle Mütterhaben solche Ideen. Nein, eS ist etwas anderes. Dieses Kindist— gut.Es ist nur ein zierliches, rosiges Menschlein, wie ein FlöckchenLicht oder ein Schmilzlcin Gold, und wir haben oft Angst, es könne,wie das bei kleinen Sonnenkringcln manchmal geht, auf einmalnicht mehr da sein und bei uns nur so vorüber huschen. Es istgar nicht kränklich oder schwach, aber es hat etwas— ja wie sollich sagen— so lichthaftes. Es fitzt in seinem Wagen und lächeltsüß, holdselig, sonnig in die Welt. Wir befürchten, es weiß nicht,wo es ist. Wer zur Türe hereinkommt, erhält einen Lichtscheinaus seinen hellen Augen und ein Lächeln von seinem kleinen Mund.DaS Strahlen ist fast eine Tätigkeit bei ihm. Nur wenn die Flaschenicht zur rechten Zeit konimt, sieht es uns ein wenig erstaunt an.brummt wohl auch ein bißchen und steckt aber dann den Finger inden Mund, als wollte es dem ungeduldigen Magen sagen:„Dahast du mal was, du Freßsack. Die Leute haben doch so viel zutun. Das geht alles nicht so schnell." Und dann lutscht es eifrigund zufrieden, bis die Flasche endlich kommt.Das ist das seltsame an diesem Kind. Es hat eine himmlischeGeduld. Wenn es schlafen soll und nicht gerade mag, und dieMutter ihm dies mit ernsten Worten vorhält und auch noch ein ein-dringlicheres Mittel anwendet— denn sie hat schon Sechsen daSSchlafen gelehrt— dann lacht Fräulein Sonnenstrahl zu allem.Daß daS böse gemeint sein könne, daß es überhaupt so etwas wieBöseS geben könne, daran denkt e? nicht km enifcrntesten. Wen»sein kleiner Bruder vermeintlich unbeobachtet das Schwesterchenheimlich an den Ohren zieht und die Beobachtungen darüber an«stellt, ob es auch so ein komisches Gesicht mache wie die älterenBrüder, wenn sie einmal bei den Ohren genommen werden, dannist er jedesmal höchst erstaunt. Denn Fräulein Sonnenstrahlnimmt diese seltsamen Studien des Bruders für Liebe und lächeltholdselig dazu. Und dem Bruder schlägt dann das kleine Gewissenvor diesem großen Glauben, und er macht dann zärtlich„Aja",gerade als ob es wirklich nur Liebe gewesen wäre. Und FräuleinSonnenstrahl lächelt dann noch holdseliger.Das ist das Schlimmste an diesem sonderbaren Kind, daß eSan uns alle glaubt, an unsere Liebe, Güte und Geduld. Und wirsind oft bange vor dem Tag, wo es herausbekommt, daß das alle?nicht stimmt, daß es ganz wo anders ist.»Der, welcher Fräulein Sonnenstrahl so gerne heimlich bei dettOhren nimmt, heißt Muckel, der Knecht. Er ist ständig in irgend»einem Dienste beschäftigt, und was dieses zwei Jahre alte Kindalles zu tun hat, das läßt sich gar nicht sagen. Er muß die Weltergründen, und dabei gibt es furchtbar viel Arbeit. Woher ereigentlich gekommen ist, das wissen wir auch nicht. Meine Frausagt vom Mars, weil er so kriegerisch sei.Er ist in allem das reine Gegenteil von Fräulein Sonnen«strahl, stämmig, tieffinnig, herb und entsetzlich trotzig. SeinPrinzip heißt: arbeiten und nicht verzweifeln. Wenn er morgen?zu mir herunterkommt, dann muß er sich zuerst einen meineralten Filzhüte auf den Kopf setzen. So schafft es sich leichter.Zuerst werden die vor dem Ofen aufgebeugten Holzblöcke in ver»schicdene Teile der Wohnung placiert, am liebsten in die Betten.Dann hat er den Bücherschrank auszuräumen und mir die Bücherzu bringen, deren ich nach seiner Ansicht jetzt gerade dringendbedarf— Einwendungen in dieser Hinsicht finden bei ihm keinGehör.Er weiß genau, was ich nötig habe. Wenn er müde ist. dannsetzt er sich auf den Boden neben den Bücherschrank und hält einkleines italienisches Taschenwörterbuch, zu dem er eine leidenschaft-liche Liebe hegt, fest unter dem Arm. Dann muß er aber doch auchim Schlafzimmer auf dem Waschtisch nachsehen, ob die Fläschchenwieder so schön in einer Reihe dastehen. Wenn der Stuhl, den erzum Waschtisch ziehen will, um hinaufzusteigen, störrisch ist undnicht gleich folgt, wird der Knecht sehr zornig und verabreicht ihmzuerst eine Portion Prügel. Dann geht es. Wenn nun die Gläs-chen und Scbachteln und Zahnbürsten alle heruntergeholt sind undMuckel endlich die Büchse mit den Pillen aufgebracht und dieschönen, eigentlich zu einem anderen Zwecke bestimmten Kügelchenalle richtig in daS Fläschchen mit Haaröl gebracht hat, kommt ge-wohnlich die Mutter dazu. Fast immer gerade in einem solchenAugenblick.Wenn sie dann noch die sonstigen Arbeiten MuckelS am Bücher-schrank betrachtet, so zieht sie, was ich nicht verschweigen will.manchmal meine erzieherischen Fähigkeiten in Zweifel. AberMuckel schaut in der bestimmten Erwartung, daß ich tieferes Ver-ständnis für seine Tätigkeit habe als seine Mutter, mit einem sofesten Blick zu mir auf, daß ich nicht umhin kann, den Knecht zuverteidigen.„Was in der Welt getan werde, das sei schließlich egal. DieHauptsache sei, daß überhaupt etwas getan werde. Das allerdingsmüsse mit Aufrichtigkeit und ganzer Hingabe geschehen. Und dannwürde einmal alles gut."So etwa spreche ich zu Muckels Mutter, die darauf köpf»schüttelnd hinausgeht und Muckel wieder daS Feld überläßt. ZurBelohnung für meine Verteidigungsrede erhalte ich einen große»Band von Meyers Konversationslexikon, den der Knccbt kaumschleppen kann. Hierauf hat er aber auch noch nach der Vorhang-stangc zu sehen, die man ihm gestern wegnahm. Weshalb, daSwußte er wahrhaftig nicht. Nach zehn Minuten hat er sie. Erist ein ausdauernder Sucher. Im nächsten Moment klirrt derZylinder der Hängelampe zu Boden. Ich drehe mich um. DerKnecht steht da mit seiner Stangc, ganz und gar nicht bestürzt.„Hast Du das kaput gemacht, Muckel?"„Ja, taput," sagt er sachlich und nüchtern, so wie man etwavon einer erfüllten Pflicht spricht.Und so ist es mir ganz klar. Muckel muß einfach daS alle?tun. Es ist seine heilige Aufgabe, die Dinge vorerst kaput zumachen. Das ist jetzt seine einzige Möglichkeit, schöpferisch zuwirken. Das Positive wird später schon von selbst kommen. Erglaubt zwar nicht an uns, aber an sich und sein Werk. Ich glaube,Muckel wird einmal ein großer Mann werden, und heimlich glaubtmeine Frau das auch. A. F.„Der Laubenkolomftals Gärtner und Kleintierzüchter.Von der Vermehrung der Sommerblumen undStauden.Bei der Blumenzucht des Liebhabers spielt neben der Pfleg«und der Erhaltung de» Vorhandenen auch die Vermehrung eine